Schweitzer Fachinformationen
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Okay. Keine Panik. Keine Panik. Das ist bloß eine VISA-Rechnung. Ein Stück Papier; ein paar Zahlen. Ich meine - ein paar lächerliche Zahlen. Nichts, wovor man Angst haben müsste.
Ich blicke starr aus dem Bürofenster, beobachte einen Bus, der die Oxford Street hinunterfährt, und zwinge mich, den weißen Umschlag zu öffnen, der auf meinem chaotischen Schreibtisch liegt. Nichts weiter als ein Stück Papier, sage ich mir schon zum tausendsten Mal. Und ich bin schließlich nicht blöd, oder? Ich weiß genau, wie hoch diese VISA-Rechnung ausfällt.
Ziemlich genau. Also, so ungefähr.
Ungefähr. zweihundert Pfund. Dreihundert vielleicht. Ja, vielleicht dreihundert. Allerhöchstens dreihundertfünfzig.
Ich schließe die Augen und fange an zu rechnen. Das Kostüm von Jigsaw. Abendessen mit Suze bei Quaglino's. Und dann dieser geniale rot-gelbe Teppich. Der hat allerdings zweihundert Pfund gekostet, jetzt, wo ich drüber nachdenke. Aber die war er auch wert. Ist von allen bewundert worden. Na ja, zumindest von Suze.
Und das Jigsaw-Kostüm war im Angebot - 30 % reduziert. Da habe ich also im Grunde Geld gespart.
Ich mache die Augen auf und greife nach der Rechnung. In dem Moment, in dem ich das Papier berühre, fallen mir die neuen Kontaktlinsen ein. Fünfundneunzig Pfund. Stolzes Sümmchen. Aber die musste ich nun wirklich kaufen. Oder sollte ich blind wie ein Maulwurf durch die Gegend laufen?
Natürlich musste ich dafür aber auch neue Reinigungslösungen kaufen und ein hübsches Döschen und einen antiallergischen Eye-Liner. Alles in allem war ich damit bei. vierhundert?
Am Nachbarschreibtisch sieht Clare Edwards von ihrer Post auf. Jeden Morgen sortiert sie alle ihre Briefe auf ordentliche Stapel, hält diese mit Gummibändern zusammen und steckt Zettelchen dran, auf denen steht »Sofort beantworten« oder »Nicht dringend, aber beantworten« oder Ähnliches. Ich kann Clare Edwards nicht ausstehen.
»Alles in Ordnung, Becky?«, fragt sie.
»Ja, ja«, sage ich fröhlich. »Ich lese nur gerade einen Brief.«
Beschwingt fasse ich in den Umschlag, doch ich ziehe die Rechnung nicht ganz heraus. Meine Finger erstarren förmlich, während ich mir - wie jeden Monat - nur noch eins sehnlichst wünsche.
Soll ich Ihnen verraten, wovon ich heimlich träume? Das hat mit einer Verwechslungsgeschichte zu tun, die ich mal in der Zeitung gelesen habe. Ich fand die Geschichte so toll, dass ich den Bericht ausgeschnitten und mir an die Kleiderschranktür gehängt habe. Zwei Kreditkartenabrechnungen wurden jeweils dem falschen Empfänger zugeschickt, und - man stelle sich das mal vor! - beide haben die verkehrte Rechnung bezahlt, ohne die Verwechslung überhaupt zu bemerken! Sie haben die Rechnung des jeweils anderen bezahlt, ohne sie zu überprüfen.
Seit ich diese Geschichte gelesen habe, habe ich diesen geheimen Traum, dass mir genau das Gleiche passiert. Irgendeine klapprige alte Dame in Cornwall bekommt meine enorme Rechnung zugeschickt und bezahlt sie, ohne sie sich genauer anzusehen. Und ich bekomme ihre Rechnung für drei Dosen Katzenfutter á £ 1,99 zugeschickt. Die ich selbstverständlich sofort bezahle. Da muss man schon fair bleiben.
Mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht sehe ich aus dem Fenster. Ich bin davon überzeugt, dass es diesen Monat so weit ist - mein Traum wird wahr. Aber als ich dann endlich unter Clares neugierigem Blick die Rechnung aus dem Umschlag ziehe, reduziert sich das Grinsen zu einem Lächeln und verschwindet schließlich ganz. Irgendetwas schnürt mir die Kehle zu. Könnte Panik sein.
Das Blatt Papier ist von oben bis unten schwarz bedruckt. Diverse bekannte Namen tanzen vor meinen Augen wie in einer Shopping Mall. Ich versuche, sie zu lesen, aber sie bewegen sich zu schnell. Thorntons, erhascht mein Blick. Thorntons Chocolates? Was zum Teufel hatte ich denn bei Thorntons Chocolates verloren? Ich war doch auf Diät. Diese Rechnung konnte einfach nicht stimmen. Das konnte nicht meine sein. Ich konnte nie und nimmer so viel Geld ausgegeben haben.
Keine Panik!, ermahne ich mich innerlich. Panik bringt überhaupt nichts. Jetzt lies ganz langsam jeden einzelnen Posten durch, einen nach dem anderen. Ich atme tief ein und zwinge mich, die Rechnung ganz ruhig von oben nach unten durchzulesen.
WH Smith (Genehmigt. Schreibwaren braucht schließlich jeder mal.)
Boots (dito)
Specsavers (lebensnotwendig)
Oddbins (eine Flasche Wein - lebensnotwendig)
Our Price (Our Price? Ach, ja. Das neue Album von den Charlatans. Na, das musste ich nun wirklich haben.)
Bella Pasta (Abendessen mit Caitlin)
Oddbins (Flasche Wein - lebensnotwendig)
Esso (Benzin zählt nicht)
Quaglino's (teuer, aber eine Ausnahme)
Prêt à Manger (da war mir das Bargeld ausgegangen) Oddbins (Flasche Wein - lebensnotwendig)
Rugs to Riches (was? Ach, ja, der Teppich. Blöder Teppich)
La Senza (sexy Unterwäsche für Verabredung mit James)
Agent Provocateur (noch sexiere Unterwäsche für Verabredung mit James. Hm. Hat auch nichts genützt.)
Body Shop (dieses Hautrubbelteil, das ich unbedingt brauche)
Next (eher langweiliges weißes Hemd - war aber im Angebot)
Millets .
Halt, Stopp, Moment! Millets? Ich setze niemals auch nur einen Fuß in den Millets-Laden. Was zum Teufel sollte ich denn bei Millets wollen? Ratlos starre ich auf die Rechnung, runzle die Stirn und versuche, nachzudenken - und da dämmert es mir. Ganz klar. Irgendjemand anders hatte meine Karte benutzt.
Oh, Gott. Ich, Rebecca Bloomwood, bin das Opfer eines Verbrechens geworden.
Jetzt bekam das alles einen Sinn. Irgendeiner hatte meine Kreditkarte geklaut und meine Unterschrift gefälscht. Wer weiß, wo er die Karte sonst noch benutzt hat? Kein Wunder, dass so viele Posten auf meiner Abrechnung sind! Irgendjemand war mit meiner Karte in London auf Einkaufstour gewesen - und dachte, er würde ungeschoren davon kommen.
Aber wie hatte derjenige das angestellt? Ich krame mein Portemonnaie aus der Handtasche, klappe es auf - und sehe meine VISA-Karte. Ich nehme sie heraus und betrachte sie. Irgendjemand musste sie mir aus dem Portemonnaie geklaut, sie benutzt und dann wieder zurück ins Portemonnaie gesteckt haben. Es muss jemand gewesen sein, den ich kenne. Oh, Gott. Wer?
Misstrauisch sehe ich mich im Büro um. Wer auch immer das war, konnte nicht besonders helle sein. Meine Karte bei Millets zu benutzen! Das war ja lachhaft. Wo ich doch nie bei Millets einkaufte!
»Bin doch noch nie bei Millets gewesen!«, sage ich laut.
»Natürlich«, sagt Clare.
»Was?« Wenig erfreut über diese Unterbrechung, drehe ich mich zu ihr um. »Wann?«
»Du hast doch Michaels Abschiedsgeschenk bei Millets gekauft, oder nicht?«
Ich starrte sie an und merke, wie mein Lächeln erstirbt. Mist. Klar. Der blaue Anorak für Michael. Der blöde blaue Anorak von Millets.
Als Michael, unser stellvertretender Chefredakteur, vor drei Wochen bei uns aufhörte, habe ich mich freiwillig bereit erklärt, das Geschenk für ihn zu besorgen. Ich nahm den braunen Umschlag mit den Münzen und den Scheinen mit in den Laden und suchte einen Anorak aus. Und im letzten Moment - jetzt fiel es mir wieder ein - beschloss ich, mit Kreditkarte zu zahlen und das überaus praktische Bargeld für mich zu behalten.
Ich kann mich lebhaft daran erinnern, wie ich die Fünf-Pfund-Scheine aus dem Umschlag gefischt und sorgfältig in mein Portemonnaie gesteckt habe, wie ich die Pfundstücke in das Münzfach und das restliche Kleingeld lose in meine Handtasche habe fallen lassen. Oh, gut, dachte ich. Dann muss ich ja gar nicht zum Geldautomaten. Ich dachte, das würde Wochen reichen.
Aber wo war das Geld bloß abgeblieben? Ich konnte doch nicht einfach so sechzig Pfund ausgegeben haben, ohne es zu merken, oder?
»Wie kommst du überhaupt darauf?«, fragt Clare und beugt sich nach vorne. Hinter den Gläsern ihrer Brille funkeln zwei kleine, runde Röntgenaugen. Sie weiß genau, dass ich mit meiner VISA-Rechnung beschäftigt bin. »Nur so«, sage ich und wende mich ohne ein weiteres Wort der zweiten Seite meiner Rechnung zu.
Aber ich bin irgendwie aus dem Konzept. Statt das zu tun, was ich sonst immer tue - nämlich mich auf den erforderlichen Mindestbetrag zu konzentrieren und den Gesamtbetrag zu ignorieren -, starre ich ungläubig auf die allerletzte Zahl.
Neunhundertneunundvierzig Pfund und dreiundsechzig Pence. Schwarz auf Weiß.
Schweigend glotze ich die Zahl etwa ein halbe Minute an, dann stopfe ich die Rechnung wieder in den Umschlag. In diesem Moment habe ich das Gefühl, dass dieses Stück Papier überhaupt nichts mit mir zu tun hat. Ehrlich. Wenn ich es einfach unachtsamerweise hinter meinem Computer auf den Boden fallen lassen würde, würde es vielleicht verschwinden. Die Putzkolonne würde es aufsammeln und entsorgen, und ich könnte behaupten, die Rechnung nie bekommen zu haben. Schließlich kann man mich nicht für eine Rechnung verantwortlich machen, die ich nie erhalten habe, oder?
Ich reime mir schon einen entsprechenden Brief an die Geschäftsleitung von VISA zusammen. »Sehr geehrte Damen und Herren! Ihr Schreiben befremdet mich. Von welcher Rechnung reden Sie eigentlich? Ich habe nie eine Rechnung von Ihrem Unternehmen erhalten. Ihr Ton gefällt mir gar nicht, und ich hätte gute Lust, den Fan publik zu machen und mich an die Sendung Watchdog zu wenden.«
Notfalls könnte ich auch auswandern.
»Becky?« Ich reiße den Kopf hoch und sehe, dass Clare mit mir...
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