Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Die gute Nachricht ist: Verfilzte Faszien sind ein Leben lang regenerierbar. Das ist eine wesentliche und wundervolle Grundlage für Ihren Heilungserfolg. Im Gegensatz zu vielen anderen körperlichen Beschwerden, wie zum Beispiel Arthrose, haben Sie so die Möglichkeit, an der Gesundung Ihres Fasziensystems selbst aktiv mitzuwirken. Um das zu erreichen, sollten Sie sich zuvor einiges verdeutlichen.
Zunächst möchte ich Ihnen die wesentlichen Grundlagen vermitteln, die für Ihre Selbsteinschätzung der Beschwerden notwendig sind. Faszienschmerzen sind im Gegensatz zu Muskelschmerzen eher emotional spürbar. Doch was bedeutet das und wie erkennen Sie den Unterschied? Ein Schmerz in den Faszien wird oft als gemein, fies oder sogar hinterhältig beschrieben, also zusätzlich mit dem Ausdruck eines Gefühls belegt. Muskelschmerzen hingegen bekommen in aller Regel eher die Adjektive »dumpf«, »tief« oder »bohrend«.2 Schon diese Attribute zeigen, dass Faszienstörungen mit unseren Emotionen verbunden sind, dass sie uns sehr nahegehen. Ein Muskelschmerz wird gemeinhin auf anderer Ebene eingeordnet und eher sachlich erklärt. Er scheint uns ferner zu bleiben.
Stellen Sie sich eine Wurst vor, zum Beispiel eine Bratwurst. Faszien umhüllen die Muskeln wie die Wurstpelle den Wurstbrei. Nach meinen praktischen Erkenntnissen - und die Wissenschaft bestätigt das - entsteht der Schmerz, beispielsweise nach dem Sport, meist in der Wurstpelle und nicht im Wurstbrei. Muskeln haben kaum Schmerzempfänger. In den Faszien hingegen befinden sich, wie Sie bereits erfahren haben, mehr als 100 Millionen solcher Schmerzrezeptoren. Das Problem liegt also in der Pelle und wird als »Faszienkater« wahrgenommen. Einen Muskelkater, von dem bisher allgemein gesprochen wird, gibt es in diesem Sinne nicht.
Mit Schmerzen zu trainieren oder gar gegen die Schmerzen anzutrainieren, ist nicht ratsam, denn grundsätzlich gilt: Schmerzen sind in der Übungstherapie immer kontraproduktiv. Zuerst ist es daher wichtig, die Ursache in den Griff zu bekommen. Die Cupping-Physiotherapie, basierend auf meinem Fachwissen der Neuroorthopädie, hilft im ersten Schritt, schmerzfrei zu werden. Darüber hinaus sind Sie aber auch selbst gefragt und haben durch die Selbsttests (siehe ab Seite 32) die Chance, Ihren speziellen Problempunkt zu entlarven. Durch das Gesamtpaket von gezielten Schmerzentlastungslagerungen, Selbstzugübungen und Mobilisationen (siehe ab Seite 54), unterstützt durch den Einsatz von Cups, können Sie bald eine deutliche Schmerzreduktion erfahren. Erst ab diesem Moment erweitern Sie Ihr Übungskonzept schrittweise bis hin zum Krafttraining.
Mit Cupping und Physiotherapie vereinen sich zwei bewährte Methoden zu einer umfassenden, neuartigen Symbiosetherapie. Ursprünglich war Cupping nur das, was man Schröpfen nannte, da es die englische Bezeichnung dafür ist. Früher wurde das Schröpfen als nicht wissenschaftliche Methode zur Umstimmungsbehandlung eingesetzt. Nur mit Unterdruck - und teilweise blutig - wurde das Körpergewebe mithilfe von Gläsern oder Kunststoffbehältern - beide waren mit harten Rändern versehen - angesaugt. Die Markierungen blieben oft mit starken Verfärbungen wochenlang auf der Haut. Heutzutage ist es den Entwicklern der modernen Cups gelungen, eine gut anwendbare, nahezu ideale Cupping-Physiotherapie zu ermöglichen. Der flexible Rand und die Spitze der Cups sind entscheidend, um schonend, aber effektiv damit zu behandeln. Die Möglichkeiten, mit Unterdruck, Druck, Zug und Rotation zu arbeiten, stellen ebenfalls Meilensteine in der Faszienbehandlung und Faszienselbstbehandlung dar. Physiotherapie kombiniert mit Cupping bietet damit die Chance, die ganze, große Klaviatur zu spielen: von der Wirbelsäulen- und Gelenkoptimierung über die Lösung myofaszialer Veränderungen und der Schmerzreduktion bis hin zu Bewegungserweiterung.
Cups sind aus Biosilikon gefertigte Hohlgefäße, versehen mit einem spezifischen, der Dreidimensionalität des Fasziengewebes entsprechenden, anschmiegsamen Rand.
Die Cupping-Physiotherapie ermöglicht eine Ganzkörperbehandlung. Sie wirkt von außen angewendet auf Ihren gesamten Körper und ebenso auf das Körperinnere. Stellen Sie sich die äußere Faszienumhüllung Ihres Körpers wie einen Taucheranzug vor. An diesem können zahlreiche Einengungen, Verklebungen oder Verfilzungen vorhanden sein, was nachteilige Konsequenzen für Ihr Körperinneres hat. Die Folge äußerer faszialer Veränderungen können Bewegungseinschränkungen, Organbelastungen oder myofasziale Dysfunktionen, also Schmerzen oder funktionelle Störungen im Bewegungsapparat, bei denen der auslösende Faktor in der muskelumhüllenden Struktur liegt, sein. Mit den Cups machen Sie Ihren Faszien-Taucheranzug wieder zu einer geschmeidigen Hülle, die Ihnen die Bewegungsfreiheit verschafft, die Sie brauchen. Die gezielten physiotherapeutisch bewährten Übungen, die auf dieses Ziel ausgerichtet sind, bringen Sie wieder ins Lot. Auch Ihren körperinneren Faszien wird dann mehr Elastizität und Leichtigkeit zuteil. Dadurch erlangen Sie wieder eine wohltuende Beweglichkeit und schlussendlich mehr Schmerzfreiheit.
Um die Erfolge der Cupping-Physiotherapie wirklich zu spüren, brauchen Sie eigentlich nicht mehr als etwas Geduld und Beharrlichkeit. Sie wissen ja: Faszien sind ein Leben lang regenerationsfähig. Und Sie selbst können daran effektiv mitarbeiten. Mit dem richtigen individuellen Konzept beschleunigen Sie die Regeneration nachhaltig. Durch regelmäßiges Cupping, am besten fünfmal pro Woche, werden Sie Ihren Faszien neue Spannkraft verschaffen. Sie werden diesen Effekt schon nach etwa fünf Monaten Selbstbehandlung beim Griff in das Fasziengewebe am Arm oder Rücken deutlich ausmachen können. Nach sieben Monaten wird sich Ihre gesamte Faszienstruktur im Körper nachvollziehbar verjüngt und erneuert haben. Das belegen wissenschaftliche Studien und meine Erfahrung in der Anwendung bei Patienten eindeutig.
Bauen Sie sich eine Faszienrolle. Dazu stecken Sie die Hohlräume der großen Cups fest zusammen.
Cupping to go: Nehmen Sie Ihre Lieblingscups doch einfach mit. Immer wieder entstehen im Alltag Warte situationen, die Sie für eine Selbstbehandlung nutzen können. Mittels eines Karabiner hakens befestigen Sie einen oder zwei Cups an Ihrem Schüsselbund. Dafür wird der Cup am oberen Rand vorsichtig durchbohrt. Befestigen Sie ihn mit einer kleinen Unterlegscheibe von innen, das sorgt dafür, dass keine Luft entweicht. Im Nu ist Ihr Cup für Sie bereit.
Myofasziale Triggerpunkte wurden schon vor etwa sechs Jahrzehnten von der Wissenschaft entdeckt und beschrieben. Die US-amerikanischen Autoren Dr. Janet Travell und Dr. David Simons entwickelten in den 1950er-Jahren ganz konkret und detailliert ihre Methode zur Lokalisation und Therapie dieser Bereiche. Damals lösten sie allerdings Triggerpunkte durch starken Fingerdruck oder eine Injektion und stellten anschließend eine spontane Schmerzverbesserung fest.3 Ich habe dieses Fachwissen genutzt und die Methode physiotherapeutisch weiterentwickelt.
Viele Triggerpunkte Ihres Körpers sind durch eine punktuelle Schmerzempfindlichkeit mit Ausstrahlungen in angrenzende Bereiche gekennzeichnet. Mit den Cupping-Techniken können Sie die myofaszialen Triggerpunkte selbst lösen. Wie das genau geht, werden Sie im Anwendungsteil dieses Buch erkennen und erlernen (siehe ab Seite 44). Faszienbänder sind eher strichförmig verlaufende Schmerzbereiche. Meist können sie durch das Aufzeigen des genauen Schmerzverlaufs mit den eigenen Fingern angezeigt werden. »Hier ganz genau zieht es mir fies entlang«, lautet der sehr treffende Kommentar eines meiner Patienten dazu.
Stephen Typaldos entwickelte bereits vor 20 Jahren so das Faszien-Distorsionsmodell (FDM)4 und nannte die linearen Schmerzlinien, die er empirisch erkannte, pauschal Triggerbänder. Ich bezeichne diese heute als Faszienbänder, weil ich das als treffender empfinde. Diese Bänder verlaufen anatomisch beschrieben etwas anders als von Typaldos beschrieben und sind eng mit den Fasziensepten, also den Trennwänden der Faszien, verbunden. Ganz individuell und aufgrund von Bewegungsstereotypen und -gewohnheiten verfilzen sich die Faszienbänder. Die Cupping-Physiotherapie vermag sie mit verschiedenen darauf gezielt ausgerichteten Techniken wieder zu lösen.
Gesamtschau aller Triggerpunkte und...
Dateiformat: ePUBKopierschutz: Wasserzeichen-DRM (Digital Rights Management)
Systemvoraussetzungen:
Das Dateiformat ePUB ist sehr gut für Romane und Sachbücher geeignet - also für „fließenden” Text ohne komplexes Layout. Bei E-Readern oder Smartphones passt sich der Zeilen- und Seitenumbruch automatisch den kleinen Displays an. Mit Wasserzeichen-DRM wird hier ein „weicher” Kopierschutz verwendet. Daher ist technisch zwar alles möglich – sogar eine unzulässige Weitergabe. Aber an sichtbaren und unsichtbaren Stellen wird der Käufer des E-Books als Wasserzeichen hinterlegt, sodass im Falle eines Missbrauchs die Spur zurückverfolgt werden kann.
Weitere Informationen finden Sie in unserer E-Book Hilfe.