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Zentrale Erkenntnisse
Die Rhetorik von ARISTOTELES ist eines der frühesten und einflussreichsten Werke zur Redekunst in der Menschheitsgeschichte. Das Buch ist eine erstaunlich zeitgemäße praktische Abhandlung über die drei Faktoren einer überzeugenden Rede: den Charakter einer Rednerin, das Wecken von Emotionen beim Publikum und die Rede selbst (als Abfolge von sachlich-logischen Argumenten etc.).
Beindruckend ist, wie aktuell ARISTOTELES die unterschiedlichen Affekte sowie die psychologischen Profile von Alterskohorten beschreibt: Die Jungen hätten noch keine Not erfahren, würden ihren leiblichen Begierden nachgehen, seien gutwillig, aber auch impulsiv; die Älteren dagegen seien schon oft enttäuscht worden und würden deshalb eher gegensätzliche Charakterzüge aufweisen. Stark in den Vordergrund rücken die Emotionen des Publikums, die eine Rede auslöst. Eine ethisch handelnde Rednerin darf diese Effekte jedoch nicht dazu nutzen, das Publikum zu täuschen.
»Aber da die gesamte Beschäftigung mit der Rhetorik auf den Schein hinausläuft, so haben wir uns eben damit zu befassen, nicht weil es richtig, sondern weil es notwendig ist, da die Gerechtigkeit nicht mehr von einer Rede verlangt, als dass sie weder kränken noch allzu erfreuen soll. Gerechtigkeit ist ja ein Kampf mit bloßen Fakten, so dass alles, was über Beweise hinausgeht, überflüssig ist. Dennoch ist sie (»die rhetorische Theorie«, Anm. d. Verf.), wie bereits gesagt, wegen der Schlechtigkeit der Zuhörer von großer Bedeutung.« (ARISOTELES 1999, Buch III, Kapitel 1, Abschnitt 5, Sätze 3-5)
Rhetorik ist eine Grundkompetenz des täglichen Lebens, nicht nur für Politikerinnen und alle in der Öffentlichkeit stehenden Menschen. Bereits seit der Antike hatte Rhetorik als eine der sieben freien Künste einen hohen Stellenwert in der Bildung. Leider wird an die Errungenschaften im heutigen Bildungswesen wenig angeknüpft. Stattdessen lernen Schülerinnen von heute, rhetorische Stilmittel und Reden zu analysieren sowie Powerpoint-Präsentationen ansprechend zu gestalten. Erst im Studium - viel zu spät - findet eine ernsthafte praktische Befassung mit Rhetorik statt. Gleichzeitig existiert auf dem Buch- und Workshopmarkt ein großes Spektrum an einschlägigen Angeboten. Die Rhetorik von ARISTOTELES bestätigt eindrücklich, dass angeblich neue Erkenntnisse eigentlich nur solche sind, die in Vergessenheit geraten sind.
Modellgebiete: Philosophie, Sozialpsychologie, Rhetorik
»Von der Kunst, durch logische Schlüsse ethisch zu überzeugen« - so in etwa könnte man die Intention des im 4. Jahrhundert vor Christus erschienenen Werkes des griechischen Philosophen Aristoteles sinngemäß in die heutige Sprache übersetzen. Es ist an dieser Stelle nicht erforderlich, die Bedeutung des Gesamtwerkes von Aristoteles und seiner Rhetorik zu betonen, die auf viele Generationen von Staatsmännern und Rhetorikschulen, u.a. auch Cicero, nachgewirkt haben.
Natürlich kann man die Aristotelische Rhetorik ohne die Einbeziehung seiner Abhandlungen zu benachbarten Disziplinen wie etwa zur Dialektik (Lehre von deduktiv-logischen Schlussfolgerungen) nur unvollständig würdigen. Ferner besteht keine Sicherheit, wann und ob das als Vorlesungsskript erstellte Werk wirklich komplett Aristoteles zuzuschreiben ist (KRAPINGER 1999, S. 248). In der Antike war es wohl üblich, dass Schülerinnen zu den Werken ihrer Lehrer geistig und ohne gesonderte Autorenkennung beigetragen haben. An dieser Stelle gilt es aufzuzeigen, welche originellen, bis heute gültigen Erkenntnisse zur Kommunikation bereits in der Antike vorlagen.
Dar. 11:Elemente einer überzeugenden Rede nach ARISTOTELES
Aristoteles betont, dass Rhetorik keine Lehre von der Überredung, sondern als Fähigkeit definiert ist, »das Überzeugende, das jeder Sache innewohnt, zu erkennen.« (ARISTOTELES 1999, Buch I, Kapitel 2, Abschnitt 1, Sätze 1 und 3). Damit grenzt er sich von Sophisten ab, die als reisende Rhetoriklehrer und Wahrheitsverdreher in Verruf geraten sind. »Eine Rede besteht nämlich aus dreierlei: einem Redner, einem Gegenstand, worüber er spricht, und einem Publikum; und der Zweck, der ist nur auf ihn, den Zuhörer, ausgerichtet«. (Buch I, Kapitel 3, Abschnitt 1, Sätze 1 und 2). Es werden drei Arten von Redegattungen unterschieden (Beratungs-, Gerichts- und Festrede), bei denen Zuhörerinnen mitdenken oder urteilen sollen (Buch I, Kapitel 3-15). Ein zentrales Zitat bezieht sich hierbei auf die drei wesentlichen Faktoren, welche die Zuhörerinnen überzeugen sollen: »Sie sind zum einen im Charakter des Redners angelegt, zum anderen in der Absicht, den Zuhörer in eine bestimmte Gefühlslage zu versetzen, zuletzt in der Rede selbst, indem man etwas nachweist oder zumindest den Anschein erweckt, etwas nachzuweisen.« (Buch I, Kapitel 2, Abschnitt 3, Satz 1).
Der Charakter der Rednerin ist eine erste wichtige Stellschraube ( Dar. 11). »Durch den Charakter geschieht dies, wenn die Rede so dargeboten wird, dass sie den Redner glaubwürdig erscheinen lässt. Den Anständigen glauben wir nämlich eher und schneller, grundsätzlich in allem, ganz besonders aber, wo es eine Gewissheit nicht gibt, sondern Zweifel bestehen bleiben.« (Buch I, Kapitel 2, Abschnitt 4, Sätze 1 und 2). Diese Glaubwürdigkeit wird durch Einsicht, Tugend und Wohlwollen beeinflusst (Buch II, Kapitel 1, Abschnitt 5, Satz 1). »Teile der Tugend aber sind: Gerechtigkeit, Tapferkeit, Massigkeit, Edelmut, innere Größe, Freigiebigkeit, Sanftmut, Einsicht und Weisheit. Die größten Tugenden müssen die sein, die für die Mitmenschen am nützlichsten sind, wenn die Tugend wirklich die Fähigkeit ist, Gutes zu vollbringen.« (Buch I, Kapitel 9, Abschnitte 4 und 5). Auch beschreibt ARISTOTELES (1999, Buch II, Kapitel 15, Abschnitt 1, Satz 1) »die dem Glück entspringenden Güter [.], durch welche den Menschen bestimmte Charaktereigentümlichkeiten erwachsen«, nämlich Abstammung, Reichtum und Macht (Buch II, Kapitel 15-17).
Im zweiten Schritt widmet er sich den Überzeugungsmitteln durch Wecken von Emotionen bei den Zuhörerinnen. Dieser Satz könnte aus jedem modernen Rhetoriklehrbuch stammen: »Mittels der Zuhörer überzeugt man, wenn sie durch die Rede zu Emotionen verlockt werden. Denn ganz unterschiedlich treffen wir Entscheidungen, je nachdem, ob wir traurig oder fröhlich sind, ob wir lieben oder hassen.« (Buch I, Kapitel 2, Abschnitt 5, Sätze 1 und 2). Er diskutiert sehr ausführlich und mit vielen Beispielen die einzelnen Affekte wie Zorn, Sanftmütigkeit, Liebe und Hass, Scham, Wohlwollen, Mitleid, Entrüstung, Neid und Eifersucht (Buch II, Kapitel 2-11). Für jeden dieser »Affekte« wird untersucht (Buch II, Kapitel 1, Abschnitt 9, Satz 1): Wann sich die Zuhörerin unter dem Einfluss eines bestimmten Affekts befindet, wem gegenüber dieser Affekt auftritt und wie dieser Affekt ausgelöst werden kann.
Nicht weniger treffend und ausführlich werden hier psychologische Profile verschiedener Alterskohorten formuliert. »Die Jungen nun sind von ihrem Charakter her von Begierden bestimmt und geneigt, das zu tun, was sie gerade begehren. Und unter den leiblichen Begierden gehen sie vorzugsweise dem Liebesgenuss nach und sind dabei unbeherrscht.« (Buch II, Kapitel 12, Abschnitt 3, Sätze 1 und 2) »Ferner sind sie impulsiv, jähzornig und geneigt, ihrem Zorn nachzugeben.« (Buch II, Kapitel 12, Abschnitt 5, Satz 1). »Geldgierig sind sie in keiner Weise, weil sie noch keine Not erfahren haben [.].« (Buch II, Kapitel 12, Abschnitt 6, Satz 3). »Ferner sind sie nicht bösartig, sondern gutwillig, weil sie nicht viel an Schlechtigkeiten gesehen haben. Sodann sind sie gutgläubig, weil sie noch nicht oft getäuscht worden sind.« (Buch II, Kapitel 12, Abschnitt 7, Sätze 1 und 2.) »Die Älteren, die die Blüte ihres Lebens mehr oder weniger schon hinter sich haben, weisen Charakterzüge auf, die vielfach den genannten entgegengesetzt sind. Weil sie nämlich schon viele Jahre gelebt haben, öfter enttäuscht worden sind, öfter Fehltritte begangen haben und die Mehrzahl der menschlichen Unternehmungen schlecht ausgeht, legen sie sich auf nichts endgültig fest, sondern sind in allem weniger vehement, als es geboten wäre.« (Buch II, Kapitel 13, Abschnitt 1, Sätze 1 und 2). Charakterzüge von Personen mittleren Alters sind zwischen den beiden extremen Ausprägungen angesiedelt.
Die dritte Kategorie von Überzeugungsmitteln stellt eine sachlich-logische und paraverbal spannend vorgetragene Rede dar. »Durch die Rede endlich überzeugt man, wenn man Wahres oder Wahrscheinliches aus jeweils glaubwürdigen Argumenten darstellt.« (Buch I, Kapitel 2, Abschnitt 6, Satz 1) Dabei wird über die Interpretationsmöglichkeiten von Sachverhalten (Buch II, Kapitel 18 und 19) sowie über die eigentlichen sachlich-logischen Mittel der Beweisführung, einem der Hauptanliegen der rhetorischen Ausführungen diskutiert (Buch I, Kapitel 2, Buch II, Kapitel 20-24). Auch zahlreiche Aspekte des Aufbaus einer Rede werden thematisiert (Buch III, Kapitel 13-19).
Doch damit die sachlich-logischen und in einer strukturierten Reihenfolge vorgebrachten Argumente überhaupt zur Geltung kommen, müssen der Ausdruck und die Vortragsweise stimmen (Buch III, Kapitel 1, Abschnitt 2, Satz 1). Dies sei erforderlich, weil das Publikum sich sehr leicht...
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