Die Signale des Körpers sehen & verstehen
Wie der Körper mit uns spricht: Ein Überblick
Körper und Geist hängen eng zusammen und wenn es Ihnen psychisch nicht gut geht, macht sich das in den meisten Fällen auch körperlich bemerkbar. Das muss nicht von Anfang an der Fall sein, aber wenn eine seelische Belastung über einen langen Zeitraum anhält und Sie einer dauerhaften Belastung ausgesetzt sind, sendet der Körper oft Alarmzeichen.
Diese körperlichen Signale können sich auf unterschiedliche Weise bemerkbar machen, denn jeder Mensch verarbeitet Belastungen anders. Nicht alle psychischen Beschwerden führen zu denselben körperlichen Auswirkungen und auch die zugrunde liegende Ursache spielt eine entscheidende Rolle. Ein wichtiger Unterschied liegt darin, ob der Auslöser übermäßiger Stress oder bestimmte Emotionen sind.
Vielleicht nehmen Sie Stress selbst als eine Art Gefühl wahr? Es macht allerdings einen großen Unterschied, ob Stress oder Emotionen Ihre Gesundheit und Ihr Wohlbefinden beeinflussen. Stress wird meistens durch äußere Faktoren ausgelöst, die Sie nicht direkt beeinflussen können. Die Arbeit, Sorgen in der Familie und die typischen Aufgaben des Alltags lassen sich oft nicht ignorieren, sondern sind Dinge, die auf Sie einprasseln und mit denen Sie sich auseinandersetzen müssen. Hinzu kommt, dass Stress häufig ein langanhaltender Zustand ist, der den Körper und Geist über einen langen Zeitraum hinweg beeinflussen kann.
Emotionen hingegen sind meistens von kürzerer Dauer. Sie kommen von Ihnen, entstehen von innen heraus und lassen sich in der Regel leichter kontrollieren, steuern und regulieren. Zwar lösen auch Emotionen körperliche Signale aus, allerdings sind diese häufig kurzlebiger.
Auf einen Blick: Körpersignale als Ausdruck von Stress und Emotionen
- Herzrasen
- Schwitzen
- Atemnot
- Druck auf der Brust
- Verschwommene Sicht
- Bauchschmerzen
- Verspannungen (vor allem im Schulter- und Nackenbereich)
- Kopfschmerzen
- Migräne
- Appetitlosigkeit
- Ständiger Hunger
- Schlaflosigkeit
- Plötzliches Weinen
- Taubheitsgefühl in den Gliedmaßen
- Ständiges Grübeln
- Gleichgewichtsprobleme
- Müdigkeit und Abgeschlagenheit
- Negative Gedanken
Stress und Emotionen haben im Körper eine weit größere physiologische Wirkung, als Sie vielleicht denken. Der Grund dafür, warum sich Ihre psychischen Belastungen auch körperlich bemerkbar machen, sind Botenstoffe und Hormone. Während Botenstoffe chemische Substanzen sind, die Informationen entweder zwischen Nervenzellen oder von Nervenzellen zu anderen Zellen übertragen, sind Hormone chemische Signalstoffe, die verschiedene Körperfunktionen regulieren. Ein zentrales Beispiel dafür sind die Stresshormone Kortisol und Adrenalin, die weitreichende Folgen für Körper und Geist haben können.
Kortisol entsteht in der Nebennierenrinde und hat eigentlich einen positiven Einfluss auf Ihren Körper. Der Botenstoff regelt unter anderem den Schlaf und die Fettverbrennung und macht den Körper durch die Bereitstellung von Glucose leistungsstark. Allerdings macht wie bei vielen anderen Dingen auch hier die Menge das Gift - wird nämlich über einen zu langen Zeitraum Kortisol ausgeschüttet, kann das zu noch mehr Stress führen und die Entzündungswerte ansteigen lassen.
Vielleicht kennen Sie das Gefühl von Adrenalin, wenn Sie ans Achterbahnfahren denken. Adrenalin sorgt unter anderem dafür, dass sich Ihre Blutgefäße weiten, Ihr Herzschlag beschleunigt und Sie selbst in Alarmbereitschaft versetzt werden. Es macht Sie aufmerksam und wachsam, kann aber auch zu Unruhe und Unbehagen führen.
Warum das so ist? Die Ausschüttung bestimmter Hormone - darunter auch Adrenalin - dient einem entscheidenden Zweck: Sie soll das Überleben sichern. Diese Reaktion ist ein Überbleibsel aus der Evolution und von den menschlichen Vorfahren, die täglich existenziellen
Bedrohungen ausgesetzt waren. Stress bedeutete für sie häufig eine unmittelbare Bedrohung des eigenen Lebens, da sich zum Beispiel Feinde in direkter Nähe befunden haben. In der Regel befinden sich die meisten Menschen in der heutigen Zeit nicht mehr in lebensbedrohlichen Situationen, wenn sie sich in einer Stresssituation wiederfinden - zum Glück! Doch der Körper unterscheidet nicht zwischen realer Gefahr und alltäglichem Stress und reagiert deshalb immer noch nach demselben alten Muster. Der Körper geht vom Schlimmsten aus, setzt Stresshormone frei und versetzt Sie in Alarmbereitschaft, selbst wenn keine echte Gefahr droht. Diese Schutzreaktion ist der Grund, warum Stress Ihren Körper so stark beeinflussen kann und warum es so wichtig ist, Strategien zur bewussten Regulierung zu entwickeln.
All die Veränderungen im Körper und der anhaltende Stress können dazu führen, dass die Entzündungswerte steigen und somit das Immunsystem geschwächt wird. Deshalb geht Stress häufig mit Erkältungen und Infekten einher. Hier entsteht schnell ein Teufelskreis: Sind Sie krank, können Sie nicht arbeiten und die Aufgaben, die für die Anspannung sorgen, nicht erledigen. Geraten Sie einmal in diese Stressspirale, fällt das Ausbrechen schwer.
Diese Wechselwirkung macht sich zum Beispiel auch beim Kinderwunsch bemerkbar und verdeutlicht, wie gefährlich der Stress für den Körper sein kann. Menschen, die einen ausgeprägten Kinderwunsch haben, machen sich häufig selbst großen Stress und setzen sich unter Druck. Hält dieser Zustand lange an, kann die Anspannung auch die Geschlechtsorgane schädigen, da die Geschlechtsdrüsen unter anderem durch die erhöhten Entzündungswerte im Körper nicht mehr fehlerfrei arbeiten können. Dauerstress kann die hormonelle Steuerung so weit aus dem Gleichgewicht bringen, dass eine Schwangerschaft erschwert wird. Fehlschläge führen allerdings oft dazu, dass Stress und Druck steigen, und schon befinden Sie sich in dem gefährlichen Teufelskreis, aus dem es schwer ist, auszubrechen.
Wichtige Erkenntnis: Emotionale Belastung führt häufig zu körperlichen Beschwerden. Diese körperlichen Beschwerden können den Stress und die emotionale Belastung wiederum verstärken. Diese Wechselwirkung macht es schwer, den Stress zu reduzieren.
Im Folgenden finden Sie einen Überblick über einige körperliche Signale, die Ihnen aufzeigen, dass Sie einer psychischen Belastung oder einer emotionalen Extremsituation ausgesetzt sind. Die Unterscheidung in "Stress" und "Emotionen" soll für Sie eine Orientierungshilfe sein. Denken Sie trotzdem immer daran, dass die Übergänge fließend und die Signale individuell sind. Signale, die Sie hier in der Kategorie "Stress" finden, können bei Ihnen genauso gut ein Signal für den Ausdruck einer Emotion sein oder andersherum. Das traumasensible Yoga und die Übungen, die Sie später im Ratgeber kennenlernen, werden Ihnen als Unterstützung dienen, um die körperlichen Signale zu erkennen und gezielt mit ihnen zu arbeiten. Sie können sich das Yoga an dieser Stelle wie eine Art Lupe vorstellen - es dient dazu, genauer hinzuschauen und Ihre eigenen Emotionen besser wahrnehmen und verstehen zu können.
Körperliche Anzeichen von Stress
Verspannungen
Stress kann die unterschiedlichsten körperlichen Signale mit sich bringen. Eine der häufigsten Reaktionen sind dabei Verspannungen. Vielleicht kennen Sie Verspannungen im Nacken- und Schulterbereich? Wenn Sie mit diesem Problem zu kämpfen haben, leiden Sie gegebenenfalls an übermäßigem Stress - zum Beispiel im Alltag oder im Job. Die Verspannungen können sich aber auch bis in die Oberarme oder weiter nach unten in den Rücken ziehen und zu ernsthaften Einschränkungen in der Bewegungsfreiheit führen.
Schlafstörungen und Müdigkeit
Was Sie mit Sicherheit aus stressigen Situationen kennen, sind Schlafprobleme. Wie genau sich diese zeigen, ist ebenfalls individuell. Die meisten Menschen können allerdings nicht gut einschlafen oder wachen in der Nacht häufig auf. Diese Schlafprobleme sind nicht nur im gegenwärtigen Moment belastend und frustrierend, sondern führen auch dazu, dass Sie im Alltag müde und weniger leistungsfähig sind.
Die Ursache liegt häufig in einem überaktiven Gedankenkarussell. Ihre Gedanken beginnen am Abend zu kreisen und es ist schwer, den Sorgen nicht allzu viel Raum zu geben. Schlafmangel führt wiederum zu Erschöpfung, verminderter Konzentrationsfähigkeit und einer gesteigerten Reizbarkeit.
Magen-Darm-Beschwerden
Stress und psychische Belastungen im Allgemeinen wirken sich häufig auch auf das Verdauungssystem aus und sind häufig mit Symptomen wie Durchfall oder Verstopfung verbunden. Bei einigen Menschen kann durch Stress und Angst Übelkeit hervorgerufen werden und im schlimmsten Fall kann es sogar zum Erbrechen kommen. So geht es vielen Menschen, die zum Beispiel Prüfungsangst haben.
Die Auswirkungen auf den Magen-Darm-Trakt können auch zu einem veränderten Hungergefühl führen. Während einige Menschen unter den bekannten Heißhungerattacken leiden, haben andere hingegen deutlich weniger Hunger als normalerweise. Wichtig ist, dass Sie versuchen, trotzdem wie gewohnt zu essen - so gut es möglich ist. Ihr Körper braucht vor allem in Stresssituationen viel Energie, die er durch eine gesunde Ernährung erhält.
Schlechte Haut
Haben Sie schon mal vom Spiegel der Seele gehört? Wussten Sie, dass die menschliche Haut häufig genauso bezeichnet wird? Das ist kein Wunder, denn körperliche und psychische Veränderungen gehen häufig...