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Kapitel 1
Unlautere Spielchen, Lug und Trug.
All das sind nicht nur leere Worte für mich - sie bestimmen mein Leben.
Ich habe versucht, auszusteigen, nicht länger die Tochter meines Vaters zu sein. Vergeblich.
Vielleicht habe ich mich nicht genug bemüht. Vielleicht wollte ich es gar nicht. Denn ich liebe den Nervenkitzel. Die Herausforderung.
Seit über zwanzig Jahren geht das nun schon so, und ich dachte eigentlich, ich würde mich auskennen und wüsste, was Risiko und Gefahr bedeuten.
Doch dann fiel mein Blick auf ihn.
Auf diesen rauen und ungehobelten, wilden und verwegenen Kerl.
Erst als ich ihn kennenlernte und in seine Augen sah, begriff ich das wahre Ausmaß von Risiko und Gefahr. Erst als ich seine Berührungen spürte, begriff ich, was wahre Leidenschaft ist.
Ich hätte Abstand halten müssen, aber wie, wenn er alles verkörperte, wonach ich mich sehnte? Wenn ich instinktiv wusste, dass er meine abgründigsten Fantasien erfüllen würde?
Ich wollte ihn, und damit basta.
Also begann ich, das gefährlichste Spiel überhaupt zu spielen .
Ich stand mitten in der neu eröffneten Edge Gallery, mit beiden High Heels fest auf dem glänzenden Parkett, während mich die jungfräulich weißen Wände des Hauptausstellungsraums beinahe blendeten.
Der Galaempfang war in vollem Gange, Politiker und Hipster schwirrten von einem Gemälde zum anderen. Kellner in Smokings trugen Tabletts mit Weingläsern, während ihre weiblichen Pendants köstliche Häppchen servierten, die den Kunstwerken in nichts nachstanden, sodass man sich kaum traute, sie zu essen.
Gefeiert wurde der jüngste Neuzugang im Galerienviertel Chicagos, und jeder, der in dieser Stadt Rang und Namen hatte, war gekommen. Und das nicht nur wegen der Kunst, sondern auch wegen der Galeristen. Tyler Sharp und Cole August gehörten nämlich zur Elite Chicagos. Mit ihrem langjährigen Freund und Geschäftspartner Evan Black bildeten sie ein mächtiges Trio, das auch »Die drei Ritter« genannt wurde. Dass ihr Einfluss nicht nur auf legalen Geschäften beruhte, machte sie nur noch interessanter.
Die Öffentlichkeit wusste natürlich nichts von ihren dunklen Machenschaften, aber ich kannte die Wahrheit: Evans Verlobte Angelina Raine war meine beste Freundin, und ich hatte die Männer nur einmal sehen müssen, um zu wissen, dass sie keine wirklich blütenweiße Weste hatten. Seinesgleichen erkennt man eben sehr schnell.
Und wie heißt es so schön? »Gleich und gleich gesellt sich gern.« Zumindest hoffte ich das. Denn obwohl ich auch mit ihnen feiern wollte, war ich hauptsächlich hier, um Cole Augusts Aufmerksamkeit zu erregen . und um ihn ins Bett zu kriegen.
Doch leider war ich meinem Ziel noch keinen Deut näher gekommen. Nicht zuletzt, weil ich ganz gegen meine Gewohnheit immer noch keinen Plan hatte. In anderthalb Stunden hatte ich genau sechzehn Worte mit Cole gewechselt, und das bei meiner Ankunft. Dass es sechzehn Worte waren, weiß ich, weil ich die Begrüßungsszene immer wieder vor meinem inneren Auge ablaufen ließ.
»Ich freue mich so für euch!«
»Danke, Kat. Und wir freuen uns, dass du kommen konntest.«
»Ja. Kümmert euch ruhig um die übrigen Gäste. Bis später.«
Eine echte Unterhaltung sieht anders aus! Wäre mein Vater dabei gewesen, hätte er mich sofort enterbt. Hatte er mich nicht in der Kunst des Small Talks trainiert? Hatte er mir nicht beigebracht, wie man andere für sich einnimmt und ihr Vertrauen gewinnt, um sie anschließend nach Strich und Faden auszunehmen?
All diese Dinge lagen mir mehr oder weniger im Blut. Ich war mit Lug und Trug aufgewachsen, hatte bereits gewusst, wie man jemanden manipuliert, noch bevor ich das Einmaleins konnte.
Doch heute ging es nicht um Betrug. Heute ging es um mich.
Und das schien auszureichen, um mich völlig aus dem Konzept zu bringen.
So was Blödes aber auch!
Ich stellte mich so hin, dass ich freie Sicht auf das Objekt meiner Begierde hatte. Das war nicht schwer, denn Cole August ist nicht leicht zu übersehen.
Er drehte gerade seine Runde und unterhielt sich mit den Gästen - unter denen sowohl ernsthafte Interessenten als auch Freunde waren über Kunst. Kunst war seine Leidenschaft, und man sah ihm deutlich an, wie viel ihm der Abend bedeutete. Die beiden gezeigten Künstler - ein einheimischer Street Artist, den Cole entdeckt und aus dem Getto geholt hatte, sowie ein bekannter auf Hyperrealismus spezialisierter Maler - machten ebenfalls die Honneurs.
Cole bewegte sich mit einer Lässigkeit und Arroganz, die auf seine Herkunft aus der South Side schließen ließen und sie gleichzeitig verleugnete. Ich wusste, dass er einst Mitglied einer Gang gewesen war, doch er hatte sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf gezogen und war zu einem der mächtigsten Männer Chicagos aufgestiegen. Er strotzte nur so vor Selbstbewusstsein und Eleganz.
Ich starrte ihn wie hypnotisiert an. Er trug eine schlichte schwarze Jeans, die seinen knackigen Hintern betonte, und dazu ein weißes T-Shirt. Es unterstrich seinen milchkaffeebraunen Teint, der die Gäste dezent daran erinnerte, dass er nicht mit einem silbernen Löffel im Mund geboren worden war.
Cole trug die Haare fast militärisch kurz geschoren, und dadurch wurde die Aufmerksamkeit beinahe automatisch auf seine wachsamen Mandelaugen, seine markanten Wangenknochen und den großen, sinnlichen Mund gelenkt. Er war wie dafür geschaffen, eine Frau zu verwöhnen.
Er war unwiderstehlich sexy, und ich wünschte mir nichts sehnlicher, als ihn zu vernaschen.
Ich führe keine Beziehungen, und ich verliebe mich nur selten. Nicht aus mangelnder Libido, sondern ganz einfach weil es praktischer ist. Denn warum soll ich mich und die Männer damit quälen, ihnen meine sexuellen Vorlieben zu gestehen (die ohnehin nur Ängste und Verständnislosigkeit hervorrufen), wenn sie dann doch nicht schaffen, was ein vibrierender Gummizylinder für schlappe sechzig Dollar problemlos zuwege bringt?
Mal ganz abgesehen davon, dass die meisten Männer, denen ich bisher begegnet bin, sowohl intellektuell als auch körperlich weitaus weniger aufregend waren als alles, was ich in meiner Spielzeugschublade aufbewahre.
Nur bei Cole war es irgendwie anders; er hatte es geschafft, mich auf Anhieb zu elektrisieren. Ein Blick hatte genügt, und ich war ihm komplett verfallen, und das schon vor Jahren. Aber seit einigen Monaten war ich regelrecht besessen von ihm, und wenn ich ihn mir ein für alle Mal aus dem Kopf schlagen wollte, durfte ich jetzt nicht lockerlassen. Ich musste ihn unbedingt haben.
Deshalb war ich heute Abend mit dem festen Vorsatz hergekommen, mir zu nehmen, was ich wollte. Kein Wunder, dass ich mir jetzt schwere Vorwürfe machte: Warum hatte ich nicht gleich zum Angriff geblasen und meine Verführungskünste spielen lassen?
Dabei wusste ich natürlich genau, warum: Ich war mir nicht sicher, ob er meine Avancen erwidern würde. Und ich werde nun mal ungern enttäuscht.
Ich war überzeugt davon, dass er sich zu mir hingezogen fühlte, denn ich spürte dieses Kribbeln, wenn sich unsere Hände zufällig berührten. Und dieses Knistern, wenn wir nahe beieinanderstanden.
Mindestens zwei Mal hatte ich mehr als Freundschaft in seinem Blick entdeckt, ja sogar so etwas wie Leidenschaft. Aber diese Momente waren schnell wieder vorbei, dauerten gerade lange genug, um mein Verlangen erneut zu wecken und die Hoffnung zu nähren, dass ich mir das alles nicht nur einbildete.
Aber um das herauszufinden, musste ich endlich aufs Ganze gehen. Gut möglich, dass diese unsägliche Begrüßung mir den Einstieg vermasselt hatte, aber die Nacht war schließlich noch jung! Während ich durch die Galerie ging, schnappte ich alle möglichen Gesprächsfetzen auf, Klatsch ebenso wie Businesstalk. Ein paar Bekannte stellten Blickkontakt her und wollten mich in ihre Unterhaltung mit einbeziehen. Doch ich tat so, als würde ich sie nicht bemerken. Ich war vielmehr damit beschäftigt, in mich hineinzuhorchen, was ich nun genau wollte. Und mir zu überlegen, wie ich es bekommen konnte.
Die Galerie hatte einen T-förmigen Grundriss. Ich war schon einmal hier gewesen, sodass ich mich auskannte. Zielstrebig marschierte ich dorthin, wo der Hauptausstellungsraum auf den Querriegel traf, der für längerfristige Ausstellungen reserviert war.
Eine Samtkordel hinderte die Besucher daran, ihn zu betreten, aber von so etwas habe ich mich noch nie aufhalten lassen. Ich schlüpfte zwischen der Wand und dem Messingpfosten, an dem die Kordel befestigt war, hindurch und ging rasch nach rechts, um aus dem Blickfeld der Gäste zu verschwinden. Schließlich hatte ich weder Lust auf eine Moralpredigt noch auf Gesellschaft.
Bei meinem letzten Besuch war die Galerie noch eine Baustelle mit ungestrichenen Wänden und einer dunklen Plane auf der Glasdecke gewesen. Damals hatte der lange schmale Raum düster und beklemmend gewirkt, jetzt lag er wie das Paradies vor mir.
Man hatte die Plane von der Glasdecke genommen. Lampen auf dem Dach sorgten für künstliches Tageslicht und brachten die Farben der Bilder zum Leuchten.
Polierte Teakholzbänke beherrschten die Raummitte, dazwischen standen Bonsai-Bäume. Einrichtung und Dekor standen der Architektur und Kunst also in nichts nach, trotzdem fühlte man sich als Besucher nicht von all der Pracht erschlagen. Selbst am heutigen...
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