Schweitzer Fachinformationen
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Was ist noch schlimmer, als die neue Chefin zu hassen? Mit ihr ins Bett zu wollen!
Liz arbeitet gemeinsam mit ihren drei MitbewohnerInnen als Redakteurin des queeren Magazins Nether Fields in New York, und hat dort in ihrer großen Freundesgruppe ein Zuhause gefunden. Doch dann steht das Magazin vor dem Bankrott, und nur die Übernahme durch zwei Privatinvestorinnen kann ihre Jobs retten. Nun müsste Liz eigentlich dankbar sein, dass ihre Zukunft weiterhin gesichert ist, doch die Budgetkürzungen, die Daria, die ruchlosere der beiden Investorinnen, vornimmt, machen ihr das reichlich schwer. Kein Bagel-Freitag mehr? Ein passwortgeschützter Farbdrucker? Dazu kommt noch Darias kaum verhohlene Abneigung gegenüber Liz' Artikeln ...
Als die beiden immer mehr Zeit miteinander verbringen, blickt Liz jedoch langsam hinter Darias harte Schale: Sie ist witzig, rücksichtsvoll, und scheint die Art, wie Liz' Gender-Präsentation zwischen Butch und Femme wechselt, zu mögen. Es fällt Liz immer schwerer, sie zu hassen - und die Funken, die zwischen ihnen fliegen, zu ignorieren ...
Es ist allgemein bekannt, dass, wenn man eine Dinnerparty für einen Haufen Lesben schmeißt, mindestens die Hälfte von ihnen garantiert vegan ist. Das war leider auch der Grund, warum Liz' Mitbewohnerin sie gleich ermorden würde.
Vor der Wohnungstür blieb Liz, die gerade quer durch Crown Heights bis zu ihrem Apartment im zweiten Stock ohne Aufzug gesprintet war, keuchend stehen. Nach einer quälend langsamen Metrofahrt aus Manhattan hatte sie sich auch noch durch die Massen auf der Franklin Avenue boxen müssen: Eltern, die vor dem Karatestudio auf ihren Nachwuchs warteten, Pärchen, die vor dem hippen Pop-up-Restaurant Schlange standen, eine Großfamilie, die mitten auf dem Gehweg grillte, und Dutzende von Menschen, die sehr kleine, sehr langsame Hunde spazieren führten.
Liz sprach ein stummes Stoßgebet, dass Jane heute versöhnlich gestimmt war. Die Party würde auch ohne Streit eine verkrampfte Nummer werden. Dann warf sie mit möglichst dramatischer Geste die Tür auf.
»Ich bin echt das Allerletzte«, stieß sie vornübergebeugt zwischen Atemzügen hervor und stützte die Hände auf die Knie. »Ich weiß es selbst. Spar's dir einfach. Du bekommst mein Erstgeborenes als Entschädigung.«
Jane, eine Schwarze Frau mit dunkler Haut und langen, dünnen Braids, ließ ein lautes »Hmpf« aus der Küche hören, wo sie eine Pfanne schwenkte, in der allem Anschein nach Zwiebeln brutzelten.
»Du hättest vor zwei Stunden hier sein sollen.« Ohne aufzusehen, ließ Jane die Pfanne los und riss unsanft die Ofenklappe auf.
»Stimmt doch gar nicht.« Liz schnürte ihre Doc Martens auf und ließ sie im Schuhkuddelmuddel neben der Tür liegen. »Ich hätte vor einer Stunde hier sein sollen. Nicht zwei. Du siehst übrigens fa-bel-haft aus. Und wie das duftet! Ist das Risotto?«
»Wir hatten vier Uhr ausgemacht.« Jane zog ein Blech mit Miniquiches aus dem Ofen und stellte es auf dem Herd ab. Noch immer würdigte sie Liz keines Blickes. »Es ist sechs.«
»Ja, aber wir wissen doch beide, dass du vier Uhr gesagt hast, weil du genau wusstest, dass ich mich um eine Stunde verspäte und erst um fünf komme. Also bin ich nur eine Stunde zu spät.« Liz hievte sich auf einen der Barhocker auf der anderen Seite des Küchentresens, der mit einer beachtlichen Anzahl Zwiebelschalen übersät war.
»Hat ja richtig gut geklappt.« Jane war kurz angebunden. »Jetzt bleibt keine Zeit mehr, die Rote Bete zu dämpfen.«
»Zum Glück habe ich für dieses besondere Problem die ultimative Lösung parat«, sagte Liz betont optimistisch. »Ich hab nämlich gar keine Rote Bete geholt.« Sie klaubte ein paar Zwiebelschalen auf im Versuch, so auszusehen, als machte sie sich nützlich.
Da endlich drehte Jane sich um. »Ist das dein Ernst?«
Liz setzte ihren allerbesten Dackelblick auf. »Der Laden hatte schon zu, als ich ankam.«
Heftiger als nötig knallte Jane den Deckel auf einen der Töpfe. »Dann erzähle ich eben allen, dass es deine Schuld ist, dass wir nichts Veganes haben.«
»Nein!« Liz ließ die Zwiebelschalen fallen und faltete bettelnd die Hände. »Bitte nicht! Charlotte zwingt mich sonst wieder, Videos über Massentierhaltung anzuschauen, und das pack ich heute echt nicht. Ich bin eine zarte Seele, schon vergessen?«
Jane fixierte die mittlerweile karamellisierten Zwiebeln, die sie nun auf einen Teller beförderte. Liz musterte ihre Mitbewohnerin und fürchtete schon, sie könnte wirklich sauer sein.
»Tut mir echt leid, Jane.« Liz wurde ernst. »Du hast ja recht. Ich hätte früher da sein sollen, ich hätte die Rote Bete mitbringen sollen, aber .«
In dem Moment prustete Jane los. Sie hob einen der Deckel an und hielt den Topf schräg, sodass Liz die perfekt gedämpfte Rote Bete darin sehen konnte.
»Katie!«, brüllte Jane. »Ich schulde dir zehn Kröten.«
Hinter ihnen ertönte ein triumphierendes Kreischen. Eine der vom Wohnzimmer abgehenden Türen ging auf, und ihre Mitbewohnerin Katie steckte den Kopf aus ihrem Zimmer.
»Ich hab's gewusst!« Nur mit einem limettengrünen Handtuch bedeckt, kam Katie in die Küche geflitzt. »Lizzie ist die Königin der Fünf-Stunden-Dates! Ich wusste, dass sie es nie im Leben schafft, noch Rote Bete zu holen.«
»Ich bin überhaupt nicht .«
»Halt, halt, halt!«, unterbrach sie Jane. »Wo hast du sie kennengelernt? Auf Tinder, Her oder Lex?«
Liz brach mitten im Satz ab und kniff die Augen zusammen. »Wieso?«
»Ach, nur so«, sagte Jane mit Unschuldsmiene. Katie kicherte.
Liz verschränkte die Arme und sah argwöhnisch zwischen den beiden hin und her. »Her«, gab sie schließlich zu.
»Ha!« Jane ballte die Siegerfaust.
»Buuuh!«, rief Katie. »Na gut, das macht dann fünf weniger für dich. Aber ich krieg immer noch fünfzehn von neulich im Scissors, als du behauptet hast, Liz lässt sich von dem Dragking abschleppen, und ich gewettet hab, dass sie kneift.«
»Könnt ihr mal aufhören, aus allem in meinem Leben eine Wette zu machen?« Liz widmete sich wieder den Zwiebelschalen. »Außerdem hab ich überhaupt nicht gekniffen.«
»Hast du wohl.« Jane tätschelte ihr die Schulter. »Der war echt heiß, und du hast's voll verkackt.«
»Wie war überhaupt dein Date?« Katie setzte sich auf einen der Barhocker, was ihrer spärlichen Handtuchbedeckung alles abverlangte. Katie war eher kurvig und somit die einzige Mitbewohnerin, in deren Hosen Liz hineinpasste. Ihr Hautton war ein warmes Braun, und wenn ihr lockiges Haar nicht gerade tropfnass vom Duschen war, trug sie es meist hochgesteckt, damit der Undercut zur Geltung kam.
Liz tigerte stöhnend zum Kühlschrank. »Furchtbar.« Sie griff nach einer Dose White Claw mit Ananasgeschmack und reichte Brombeere an Katie und Mango an Jane weiter.
»Warum sind alle deine Dates furchtbar?«, fragte Jane. »Du musst mal lernen, die Freaks auszusortieren.«
»Was ist denn passiert?«, wollte Katie wissen.
Liz öffnete die Dose mit der Alkohol-Sprudel-Mischung und nahm einen tiefen Schluck. »Ich dachte eigentlich, es läuft ganz gut. Doch dann sagt sie mir am Ende plötzlich, dass es ihr leidtut, aber sie datet gerade keine Löwen.«
Jane und Katie setzten den haargleichen mitfühlenden Blick auf, was nur den Verdacht erhärtete, der Liz schon nach etwa der Hälfte der U-Bahn-Fahrt beschlichen hatte: Ihr Date hatte sie bloß schonend abblitzen lassen.
»Also ich finde, du bist noch mal davongekommen.« Jane machte den Herd aus und trat zu ihnen an den Küchentresen. »Wer zu viel auf Astrologie gibt, hat sie doch nicht mehr alle. Weißt du noch, die eine, die dir ernsthaft verklickern wollte, eure Seelen seien sich in einem früheren Leben schon mal begegnet?«
Liz verzog das Gesicht. »Stimmt. Das war übel.«
»Kommt schon«, sagte Katie. »Das war doch irgendwie romantisch.«
»Warum? Hast du das Gefühl, deine und Lydias Seelen sind sich in einem früheren Leben schon mal begegnet?«
Katie senkte den Blick, drehte die Ziehlasche ihrer Dose ab und schwieg. Liz wünschte, sie hätte einfach die Klappe gehalten - Witze über Katies unerwiderte Liebe zu Lydia gingen zu weit.
»Tut mir leid, Katie«, sagte Liz. »War blöd von mir. Ich hab bloß schlechte Laune, weil ich dieses Jahr schon ungefähr vierzig beschissene Dates hatte. Verzeihst du mir?«
»Schon okay. Wenigstens hast du überhaupt irgendwelche Dates! Seit mir dieser Typ geschrieben hat, Dominikanerinnen >schmecken einfach besser<, hab ich Tinder nicht mehr angefasst.« Katie verdrehte die Augen und lachte. Liz lachte mit und war froh, dass Katie nicht nachtragend war. Zum wohl hundertsten Mal nahm sie sich vor, erst zu denken und dann zu reden.
»Und, wie schlimm, meint ihr, wird die Party heute?«, wechselte sie schnell das Thema.
»Am Essen wird sie jedenfalls nicht scheitern.« Jane deutete über ihre Schulter Richtung Herd. »Aber ich schätze, erst sind alle total depri, bevor sie dann stockbesoffen und selbstzerstörerisch werden.«
»Wie es sich eben für eine gute Hurra-nächste-Woche-sind-wir-arbeitslos-Party gehört«, sagte Liz. Jane, Liz, Katie und Lydia wohnten nicht nur zusammen, sondern arbeiteten auch alle für die Nether Fields, ein Onlinemagazin für queere Frauen sowie nichtbinäre und trans* Personen. Was ihr immer wie der perfekte Plan vorgekommen war, hatte, das musste Liz nun zugeben, durchaus seine Schwächen. Zum Beispiel, dass sie kurz davorstanden, alle auf einen Schlag ihr Einkommen zu verlieren.
Jane seufzte. »Ich kann einfach nicht glauben, dass wir wirklich dichtgemacht werden«, sagte sie kopfschüttelnd. »Wenn es nach mir ginge, würde ich nie woandershin. Ich meine, mich ganz in trans* Themen zu vertiefen bei einem durch und durch queeren Magazin mit einer Person of Color als Chefredakteurin? Besser geht's doch nicht.«
»Du bist eine sensationelle Journalistin, Jane«, sagte Katie. »BuzzFeed und Autostraddle werden sich nur so um dich reißen, und dann wird alles gut.«
»Ja, aber nicht mehr so wie vorher.« Jane sah aus, als würde sie gleich weinen.
Schuldbewusst nippte Liz an ihrem Getränk - einerseits, weil sie das Thema überhaupt erst angeschnitten hatte, und andererseits, weil sie nicht alles sagte: Auch wenn sie natürlich todtraurig war, dass die Nether Fields vor dem Aus standen, war sie insgeheim auch ein bisschen froh. Im Gegensatz zu Jane, die auf ernste Themen angesetzt war, war Liz für...
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