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Kapitel 2
LEBENSRETTENDE SOFORTMASSNAHMEN
ES GEHT UM MENSCHENLEBEN
Menschen können an vielen Krankheiten leiden, ihr Leben ist jedoch nur durch wenige, allerdings einschneidende Funktionsstörungen des Organismus bedroht. Nur wer diese Funktionsstörungen schnell und richtig erkennt und unverzüglich lebensrettende Maßnahmen ergreift, kann Menschenleben retten.
Lebensrettende Maßnahmen sind immer dann notwendig, wenn durch einen Unfall, eine akute Erkrankung oder eine Vergiftung die wichtigsten Lebensfunktionen - Bewusstsein, Atmung und Kreislauf - in Gefahr sind.
Dieses Kapitel beschreibt daher Schritt für Schritt die lebensrettenden Sofortmaßnahmen - dazu gehören Atemspende, Herz-Lungen-Wiederbelebung, stabile Seitenlage, Schocklage u. a. m. Die vielen Illustrationen sollen Ihnen die richtigen Anwendungen noch zusätzlich verdeutlichen.
Arbeiten die verschiedenen Bereiche des Nervensystems ungestört zusammen, so ist der Mensch bei Bewusstsein. Er kann sehen, hören, fühlen, riechen und schmecken. Sein Denk-, Merk- und Reaktionsvermögen funktioniert ebenso wie die Fähigkeit, geordnete Bewegungsabläufe auszuführen. Er ist örtlich, zeitlich und der Situation entsprechend orientiert. Auch die wichtigen Schutzreflexe sind, obwohl sie nicht bewusst gesteuert werden, von einem ungestörten Bewusstsein abhängig.
Ursachen für Bewusstseinsstörungen sind z. B. Beeinträchtigungen der Gehirnfunktion nach schweren Kopfverletzungen, witterungsbedingte Einflüsse auf den Organismus (Hitzschlag), aber auch Gefäßverschlüsse bzw. Gefäßverletzungen im Gehirn (Schlaganfall). Oft entsteht Bewusstlosigkeit durch Situationen, in denen das Gehirn nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird. Typische Beispiele sind Unfälle und Erkrankungen mit Atem- und Kreislaufstörungen wie Brustkorbverletzungen oder ein Herzinfarkt. Aber auch die Funktionsstörung wichtiger Körperdrüsen sowie Vergiftungen können zur Bewusstlosigkeit führen. Die Bewusstlosigkeit erkennen Sie daran, dass der Patient oder Verletzte nicht ansprechbar ist; er reagiert bei tiefer Bewusstlosigkeit nicht einmal mehr auf Schmerzreize, die Muskulatur ist erschlafft. Der Zustand ist einem nicht erweckbaren Tiefschlaf vergleichbar.
Die größte Gefahr bei Bewusstlosen besteht darin, dass ihre Schutzreflexe ausgeschaltet und die Muskeln völlig erschlafft sind. Während bei einem ungestörten Bewusstsein prinzipiell nie die Atemwege verlegt werden, ist dies bei Bewusstlosigkeit die eigentliche Gefahr. Die Zunge kann wegen der Muskelerschlaffung die Atemwege im Rachenraum verschließen. Erbrochenes oder Blut kann in die Atemwege eindringen und - bedingt durch den jetzt fehlenden Hustenreflex - zur Erstickung führen.
Bewusstlosigkeit und Ohnmacht
Der Unterschied zwischen Bewusstlosigkeit und Ohnmacht besteht in der Zeitdauer und der Tiefe der Bewusstseinsstörung. Die Ohnmacht ist eine leichte Bewusstseinstrübung, die nur kurz andauert. Hervorgerufen wird sie meist durch einen rasch vorübergehenden Blutdruckabfall. Ist der Betroffene nicht mehr ansprechbar und reagiert er nicht mehr, muss von einer Bewusstlosigkeit ausgegangen werden.
Betroffenen ansprechen/anfassen. Sprechen Sie den Verletzten/Kranken sofort laut an, fassen Sie ihn kräftig an der Schulter an und prüfen Sie so sein Bewusstsein.
Ist der Betroffene ohne Bewusstsein, rufen Sie sofort laut um Hilfe.
Atemkontrolle durchführen. Ist ein Verletzter/Erkrankter bewusstlos, müssen Sie sofort seine Atmung kontrollieren.
Fassen Sie den Bewusstlosen an Kinn und Stirn, und legen Sie so seinen Kopf vorsichtig nach hinten ((dadurch kommt es zur Überstreckung des Halses).
Sie können, wenn Sie Ihre Wange dicht über Mund und Nase des Betroffenen halten, dessen Atmung spüren. Dabei blicken Sie zum Brustkorb und sehen, wie sich Brust und Bauch beim Atmen heben und senken.
Hinweis
Nur wenn offensichtlich erkennbar die Atemwege durch Fremdkörper verlegt (»verschlossen«) sind, drehen Sie den Kopf des Betroffenen zur Seite und räumen Sie den Mund-Rachenraum vor der Atemkontrolle aus. Dabei ggf. Schutzhandschuhe aus dem Verbandkasten verwenden.
Achtung
Bei Notfällen mit Kindern und Säuglingen lesen Sie bitte hier weiter.
Wenn Sie erkennen, dass der Betroffene noch atmet, darf er keinesfalls auf dem Rücken liegen. Er würde in dieser Lage ersticken! Vielmehr müssen Sie den Betroffenen behutsam, aber schnell, so lagern, dass Flüssigkeiten (z. B. Speichel, Erbrochenes oder Blut) aus dem Mund abfließen können und die Zunge die Atemwege nicht verlegen kann. Dies erreichen Sie durch Anwendung der stabilen Seitenlage.
Herstellen der stabilen Seitenlage: Der Betroffene liegt auf dem Rücken bzw. er wurde zur Atemkontrolle auf den Rücken gedreht.
Zunächst legen Sie den nahen Arm des Betroffenen angewinkelt nach oben.
Fassen Sie die gegenüberliegende Hand des Betroffenen, ziehen Sie den Arm zu sich über den Brustkorb, bis sich seine Hand in der Nähe der Wange befindet. Halten Sie die Hand dort fest.
Fassen Sie das gegenüberliegende Bein oberhalb des Kniegelenks am Oberschenkel, beugen Sie das Bein und ziehen Sie es zu sich, der Betroffene wird dadurch auf die Seite gedreht.
Damit die Atemwege wirklich frei sind, müssen Sie den Kopf des Betroffenen nackenwärts beugen, das Gesicht etwas erdwärts drehen und darauf achten, dass der Mund geöffnet ist. So kann Erbrochenes oder Blut abfließen. Legen Sie noch die Finger der nahen Hand des Betroffenen unter seine Wange, sodass der Kopf in seiner Lage stabilisiert ist.
Spätestens jetzt muss der Rettungsdienst alarmiert werden (Notruf). Wenn Sie nicht alleine sind, veranlassen Sie dies möglichst parallel zum Beginn der weiteren Maßnahmen.
Decken Sie den Betroffenen unbedingt mit einer Decke zu und kontrollieren Sie bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes ständig Bewusstsein und Atmung.
Sollte der Betroffene aufwachen, bevor der Rettungsdienst eintrifft, so veranlassen Sie ihn dazu, liegen zu bleiben.
Beobachten Sie die Atmung. Bei Atemstillstand müssen Sie den Bewusstlosen sofort wiederbeleben.
Hinweis:
Eine gegebenenfalls vorhandene Brille abnehmen und dem Betroffenen zustecken, damit sie nicht verloren geht.
Das Abnehmen des Helms eines Verunglückten durch Ersthelfer an der Unfallstelle war lange Zeit umstritten, da zusätzliche Gefährdungen befürchtet wurden. Diese Sorge ist jedoch unbegründet, da bei einem bewusstlosen Motorradfahrer das Abnehmen des Helms absolut notwendig ist, um die Erstickungsgefahr abzuwenden.
Die Vorgehensweise ist von der Situation und vom Helmtyp abhängig. Die Maßnahme soll möglichst von zwei Helfern durchgeführt werden, ist aber auch möglich, wenn nur ein Helfer zur Stelle ist. Durch den Helm halten sich die Kopfverletzungen zwar in Grenzen, die Halswirbelsäule ist jedoch großen Belastungen ausgesetzt. Sie kann, wenn auch sehr selten, verletzt sein. Wenden Sie das beschriebene Verfahren an. Die Halswirbelsäule wird dabei stabilisiert, wodurch nachträgliche Schädigungen vermieden werden können.
Absolut falsch wäre es, wegen des Verdachts auf eine Wirbelsäulenverletzung gar nichts zu tun, also den Verunglückten auf dem Rücken liegen zu lassen und ihm den Helm nicht abzunehmen. Der Motorradfahrer würde dann sicher ersticken.
Sprechen Sie den Verletzten an.
Wenn Sie erkennen, dass der Betroffene bewusstlos ist, sorgen Sie für eine ausreichende Stabilisierung des Kopfes und öffnen Sie zunächst das Visier. Öffnen Sie die Kinnschale bzw. den Kinnriemen und machen Sie das Gesicht eventuell von der Kopfhaube frei. Gegebenenfalls muss die Brille entfernt werden. (Achten Sie darauf, dass Brillen nicht verloren gehen und dem Betroffenen ins Krankenhaus mitgegeben werden.)
Jetzt können Sie den Helm vorsichtig nach oben abziehen (dabei auf die Nase des Verunglückten achten!).
Nachdem der Helm entfernt ist, kontrollieren Sie die Atmung (siehe hier). Atmet der Verunglückte normal, bringen Sie ihn in die stabile Seitenlage (siehe hier).
Bei der Drehung des Körpers in die Seitenlage müssen Sie den Kopf des Verunglückten stabilisiert vorsichtig mitführen!
Atmet der Betroffene nicht normal, muss er sofort wiederbelebt werden (siehe hier).
Decken Sie den Verunglückten zu und kontrollieren Sie ständig Bewusstsein und Atmung.
Durch die Atmung und den Blutkreislauf wird der Körper mit dem...
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