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Von all den Dingen, die man tun kann, dachte Caroline Hemingway, gehört es sicherlich zu den seltsamsten, der Witwe des eigenen Bruders dabei zuzusehen, wie sie einen anderen Mann heiratet. Caroline blinzelte in der warmen Frühlingssonne und schaute sich um. Etwa fünfzig Gäste saßen auf den mit weißen Hussen bezogenen Stühlen in der Hauptallee des Apfelgartens von Carter's Cider und warteten auf die Ankunft der Braut. Es war ein perfekter Tag für eine Maihochzeit. Der Himmel war wolkenlos, und die Bäume standen in voller Blüte, was aussah, als würden sie bauschige Kleider in Hellrosa und Weiß tragen - eine natürliche Ehrengarde von Brautjungfern. In der Luft lagen der Duft von frisch gemähtem Gras und der erste Hauch von Geißblatt, das an der Strawberry Line wuchs, der alten Bahntrasse, die an der Cider-Farm vorbeiführte. Darunter mischte sich der süße Duft von Wiesenkerbel. Der Bräutigam, der auch der Geschäftsführer der Cider-Farm war, sah wenn nicht gerade nervös, so doch definitiv angespannt aus, obwohl sein Gesichtsausdruck seiner charismatischen Ausstrahlung keinen Abbruch tat. Wenn man von der rosa Rose in seinem Knopfloch absah, hätte er in seinem dunklen Nadelstreifenanzug auch geradewegs vom Schreibtisch aufgestanden sein können. Neben ihm stand, deutlich entspannter, sein Trauzeuge, der sich ab und zu vorbeugte und ihm etwas zuflüsterte. Caroline fielen sein hellbraunes Haar, sein lockeres Auftreten und sein breites Lächeln auf, während er versuchte, den ernst dreinblickenden Bräutigam aufzuheitern, und sie erkannte am ähnlichen Körperbau, dass es sich um den Bruder des Bräutigams handeln musste, von dem sie schon einiges gehört hatte.
Der Anblick versetzte ihr einen Stich; der entspannte Umgang der beiden erinnerte sie daran, wie nahe sie und ihr eigener Bruder sich gestanden hatten, dessen Witwe nun im Begriff war, einen anderen Mann zu heiraten. Als die ersten Töne des Hochzeitsmarsches erklangen, musste sie die Tränen zurückhalten. James hätte es verstanden, dachte sie. James hätte gewollt, dass Anna glücklich ist. Sie, Caroline, sollte es ihm gleichtun.
Weil sie sich nicht dazu durchringen konnte, sich umzudrehen und Anna den Gang zwischen den Stuhlreihen entlangschreiten zu sehen, hielt Caroline den Blick weiter auf die beiden Männer gerichtet. Beim Einsetzen der Musik streckte der jüngere Mann die Hand aus und berührte seinen Bruder am Ellbogen, und als der Bräutigam sich umwandte und die Braut erblickte, breitete sich ein strahlendes Lächeln auf seinem Gesicht aus.
Caroline spürte, dass die Braut sich näherte, und schaute sich um. Anna schien vor lauter Glück von innen heraus zu leuchten. Caroline schluckte den Kloß im Hals herunter, als ihre Schwägerin an ihrer Stuhlreihe vorbeiging, mit ihrem Vater Richard an ihrer Seite, der stolz und glücklich aussah, weil er seine Tochter zum Altar führen durfte. Hinter Anna gingen die beiden Brautjungfern, die eine ein hochgewachsener Teenager, die andere eine niedliche Vierjährige, beide im selben Rosaton gekleidet, der zu den Apfelblüten passte.
Annas Blick begegnete Carolines, und sie lächelte sanft, vermutlich weil sie sich bewusst war, wie seltsam die Situation für Caroline sein musste. Dann schritt sie weiter den Gang hinunter, wo ihr Bräutigam, der Trauzeuge und der Hochzeitsredner warteten. Sie hielt inne und übergab ihren Brautstrauß aus Freesien, Rosen und Apfelblüten der älteren Brautjungfer. Caroline beobachtete, wie Anna sich ihrem Bräutigam zuwandte, der anscheinend für einen Moment vergaß, wo sie sich befanden, seiner Braut die Hand auf die Wange legte und sie zärtlich küsste.
»Das macht man erst am Ende, du Dussel«, sagte Jonathan, der Trauzeuge, leise, aber laut genug, dass die versammelten Gäste ihn hören konnten. Die Gemeinde lachte, und Matthew, der Bräutigam, grinste. Carolines Herz machte einen Satz, als er sich hinunterbeugte und Anna etwas ins Ohr flüsterte. Annas Lächeln zeigte deutlich, wie glücklich sie war. Wie sehr die Dinge sich doch für sie gewandelt hatten, dachte Caroline. Wie wunderbar es war, dass sie wieder einen Mann hatte, der sie so sehr liebte. Trotz ihrer widersprüchlichen Gefühle war Caroline auch ein bisschen neidisch. Ihr eigenes Leben war in den letzten Jahren so kompliziert gewesen, dass sie beinahe daran zerbrochen wäre. Aber, dachte sie entschlossen, die Zeit war gekommen, all das hinter sich zu lassen. Es war, als würde sie dadurch, dass sie diese Hochzeit besuchte und Anna so glücklich sah, sich selbst die Erlaubnis geben, die Vergangenheit endgültig hinter sich zu lassen. Nach den Traumata der letzten Jahre war es Zeit für einen Neubeginn. Der Frühling stimmte sie immer hoffnungsvoll, und in dieser wunderschönen Umgebung konnte sie gar nicht anders, als sich optimistisch zu fühlen.
Während der Hochzeitsredner Anna, Matthew und ihre Gäste durch die Zeremonie führte, sah Caroline, wie glücklich sie und die beiden Brautjungfern waren. Meredith, die ältere, war Matthews Tochter, und Ellie, die jüngere, Annas Tochter und Carolines Nichte. Caroline wandte ihre Aufmerksamkeit zwischendurch immer wieder dem Trauzeugen zu. Während er vor der Zeremonie so darauf bedacht gewesen war, seinen Bruder zu beruhigen, betrachtete er nun feierlich das Brautpaar. Er war wirklich attraktiv, stellte sie unwillkürlich fest. Sie wusste, dass es eine Menge Zeit und Gespräche gebraucht hatte, bis die Brüder an diesen Punkt gekommen waren, und dass Anna einen großen Anteil daran gehabt hatte.
Als die Zeremonie beendet war und Anna und Matthew sich erneut küssten, kamen Caroline plötzlich die Tränen. Zum Glück war sie nicht die Einzige. Annas Mutter Julia, die neben ihrem Ehemann in der ersten Reihe saß, betupfte sich die Augen diskret mit einem Taschentuch. Der immer noch breit grinsende Matthew wandte sich an die versammelten Freunde und Familienmitglieder. »In Absprache mit meinem neuen Schwiegervater und zur großen Erleichterung meines Bruders wird es an diesem Nachmittag keine formellen Reden geben«, sagte er und lächelte seine Frau an. »Daher möchte ich diese Gelegenheit nutzen und auch im Namen meiner Frau .« - er legte eine Pause ein, als die Gäste laut jubelten -». auch im Namen meiner Frau Anna euch allen für euer Kommen danken und euch einladen, mit uns gemeinsam hier im Obstgarten zu essen, zu trinken und zu feiern.« Er legte einen Arm um Anna, und zusammen schritten sie durch die versammelten Gäste.
Als Caroline später bei einem Glas Sekt mit Annas bester Freundin Charlotte plauderte, die sie ein paarmal getroffen hatte, als sie Anna in Hampshire besucht hatte, spürte sie plötzlich, wie zwei kleine Arme um ihre Beine geschlungen wurden. »Hallo, Tante Caroline«, rief Ellie. »Gefällt dir mein Kleid?«
Caroline schaute auf das kleine Mädchen hinunter, dessen blondes Haar sich bereits aus den Schleifen löste. Ellies Kinn zierte ein Schokoladenfleck von den Cupcakes, die sie gegessen hatte. Sie sah ihrem verstorbenen Vater, Carolines älterem Bruder James, so ähnlich, dass es Caroline für einen Moment die Sprache verschlug. Sie riss sich zusammen, lächelte und beugte sich hinunter, um ihre Nichte in die Arme zu schließen.
»Du siehst wunderhübsch aus«, sagte sie und atmete den Duft von kleinem Kind und Schokolade ein. »Hattest du einen schönen Tag?«
»Ja«, sagte Ellie, als Caroline sie losließ. »Mummy hat jetzt einen neuen Mann.«
Caroline lächelte. »Ich weiß. Magst du ihn?"
Ellie legte den Kopf schief und schaute ihre Tante an. »Ja. Er ist sehr groß.«
Caroline lachte. »Das ist er wirklich! Warum stellst du mich ihm nicht mal vor?«
»Okay.« Sie nahm Carolines Hand und zog sie mit sich zu den beiden Frischvermählten, die nicht weit entfernt standen und das Geschehen beobachteten. »Mummy, Matthew, Tante Caroline möchte Hallo sagen.«
Caroline war erst heute Morgen nach Little Somerby gefahren statt schon am Abend zuvor, sodass es die erste Gelegenheit für die beiden Frauen war, ein paar Worte zu wechseln.
»Es ist so schön, dich zu sehen.« Anna umarmte Caroline. Ihr langes, cremefarbenes Kleid mit dem schlichten Spitzensaum und dem v-förmigen Rückenausschnitt bildete einen perfekten Kontrast zu ihrem dunklen Haar und den grünen Augen. Annas gerötete Wangen strahlten mit den Apfelblüten in ihrem Brautstrauß um die Wette. »Ich bin so froh, dass du kommen konntest.«
»Das hätte ich mir doch auf keinen Fall entgehen lassen.« Caroline kämpfte immer noch mit den widersprüchlichen Gefühlen, die der heutige Tag in ihr auslöste, aber als Anna sich Matthew zuwandte, um ihn ihr vorzustellen, sah Caroline die tiefe Freude im Blick ihrer Schwägerin und, was ebenso wichtig war, denselben Ausdruck auf dem Gesicht des Bräutigams.
»Das ist Matthew«, sagte Anna leise.
Er schüttelte Carolines Hand. »Schön, dich endlich kennenzulernen. Anna hat mir viel von dir erzählt.«
»Nicht zu viel, hoffe ich!«
Die drei lachten, und Matthew sagte: »Toll, dass du da bist. Wir freuen uns wirklich.« Dann sah er seine Frau an. »Anna sagte, dass du ein Zimmer im Rose Cottage im Dorf genommen hast. Du bist aber auch herzlich eingeladen, bei uns zu übernachten, wenn du magst.«
Caroline lächelte. »Danke, aber ich dachte, ich erspare euch lieber das Theater, während eurer eigenen Hochzeit einen Gast im Haus beherbergen zu müssen. Und das Rose Cottage hat tolle Rezensionen.«
»Bei Trip Advisor hat es schon seit der Eröffnung fünf Sterne«, sagte Anna. »Aber du kommst doch morgen Abend zum Essen?«
»Gern, danke für die Einladung.«
Als sie das Brautpaar und ihre Nichte anschaute, die...
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