Schweitzer Fachinformationen
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Stella
Fisher trank einen Schluck von seinem Bier. »Du bist einfach paranoid. Der Kerl hat keine Ahnung. Ich habe sein Gesicht beobachtet, als du Evelyns Nachnamen gesagt hast. Das Einzige, was er bemerkt hat, war, wie schön du bist.«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein, er hat ein komisches Gesicht gemacht. Das habe ich genau gesehen.«
»Wie lange hast du mit dem Kerl geredet?«
»Ich weiß nicht. Vielleicht eine Viertelstunde? Ich habe ihn an der Bar kennengelernt, und dann hat er mich zum Tanzen aufgefordert.«
»Schien er schüchtern zu sein und sich nicht zu trauen, eine Frage zu stellen, wenn ihn etwas beschäftigt?«
Ich dachte darüber nach. Eigentlich nicht. Hudson schien eher frech als schüchtern zu sein. »Nein, aber .«
Fisher legte mir die Hände auf die Schultern. »Tief durchatmen.«
»Fisher, wir sollten wirklich gehen.«
Der Conférencier trat wieder auf und forderte alle auf, ihre Plätze einzunehmen, da das Abendessen serviert werden sollte.
Fisher zog meinen Stuhl heraus. »Lass uns wenigstens essen. Wenn du anschließend immer noch abhauen willst, gehen wir. Aber ich sage dir, du bist einfach nur paranoid. Der Kerl hat keinen blassen Schimmer.«
Mein Bauchgefühl sagte mir, dass ich jetzt gehen sollte, doch als ich mich im Raum umsah, bemerkte ich, dass wir mit ein paar anderen Nachzüglern die Letzten waren, die noch standen, und dass man uns beobachtete.
Ich seufzte. »Gut. Abendessen, dann verschwinden wir.«
Fisher lächelte.
Ich sprach leise und war mir der anderen Gäste an unserem Tisch bewusst, die wir unhöflicherweise ignoriert hatten.
»Wo bist du übrigens gewesen?«
»Ich hab mich mit Noah unterhalten.«
»Wer ist Noah?«
»Ein süßer Kellner. Er wird Schauspieler.«
Ich rollte mit den Augen. »Klar. Wir wollten doch zusam-menbleiben, schon vergessen?«
»Es sah nicht so aus, als wärst du sonderlich einsam gewesen. Wer war dieser Adonis eigentlich? Du weißt, dass ich es nicht mag, wenn in deinem Leben Männer auftauchen, die besser aussehen als ich.«
Ich seufzte. »Er war umwerfend, oder?«
Fisher trank sein Bier. »Ich würde ihn nicht von der Bettkante stoßen.«
Wir lachten. »Bist du sicher, dass er nichts bemerkt hat? Du sagst das doch nicht nur, weil du bleiben willst, oder?«
»Nein, es ist alles in Ordnung.«
Irgendwie entspannte ich mich beim Essen ein wenig. Wobei das vielleicht mehr mit dem Kellner zu tun hatte, der mir immer wieder ungefragt nachschenkte, als damit, dass ich Fisher glaubte. Ich glaubte zwar immer noch, dass Hudson uns als Betrüger erkannt hatte, aber der Rausch der Gin-Martinis führte dazu, dass es mir egal war.
Nachdem man unsere Teller abgeräumt hatte, forderte Fisher mich zum Tanzen auf, und ich dachte, warum nicht? Es gab Schlimmeres für ein Mädchen, als an einem Abend mit zwei gut aussehenden Männern zu tanzen. Also gingen wir zu einem eingängigen Popsong auf die Tanzfläche, und als die Musik langsamer wurde, schloss Fisher mich in die Arme.
Wir lachten in unserer eigenen kleinen Blase, als ein Mann Fisher auf die Schulter tippte.
»Was dagegen, wenn ich dich ablöse?«
Hudson.
Mein Herz begann heftig zu schlagen. Ob es die Aussicht war, wieder in den Armen dieses großartigen Mannes zu landen, oder die Angst aufzufliegen, wusste ich nicht.
Fisher lächelte und trat einen Schritt zurück. »Pass gut auf mein Mädchen auf.«
»Oh, das habe ich vor.«
Irgendetwas an der Art, wie er das sagte, beunruhigte mich. Doch Hudson nahm mich in die Arme und begann, uns wie vorhin zur Musik zu führen.
»Amüsierst du dich?«, fragte er.
»Ähm . Ja. Das ist ein sehr schöner Ort für eine Hochzeit. Ich war noch nie hier.«
»Was hast du gesagt, von wem bist du eingeladen worden? Von der Braut oder vom Bräutigam?«
Das habe ich bisher nicht gesagt. »Der Braut.«
»Und woher kennt ihr euch?«
Shit. Ich sah hoch. Hudson verzog den Mund zu einem Lächeln, aber es war kein fröhliches Lächeln, sondern wirkte eher zynisch.
»Ich, äh, wir haben früher zusammen gearbeitet.«
»Oh? Bei Rothschild Investments?«
Ich wollte weglaufen. Vielleicht spürte Hudson das, denn wenn ich es mir nicht einbildete, wurde sein Griff um mich fester. Ich schluckte. »Ja, genau. Bei Rothschild Investments.«
Ich wusste über Evelyns kurze Beschäftigung dort nur, dass sie als Empfangsdame gearbeitet hatte und ihren Chef nicht ausstehen konnte. Sie bezeichnete ihn immer als GQ Arsch.
»In welcher Funktion?«
Langsam kam ich mir vor wie bei einem Verhör. »Als Empfangsdame.«
»Als Empfangsdame? Aber ich dachte, du wärst Parfümeurin?«
Verdammt. Richtig. Ich hatte nicht nachgedacht, als ich ihm vorhin ehrlich von meinem Beruf erzählt hatte. »Ich, äh, ich gründe mein eigenes Unternehmen, und die Dinge haben sich verzögert, also musste ich Geld verdienen.«
»Und was für eine Art von Unternehmen gründest du?«
Wenigstens war dieser Teil keine Lüge. »Es heißt Signature Scent. Ein Versandhandel für individuelle Parfüms.«
»Wie funktioniert das?«
»Wir schicken zwanzig kleine Duftproben raus, die die Kunden von eins bis zehn bewerten müssen, und dazu einen detaillierten Fragebogen. Basierend auf den Geruchstypen, die ihnen gefallen, und den Antworten auf unsere Umfrage, kreieren wir einen individuellen Duft für sie. Ich habe einen Algorithmus entwickelt, der die Formel auf der Grundlage der gesammelten Daten erstellt.«
Hudson musterte mein Gesicht. Es sah aus, als versuchte er, eine Art Puzzle zu lösen. Als er wieder sprach, war sein Ton weicher. »Das ist eigentlich eine gute Idee.«
Vielleicht war der Alkohol schuld daran, aber plötzlich war ich beleidigt, dass er überrascht schien. »Dachtest du, weil ich blond bin, hätte ich keine guten Ideen?«
Hudson ließ etwas aufblitzen, das ein echtes Lächeln gewesen sein könnte, doch es verblasste schnell, dann setzte er wieder seine stoische Miene auf. Er sah lange zu mir herunter, während ich den Atem anhielt und darauf wartete, dass er mich als Betrügerin überführte.
Schließlich sagte er: »Kommst du einen Moment mit?«
»Wohin?«
»Ich muss eine Rede halten, und ich habe gehofft, du könntest in der Nähe stehen. Dein schönes Gesicht wird mir genau die Ermutigung geben, die ich brauche.«
»Ähm . klar.«
Hudson lächelte, aber irgendetwas daran fühlte sich wieder merkwürdig an. Seine Bitte schien mir jedoch harmlos zu sein. Als er meine Hand nahm und mich in den vorderen Bereich des Raumes führte, versuchte ich, mir einzureden, dass mein merkwürdiges Gefühl nur von meinem schlechten Gewissen herrührte.
Hudson sprach mit dem Conférencier, dann traten wir an den Rand der Tanzfläche und warteten. Wir standen nebeneinander, als das Lied endete und der Conférencier die Gäste aufforderte, wieder ihre Plätze einzunehmen.
»Meine Damen und Herren, ich möchte den Frischvermählten eine sehr wichtige Person vorstellen. Er ist der Bruder unserer schönen Braut und ein guter Freund unseres schneidigen Bräutigams. Ich bitte um einen großen Applaus für unseren Trauzeugen Hudson!«
Oh Scheiße. Er ist der Bruder der Braut!
Der GQ-Arsch!
Hudson beugte sich zu mir herunter. »Bleib genau hier, wo ich dein wunderschönes Gesicht sehen kann, Evelyn.«
Ich nickte und lächelte, obwohl ich das Gefühl hatte, mich übergeben zu müssen.
In den nächsten zehn Minuten hielt Hudson eine eloquente Rede. Er sprach darüber, was für eine Nervensäge seine kleine Schwester gewesen war, und wie stolz er auf die Frau sei, die sie heute war. Als er erklärte, dass sowohl ihr Vater als auch ihre Mutter verstorben waren, war ich ein wenig gerührt. Seine Bewunderung für seine Schwester war offensichtlich, und seine Rede war zu gleichen Teilen ernst und lustig. Während er sprach, stieß ich einen schweren Seufzer der Erleichterung aus, dass er nichts Ungewöhnliches in der Hinterhand gehabt hatte. Es war zu schade, dass ich ihn unter den gegebenen Umständen kennengelernt und ihm mich mit einem falschen Namen vorgestellt hatte, denn Hudson schien ein guter Fang zu sein.
Am Ende seiner Rede hob er sein Glas. »Auf Mason und Olivia. Möge euch Liebe, Gesundheit und Reichtum beschert sein, aber vor allem ein langes gemeinsames Leben, damit ihr all das auch genießen könnt.«
Ein gemurmeltes Cheers! ging durch den Raum, bevor alle tranken, und ich dachte, nun sei die Rede zu Ende. Doch das war sie nicht. Anstatt dem Conférencier das Mikrofon zurückzureichen, drehte sich Hudson um und sah zu mir. Das verruchte Lächeln, das über sein Gesicht glitt, jagte mir eine Gänsehaut über den Rücken, und das nicht auf eine gute Art.
»Als Nächstes«, sagte er, »habe ich ein besonderes Vergnügen für Sie. Die liebe Freundin meiner Schwester, Evelyn, würde gerne ein paar Worte sagen.«
Meine Augen weiteten sich.
»Sie hat so eine tolle Geschichte darüber zu erzählen«, fuhr er fort, »wie sich die beiden kennengelernt haben. Sie ist sehr unterhaltsam, und sie kann es kaum erwarten, sie heute Abend mit Ihnen zu teilen.«
Hudson kam mit dem Mikrofon in der Hand auf...
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