Schweitzer Fachinformationen
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Um mit pflanzlichen Lösungen unsere Zukunft zu gestalten, wollen wir versuchen, die Pflanzen mehr zu verstehen und zu begreifen. In den folgenden Kapiteln entdecken wir ihr faszinierendes Leben, was sie dafür benötigen und nähern uns ihrem Wesen.
Fangen wir beim Grundelement des Lebens an, der Sonne. Ohne sie ist kein Leben möglich. Die Hinwendung zu ihrem Licht ist Ziel aller Pflanzen. Durch das Sonnenlicht betreiben Pflanzen Photosynthese. Sie ist einer der wichtigsten chemischen Prozesse auf der Erde und quasi der Herzschlag der Pflanzen. Ohne dieses Phänomen gäbe es keine Energie für das Leben und keinen Sauerstoff in der Atmosphäre.
Die Photosynthese ist einer der wichtigsten chemischen Prozesse auf der Erde.
Um Photosynthese zu betreiben, benötigen Pflanzen Wasser, Licht und Kohlendioxid (CO2). Daraus produzieren sie Glucose und geben Sauerstoff ab. Daher haben Pflanzen ihr Leben ganz nach diesen drei Kriterien ausgerichtet. Sie produzieren damit ihre eigene Wachstumsenergie. Überschüssige Energie wird in den Zellen, im Stängel, im Stamm oder in den Wurzeln eingelagert. So überstehen sie Notzeiten und sind zudem in der Lage, diese gespeicherte Energie am Ende ihres eigenen Lebenszyklus den Nachfahren zur Verfügung stellen. Ein perfekter Kreislauf.
Alle Pflanzen sind aus Zellen aufgebaut (Abbildung 1). Die meisten Menschen kennen schon das stark verzweigte Netz eines Blattes. Ein Netzwerk, welches sich über Millionen von Jahren bewährt hat. Die wasserundurchlässige Wachsschicht an der Oberseite schützt das Blatt. Darunter befindet sich die Oberhaut, welche dem Blatt Stabilität gibt und das Licht zu dem Palisadengewebe durchlässt. Dieses ist sehr reich an Chloroplasten, die das Chlorophyll enthalten und für die Photosynthese verantwortlich sind. Danach folgt das Schwammgewebe, welches den Gasaustausch reguliert, CO2 aufnimmt und Sauerstoff und Wasserdampf abgibt. Diese kostbaren Elemente entweichen aus den Spaltöffnungen unter dem Blatt. Alles befindet sich im Austausch. Diese vernetzte »Architektur« schafft Großartiges. Man könnte es auch in den Worten des Naturforschers Carl von Linné beschreiben: »In den kleinsten Dingen zeigt die Natur ihre allergrößten Wunder«. Es sind nicht die Superlative, es sind die Mikroprozesse, die unser Leben ausmachen.
Es sind die Mikroprozesse, die unser Leben ausmachen.
Alle Pflanzen haben drei Grundorgane: Wurzeln, Spross und Blätter. Das ist jedoch schon die einzige äußere Gemeinsamkeit, die bei Pflanzen zu finden ist. Mit diesen drei Organen hat sich jede Pflanze auf ihre Weise entwickelt. Bei einigen verdicken sich die Wurzeln zu schmackhaften Trieben, bei anderen verlängert sich der Spross zu Ästen oder wird zum Baumstamm und bei den meisten formen sich aus Blättern die unterschiedlichsten Blüten. Diese Vielfalt an Formen hat mit der enormen Anpassungsfähigkeit der Pflanzen zu tun. In heißen Gegenden wird der Spross zum Kaktus und das Blatt zum Stachel. In Küstengebieten entwickeln Pflanzen Stützwurzeln, die sie über dem Wasser wachsen lassen. Das genaue Betrachten dieser Entwicklungen ist faszinierend. Ich kann nur alle einladen, sich mit dieser Pflanzenwelt zu beschäftigen. Sich auf einer Wanderung oder bei einem Spaziergang mal das Detail einer Blüte oder einer Knospe anzuschauen. Auf die Verzweigungen zu achten, auf die Struktur der Rinde, die Knospen und natürlich die Blüten. Ich selbst verbringe so viel Zeit wie möglich damit und lerne und sehe jeden Tag etwas Neues.
Pflanzliche Vielfalt ist atemberaubend und jedes Blatt, jede Wurzel, jede Zelle einzigartig (Abbildung 2). Es ist eine eigene neue Welt, ein neuer Mikro- und Makrokosmos, der sich eröffnet.
Es gibt Pflanzen, wie das Immergrün (Vinca), die als kriechende Bodendecker wachsen und mit ihren dichten Polstern den Boden abdecken. Dazwischen ragen die Zwiebelpflanzen, wie beispielsweise Narzissen (Narcissus) oder die Schwertlilien (Iris) durch die Bodendecker. Dann kommen die Stauden. Sie wachsen ebenfalls über den Bodendeckern. Auf ihren oft dünnen Stängeln präsentieren sie ihre wundervollen Blüten der Welt. Die Blütenfarben decken die ganze Farbpalette ab. Auch die Formen der Blüten sind reine Kunstwerke. Es gibt Blüten in Doldenform oder in Gestalt von Kelchen oder Trichtern. Die Blütenpflanzen sind die erfolgreichsten unter den Pflanzen. Ihre Strategie der Zusammenarbeit mit Bestäuber-Insekten hat sich bewährt. Diese Blüten tragen nicht nur zur äußeren Schönheit der Welt bei, vielmehr verzaubern sie mit ihren Düften die Welt (Abbildung 3).
Die Blüten der Pflanzen verzaubern mit ihrer Schönheit und ihren Düften die Welt.
Auch Gräser und Farne reihen sich zwischen den Stauden ein und überragen diese oft. Noch höher wachsen kleine und große Sträucher, die mit ihren noch stärker verholzten Ästen das sogenannte Unterholz bilden oder auch die Randbereiche von Wäldern begrünen. Über allem ragen die Kronen der Bäume in den Himmel. Es gibt kleine gedrungene, mehrstämmige, schmale, breite, schirmförmige und runde Bäume. Der größte Unterschied in Form und Farbe besteht zwischen Laub- und Nadelbäumen. Die einen halten Winterruhe und verlieren ihre Blätter und die anderen sind immergrün und produzieren auch im Winter den für uns notwendigen Sauerstoff. Pflanzen, die zwischen dem Boden und den Bäumen vermitteln, sind Kletterpflanzen. Sie können sich mit ihren langen Trieben auf dem Boden ausdehnen, aber auch mit Hilfe der Bäume ans Licht gelangen. Sie nutzen jede Möglichkeit zu ranken, indem sie mit Haftwurzeln (z. B. Efeu) oder Schlingtrieben (z. B. Geißblatt) gen Himmel klettern. Es gibt auch Pflanzen, die kaum eigene Wurzeln schlagen (Moose) oder Pflanzen, die sich von anderen Pflanzen ernähren1 oder sogar Fleisch essen (Karnivoren). Die Vielfalt ist enorm.
Neben den Landpflanzen gibt es auch die Wasserpflanzen. Sie schwimmen auf dem Wasser, leben am Rand oder gar im Wasser. Sie kommen mit Süß,- Brack- oder Salzwasser aus. Sie atmen unter Wasser und betreiben Photosynthese. Ihre Farben und Formen sind vielfältiger und spektakulärer als diejenigen der Landpflanzen. Sie leben in einer noch kaum entdeckten Welt. Da uns die Pflanzen auf dem Land vertrauter und sichtbarer sind, beschäftigen wir uns in diesem Buch hauptsächlich mit Landpflanzen. Ihr Leben birgt die meisten Inspirationsquellen für unser eigenes Leben.
Die meisten Pflanzen bleiben über ihre gesamte Lebensdauer an einem Ort. Das Wort Pflanze stammt vom lateinischen Wort planta ab, dies bedeutet Sohle, Fußsohle oder Setzling. Die Benennung geht darauf zurück, dass die Erde um die frisch gesetzte Pflanze mit dem Fuß oder der Sohle festgetreten wurde.2 Durch die Pflanzung werden die Pflanzen an einen Ort gebunden, jedoch sind sie dadurch nicht vollkommen bewegungslos. Sie bauen ihre Reichweite durch ihre Pollen, Samen, Früchte und Wurzeln, mit den Elementen Luft, Erde, Wasser oder mithilfe der Tiere und Menschen aus. Bäume können sich bis zu einen Kilometer pro Jahr von ihrem Standort aus weiterbewegen. So »wandern« sie auf diese Weise durch die Landschaft. Es gibt sogar Bäume, die sich wortwörtlich vom Fleck wegbewegen können. Im Regenwald von Ecuador habe ich Wanderpalmen (Socratea exorrhiza) erlebt, die ihren Standort mithilfe ihrer Wurzeln mehrere Meter pro Jahr ändern.3 Auch wenn dies umstritten ist, es ist ein faszinierender Baum. Die Wurzeln bestehen aus oberirdischen Ständern, die wie ein Kegel geformt den schweren Stamm tragen. Millimeter um Millimeter graben sie sich durch den Boden. So »laufen« sie förmlich durch den Wald.
Pflanzen sind nicht bewegungslos, sie können sogar »wandern«.
Bei Pflanzen sind verschiedene Bewegungsgeschwindigkeiten zu beobachten. Entweder ganz langsame oder ganz schnelle Bewegungen. Ein botanischer »Scharfschütze« ist beispielsweise die Spritzgurke (Ecballium elaterium).* Sie schleudert ihre Samen mit 6 bar bis zu 12 Meter weit. Die schnellste pflanzliche Bewegung jedoch ist bei der weißen Maulbeere (Morus alba) zu beobachten. Sie schleudert ihre Pollen mit einer Geschwindigkeit von etwa 560 Kilometern pro Stunde durch die Luft.4 Damit würde der Pollen jeden Formel-1-Rennwagen überholen.
Doch diese Bewegungen sind die Ausnahme. Das Besondere bei den Pflanzen ist nun mal die Langsamkeit ihres Wachstums. Dies ermöglicht den Pflanzen, ihre Bewegungen genau zu steuern und Nährstoffe aufzunehmen. Doch auch da gibt es Unterschiede. Ein wahrer Senkrechtstarter ist der Bambus. So wächst der Große Holzbambus...
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