Schweitzer Fachinformationen
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Pünktlich um zwölf Uhr mittags landete ich nach einem angenehmen, ruhigen Flug in Auckland. In der Schweiz hatte ich gesehen, dass es ganz in der Nähe des Flughafens von Auckland einen Fahrradladen, den Natural High Shop, gab. Dort wollte ich fragen, ob sie meinen Fahrradkarton sechs Monate lang für mich aufbewahren könnten. Daher checkte ich im Airport Kiwi Hotel ein, das nahe lag, aber leider wenig an Hygiene und Komfort bot. Um zum Natural High Shop zu gelangen, meldete ich mich beim Help Desk am Flughafen an. Der ältere Angestellte dort erklärte mir, dass es weit draussen eine kleine Strasse gebe, in der sich der Laden befinde.
Auf einem grossen Parkplatz sah ich einen Shuttlebus stehen, ging hin und fragte, wie weit es zum Fahrradladen sei. "Den gibt es nicht", meinte der Fahrer lakonisch. Er arbeite schon seit zwanzig Jahren in diesem Beruf und habe dieses Geschäft noch nie gesehen. Zur Sicherheit schaute er aber auf Google nach und siehe da, er fand ihn. "Komm, steig ein!", meinte er, "ich habe ja sowieso nichts Besseres zu tun." Geld nahm er keines von mir dafür: "You know, Kiwis do that."
Da hatte er Recht, diese Grosszügigkeit erlebte ich jeden Tag, den ich in Neuseeland verbrachte.
Am nächsten Tag musste ich nochmals hin, da der Laden am Vortag geschlossen war, um abzuklären, ob ich nun meine Veloschachtel dort lassen könne oder besser im Geschäft eine neue kaufen solle. Der sehr hilfsbereite Geschäftsführer bot mir an, meinen Karton für zwanzig Dollar pro Monat sechs Monate lang aufzubewahren. Ich war mit dem Angebot einverstanden und konnte nun ohne Sorgen meine Tour starten.
Ich verliess das Airport Kiwi Hotel und radelte auf einer ebenen Strasse zuerst nach Manukau und dann nach Papakura, zwei Vororte von Auckland. Danach führten allerdings mehrere Steigungen einen Berg hinauf.
Schon bald verkrampften sich meine Beine und ich dachte daran, einfach bei einem Haus zu läuten, um zu fragen, ob ich eventuell im Garten mein Zelt aufstellen könnte. Da kam ein rettender Engel und fragte: "Do you want a ride?" Ich sagte natürlich erfreut ja. Er hob mit seinen kräftigen Armen mein Rad in seinen Van und los ging es über viele Steigungen. Der Fahrer setzte mich erst ab, als es wieder flach wurde. Er lud mich sogar zum Lunch zu sich nach Hause ein, was ich aber ablehnte, denn schliesslich hatte er mich auf der Strasse aufgelesen. Er wollte mich aber unbedingt näher kennenlernen und so führten wir während der gemeinsamen Fahrt, die sich dann schlussendlich über vierzig Kilometer hinzog, ein sehr langes und gutes Gespräch.
Anfangs flach, dann aber harzig, so kann ich die Küstenstrasse beschreiben. Wie zwei Tage zuvor gab es wieder zwei Pässe zu überqueren. Am Fuss des ersten Passes waren Strassenarbeiter beschäftigt und deren Chef bot mir sofort an, mich über den Pass zu fahren, was ich natürlich gerne annahm. Ich bedankte mich ganz höflich dafür, schüttelte seine Hand, aber er meinte nur; "Oh, that's okay."
Schon bald folgte aber wieder ein Pass und ich hatte einfach zu viel Gewicht, um das alles über den Berg zu schieben. Also lud ich eine Tasche ab und stellte sie an den Strassenrand, um sie später, nachdem ich mein Velo hundert Meter den Berg hochgeschoben hatte, zu holen. Alsbald kamen zwei Burschen mit einem Boot auf einem Anhänger vorbei, blieben stehen und fragten mich, ob ich mitwolle, sie führen nach Coromandel. Ich wusste, dass es dort einen Campingplatz gab, und nahm das Angebot der beiden gerne an.
Ich fand in Coromandel dann aber ein angenehmes Motel, das Zimmer in verschiedenen Preisklassen anbot. Ich war heilfroh, dass ich mich für das Motel entschieden hatte, denn es war ein nebelreicher Nieseltag, und nahm gleich ein Zimmer für zwei Nächte.
In der Hoffnung, dass am nächsten Tag das Wetter wieder etwas freundlicher werden würde, wollte ich dann meine Reise fortsetzen. Bis jetzt hatte ich die Kiwis als ein freundliches, hilfsbereites und aufgeschlossenes Volk kennengelernt. Wo ich vorbeikam, wurde gewinkt oder ich wurde gefragt, wohin ich fahre und woher ich komme.
Hudelwetter begleitete mich den ganzen Tag. Ich hatte Glück, denn ein Busfahrer hatte Platz für mein Rad und nahm mich mit. Ich war froh über die Mitfahrgelegenheit, denn es gab dichten Nebel, starke Böen und es war auch sehr kalt. Ich fuhr bis Whenuakite mit, dort setzte er mich vor dem Holiday Inn ab und meinte, ich solle bis zum nächsten Tag dort bleiben. Trotz des schlechten Wetters beschloss ich aber, noch bis in das zwanzig Kilometer weiter entfernte Dorf Tairua zu radeln. Bei Sturm und Regen schob ich tapfer mein Rad zum Pass hinauf.
Diesmal hatte ich kein Glück mit Mitfahrgelegenheiten, anscheinend war ich den Kiwis zu nass. So wendete ich meinen Trick 77 an und liess meine Tasche am Strassenrand stehen, eigentlich um sie, nachdem ich mein Rad dann zirka hundert Meter weiter hinaufgeschoben hatte, nachzuholen. Ganz schnell bemerkte ich, wie klug das war, denn die Kiwis brachten sie mir immer hinterher, da sie glaubten, ich hätte sie vergessen oder verloren. Sehr höflich bedankte ich mich dann immer, schaute zurück, wartete, bis sie verschwunden waren, und schob mein Rad dann ohne Tasche wieder weiter. So kam ich relativ zügig mit weniger Gepäck den Berg hoch.
Ich erreichte dann zwei Stunden später das hübsche Städtchen Tairua, wo ich dann in der Beach Villa, direkt am Meer, eine schöne Bleibe für zwei Tage fand. Sie war sauber, so wie es bei den Kiwis halt sauber ist. Das Preis-Leistungsverhältnis stimmt meiner Meinung nach in Neuseeland hinten und vorne nicht. Aber die Menschen sind sehr hilfsbereit und aufgeschlossen. Problemlos findet man sehr schnell Anschluss.
Auf dem Weg nach Whangamata wurde ich schon wieder mit einer steilen Passstrasse konfrontiert. Wieder wendete ich meinen Trick 77 an und siehe da, schon nach fünf Minuten stoppte ein Ehepaar und fragte mich, ob ich ihnen nicht die Tasche mitgeben wolle. Ja, wenn sie nach Whangamate fahren, dann könnten sie die Tasche dort an der Rezeption des Campingplatzes abgeben. Sie meinten, es sei besser, wenn sie die Tasche zu sich nach Hause mitnähmen. Wir tauschten unsere Telefonnummern aus und zwei Stunden später holte ich die Tasche bei ihnen ab. Glücklicherweise wohnten sie gleich um die Ecke vom Campingplatz.
Leider war mir beim Zelt eine Stange gebrochen und daher musste ich am nächsten Tag zum Baumarkt gehen und dort fragen, ob sie mir helfen könnten. Von dort wurde ich zur Eisenwarenhandlung geschickt, weil die Angestellten des Baumarkts meinten, dort hätten sie bessere Möglichkeiten. Der hilfsbereite Verkäufer der Eisenwarenhandlung montierte mir eine Plastikhülse auf die Stange. Wie lange die halten würde, stand in den Sternen. Zur Sicherheit kaufte ich zwei weitere Hülsen.
Die Gegend um Waihi sieht wie bei uns im Toggenburg aus. Die Besitzerin des Campingplatzes musste eine Maori sein, von dieser Sorte hatte ich schon einige hier in Neuseeland gesehen. Ihr Mann war ein entsetzlich unappetitlicher Typ, sass den ganzen Tag nur vor der Küche, las die Zeitungen und kommandierte Frau und Kind herum. Die Campingküche war so unhygienisch, dass ich mein Essen im Bungalow, den ich gemietet hatte, einnahm. Zudem hustete dieser ekelerregende, unfreundliche Typ die ganze Zeit Schleim aus und verschmierte ihn auf den Tischen. Meiner Meinung nach hätte dieser Platz behördlich geschlossen werden müssen.
Früh am Morgen verliess ich den unsauberen Campingplatz. Tauranga war mein heutiges Ziel. Wenigsten hatte ich dieses Mal keine so grossen Höhenunterschiede zu bewältigen. Zwanzig Kilometer vor Tauranga hielt eine ältere Frau in einem Pickup am Strassenrand und lud mich ein, mit ihr mitzufahren, es sei hier mit dem Fahrrad einfach zu gefährlich. Ich nahm ihr Angebot dankbar an und wir luden meine Sachen in ihr Auto. Sie fuhr mich bis zum Backpackers, steckte mir einen Zehn-Dollar-Schein in die Hand und meinte, ich solle mir dann am nächsten Tag im Café einen feinen Kaffee gönnen. Ich war total perplex und meinte, nein, ich hätte eher ihr zehn Dollar geben sollen, aber sie winkte ab und meinte, das sei schon okay so. Ich beschloss, zwei Tage im Hostel zu bleiben, denn am nächsten Tag sollte es regnen und so konnte ich mich ein wenig erholen. Die Küche war relativ sauber und das Zimmer ganz schön.
Gut gelaunt fuhr ich am Morgen in Richtung Rotorua, im Glauben, dass es diesmal endlich wieder einmal flach sein würde. Leider hatte ich mich geirrt, immer höher wurden die Hügel! Ich war nun schon fünfundfünfzig Kilometer geradelt und bemerkte, dass ich viel zu lange brauchte und Rotorua nicht erreichen würde. Ich befasste mich ernsthaft mit dem Gedanken, irgendwo wild zu zelten. Das Wetter war regnerisch mit starken Orkanböen und liess mich dann doch an meinen Überlegungen zweifeln. Plötzlich kam, wie vom Himmel geschickt, ein älteres Ehepaar mit einem Pickup vorbei, hielt an und...
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