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König, Politiker, Krieger, Eroberer - Richard Löwenherz!
1189. Endlich regiert Richard Löwenherz als König über England. Noch muss er in seinem eigenen Königreich für Ordnung sorgen, bald jedoch bereitet er einen neuen Kriegszug vor. Jerusalem, das Heilige Land, soll aus der Hand der Muslime befreit werden. Gemeinsam mit seinem treuen Diener Ferdia macht sich Löwenherz auf den beschwerlichen Weg ins Heilige Land. Dort erwartet sie ein gnadenloser Krieg - und Saladin, der berühmte Anführer der Sarazenen, der die Stadt einst von den Christen eroberte. Auf dem staubigen Feld von Arsuf stehen Löwenherz und seine Männer vor ihrer größten Bewährungsprobe ...
Der zweite Teil der Reihe um Richard Löwenherz, erzählt aus der Sicht seines treuen Begleiters
Southampton, November 1189
Tiefe Dunkelheit hüllte das kleine Haus ein, in dessen einzigem Zimmer ich mit Rhys wartete, die Nerven zum Zerreißen gespannt. Schweigend standen wir neben den Angeln der wackligen Haustür an der Wand. Sobald unser Opfer sein Haus betrat, würde es uns erst bemerken, wenn es zu spät war. Den Dolch fest in der Faust, das Auge an einem Loch im Lehmflechtwerk, spähte ich auf die Gasse, atmete langsam und versuchte mich zu überzeugen, dass wir das Richtige taten.
Schon vor einiger Zeit hatte sich die Nacht über den ärmsten Teil der Stadt gelegt, die Sündenmeile. Draußen war nicht mehr viel los. Kurz nach unserer Ankunft hatte der Metzger ein Schwein geschlachtet. Beim schrillen Quieken des Tieres hatte ich die Zähne zusammengebissen, bis es vorüber war. Zwei Nachbarinnen hatten tratschend das Haus passiert, sonst niemand. Unbehagen ergriff mich. Ich konnte nicht sicher wissen, ob mein Opfer, ein Soldat mit schaufelförmigem Bart namens Henry, vor seiner Gattin ankommen würde. Nichts lag mir ferner, als eine Unschuldige in mein finsteres Vorhaben zu verwickeln.
Ich rang um Entschlossenheit. Wenn die Frau auftauchte, würden wir sie fesseln und knebeln, ihr eine Augenbinde anlegen und weiter auf ihren Gatten warten. Ich versuchte, jeden Gedanken an den Säugling, von dem mir berichtet worden war, zu verbannen.
Ich verlagerte das Gewicht und machte kreisende Bewegungen mit den Schultern, um einem Krampf entgegenzuwirken, der sich in meinen Muskeln ankündigte. Mein Blick schweifte durch den Raum. Der matte orangene Schimmer des glimmenden Herds offenbarte zwei Hocker, einen Tisch aus einem Brett auf Böcken, eine Kleidertruhe und in der Ecke ein Strohlager mit Decken. Der Hund, der an der Rückwand angeleint war, machte keinen Laut - er hatte das Brot hinuntergeschlungen, das ich für genau diese Eventualität mitgebracht hatte, und schien nun nichts mehr gegen unsere stille Gesellschaft einzuwenden zu haben.
Ich weiß nicht, wie lange wir so warteten. Mir wurde kalt. Mehr als einmal musste ich, leise wie eine Katze, auf und ab schreiten, damit mir das Blut nicht in den Adern stockte. Rhys rührte sich nicht. Dass er keine Statue war, verriet nur die Bewegung seiner Augen, die mir folgten. Ein treuer Kerl, dachte ich, und es wärmte mir das Herz, dass er mich bei diesem schwierigen Vorhaben unterstützte.
Endlich näherten sich Schritte dem Haus. Ich drückte mich an mein Guckloch. Schwach hoffte ich, sie würden weitergehen.
Sie blieben vor dem Haus stehen.
Ich stieß Rhys an.
Er nickte. Er stand der Tür näher und war aufmerksam und sprungbereit.
Der Haken klirrte, und ich spannte mich an. Mir war es nicht gelungen, ihn von innen in die Öse am Türpfosten zu stecken.
Ein Fluch. »Hat sie schon wieder die Tür offen gelassen.«
Knarrend öffnete sich die Tür nach innen. Der Hund jaulte und zerrte schwanzwedelnd an seiner Leine.
Eine Gestalt schob sich in Sicht. Einen Bart hatte er, aber die Form konnte ich bei dem schlechten Licht nicht erkennen. Rhys sprang vor, schlang dem Mann einen Arm um die rechte Schulter und packte mit der anderen Hand den rudernden linken Arm. Mit gezückter Klinge sprang ich nach vorn. Rhys verlor den Halt um den linken Arm, und ich bekam die Faust des Kerls ins Gesicht. Er traf mich am Jochbein, und Sterne tanzten durch mein Blickfeld. Ich taumelte.
Dem Himmel sei Dank, unser Opfer wehrte sich lautlos, statt um Hilfe zu rufen. Während ich um meine Besinnung kämpfte, stürzten Rhys und er zu Boden, wo sie miteinander rangen. Ein verirrter Tritt traf den Topf, der an einer kurzen Kette über dem Feuer hing. Der Deckel flog herunter, prallte mit einem dumpfen Scheppern von der Wand ab, und heiße Suppe spritzte durch den Raum. Der Hund bellte.
Mein Kopf klärte sich, und ich trieb Henry die Faust in den Magen. Er riss den Mund auf wie ein Fisch im Netz und sackte in Rhys' Armen zusammen. Rasch schob Rhys ihm die Arme unter die Achseln und verschränkte seine Hände im Nacken des Kerls. Sich aus diesem Griff zu befreien war fast unmöglich, aber dennoch drückte ich dem Mann meine Dolchspitze unter das linke Auge. Seine Brust hob und senkte sich heftig, während er die Waffe anstarrte, dann mich und wieder die Klinge.
»Wenn du schreist, war es das Letzte, was du tust«, zischte ich.
Der Schaufelbart wippte auf und ab. Er nickte verängstigt.
»Du bist Henry, ein Soldat?«
Erneut bekundete er eine Bejahung.
»Kennst du mich?«, fuhr ich ihn an und hielt mein Gesicht direkt vor seine Nase.
Er schüttelte den Kopf, aber in seinen Augen hatte ich das Wiedererkennen zucken sehen. Er log.
»Vor einigen Monaten hast du mit Robert FitzAldelm gesprochen, einem Ritter.« Vor der Krönung war die königliche Gefolgschaft durch Southampton gekommen. Mein Erzfeind hatte den Aufenthalt gut genutzt. Sollte es in meinen Gedanken irgendwelchen Zweifel gegeben haben, wurden sie von der nackten Angst ausgeräumt, die ich Henry ansah. Er war der Mann, den ich suchte. Ich fuhr fort: »FitzAldelm erkundigte sich nach dem Tod seines Bruders, der vor sieben Jahren nicht weit von hier vor einer Schenke gestorben ist.«
In jener Nacht hatte ich Guy FitzAldelm getötet und mir die lebenslange Feindschaft seines Bruders Robert zugezogen. Ich war hier, um sicherzustellen, dass Henry, sein Zeuge, meine Stellung am königlichen Hof nicht bedrohen konnte.
Ich drückte ihm die Dolchspitze in die Haut. »Also?«
»Ich habe mit FitzAldelm gesprochen, jawohl, Messire.«
»Du behauptest, mich - mich - in der Nähe der fraglichen Schenke gesehen zu haben.«
»E-euch, Messire?« Er wich meinem Blick aus.
Ich packte ihn beim Kinn und zwang seinen Kopf nach oben. »So sagt FitzAldelm.«
Sein Blick zuckte zu mir und wieder weg. »Ich habe m-mich geirrt, Messire. Es ist lange her. Mein Gedächtnis ist nicht mehr, was es mal war.«
»Ich bin dir im Leben nicht begegnet, und das wirst du beschwören, wenn dich jemand fragt.«
»Mit Freuden, Messire«, versicherte er. »Mit Freuden.«
»Das soll der Lohn für dein Schweigen sein.« Ich löste den Geldbeutel, der seit London an meinem Gürtel hing, und ließ ihn vor seinen Augen baumeln. »Darin ist dein dreifacher Jahressold.«
Zum ersten Mal sah ich die Spur eines Lächelns. »Kein Wort soll mir über die Lippen kommen, Messire, ich schwöre es bei meiner Seele. Der Satan soll mich holen, wenn ich lüge.«
Der Augenblick war gekommen, der Augenblick, vor dem mir graute, seit ich entschieden hatte, den - von FitzAldelm abgesehen - einzigen Mitwisser zur Strecke zu bringen, der mein verborgenstes Geheimnis kannte oder mutmaßte. Dennoch zögerte ich und richtete meinen Blick auf Rhys. Mit finsterer, misstrauischer Miene sah er mich an, als wollte er sagen: Ich glaube ihm kein Wort. Ich wandte mich wieder Henry zu, der mich gewinnend anlächelte.
Ich dachte an FitzAldelm und seine sengende Bösartigkeit. Er würde nicht einfach hinnehmen, dass Henry seine Haltung geändert hatte. »Du hast Frau und Kind«, sagte ich und dankte Gott, dass sie nicht dabei waren.
Grenzenloser Schrecken trat in sein Gesicht. »Jawohl, Messire. Der Junge ist erst drei Monate alt. Unser Erstgeborener. Sie sind zu Besuch bei ihrer Mutter.«
»Wo ist das?«
»Am anderen Ende der Stadt, Messire.«
»Wann kommen sie wieder?«
»Nicht vor morgen früh, Messire.«
Ich war über alle Maßen beruhigt. »Sind sie dir wichtig?«
»Jawohl, Messire.« Seine Stimme bebte. »Sie bedeuten mir alles. Bitte verletzt sie nicht, ich flehe Euch an!«
Empört begriff ich, dass er mich für fähig hielt, das Leben zweier Unschuldiger zu bedrohen. Ich gelangte zu einer raschen Entscheidung. »Ihnen soll kein Leid geschehen. Das schwöre ich bei Jesus Christus am Kreuze.«
Henry schluchzte vor Erleichterung auf.
Mein Dolch zertrennte Henrys Kehle von links nach rechts.
Seine Augen - vor Schock und Schmerz aufgerissen - suchten meinen Blick. Er konnte nicht sprechen. Ich auch nicht. Warmes Blut spritzte auf mich. Henry versuchte, um sich zu schlagen, aber Rhys hielt ihn fest. Das Leben wich aus ihm, und er sackte zusammen. Als Rhys ihn losließ, fiel er mit einem leisen Poltern zu Boden.
Als ahnte er das Schicksal seines Herrn, jaulte der Hund auf.
Rhys und ich starrten einander über Henrys Leiche hinweg an. Meine Hände zitterten. »Ich habe ihn umgebracht.«
»Das hast du.« Rhys klang nüchtern.
»Ich .« Ich sah auf meine rot befleckten Hände, mein blutgetränktes Hemd. Als ich mich mit dem Finger an der Wange berührte, war sie klebrig. Scham und Schuldbewusstsein befielen mich. »Was habe ich getan?«
»Messire.«
Noch nie hatte mich Rhys so angesprochen. Ich schaute ihm ins Gesicht und erschrak vor der rücksichtslosen Entschlossenheit, die ich dort entdeckte.
»FitzAldelm hätte Henrys Füße ins Feuer gesteckt, wenn er von seinem Wort abgerückt wäre, das weißt du. Henry hätte gesungen wie ein Vogel im Käfig.«
Niedergeschlagen nickte ich.
»Der Beutel Silber war eine Ablenkung. Nichts weiter.«
Ich hörte ihm zu wie ein Kind, das sich eine simple Sache erklären lassen muss.
»Ihn zu töten war die einzige Wahl, die uns blieb.«
Unwahr, dachte ich. Ich hätte nichts unternehmen können. FitzAldelms Versuch, meinen Namen mithilfe von Henrys Aussage zu beschmutzen, hätte scheitern können. Rhys...
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