Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Mit ihrem offenen, authentischen Blick auf die Welt nimmt uns Tamina Kallert mit an die Orte ihrer Wunderschön!-Reisen – und weit darüber hinaus. Sie gewährt bewegende Einblicke hinter die Kulissen, teilt persönliche Erlebnisse und inspiriert mit überraschenden Perspektivwechseln.
Im Mittelpunkt steht dabei stets eine tiefe Sehnsucht nach Verbindung. Zu Menschen, zur Natur und zu sich selbst. Es sind oft die stillen Momente, die kleinen Begegnungen und flüchtigen Augenblicke, die sich im Herzen verankern und das Leben bereichern.
Mit feinem Gespür lädt dieses Buch dazu ein, das Unbekannte als Chance zu begreifen und erzählt von der Kraft des Reisens – nicht nur in ferne Länder, sondern auch zu neuen Sichtweisen, innerer Freiheit und echter Lebensfreude.
"Ein Buch wie ein Kurzurlaub – herzenswarm, voller Lebensfreude und Optimismus"
Tamina Kallert ist das Gesicht der WDR-Erfolgssendung "Wunderschön!" und nimmt seit Jahren Millionen Zuschauer mit auf Reisen. Ob bei den Städtereisen von "2 für 300", bei "Grenzenlos Köstlich" oder in Reisekonzerten mit dem WDR-Funkhausorchester, sie schafft Verbindungen zwischen Orten, Menschen und Gefühlen.
Nach dem Studium der Geschichte und Anglistik zog es Tamina Kallert früh vor die Kamera. Ihre Bücher "Mit kleinem Gepäck" und "Und dann kommt das Meer in Sicht" wurden Bestseller. Ihr neuestes Buch ist gleichzeitig auch ihr persönlichstes: ein Plädoyer für Mut, Veränderung und Vertrauen in das Leben. Tamina Kallert lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Freiburg im Breisgau, wenn sie nicht gerade unterwegs ist, meistens draußen, barfuß oder mit der Nase im Wind.
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DIE NEOPREN-MOMENTE MEINES LEBENS
Hindernisse überwinden
ist der Vollgenuss des Daseins.
Arthur Schopenhauer
Oje, ist das eng! Erst der rechte Fuß, dann der linke. Der Anfang ist schon mal geschafft! Die Außenseite des Neoprenanzugs ist warm und trocken, innen ist er noch feucht von dem Ausflug, den jemand anderes in ihm am Tag zuvor gemacht hat. Ich bekomme Gänsehaut. Handbreit für Handbreit zerre und ziehe ich den Anzug hoch. Weil wir gleich in einen eiskalten Gebirgsbach springen werden, ist er besonders dick und sperrig.
Ich weiß gar nicht, wie oft ich in meinem Leben schon in Neopren gestiegen bin. Canyoning auf den Azoren, Windsurfen auf den Kanaren, Tauchen am Great Barrier Reef, Schnorcheln auf den Lofoten, Wellenreiten in Kalifornien, Kite-Surfen in Norddeich, Wingfoiling in Tarifa . Es waren bestimmt weit über hundert Mal. Und immer öfter denke ich: »Och nee. Nicht schon wieder!« Auch hier, auf dem kleinen, fünf Kilometer oberhalb des Attersees gelegenen Wanderparkplatz, hält sich meine Lust erst mal in Grenzen. Statt in synthetisches Gummi zu steigen, könnte ich unten im Tal von einer schönen Terrasse aus die Aussicht auf die herrliche Berglandschaft des Salzkammerguts genießen. Vor mir auf dem Tisch vielleicht die eine oder andere kulinarische Spezialität, ein Teller mit deftigen Kasnocken oder eine Platte mit hiesigen Käsesorten, durch die ich mich durchprobieren darf. Eine Tasse heißer Kaffee wär auch nicht schlecht, denn es ist herbstlich kühl geworden. Aber auf die Begegnung mit dem Gebirgsbach freue ich mich auch. Danach wird der Kaiserschmarrn bestimmt doppelt so gut schmecken!
Wenn ich nur endlich im Anzug drin wär! Ich ruckel ihn bis auf Hüfthöhe. Alles fühlt sich klebrig an. Im Schritt und am Po sind dicke Falten. Also muss ich O-Beine machen und nachzuppeln, bis das Neopren um meine untere Körperhälfte eng anliegt. So, die Hälfte ist geschafft! Ich bin jetzt schon außer Atem. Wenigstens habe ich den Anzug nicht falsch herum angezogen - das ist mir im Eifer des Gefechts schon einige Male passiert. Dieser hier hat eine Kapuze und deshalb den Reißverschluss vorne. Ich will gar nicht daran denken, wer ihn alles vor mir schon getragen hat - und wer vielleicht schon reingepieselt hat. Man darf einfach nicht zu pingelig sein.
Weiter geht's! Ich quetsche meine Hände durch die Ärmel. Kaltes, Moosiges stülpt sich über meine Haut. Mit einer kleinen Verrenkung und einem geübten Schulterrollen bin ich endlich drin. Reißverschluss hoch, ein wenig Hüpfen und Zupfen, dann sitzt alles so, wie es soll. Uff! Fertig.
Unser Guide Gregor versammelt seine Schützlinge um sich. Auch Kameramann Christian hat sich in Neopren-Schale geworfen. Sein Kamerakollege Frank und Tontechniker Neo haben sich das Umziehen gespart. Sie werden das Abenteuer später vom Ufer aus aufnehmen. Ich schaue mich um. Irgendwo hier in der Gegend muss der Gimbach sein, dessen Lauf wir kletternd und tauchend folgen wollen. Aber erst mal fühle ich mich ziemlich fehl am Platz. Um uns herum sehe ich nur schweigenden Wald. Worauf habe ich mich da nur eingelassen?
Jetzt verteilt Gregor auch noch Taucherbrillen und Schnorchel. Ein bisschen ist das so, als würde er uns Flossen zum Bergsteigen reichen. Dann laufen wir los. Es ist ein hochgradig skurriles Bild: Quer durch den Wald stapfen sieben Menschen in Neopren-Montur, Taucherbrillen und Schnorchel in der Hand, begleitet von vier Teammitgliedern in Alltagskleidung, die Kameraausrüstung, Tontechnik und die Verantwortung für einen guten Film tragen. Endlich treffen wir auf den Wildbach, der an dieser Stelle ein flaches Becken, eine Gumpe, formt. Gut, dass wir die Anzüge schon auf dem Parkplatz angezogen haben, denn hier am unebenen, steinigen Bachufer wäre das noch schwieriger gewesen.
Als Nächstes sollen wir uns rücklings in den Bach legen. Schon die Vorahnung auf das eiskalte Wasser erzeugt Schnappatmung. Zögern würde es nur schlimmer machen, also hinein in die Gumpe! Das Wasser läuft oben am Hals in den Anzug hinein, langsam kriecht es immer tiefer. Schaurig! Die Kälte kommt in Raten - und weckt alle Lebensgeister. Es dauert ein wenig, bis meine Körperwärme das eingedrungene Wildbach-Wasser auf erträgliche Temperatur gebracht hat. Mit der Bewegung wird es sogar richtig warm. Und mit der Wärme kommt der Spaß. Erste Schnorchelmomente an einer tieferen Stelle der Gumpe führen mich mitten in eine Gebirgsbach-Zauberwelt. Das Glitzern der Sonnenstrahlen auf der Wasseroberfläche erzeugt fantastische Lichtspiele. An einigen Stellen verquirlt sich das Wasser mit wirbelnden Luftblasen - ein Tanz der Elemente. So klar wie das Wasser wird auch mein Geist. Jetzt tauche ich meinen Kopf ganz ins Wasser hinein, die Kraft der Strömung zu spüren ist eine elementare Erfahrung. Wie schön! Auch ohne karibisch-bunte Fischschwärme in allen Farben des Regenbogens ist die schlichte Unterwasserwelt des Gebirgsbachs faszinierend.
Jetzt führt uns Guide Gregor bachaufwärts zu den Gimbach-Kaskaden. Es rauscht und tost so laut, dass man sein eigenes Wort kaum versteht. Hier sollen wir die schäumenden Stromschnellen hinabrutschen. Gregor zeigt uns, wie es geht: Maske und Schnorchel anlegen, sich mit den Füßen voran lang ausstrecken, Arme überkreuzen, locker bleiben und sich dem Wasser anvertrauen. Mir kommt die Sache nicht so geheuer vor. Überall ragen rundgeschliffene Steine in den Weg. Man sieht auch nicht, was sich einem unter Wasser alles entgegenreckt. Ich habe direkt das Bild vor Augen, wie ich irgendwo hängen bleibe und die brausende Kraft des Wassers mir Schulter oder Hüfte auskugelt. Aber dann denke ich: Andere haben sich hier doch auch schon hinuntergewagt; irgendwie kommt man unten an einem Stück raus. Mit Gottvertrauen lasse ich mich über die Kante gleiten und rausche die Kaskade hinunter. Wouff! Ich werde Teil des reißenden Wildbachs, mir vergehen Hören und Sehen. Und schon bin ich in der unteren Gumpe angekommen. Schnorchel raus, ein erlöster Schrei drängt aus meiner Kehle. Überwältigt kraxle ich aus dem sprudelnden Tauchbad heraus.
Ich muss allerdings sagen: Der pure Genuss war's nicht. Die Kamerakollegen sind ganz zufrieden, doch damit später die Cutterin zusammen mit Autorin Beate mehr Material zum Aussuchen hat, laufe ich noch mal hinauf, um ein zweites Mal hinunterzusausen. Oben immer noch Respekt und Oje, aber jetzt kommt auch ein wenig Vorfreude auf. Und beim dritten Durchlauf ist die rauschende Fahrt durch den gurgelnden Gebirgsbach das reine Vergnügen. Ich denke nicht mehr an Kameraeinstellung und Schneideraum, sondern erlebe ein pures, unglaublich intensives Am-Leben-Gefühl! Alles ist von mir abgefallen. Am Ende bin ich völlig außer Puste und von Glückshormonen durchströmt. Der Neoprenanzug hat sich mal wieder gelohnt. Wenn ich mich das nächste Mal wieder in einen zwängen muss, werde ich wieder frösteln - auch wenn die Sonne vom Himmel brennt. Ich werde mich dann trotzdem in den Anzug quälen und die Falten glatt streichen. Und wieder hinein ins Abenteuer springen.
***
Wo Neopren ins Spiel kommt, bekommt das Leben gleich eine andere Farbe. Wie bei einer Häutung bleibt mit der Alltagskleidung das Gewohnte zurück, das Abenteuer kann kommen. Natürlich geht es nicht immer um Neopren im wörtlichen Sinne. Meine Neopren-Momente beginnen, sobald meine Neugier mich aus meiner Komfortzone herausführt und ich auf Unerwartetes treffe. Auf dem Weg zum Hochgefühl gibt es allerdings ein Hindernis: Ich muss mich ein bisschen überwinden. Eigentlich müsste ich längst verinnerlicht haben, dass jedes Mal, wenn ich meinen Horizont erweitere, mein Leben reicher wird. Die Emotionsschleife über »Wäre ich doch nur zu Hause geblieben!« könnte ich mir also sparen und gleich zum jauchzenden »Herrlich!« übergehen. Doch so funktioniert das leider nicht. Die persönliche Komfortzone zu verlassen, ist und bleibt eine Challenge.
Es ist kaum zu glauben, sogar zu der gemütlichen Fahrt mit dem Haustretboot auf der Ruhr musste ich mich überwinden. Der Plan war, in sieben Tagen die etwa 25 Kilometer von Mülheim an der Ruhr bis zum Baldeneysee in Essen zu strampeln. Sportlich gesehen würde diese Reise also nicht besonders anstrengend werden, und wir würden viel Zeit für Ausflugsziele rechts und links der Ruhr haben. Meine Neopren-Herausforderung war dieses Mal etwas ganz anderes.
Erst einmal: Was ist überhaupt ein Haustretboot? Unseres entpuppt sich als ein sechs Meter langes, mobiles Zuhause. In der winzigen Kabine sind Schlafkojen mit Vorhang, eine winzige Küchenzeile mit Spüle und Spirituskocher sowie ein kleiner Tisch untergebracht. Alles mega-basic und gemütlich. Die Typbezeichnung unseres Gefährts lautet »Escargot«, also »Schnecke«. Ein passender Name, denn der Antrieb befindet sich am Heck in Form von zwei nebeneinander montierten Fahrradsätteln und zwei Tretkurbeln. Es gibt auch einen kleinen Außenbordmotor, doch es ist Ehrensache, nur per Muskelkraft Strecke zu machen. Drei Boote sollen die »Wunderschön!«-Reise machen. Extremsportler und Stuntman Dirk Gion, seine Tochter Anaïs, die gerade fürs Abi lernt, und sein 13-jähriger Sohn Phil werden auf der »Desire« - ohne Akzent und zweites e - in die Pedale treten, wohlwollend beobachtet von ihrem spanischen Windhund Luis. Für mich ist die »Chantal« gebucht. Und für das dritte Boot, ein normales Motorboot, sind zwei Kamerateams in Schichten eingeteilt, sodass von früh bis spät gefilmt werden kann.
Aber wer wird mich auf der »Chantal« begleiten? Bis...
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