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Kaum ein Himmelskörper hat die Menschheit so sehr in seinen Bann gezogen wie der Mond. Seit Anbeginn der Zeit spähen wir zu ihm hinauf, zählen seine Phasen, dichten ihm Launen und Geheimnisse an. Und immer wieder fragt man sich: Beobachten wir ihn - oder beobachtet er uns?
Die alten Ägypter sahen im Mond den Gott Chons, einen jugendlichen Himmelsgott mit Lockenzopf. Die Babylonier hingegen hielten ihn für Sin, einen Gott mit finsterem Blick, der über die Nacht wacht. Und die Griechen? Die ließen gleich ein ganzes Götter-Trio auf ihn los: Selene als Mondgöttin, Artemis als Hüterin des Mondlichts und Hekate für die düsteren Geschäfte bei Neumond.
Abbildung 1: Bild: Sarcophagus showing Selene and Endymion. Metropolitan Museum of Art. Public Domain via Wikimedia Commons. https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Sarcophagus_Selene_Endymion_Met_47.100.4ab_n03.jpg
Eine schöne Anekdote: Der griechische Philosoph Anaxagoras (ca. 500 v. Chr.) wagte als einer der Ersten zu behaupten, die Sonne sei keine Gottheit. Als erster Philosoph vertrat er die Auffassung, dass der Mond nicht von sich aus leuchtet, sondern nur indirekt, indem er von der Sonne angestrahlt wird. Prompt landete er fast im Gefängnis - Ketzerei! Wer will schon hören, dass der liebliche Mond aus schnödem Gestein besteht? Durch den Einfluss des Perikles wurde er vor der Todesstrafe gerettet, musst aber ins Exil.
Im Mittelalter hütete man sich vor dem Mondlicht. Es hieß, es mache wahnsinnig. Kein Wunder, dass das Wort "lunatic" (verrückt) vom lateinischen "luna" stammt.
Astrologen zeichneten akribisch die Mondphasen auf, denn der Mond sollte Krankheiten heilen, Haare dichter wachsen lassen oder beim richtigen Zeitpunkt helfen, Ackerfrüchte zu säen. Der Mondkalender war ein heiliges Werkzeug - und wehe, man schnitt sich die Fingernägel bei abnehmendem Mond.
Dann kam Galileo Galilei, schnappte sich sein Teleskop und staunte: Der Mond hat Krater, Berge, Täler. Kein glatter Himmelsball aus Silberstaub - sondern eine zerklüftete, raue Welt. Das war 1609. Und wieder wurden Köpfe geschüttelt. Die Kirche war mäßig begeistert.
Abbildung 2: Johannes Hevelius, Public domain, via Wikimedia Commons, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Moon_by_Johannes_hevelius_1645.jpg
Im 17. Jahrhundert blühte die Mondkartographie auf. Giovanni Riccioli benannte Krater nach Philosophen, Astronomen. Zu Ehren von Giovanni Riccioli wurden zwei Mondgebiete nach ihm benannt.
Im 19. Jahrhundert kam Jules Verne. Sein Roman "Von der Erde zum Mond" (1865) befeuerte die Fantasie: Kanonenkugel zum Mond! Kurz darauf griff H. G. Wells das Thema auf. Science-Fiction war geboren, der Mond ein Magnet für Träumer und Tüftler.
Und spätestens, als Neil Armstrong 1969 seinen Fuß auf staubigen Boden setzte, wurde aus der Fantasie Wirklichkeit. Doch mit der Landung kamen auch neue Fragen: Was steckt hinter den seltsamen Reflexionen auf manchen NASA-Fotos? Warum klingt der Mond, als sei er hohl, wenn man eine Landestufe auf ihm zerschellen lässt? Aber das. ist Stoff für spätere Kapitel.
Man kann sich das gar nicht mehr vorstellen: Jahrtausende lang blickten Menschen in den Nachthimmel, ohne genau zu wissen, was da oben eigentlich leuchtet. Sterne, Planeten, Kometen - alles erschien geheimnisvoll. Und mittendrin prangte der Mond, mal voll und strahlend, mal nur eine dünne Sichel.
Doch irgendwann begannen Neugierige, das Himmelszelt zu vermessen. Mit bloßem Auge, Lineal, Astrolabium - oder einfach einem Astzweig, der als Zielvorrichtung diente. Und so entstanden die ersten Himmelskarten - Vorläufer unserer modernen Atlanten.
Schon die Babylonier, wahre Himmelsbuchhalter, ritzten akribisch Mondtabellen in Tontafeln. Sie wollten vor allem eines: wissen, wann der Mond wiederkehrt. Für religiöse Rituale, Landwirtschaft - oder schlicht zur Berechnung von Steuerterminen. So entstand der berühmte Saros-Zyklus, ein Vorhersagesystem für Sonnen- und Mondfinsternisse.
Bei den Griechen nahm der Mond bald ein prominentes Plätzchen ein. Hipparchos, ein genialer Astronom des 2. Jh. v. Chr., maß die Mondbahn so genau, dass seine Werte Jahrhunderte überdauerten.
Eine kleine Anekdote: Hipparchos war so detailversessen, dass er die Positionen der Sterne vor und nach einer Mondfinsternis verglich - auf der Suche nach winzigen Verschiebungen. Damit war er quasi ein Vorläufer der Astrometrie. Ganz schön modern für jemanden, der seine Beobachtungen mit nacktem Auge machte!
Abbildung 3: Ibrahim ibn Sa?id al-Sahli, Public domain, via Wikimedia Commons, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Astrolabe_dit_d%27Al-Sahli.jpg
Im Mittelalter explodierte die Kreativität. Mönche, Gelehrte und Astrologen füllten Pergamentbögen mit himmlischen Kreisen, Symbolen und seltsamen Wesen. Der Mond tauchte darauf meist groß und strahlend auf, oft mit menschlichem Gesicht.
Ein berühmtes Beispiel: Der "Atlas Catalan" (14. Jh.) zeigt den Mond als silbernen Kreis mit lachendem Gesicht - ein Symbol für den Wandel und das Geheimnisvolle.
Auch das Bamberger Sternenbuch (um 1000 n. Chr.) enthält prachtvolle Zeichnungen der Mondphasen. Neben astrologischer Bedeutung interessierte man sich damals schon für die exakte Zeitmessung durch den Mondlauf.
Richtig spannend wurde es in der Renaissance. Plötzlich wollte man wissen, wie der Mond aussieht - nicht nur, wann er aufgeht.
Abbildung 4: Galileo Galilei, Public domain, via Wikimedia Commons, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Galileos_Original_Moon_Drawings_(3053656871).jpg
Eine kleine Kuriosität: Riccioli taufte einige Mondregionen "Meer der Sorgen" (Mare Crisium) oder "Meer der Wolken" (Mare Nubium). Man fragt sich unwillkürlich, was er wohl an dunklen Tagen im Sinn hatte.
So wuchs der Mond vom mythologischen Himmelsauge zum kartografisch erfassten Himmelskörper. Doch trotz aller Karten bleibt er rätselhaft. Viele Kraternamen erzählen Geschichten über die großen Köpfe der Astronomie. Und irgendwie schwingt immer noch ein leiser Zweifel mit: Ist der Mond wirklich nur totes Gestein? Oder steckt mehr dahinter?
Aber das. ist eine Geschichte für die kommenden Kapitel.
Abbildung 5: Jinzhu Ji, Dijun Guo, Jianzhong Liu, Shengbo Chen, Zongcheng Ling, Xiaozhong Ding, Kunying Han, Jianping Chen, Weiming Cheng, Kai Zhu, Jingwen Liu, Juntao Wang, Jian Chen, Ziyuan Ouyang, CC BY 4.0 <https://creativecommons.org/licenses/by/4.0>, via Wikimedia Commons, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:The_geologic_map_of_the_Moon_at_1-2.5M_scale.jpg
Stell dir vor: Es ist Nacht, irgendwo zwischen Euphrat und Tigris. Grillen zirpen, die Luft ist warm, und über dir zieht der Mond seine Bahn. Doch du bist kein einfacher Bauer - du bist ein babylonischer Gelehrter. Dein Blick schweift nicht verträumt gen Himmel. Du zählst. Tage. Nächte. Phasen.
Denn der Mond war für die Babylonier weit mehr als nur ein silberner Himmelskörper. Er war der Taktgeber des Lebens.
Die Babylonier liebten Listen. Und der Mond bot perfekte Daten fürs Protokoll:
So entstanden die ersten Mondkalender. Statt Jahreszahlen, wie wir sie kennen, notierten sie lunare Monate, oft auf Tontafeln, in die sie keilförmige Zeichen ritzten.
Eine schöne...
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