Schweitzer Fachinformationen
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Folgendes Bild: Man schiebt einem Nashorn einen Viehstock in den Arsch, ruft »April, April!« und hofft dann, dass das Tier das witzig findet - ungefähr so viel Spaß macht es, einen Vampir zu jagen.
Ich persönlich habe nichts gegen Nackennager. Sie sind einfach nur Süchtige in einer Stadt voller Süchtiger. Da die meisten von ihnen als Zivilisten angefangen haben, ist das Verhältnis von anständigen Vampiren zu absoluten Drecksäcken ziemlich genau so wie bei normalen Leuten. Jetzt gerade jage ich aber eine Vampirin, die offenbar einen Nobelpreis dafür bekommen möchte, mir total auf die Eier zu gehen. Keine spaßige Arbeit, aber sie bezahlt zumindest die Rechnungen.
Der Name der Vampirin ist Eleanor Vance. Auf der Kopie ihres Passfotos, das mir Marshal Wells gegeben hat, sieht sie aus wie um die siebzehn. Vielleicht, weil sie siebzehn ist. Ein hübsches blondes Ding vom Typ Cheerleaderin mit großen Augen und der Art von Lächeln, die Troja bis auf die Grundmauern hat niederbrennen lassen. Schlechte Nachrichten für mich. Junge Vampire sind alle Arschlöcher. Das gehört zu ihrer Jobbeschreibung.
Ich mag ältere Vampire. Hundertfünfzig, zweihundert Jahre alt - die sind herrlich. Die Cleveren unter ihnen bleiben unsichtbar, das ist die El-Hombre-Regel, die die urbanen Monster über Jahrhunderte hinweg ausgetüftelt haben. Sie nähren sich nur, wenn sie müssen, und wenn sie nicht jagen, sind sie langweilig - zumindest für Außenstehende. Dann kommen sie rüber wie Angestellte im mittleren Management oder der Typ, der den Weinladen an der Ecke betreibt. Am meisten gefällt mir an alten Blutsaugern, dass sie sich, wenn man sie in eine Ecke gedrängt hat und sie wissen, dass sie nur noch Sargfutter sind, wie diese erhabenen Krebspatienten in Fernsehserien benehmen. Sie wollen dann nur noch ruhig und mit etwas Würde abtreten. Bei jungen Vampiren ist das ganz anders.
Die jungen sind mit Slayer-Videos, Scarface, Halloween und ungefähr einer Million Stunden japanischer Animes aufgewachsen. Sie halten sich alle für Tony Montana mit einem Lichtschwert in der einen und einer Kettensäge in der anderen Hand. Eleanor, mein untotes Traumdate des Tages, ist dafür ein gutes Beispiel. Sie hat einen selbst gebauten Flammenwerfer. Das weiß ich, weil sie mir vorhin in der Tiefgarage eine meiner Augenbrauen und den linken Ärmel meiner neuen Lederjacke abgefackelt hat. Hundertpro hat sie die Pläne dafür aus dem Internet. Warum können Vampire nicht einfach Pornos runterladen wie normale Jugendliche?
Es ist Sonntag, ungefähr Viertel vor sechs. Wir sind in der Innenstadt. Ich folge ihr die South Hill Street entlang in Richtung Pershing Square und bin etwa einen Block hinter ihr. Eleanors Bluse hat lange Ärmel zum Schutz vor der Sonne, und sie trägt zusätzlich einen Schirm. Sie schlendert fröhlich vor sich hin, als würde ihr die Luft gehören und als müsste ihr jeder fürs Atmen Gebühren zahlen. Sie ist aber nicht wirklich entspannt. Ich kann das nicht an ihrem Herzschlag oder an Veränderungen ihrer Atmung erkennen, denn Saftpressen haben keins von beidem, und sie ist zu weit entfernt, um zu sehen, ob ihre Augen geweitet sind. Aber sie bewegt ständig den Kopf. Minimale Drehungen nach links und rechts, der Versuch, sich umzuschauen, ohne sich umzuschauen, die Hoffnung, meinen Schatten oder mein Spiegelbild zu erhaschen. Eleanor weiß, dass sie mich vorhin in der Garage nicht erledigt hat. Sie ist ein schlaues Mädchen. Ich hasse schlaue tote Mädchen.
An der Ecke zur Dritten rempelt sie eine alte Dame und ein Kind an, vermutlich das Enkelkind, und stößt beide auf die Straße - direkt vor einen Tieflader, der einen Bagger transportiert. Der Fahrer geht in die Eisen. Die alte Dame liegt am Boden. Das Stichwort für die Reifen, zu schreien und zu quietschen. Das Stichwort für die Schafe, rumzustehen und zu glotzen, und für die Captain Americas, zu Hilfe zu eilen. Sie ziehen die alte Dame und das Kind zurück auf den Gehweg, was toll für die beiden ist, mir aber überhaupt nichts bringt. Eleanor ist weg.
Es ist aber nicht schwierig, sie wiederzufinden. Fünfzig Leute müssen ihre kleine Nummer beobachtet haben, und die Hälfte davon behauptet, dass sie die Dritte hinuntergerannt und dann in den Broadway abgebogen ist. Ich gehe ihr nach. Ich bin verdammt schnell, viel schneller als die plattfüßigen Zivilisten, die sie zu jagen versuchen, aber eben nicht ganz so schnell wie ein Vampir. Vor allem nicht wie einer, der gerade seinen Schirm verloren hat und jetzt schnell aus der Sonne raus möchte, bevor er sich in ein T-Bone-Steak verwandelt.
Sie ist weg, als ich am Broadway ankomme. Dieser Teil der Stadt ist sonntags nicht gerade überlaufen, und ich habe weite Sicht in beide Richtungen. Keine frechen Blondinen, die lichterloh brennend die Straße entlangrennen. Die Straße runter liegen hauptsächlich Läden und Bürogebäude, aber alle Büros und die meisten Läden haben geschlossen. Bei einigen der kleineren Geschäfte stehen die Türen offen, aber Eleanor ist zu schlau, um sich in einer von diesen Schuhschachteln in die Enge treiben zu lassen. Es gibt nur einen Ort, an den ein schlaues Mädchen gehen würde. Und Gott sprach: »Es werde Licht und billiges chinesisches Essen zum Mitnehmen« - und der Grand Central Market erschien. Das Ding gab es schon hier am South Broadway, bevor sich die Kontinente getrennt haben. Und das Fleisch, das sie für ihre Burritos und Szechuan Beefs verwenden, ist teilweise noch älter. Ich glaube, ich hab mal die Bissspuren von Fred Feuerstein auf ein paar gegrillten Rippchen entdeckt.
Ich gehe rein und sehe Tacos und Pizza. Da ist ein Schnapsladen zu meiner Linken und an der gegenüberliegenden Wand ein Eisstand. Jedes der Menschheit bekannte Gewürz mischt sich mit dem Geruch von Schweiß und kochendem Fleisch. Nicht viel los hier zu dieser Tageszeit. Einige Läden und Stände sind schon beim Kassensturz. Ich kann Eleanor weder auf dem Hauptgang noch in einem der Seitengänge entdecken.
Ich fange in der Mitte der Markthalle an, biege nach rechts ab und komme an einem Fischstand vorbei; höre, rieche, spüre die Bewegungen der Luft, versuche, jede noch so kleine Schwingung des Äthers aufzunehmen. Diese Art der Jagd beherrsche ich immer besser. Anschleichen wie ein Raubtier statt meiner früheren Tyrannosaurus-mit-'nem-Ständer-Aktionen, die in den Straßen von L. A. nicht mehr ganz so gut funktionieren wie in der Arena.
Raffiniert jagen, sich wie ein Erwachsener benehmen - manchmal vermisse ich die Hölle wirklich.
Ein Vater auf Urlaubsreise fragt mich, wie er von hier aus mit seiner Familie wieder auf den Freeway nach Hollywood kommt. Ich ignoriere ihn, und er murmelt etwas von seinen Steuergeldern und warum wir nicht mehr Polizisten haben, um diese Drogensüchtigen wegzuscheuchen. Sechs Monate nach der Silvesterparty im Avila, und ich hab mich noch immer nicht an diesen Ort gewöhnt, an diese Leute. In vielerlei Hinsicht sind Zivilisten schlimmer als Hellionen, denn Hellionen wissen wenigstens, dass sie elende Säcke voller Schlachthausscheiße sind. Mehr und mehr wünsche ich, dass einer von diesen Sterblichen mal einen Vampir, eine Jade oder einen durchgeknallten Elementardämon zu Gesicht bekommt. Nicht die Andeutung eines Geistes im Dunkeln, sondern ein tiefer Blick direkt in die roten Augen einer Bestie, die nach den Seelen der unheilbar Ahnungslosen hungert.
Sei vorsichtig mit deinen Wünschen.
Ein langer, orangefarbener Feuerstrahl faucht von oben herab, wo Eleanor auf der mit Glas und Chrom überdachten Theke eines Gewürzstandes steht. Die Mündung des Flammenwerfers ist ein schmales Teil, nicht größer als die einer .45er Halbautomatik. Ein Schlauch führt von der Pistole zu einem Astro-Boy-Rucksack, der wohl Benzin enthält.
Eleanor bewegt ihren Arm in einem weiten Bogen und fackelt dabei Waren, Preisschilder und die Rücken einiger erstarrender Marktarbeiter an. Sie lächelt von oben herab. Annie Oakleys und Charlie Mansons Dämonenbaby, aufgeputscht durch dieses süße, besondere Adrenalin, das einen direkt vor dem Abschuss durchströmt.
Im nächsten Moment ist sie am Boden und rennt mit dem übersprudelnden Lachen einer ungezogenen Sechsjährigen davon. Ich nehme die Verfolgung auf, renne tiefer in die Markthalle. Sie ist klein und schnell, und eine Sekunde später flitzt sie nach links in eine Gangreihe und macht kehrt Richtung Broadway.
Ich kann sie nicht einholen oder ihr den Weg abschneiden, aber dort bei einem Verkaufsstand steht ein verlassener Rollwagen. Ich gebe ihm einen kräftigen Tritt, und er saust durch den leeren Essbereich. Tische und Stühle werden durch die Gegend geschleudert, der Wagen knallt ihr am Ende des Gangs in die Beine und rammt sie in den Tresen von Grand Central Liquor. Es regnet Glas und Patrón Silver. Wie aufs Stichwort fangen die Leute an zu kreischen.
Bevor ich sie zu packen kriege, ist Eleanor wieder auf den Beinen. Sie lächelt nicht mehr. Ihr linker Arm ist in einem lustigen Winkel abgespreizt, und ein Knochenstück von der Größe einer Truthahnkeule ragt knapp unter ihrem Ellenbogen aus dem Fleisch. Sie hat den Flammenwerfer im Anschlag, aber ich halte mit Vollgas auf sie zu. Auf keinen Fall werde ich stoppen. Stattdessen lege ich noch einen Zahn zu. Sie drückt den Abzug, und ich werde in Flammen getaucht.
Eine Millisekunde später knall ich gegen sie. Ich kann nichts sehen, aber ich weiß, dass sie es ist, denn sie ist das Einzige im Laden, das leicht genug ist, um auf diese Weise zu fliegen. Meine Sicht wird klarer, aber diesen Anblick will nicht einmal ich sehen. Als sie den Abzug betätigt, um mich...
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