Schweitzer Fachinformationen
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Zwei Frauen, eine atemberaubende Landschaft und ein dunkles Geheimnis, das hundert Jahre unter dem Eis verborgen lag ...
Spitzbergen, 2013. Um für eine Reisereportage zu recherchieren, begibt sich die Journalistin Hanna auf den einsamen Archipel jenseits des Polarkreises. Dort lernt sie den Polarforscher Kåre Nybol kennen. Gemeinsam erkunden sie die einzigartige Landschaft Spitzbergens und kommen sich dabei allmählich näher. Doch als sie eine längst verlassene Bergbausiedlung am Kongsfjord besichtigen, macht Hanna im geschmolzenen Gletschereis einen grausigen Fund. Zusammen mit Kåre taucht sie tief in die Vergangenheit des entlegenen Archipels ein ...
Ruhrgebiet, 1907. Statt dem Wunsch ihrer Eltern zu folgen und sich einen Ehemann zu suchen, schließt die burschikose Emilie einen Pakt mit ihrem jüngeren Bruder Max: Sie wird an seiner Stelle an der geplanten Arktisexpedition teilnehmen - verkleidet als Mann. Doch schon bald ahnt sie, dass sie nicht die einzige ist, die etwas zu verbergen hat. Mindestens einer der Männer hütet ein dunkles Geheimnis, dessen Aufdeckung er um jeden Preis zu verhindern sucht ...
Eine abenteuerliche Reise durch die herrliche Landschaft Spitzbergens - begleitet von großen Gefühlen und dunklen Geheimnissen.
"Ein wunderschönes Lesevergnügen." Frankfurter Stadtkurier
Weitere Norwegen-Romane von Christine Kabus: Töchter des Nordlichts. Das Lied des Nordwinds. Das Geheimnis der Fjordinsel. Das Geheimnis der Mittsommernacht. Im Land der weiten Fjorde.
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Elberfeld, Mai 1907
Das erste Ständchen an ihrem einundzwanzigsten Geburtstag bekam Emilie frühmorgens von der Mönchsgrasmücke, die ihr Nest auch in diesem Jahr wieder in der Fliederbuschlaube hinterm Haus gebaut hatte. Sie öffnete die Augen und lauschte ein paar Atemzüge lang der fröhlichen Melodie, die von den Glockenschlägen einer Kirche unten in der Nordstadt untermalt wurde. Sechs Uhr. Emilie schlug die Daunendecke zurück und schwang die Beine über den Bettrand. Mit zwei Schritten war sie am Fenster, zog die schweren Samtvorhänge zurück und beugte sich hinaus.
Der Garten unter ihr lag noch im Dämmer, während die aufgehende Sonne den Himmel erhellte und die Knospen an den oberen Ästen des Magnolienbaums, der inmitten eines Rasenrondells wuchs, rosig aufleuchten ließ. Über Nacht hatte es geregnet. In der kühlen Luft lag der Geruch nasser Erde, in den sich ein Hauch von Fliederduft und das würzige Raucharoma eines Holzfeuers mischten, das vermutlich gerade vom Küchenmädchen angeschürt worden war.
Emilie wandte sich vom Fenster ab, zog das Nachthemd aus, streifte sich das Hauskleid aus hellgrauem Kattun über, das sie sich vor dem Schlafengehen zurechtgelegt hatte, und schlüpfte in ein Paar ausgetretene Halbschuhe. Die Morgentoilette musste warten. Sie fuhr sich mit beiden Händen durch die dunkelbraunen Haare, die ihr bis zur Mitte des Rückens reichten, und band sie mit einer Schleife zu einem lockeren Pferdeschwanz. Auf dem Weg zur Tür warf sie einen flüchtigen Blick in den Spiegel der Frisierkommode, die an der Wand gegenüber dem Bett stand. Wie alle Möbel in ihrem Zimmer war sie weiß gestrichen und mit einem blassblauen Blumenmuster verziert - ein Dekor, das sie vor zehn Jahren wunderschön gefunden hatte. Ebenso wie die mit Schmetterlingen bemalte Tapete, mit der auch die Zimmer in dem Puppenhaus beklebt waren, das in einer Ecke stand und samt seinen kleinen Bewohnern seit Jahren vergeblich darauf wartete, dass jemand mit ihm spielte.
Für eine junge Frau, die an diesem Tag volljährig wurde, war die Einrichtung entschieden zu kindlich. Emilies Vater, dem sie deswegen seit Wochen in den Ohren lag, war derselben Meinung. Eine angemessene Neumöblierung wollte er allerdings nicht in Angriff nehmen. Wenn es nach Gustav Berghoff ginge, würde seine Tochter in Kürze heiraten, selbst einen Hausstand gründen und ausreichend Gelegenheit haben, sich nach ihrem Geschmack einzurichten.
Emilie zog bei dem Gedanken die Brauen zusammen, die sich zum Leidwesen ihrer Mutter nicht in feinen Bögen wölbten, sondern gerade und buschig über den Augen wuchsen. Auch die roten Wangen, die ebenmäßigen, ein wenig kantigen Gesichtszüge und die sportlich-muskulöse Statur Emilies entsprachen nicht gerade dem Idealbild einer höheren Tochter, das Irmhild Berghoff vorschwebte: einem anmutigen Geschöpf mit zierlicher Figur, herzförmigem Gesichtchen und blassem Teint. Einzig die seelenvollen Augen, die goldbraun schimmerten, und die dichten, glänzenden Haare versöhnten die Mutter mit dem Aussehen ihrer Tochter. Emilie streckte ihrem Spiegelbild die Zunge heraus, griff nach einem wollenen Schultertuch, öffnete vorsichtig die Tür und schaute in den Gang.
Zu dieser frühen Stunde herrschte in der ersten Etage der Berghoffschen Villa Ruhe. Ihr Vater, dessen Schlafzimmer am Ende des Flurs lag, würde gegen sieben Uhr aufstehen und sich nach einem kurzen Frühstück direkt in seine Fabrik kutschieren lassen. Mit ihrer Mutter war nicht vor neun Uhr zu rechnen. Emilie war dennoch auf der Hut. Es brauchte niemand zu wissen, dass sie nicht in ihrem Bett lag. Sie huschte zur Treppe, die in einem Halbbogen an einer Wand entlang nach unten in die Halle führte, und hielt am unteren Absatz inne, um erneut zu lauschen. Leises Geklapper aus dem Haushaltstrakt rechts neben der Eingangstür verriet ihr, dass die Vorbereitungen für das Frühstück im Gange waren. Der Duft frisch gemahlenen Bohnenkaffees stieg ihr in die Nase. Einen Moment lang war sie versucht, sich in der Küche eine Tasse zu genehmigen und sich von Else, der Köchin, eine dicke Scheibe Blatz, Hefezopf mit Rosinen, geben zu lassen. Nein, besser nicht. Die Gefahr, dabei dem Kammerdiener ihres Vaters oder - schlimmer noch - der Zofe ihrer Mutter zu begegnen, war zu groß. Während Else und das Küchenmädchen dichthalten und der Herrschaft nichts vom morgendlichen Ausflug des gnädigen Fräuleins verraten würden, war Emilies Geheimnis bei den beiden anderen nicht gut aufgehoben. Zumindest die Kammerfrau würde es sich nicht nehmen lassen, Irmhild Berghoff die neueste Eskapade ihrer unbotmäßigen Tochter zusammen mit dem Frühstück, das sie ihr unter der Woche ans Bett brachte, brühwarm zu servieren - begleitet von Naserümpfen und missbilligendem Kopfschütteln. Ihre Vorstellung, wie sich eine junge Dame aus besseren Kreisen zu verhalten habe, war noch strenger und dünkelhafter als die ihrer Arbeitgeberin.
Emilie durchquerte die Halle und öffnete die Tür zum Raucherkabinett, dessen Fenster wie die des benachbarten Speisezimmers zum Garten hinausging, während der große Salon zur Straßenseite hin gelegen war. Die Bibliothek, wie ihre Mutter das kleine Zimmer mit den holzvertäfelten Wänden gern nannte - wegen des Regals mit Klassikern der deutschen Literatur, die dort ihr unbeachtetes Dasein fristeten -, wurde selten genutzt. Seiner eigentlichen Bestimmung diente dieser Raum nur an Abenden, an denen die Berghoffs Gäste hatten. Aus Rücksicht auf seine Frau, der der Geruch kalten Zigarrenrauchs Kopfschmerzen bescherte, genoss Gustav seine Havannas außer Haus - in seinem Büro am Ende eines langen Arbeitstages oder bei Gesprächen mit Geschäftsleuten, die er gern im Restaurant vom Hotel Kaiserhof führte, der ersten Adresse Elberfelds, einer prosperierenden Industriemetropole im Bergischen Land. Emilie war die Einzige, die die Bibliothek regelmäßig aufsuchte. Nicht, weil sie eine ausgesprochene Leseratte gewesen wäre. Sondern wegen des Schiebefensters, das ihr bereits als Kind die unbemerkte Flucht in den Garten und den angrenzenden Park ermöglicht hatte.
Bevor sie nach draußen kletterte, umrundete Emilie die Ledersessel in der Mitte des Raums, um zu dem Vitrinenschrank zu gelangen, der dem Regal gegenüber an einer Wand stand. Hinter den blank geputzten Scheiben der oberen Hälfte funkelten geschliffene Gläser und Karaffen, in denen der Hausherr seinen Gästen nach festlichen Diners Portwein, Sherry oder Cognac servieren ließ. Emilie zog eine Schublade im Unterschrank auf und entnahm einer Holzkiste eine dicke Zigarre, die sie in die Tasche ihres Kleides steckte. Einen Augenblick später rannte sie durch den Garten zu den Rhododendronbüschen, die im hinteren Teil wuchsen. Sie bog ein paar Zweige beiseite und schlüpfte hinter die Blätterwand. Ein kaum wahrnehmbarer Trampelpfad führte zu einem mannshohen Bretterzaun, mit dem das Grundstück umgeben war. Vor vielen Jahren hatte Emilie beim Spielen im Schutz der immergrünen Sträucher eine lose Latte entdeckt und damit die Möglichkeit, sich heimlich aus dem Garten zu entfernen. Sie schob das Brett beiseite, zwängte sich durch den Spalt auf die andere Seite und lief in den lichten Wald hinein, der sich vor ihr erstreckte.
Die Berghoffsche Villa lag am oberen Rand des Briller Viertels direkt am Stadtpark, der die Kuppe des knapp dreihundert Meter hohen Nützenbergs bedeckte. An dessen östlichem Hang hatten in den letzten Jahrzehnten zahlreiche Industrielle ihre Domizile errichtet, nachdem das dicht besiedelte Flusstal der Wupper keinen Raum mehr für großzügig geschnittene Privathäuser samt Gartengrundstücken bot. Das Bedürfnis, den Abgasen der unzähligen Fabrikschlote zu entfliehen, und der Wunsch nach Ruhe hatten die Stadtväter veranlasst, ein neues Wohnquartier für das Elberfelder Großbürgertum zu schaffen. Die Lage am Nützenberg erwies sich als ideal: Hier befand man sich sowohl in der Nähe einer großen Grünanlage als auch im Schatten des Westwindes, der die Ausdünstungen der großen chemischen Industrieanlagen und Textilfabriken transportierte.
Gustav Berghoff hatte seine Villa, die mit ihren Türmchen, Erkern und Balkonen an eine mittelalterliche Burg erinnerte, kurz nach Emilies Geburt erbauen lassen. An das alte Haus unten im Tal, in dem sie ihr erstes Lebensjahr verbracht hatte, konnte sie sich nicht mehr erinnern. Es hatte neben der Maschinenbaufirma gestanden, in der ihr Vater als Lehrling angefangen hatte, als sie noch eine kleine Werkzeugmanufaktur gewesen war. Zehn Jahre später hatte Gustav den Betrieb übernommen und binnen weniger Jahre zu einem florierenden Unternehmen ausgebaut. Das alte Wohnhaus hatte längst neuen Werkshallen weichen müssen.
Das Morgenkonzert unzähliger Meisen, Rotkehlchen, Dompfaffen und anderer Singvögel begleitete Emilie auf ihrem Weg zum Gipfel des Nützenberges. Bald wichen die Bäume des Waldes zurück und machten einer Parkanlage Platz, die der Elberfelder Verschönerungsverein in den 1870er Jahren angelegt hatte. In den Zweigen einer mächtigen Buche jagten sich zwei Eichhörnchen, im welken Laub des Vorjahres raschelte eine Spitzmaus, und hoch über den Baumkronen kreisten zwei Bussarde, deren Schreie Emilie mit einer unbestimmten Sehnsucht erfüllten. Sie raffte den Rock ihres Kleides hoch und rannte los. Sie genoss die schnelle Bewegung, die sie ihren Körper spüren ließ und ihren Kreislauf in Schwung brachte. Sie verließ den gekiesten Weg und überquerte eine Wiese. Der Tau an den Gräsern durchnässte ihre Schuhe. Übermütig sprang sie über die niedrige Hecke am Ende der Rasenfläche und erreichte wenige Momente später ihr Ziel: die Kaiserhöhe, auf der sich ein Aussichtsturm erhob. Ihm gegenüber stand ein kleines Haus, auf das...
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