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I n diesem einleitenden Kapitel wollen wir den Blick darauf richten, was man den Evangelien über die Geburt und die Kindheit Jesu entnehmen kann.
Wie wir sehen werden, wird man dabei auf einige Widersprüche und Ungereimtheiten stoßen.
1.1 Geburt und frühe Kindheit Jesu
Wenn jemand, der sich auf die Evangelien beruft, über die Geburt und frühe Kindheit Jesu erzählen möchte, so könnte er zu einer der beiden folgenden Schilderungen greifen.
1.1.1 1. Schilderung
In der Stadt Nazareth in Galiläa lebte eine Jungfrau. Ihr Name war Maria. Sie war verlobt mit einem Manne namens Joseph aus dem Hause Davids.
In der Zeit, als Elisabeth mit Johannes dem Täufer im sechsten Monat schwanger war, wurde der Engel Gabriel von Gott zu Maria gesandt. Als der Engel ihr dann erschien, begrüßte er sie, sprach sie als »Begnadete« an und sagte, dass der Herr mit ihr sei.
Maria war aufgrund dieser erhabenen Erscheinung und dieses außergewöhnlichen Grußes ganz außer sich und verstand die Worte des Engels nicht. Gabriel sagte ihr, sie solle sich nicht fürchten. Dann verhieß er ihr, dass sie schwanger werde und einen Sohn gebären werde, den sie Jesus nennen solle. Dieser werde ein Sohn des Höchsten genannt werden und Gott, der Herr werde ihm den Thron seines Vaters David geben. Er werde für alle Zeiten König sein über das Haus Jakobs.
Maria war ganz bestürzt und verstand die Prophezeiung nicht, da sie sich nicht bewusst war, jemals mit einem Mann zusammen gewesen zu sein. Folglich konnte sie sich nicht erklären, dass sie schwanger war oder werden könnte. Da antwortete ihr der Engel, dass der Heilige Geist über sie kommen und die Kraft des Höchsten sie überschatten werde. Weiter sagte er, dass der Sohn, den sie gebären werde, »Sohn Gottes« genannt werde.
Dann verließ der Engel sie wieder.
In jenen Tagen, als Quirinus Statthalter von Syrien war, erging ein Erlass des Kaisers Augustus: Alle Bewohner des Reiches sollten sich registrieren lassen. Es war die erste Volkszählung. Alle machten sich auf in ihre Vaterstadt, um sich eintragen zu lassen.
Auch Joseph, der aus der Sippe Davids stammte, befolgte die Anweisung und zog mit seiner schwangeren Frau nach Bethlehem in Judäa, der Stadt Davids, um sich dort registrieren zu lassen.
Als sie dort angekommen waren, kam für Maria die Stunde ihrer Niederkunft und sie gebar einen Sohn, ihren erstgeborenen. Da die Familie keine Herberge fand, wickelte sie das Kind in Windeln und bettete es in eine Krippe.
In der Gegend waren Hirten auf dem Feld, die bei ihrer Herde Nachtwache hielten. Da erschien ihnen plötzlich ein Engel des Herrn. Die Hirten wurden von mächtiger Furcht ergriffen. Der Engel beruhigte sie und sagte, dass sie sich nicht fürchten müssten, da er eine große Freude, die für alle Menschen bestimmt sei, zu bringen habe.
Dann verkündete der Engel, dass der Heilsbringer in der Stadt Davids geboren sei, und dass sie das neugeborene Kind in Windeln gewickelt in einer Krippe liegend finden werden.
Plötzlich waren bei dem Engel die himmlischen Heerscharen, die Gott mit erhabenen Worten priesen.
Als die Engelerscheinungen vorüber waren, beschlossen die Hirten, sich sofort auf den Weg nach Bethlehem zu machen, um Zeugen von diesem Ereignis zu werden.
Als sie dort ankamen, fanden sie Maria und Joseph sowie das Kind, das in einer Krippe lag. Sie berichteten von den Worten, die der Engel zu ihnen gesprochen hatte, und alle, die es hörten, staunten.
Dann kehrten die Hirten wieder heim. Sie priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten.
Als der Knabe acht Tage alt war, musste er nach jüdischem Brauch beschnitten werden. In diesem Zuge wurde ihm der Name Jesus gegeben, wie es der Engel Gabriel der Maria aufgetragen hatte.
Als vierzig Tage nach der Geburt Jesu die Tage der Reinigung erfüllt waren, musste Jesus als erstgeborener Sohn Marias im Tempel symbolisch dem Herrn übergeben bzw. »dargebracht« werden, wo er durch ein Geldopfer ausgelöst werden konnte.
Als Maria und Joseph den Jesusknaben gerade in den Tempel hineintrugen, um ihn darzubringen, trat ein alter Mann namens Simeon heran. Dieser fromme und gerechte Mann hatte die Weissagung empfangen, dass er nicht eher sterben werde, bis er den Gesalbten des Herrn erblickt habe.
Als dieser das Kind sah, war er ganz entzückt, nahm es auf seine Arme und pries Gott. Dann segnete er Jesu Eltern, die über das, was er sagte, sehr verwundert waren.
Nachdem die Eltern alles nach dem jüdischen Gesetz vollbracht hatten, kehrten sie nach Nazareth zurück.
1.1.2 2. Schilderung
In der Stadt Bethlehem in Judäa lebte in der Zeit des Königs Herodes ein Mann namens Joseph aus dem Hause Davids. Joseph war verlobt mit einer Frau, die den Namen Maria trug.
Noch ehe die beiden zusammenzogen, wurde Maria schwanger. Joseph, der ein gerechter Mann war, wollte Marias Geheimnis nicht dem Gerede der Menschen preisgeben. So beschloss er, sie in Stille zu verlassen.
Da erschien ihm im Traum ein Engel des Herrn und trug ihm auf, Maria als seine Frau zu sich zu nehmen, da sie ein Kind erwarte, das unter dem Walten des Heiligen Geistes empfangen worden sei. Dem Sohn, den sie gebären werde, solle er den Namen Jesus geben.
Nachdem Joseph aus dem Traum erwachte, befolgte er das Geheiß des Engels. Er nahm seine Frau zu sich in sein Haus. Als Maria dann einen Sohn gebar, gab er ihm den Namen Jesus.
Nachdem Jesus geboren war, kamen Priesterweise bzw. Sternenkundige aus dem Morgenland nach Jerusalem. Sie suchten nach dem, der als König der Juden geboren war, um ihm zu huldigen. Sie hatten seinen Stern aufgehen sehen, der sie bis hierher geführt hatte.
Als Herodes davon Kunde erhielt, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem. Er ließ alle Hohenpriester und Schriftgelehrten zusammenkommen, um von ihnen einen Hinweis darauf zu erhalten, wo der Messias geboren wurde. Sie sagten ihm, dass der Messias gemäß dem Wort des Propheten in Bethlehem in Judäa zur Welt kommen werde.
Dann berief Herodes heimlich die Priesterweisen herbei und ließ sich von ihnen genau die Zeit angeben, wann der Stern erschienen war. Anschließend sandte er sie nach Bethlehem und gab ihnen den Auftrag, gründlich nach dem Kind zu forschen und ihm unter dem Vorwand, dem Kindlein auch huldigen zu wollen, anschließend Bericht zu erstatten.
Daraufhin machten sich die Weisen auf den Weg. Der Stern, den sie im Aufgehen gesehen hatten, zog vor ihnen her, bis er an dem Orte stehenblieb, wo das Kind war.
Es ergriff sie übermächtige Freude. Sie traten in das Haus ein und sahen das Kind mit seiner Mutter. Sie fielen vor ihm nieder und huldigten ihm. Dann öffneten sie ihre Schatzkästen und schenkten dem Kindlein ihre Gaben: Gold, Weihrauch und Myrrhe.
Im Traum empfingen die Weisen die Aufforderung, nicht zu Herodes zurückzukehren. So zogen sie auf einem anderen Weg zurück in ihr Land.
Als sie weggezogen waren, erschien Joseph im Traum wieder der Engel des Herrn und wies ihn an, mit dem Kind und seiner Mutter nach Ägypten zu fliehen, weil Herodes nach dem Kind suchen lasse, um es zu töten.
Joseph stand auf und nahm noch in der gleichen Nacht das Kind und seine Mutter und machte sich mit ihnen auf den Weg nach Ägypten.
Als Herodes gewahr wurde, dass die Priesterweisen ihn getäuscht hatten, geriet er in großen Zorn. Er sandte seine Leute aus und befahl ihnen, alle Knaben im Alter von bis zu zwei Jahren in Bethlehem und der ganzen Umgebung zu töten. Dadurch - so glaubte er - würde auch der neugeborene König der Juden, der ihm seinen Thron streitig machen könnte, getötet werden.
Nachdem Herodes gestorben war, erschien Joseph in Ägypten erneut der Engel des Herrn im Traum und gab ihm die Anweisung, mit dem Kind und der Mutter wieder in das Land Israel zurückzukehren.
Da stand Joseph auf, nahm das Kind und seine Mutter und kehrte in das Land Israel zurück.
1.1.3 Ein Vergleich der beiden Schilderungen
Für einen Leser, der in einem christlichen Umfeld aufgewachsen ist, dürften diese beiden Erzählungen gewiss nicht neu sein. Er wird das, was das Neue Testament über die Geburt und die frühe Kindheit Jesu schildert, schon im Religionsunterricht, in der Kirche oder auch im Familienkreis häufig gehört haben.
Dennoch könnte er - insbesondere dann, wenn er die Evangelien noch nie sehr gründlich und aufmerksam gelesen haben sollte - ein wenig verwundert sein. Er wird vielleicht glauben, dass die ihm vertraute Kindheitsgeschichte Jesu, die man oftmals auch als »Weihnachtsgeschichte« bezeichnet, hier auseinandergerissen und in zwei recht verschieden klingende Geschichten verpackt wurde. Schließlich kennen wir alle das Szenario, das in den vielen Krippen, die in Kirchen, öffentlichen Einrichtungen und auch in etlichen Wohnstuben zur Weihnachtszeit...
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