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Kapitel 1
Es ist doch offensichtlich so, dass die Vorstellungen bzw. Lehren über das nachtodliche Leben des Menschen in Abhängigkeit davon, ob man die Reinkarnation anerkennt oder nicht, ganz anders ausfallen müssen.
Werfen wir einen Blick auf das, was die katholische Kirche über das Leben nach dem Tod lehrt, wie man es ihrem Katechismus entnehmen kann. Zunächst kann man finden, dass die katholische Kirche von drei möglichen Wegen, die der Mensch nach dem Tod nehmen kann, ausgeht.
Jeder Mensch empfängt im Moment des Todes in seiner unsterblichen Seele die ewige Vergeltung. Dies geschieht in einem besonderen Gericht, das sein Leben auf Christus bezieht - entweder durch eine Läuterung hindurch oder indem er unmittelbar in die himmlische Seligkeit eintritt oder indem er sich selbst sogleich für immer verdammt.
Nr. 1022, S. 292
Wer tritt nun nach katholischer Lehrauffassung unmittelbar in die himmlische Seligkeit ein, ohne eine Läuterungsphase durchlaufen zu müssen?
Die in der Gnade und Freundschaft Gottes sterben und völlig geläutert sind, leben für immer mit Christus. Sie sind für immer Gott ähnlich, denn sie sehen ihn, »wie er ist« [1 Joh. 3,2] »von Angesicht zu Angesicht« [1 Kor. 13, 12].
Nr. 1023, S. 292
Was lehrt die katholische Kirche über den Himmel und das Leben, das sich dort abspielt?
Dieses vollkommene Leben mit der allerheiligsten Dreifaltigkeit, diese Lebens- und Liebesgemeinschaft mit ihr, mit der Jungfrau Maria, den Engeln und allen Seligen wird »der Himmel« genannt. Der Himmel ist das letzte Ziel und die Erfüllung der tiefsten Sehnsüchte des Menschen, der Zustand höchsten, endgültigen Glücks.
Nr. 1024, S. 293
Dann kann man dort noch lesen:
Durch seinen Tod und seine Auferstehung hat uns Jesus Christus den Himmel »geöffnet«. Das Leben der Seligen besteht im Vollbesitz der Früchte der Erlösung durch Christus. Dieser lässt jene, die an ihn geglaubt haben und seinem Willen treu geblieben sind, an seiner himmlischen Verherrlichung teilhaben. Der Himmel ist die selige Gemeinschaft all derer, die völlig in ihn eingegliedert sind.
Nr. 1026, S. 293
und weiter:
Dieses Mysterium der seligen Gemeinschaft mit Gott und all denen, die in Christus sind, geht über jedes Verständnis und jede Vorstellung hinaus. Die Schrift spricht zu uns davon in Bildern, wie Leben, Licht, Frieden, festliches Hochzeitsmahl, Wein des Reiches, Haus des Vaters, himmlisches Jerusalem und Paradies: »Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat, was keinem Menschen in den Sinn gekommen ist; das Große, das Gott denen bereitet hat, die ihn lieben« [1 Kor. 2, 9].
Nr. 1027, S. 293
Zwei Aspekte können daraus abgeleitet werden.
Zum einen scheint es durchaus möglich zu sein, sich nach einem Leben, das von der Liebe zu Gott getragen war, sogleich für dieses hohe himmlische Ziel >qualifizieren< zu können. Eine solche Möglichkeit wird vielen Katholiken als große Hoffnung und Ansporn dienen können. Es ist doch wohl ein sympathischer Gedanke, diese ewige Seligkeit schon sehr bald und für immer erleben zu dürfen.
Zum anderen kann man nicht umhin einzugestehen, dass man aus diesen Glaubenssätzen keine halbwegs konkrete Vorstellung davon gewinnen kann, wie sich das Leben im Himmel bzw. in der geistigen Welt abspielt, was es da zu tun gibt usw.
Wie wir in unserem Werk »Die spirituelle Seite des Todes« ( S. 59) in großer Ausführlichkeit gezeigt haben, kann man von diesem gemeinschaftlichen Zusammenleben, von dieser Lebensgemeinschaft, die in den Lehrsätzen der katholischen Kirche nur ganz schemenhaft angedeutet wird, für bestimmte Phasen des nachtodlichen Lebens durchaus sprechen.
Das Gegenstück des Himmels ist die Hölle. Welche Menschen erwartet sie und wie kann man eine Vorstellung von dieser Sphäre gewinnen?
Wir können nicht mit Gott vereint werden, wenn wir uns nicht freiwillig dazu entscheiden, ihn zu lieben. Wir können aber Gott nicht lieben, wenn wir uns gegen ihn, gegen unseren Nächsten oder gegen uns selbst schwer versündigen: »Wer nicht liebt, bleibt im Tod. Jeder, der seinen Bruder hasst, ist ein Mörder, und ihr wisst: Kein Mörder hat ewiges Leben, das in ihm bleibt« [1 Joh. 3,14-15]. Unser Herr macht uns darauf aufmerksam, dass wir von ihm getrennt werden, wenn wir es unterlassen, uns der schweren Nöte der Armen und Geringen, die seine Brüder und Schwestern sind, anzunehmen. In Todsünde sterben, ohne diese bereut zu haben und ohne die barmherzige Liebe Gottes anzunehmen, bedeutet, durch eigenen freien Entschluss für immer von ihm getrennt zu bleiben. Diesen Zustand der endgültigen Selbstausschließung aus der Gemeinschaft mit Gott und den Seligen nennt man »Hölle«.
Nr. 1033, S. 295
Weiter heißt es:
Die Lehre der Kirche sagt, dass es eine Hölle gibt und dass sie ewig dauert. Die Seelen derer, die im Stand der Todsünde sterben, kommen sogleich nach dem Tod in die Unterwelt, wo sie die Qualen der Hölle erleiden, »das ewige Feuer<. Die schlimmste Pein der Hölle besteht in der ewigen Trennung von Gott, in dem allein der Mensch das Leben und das Glück finden kann, für die er erschaffen worden ist und nach denen er sich sehnt.
Nr. 1035, S. 295
Es ist nicht zu übersehen, dass bei diesen kirchlichen Lehren immer noch das alte Prinzip von »Belohnung und Bestrafung« durchscheint. Belohnung und Bestrafung mögen im Erdenleben eine Bedeutung haben, etwa wenn man an die Dressur von Tieren denkt. Auch in der Kindererziehung mag dieses Prinzip eine gewisse Berechtigung haben. Zumindest verfahren viele Eltern nach diesem Muster. Dass die katholische Kirche dieses Prinzip immer noch hochhält, macht deutlich, dass sie ihre Gläubigen auf der Kindheitsstufe halten möchte. Sie rechnet nicht mit den Erkenntniskräften der Menschen. Damit soll nicht gesagt sein, dass ein Kirchenvertreter sich dessen wirklich bewusst sein müsste.
Kommen wir schließlich zu dem, was üblicherweise als Fegefeuer bezeichnet wird. Diesen >Zwischenzustand< werden vermutlich die meisten Menschen nach ihrem Tod durchzumachen haben. Wer kommt nach katholischer Lehrauffassung ins Fegefeuer und was erwartet ihn da?
Wer in der Gnade und Freundschaft Gottes stirbt, aber noch nicht vollkommen geläutert ist, ist zwar seines ewigen Heiles sicher, macht aber nach dem Tod eine Läuterung durch, um die Heiligkeit zu erlangen, die notwendig ist, in die Freude des Himmels eingehen zu können.
Die Kirche nennt diese abschließende Läuterung der Auserwählten, die von der Bestrafung der Verdammten völlig verschieden ist, Purgatorium [Fegefeuer]. Sie hat die Glaubenslehre in Bezug auf das Purgatorium vor allem auf den Konzilien von Florenz und Trient formuliert. Im Anschluss an gewisse Schrifttexte spricht die Überlieferung der Kirche von einem Läuterungsfeuer.
Nr. 1030, S. 294 und Nr. 1031, S. 294
Dasjenige, was hier dargestellt wurde, ist im Grunde alles, was die katholische Kirche über das Leben des Menschen nach dem Tod weiß bzw. zu sagen hat!
Nun könnte jemand einwenden und sagen: Ja, wenn die Reinkarnation wirklich eine Weltentatsache ist, welche die Kirche aber als Irrlehre bezeichnet, dann müssen doch ihre Lehren über das nachtodliche Leben zwangsläufig falsch sein. Das lässt sich allerdings so pauschal nicht sagen. Völlig falsch können diese Lehren schon deswegen nicht sein, da sie weitgehend auf den - allerdings zum Teil sehr schwer verständlichen und somit interpretierbaren - Aussagen der Bibel basieren. Sie sind lediglich viel zu grob, lückenhaft und schwammig, so dass sie Spekulationen Tür und Tor öffnen und dem suchenden Menschen keine wirkliche Orientierung zu geben vermögen.
Namentlich dasjenige, was im Katechismus der katholischen Kirche über das Fegefeuer bzw. Purgatorium beschrieben ist, kann - so dürftig es auch ist - als einigermaßen stimmig bezeichnet werden.
Das was die Kirche über das Leben im Himmel schreibt, ist gewiss auch nicht in Bausch und Bogen als falsch zu bewerten. Allerdings könnte der Eindruck entstehen, dass der Mensch in dieser Daseinssphäre ein beschauliches Leben, in dem es für ihn nichts zu tun gäbe, führen würde. Dadurch entstehen die wohl jedem bekannten Assoziationen, dass die Himmelsbewohner sich um Gottes Thron scharen und den ganzen lieben langen Tag auf der Harfe spielen und »Hallelujah« singen. Das gesamte nachtodliche Leben eines Menschen hat mit Ruhen, Pausieren, Verweilen oder gar Nichtstun absolut nichts zu tun. Gemessen an der Vielzahl der Erlebnisse und der Fülle der Tätigkeiten, die der Mensch im Leben zwischen Tod und neuer Geburt zu leisten hat, erscheint das gesamte Erdenleben - selbst wenn dieses äußerst arbeitsreich und mühsam war...
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