Schweitzer Fachinformationen
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Katharina stieg aus der Dusche, griff nach dem Handtuch, das ihr Klaas reichte, und trocknete sich ab.
Klaas betrachtete sich unterdessen kritisch im Badezimmerspiegel, der groß genug war, dass er sich bis zur Hüfte sehen konnte. Er drehte sich zur Seite und zog den Bauch ein. »So geht es einigermaßen.«
»Es geht auch ohne Baucheinziehen.«
»Na ja, ich weiß nicht. Seit wir zusammen sind, habe ich bestimmt fünf Kilo zugenommen.«
»Das ist das Beziehungsbäuchlein. Das ist ganz normal.« Katharina schlüpfte in ihre Unterwäsche.
Klaas betrachtete sie. »Und warum hast du kein bisschen zugelegt? Das ist ungerecht.«
Katharina kniff ihn sanft in die Seite. »Dafür habe ich Dellen an den Oberschenkeln, und damit musst du dich nicht herumschlagen.«
»Hast du nicht.«
»Doch. Du siehst sie nur nicht, weil du keine Brille aufhast.«
Klaas seufzte und sah wieder in den Spiegel.
»Ach, komm«, sagte Katharina, »du bist sechsundvierzig Jahre. Da darf man einen kleinen Bauchansatz haben, eine Lesebrille tragen und das Haar darf sich auch lichten.«
Sofort griff Klaas sich in sein volles, braunes Haar. »Mit meinem Haar ist alles noch tipptopp. Aber ab sofort lassen wir das mit dem Essengehen und fahren noch mehr Mountainbike.«
»Noch mehr?« Katharina öffnete das Badezimmerfenster, um den Wasserdampf abziehen zu lassen. Sie zog sich Jeans und einen Kapuzenpulli an und rubbelte sich die Haare trocken. »Wir sind diese Woche vier Mal mit den Rädern unterwegs gewesen. Ab nächster Woche muss ich wieder arbeiten. Dann müssen wir das Radeln wieder aufs Wochenende legen.« Sie sammelte das durchgeschwitzte Sportzeug vom Boden auf und stopfte es zusammen mit dem Handtuch in Klaas' Waschmaschine. »Aber ich finde, wir können jetzt getrost was essen, schließlich sind wir gerade drei Stunden durch die Baumberge gerast.«
Sie stellte sich neben Klaas vor den Spiegel und fuhr sich mit einem Kamm durch die braunen, kinnlangen Locken, die sich im nassen Zustand kringelten wie Korkenzieher.
»Du hast recht«, sagte Klaas versöhnt. »Wir haben so viel Kalorien verbrannt, da muss jetzt Nachschub her.« Er schlang von hinten die Arme um Katharina. »Obwohl . Ich hätte da auch noch eine andere Idee . Soweit ich weiß, verbrennt man dabei auch Kalorien.« Er pustete Katharina in den Nacken. Sie lächelte seinem Spiegelbild zu und wand sich aus seinen Armen. »Das muss warten. Jetzt habe ich erst mal Hunger.«
Sie saßen sich am Küchentisch gegenüber. Zwischen ihnen standen ein Brett mit Käse, ein Teller mit hauchdünn geschnittener Fenchelsalami und ein Schälchen mit Cocktailtomaten. Katharina schnitt ein Körnerbrötchen auf. Sie hatten am Morgen extra ein paar mehr gekauft.
Klaas machte sich an seiner funkelnagelneuen Espressomaschine zu schaffen. »Mal sehen, ob es jetzt funktioniert«, sagte er. »Sonst schicke ich das Ding noch heute wieder zurück.«
Katharina und Klaas wohnten beide im Erphoviertel, nur wenige Radminuten voneinander entfernt. Bislang wechselten sie sich immer damit ab, wer zu wem kam und dort übernachtete. Ein Jahr und knapp vier Monate waren sie nun zusammen. Das Thema Zusammenziehen hatten sie bis jetzt nur am Rande gestreift. Im Moment fanden sie es beide gut so, wie es war.
Die Kaffeemaschine gab zischende Laute von sich, und Klaas murmelte zufrieden vor sich hin. »Na also, geht doch.« Er stellte Katharina einen Cappuccino mit beeindruckender Crema vor die Nase.
»Mhm, das sieht gut aus«, meinte Katharina. »Morgen wäre übrigens noch mal eine gute Gelegenheit, etwas gegen kleine Bauchansätze und für gute Kondition zu tun. Wir könnten eine Tour durch den Teutoburger Wald machen.«
»Das wird nicht klappen. Ich bekomme doch morgen Besuch.«
»Besuch? Von wem?«
Klaas sah Katharina erstaunt an. »Das habe ich dir doch erzählt. Eine alte Freundin von mir kommt für ein Jahr nach Münster. Sie wohnt in Aachen und hat für ein Jahr einen Lehrauftrag an irgend so einem Sportinstitut von der Uni. Sie ist Sportwissenschaftlerin.«
»Ach . nein, das hast du tatsächlich nicht erzählt. Und sie besucht dich jetzt für ein Jahr oder wie?« Bildete Katharina es sich ein oder rutschte Klaas etwas unbehaglich auf seinem Stuhl herum?
»Nein, nein natürlich nicht.« Klaas nahm das Käsemesser, hielt es aber nur in der Hand. »Sie hat kein Appartement oder kleine Wohnung von Aachen aus finden können. Das ist ja auch schwer. Du kennst ja den Wohnungsmarkt in Münster.«
»Nein.« Katharinas Stimme klang etwas kälter, als sie beabsichtigt hatte. »Eigentlich nicht. Ich habe meine Wohnung seit dreieinhalb Jahren.«
»Na ja, man kann es ja in der Zeitung lesen. Es gibt wenig Wohnraum, zumindest in Stadtnähe, und das, was es gibt, ist nicht zu bezahlen. Auf jeden Fall hat sie nichts gefunden und mich gefragt, ob sie ein paar Tage bei mir unterschlüpfen kann. Das habe ich ihr natürlich zugesagt.«
»Natürlich.« Katharina trank einen Schluck Kaffee und schaute Klaas unverwandt über ihre Tasse hinweg an.
»Fanny hat noch eine Bekannte in Telgte. Eine Freundin ihrer Cousine. Bei der hat sie auch zuerst gefragt. Aber die hat ein drei Monate altes Baby und renoviert außerdem gerade.«
Katharina hielt weiter die Kaffeetasse in beiden Händen und sagte kein Wort.
Genervt legte Klaas das Käsemesser zurück. »Was hast du denn jetzt? Es sollte ja wohl kein Problem sein, wenn mich eine alte Freundin besucht!«
Katharina stellte die Tasse so energisch zurück auf den Tisch, dass etwas Kaffee über den Rand schwappte. »Natürlich ist das kein Problem! Aber ich hätte das gerne etwas eher gewusst! Du erzählst mir mal eben so beiläufig und auch nur, weil ich nach einer gemeinsamen Radtour morgen gefragt habe, dass die nächsten Wochen eine alte Freundin bei dir wohnt.«
»Von Wochen habe ich gar nichts gesagt. Und außerdem dachte ich, ich hätte das schon mal erwähnt.«
»Hast du aber nicht.«
»Ich weiß gar nicht, warum du dich jetzt so aufregst. Ab Montag arbeitest du wieder, da hast du doch sowieso kaum mehr Zeit.«
»Das ist doch Quatsch! Wenn wir es nicht gerade mit einem Kapitalverbrechen zu tun haben, arbeite ich zu ganz normalen Zeiten so wie du auch. Außerdem rege ich mich überhaupt nicht auf!«
Aus dem Flur ertönte ein Handyklingeln. Etwas zu heftig schob Katharina ihren Stuhl nach hinten und stand auf. »Das ist meins.« Sie marschierte aus der Küche.
Im Flur nahm sie das vibrierende Telefon von der Ablage der Garderobe. »Hallo KD. Was gibt es?«
Klaus-Dieter Franke, Leiter des Münsteraner Kriminalkommissariats 11, räusperte sich. »Hallo. Ich weiß, es ist dein letzter Urlaubstag, aber ich befürchte, wir brauchen dich. Brigitte, Jörn und Tim sind alle drei krank, und wir haben gerade etwas sehr Unschönes reinbekommen. Ein totes Mädchen in einer Wohngruppe für psychisch kranke Jugendliche. Ich mache mich jetzt mit Eva auf den Weg. Kannst du dazukommen?«
Das war typisch KD. Er hielt sich nie mit irgendwelchem Geplänkel auf, sondern kam immer direkt zur Sache. Das war eine der vielen Eigenschaften, die Katharina an ihrem Chef schätzte. »Wo muss ich denn hin?«
»Nach Angelmodde. Heuweg. Hausnummer 13. Die Zufahrt zum Haus ist etwas versteckt. Aber da ist ein Schild an der Straße. Villa 13.«
»Eine Jugendeinrichtung in Angelmodde? Villa 13?«, wiederholte Katharina. »Irgendwie sagt mir das was.«
»Kurz vor Weihnachten ist dort ein Jugendlicher tödlich verunglückt. Da waren wir gerade mit der Messerstecherei auf der Promenade beschäftigt. Horst Kersting und sein Team waren an der Geschichte dran.«
»Stimmt.« Katharina erinnerte sich jetzt an den Vorfall. »Und jetzt ist ein Mädchen umgekommen? Was ist passiert?«
»Die Umstände sind unklar, deshalb hat der Notarzt uns verständigt. Alles Weitere dann gleich.« Ohne auf Katharinas Antwort zu warten, legte KD auf.
Es fing bereits an zu dämmern, als Katharina in ihrem alten Golf den Stadtteil Angelmodde erreichte. Sie konnte sich nicht genau erinnern, wann sie das letzte Mal hier gewesen war. Wahrscheinlich als Kind bei einer sonntäglichen Fahrradtour an der Werse entlang. Aber Tanja Reichel, eine Kollegin aus dem KK 3, die sich manchmal in der Kantine zu ihnen an den Tisch...
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