Elemente einer Physik des Lebendigen
Was sind Photonen?
Seit Ende des 17. Jahrhunderts gab es sowohl Wellen- wie auch Teilchentheorien des Lichts; für Newton bestand Licht ausschwingenden Teilchen.
Im Jahre 1900 stellte der deutsche Physiker Max Planck die Hypothese auf, dass elektromagnetische Strahlung nur in Paketen von einer bestimmten Größe ausgestrahlt und auch absorbiert werden könne, die er Quanten nannte. Diese Idee wandte Albert Einstein 1905 auf das Licht an, um den lichtelektrischen Effekt1 zu erklären, und verschaffte dem bis dahin unbeachtete Geniestreich Plancks dadurch allgemeine Anerkennung. Den Namen Photonen bekamen die Lichtquanten dann 1926 durch den amerikanischen Chemiker Gilbert N. Lewis.
Seit Niels Bohr2 1927 das Komplementaritätsprinzip aufstellte, gilt in der Physik, dass Licht, wie alle Materie und Strahlung, sowohl Teilchen- wie auch Wellenaspekt besitzt. Es hängt nur von der Art des Experimentes (der Messung) ab, ob Licht sich als Photon oder als Welle zeigt.
Was sind Biophotonen?
Biophotonen sind also die Lichtquanten einer Strahlung, die auslebenden Zellen (griech. bios heißt Leben) kommt. Popp bezeichnete das vorher "mitogenetische Strahlung" oder "ultraschwache Zellstrahlung" genannte Licht aus den Zellen nach seiner Neuentdeckung Mitte der siebziger Jahre so, weil es nach seiner Auffassung eine wesentliche biologische Funktion besitzt - und nicht etwa, um auszudrücken, es handle sich um eine andere Art von Photonen als die der Physik bekannten. Tatsächlich wird bei der Biophotonenmessung eine Methode verwendet, bei der die Photonen gezählt werden und somit der Teilchenaspekt der Zellstrahlung erfasst wird. Um wenige einzelne bis einige tausend Photonen messen zu können, die von einer Probe pro Sekunde und Quadratzentimeter Austrittsfläche abgestrahlt werden, muss ein sogenannter Photonenmultipier3 (Photonen-Vervielfacher) verwendet werden. Damit kann das extrem schwache Leuchten, das 1018 (1 Milliarde Milliarden) malschwächer als normales Tageslicht ist, bis zu hundert Millionen Mal verstärkt werden. Mit diesem Gerät haben seit den sechziger Jahren Forscher in vielen Ländern gezeigt, dass Zellstrahlung von allen Organismen abgegeben wird. Sie darf nicht verwechselt werden mit der sogenannten Biolumineszenz, dem Leuchten von Glühwürmchen, Tiefseefischen oder faulendem Holz, das ja auch viel stärker ist. Im Gegensatz zu diesem steigt ihre Intensität steil an, bis auf das Hundert- oder Tausendfache, und geht dann auf Null zurück, sobald das Lebewesen stirbt. Stärker wird die Strahlung auch bei jeder Störung oder Beeinträchtigung sowie während der Zellteilung. Sie reagiert überhaupt sehr empfindlich auf sämtlichen äußeren Einflüssen und inneren Veränderungen der Organismen und eignet sich deshalb gut als Anzeige für eben solche Einflüsse und Veränderungen.
Biophotonentheorie und Naturheilverfahren
Die Biophotonentheorie ist in bestimmten Kreisen bereits sehr populär geworden, weil man sich von ihr als Ansatz zu einer wissenschaftlichen Begründung der Naturheilverfahren/ Alternativmedizin einen Ausweg aus einem akuten politischen Dilemma verspricht. Obwohl der Kreis ihrer Anhänger in den letzten Jahrzehnten stürmisch angewachsen ist - in der Bundesrepublik hatten Anfang der siebziger Jahre bereits mehr als 50 Prozent der Bevölkerung Erfahrungen mit Naturheilverfahren besteht nämlich die berechtigte Befürchtung, dass das Überleben der Naturheilverfahren (Alternativmedizin, Biologische Medizin) in der EU gefährdet ist. Im Zuge der Angleichung der Arzneimittel- und Gesundheitsgesetze und anderer Vorschriften werden seit 1992 Wirtschaftsinteressen noch rücksichtsloser als bisher durchgesetzt. Wie das Verbot der Zelltherapie und einer Reihe von Heilpflanzen und deren Folgen der Blümschen Gesundheitsreform von 1990 zeigten, ist die Einschränkung von Forschungs- und Therapiefreiheit in der Bundesrepublik bereits voll im Gang. Dasselbe gilt grundsätzlich für alle EG-Staaten4
Die Situation in den Vereinigten Staaten sieht noch düsterer aus. Auch hier sind nach neuesten Erhebungen unkonventionelle Heilmethoden weit verbreitet; jeder vierte Patient, der ärztliche Hilfe in Anspruch nimmt, nutzt gleichzeitig alternative Heilmethoden5.
Im Jahr 1990 überstieg die Zahl der Konsultationen von Anbietern unorthodoxer Verfahren mit 425 Millionen sogar diejenige der Besuche bei Hausärzten (mit nur 388 Millionen). Trotzdem hat die Food and Drug Administration (FDA, amerikanische Nahrungs- und Arzneimittel-Zulassungsbehörde) den rezeptfreien Verkauf von 218 homöopathischen und pflanzlichen Mitteln (darunter Ginseng) verboten. Sie dürfen jetzt nur noch von Ärzten verschrieben werden - die meisten Homöopathen sind aber keine Ärzte. Strafrechtlich werden auch all jene von der FDA verfolgt, die unkonventionelle, energetische Therapiemethoden anwenden oder entsprechende Produkte verkaufen, einschließlich der Reformhäuser, mit der Begründung, dass "eine Lebensenergie nicht existiere".
Diese Situation hat zu einer Intensivierung der wissenschaftlichen Erforschung der Naturheilverfahren geführt. Wenn wissenschaftliche Nachweise für die Wirksamkeit der einzelnen Verfahren geführt werden und ihre Wirkungsprinzipien wissenschaftlich aufgeklärt werden könnten, müsste der Gesetzgeber dieser Entwicklung Rechnung tragen.6
Die Naturheilverfahren werden nun auch zunehmend in den Lehrplänen der Universitäten berücksichtigt. Auch bei uns in der Bundesrepublik Deutschland werden allgemein Mediziner mit zusätzlichen Qualifikationen in der alternativen Medizin ausgebildet und gelehrt. Leider gibt es für die Therapeuten der reinen alternativen Medizin immer mehr Auflagen und Gesetze, die diese befolgen und umsetzen müssen.
Nehmen wir nur mal die Eigenbluttherapie, die für den Heilpraktiker verboten wurde.
Die Biophotonentheorie als Grundlage für eine naturgemäße wissenschaftliche Theorie des Lebens
Die Bemühungen um eine wissenschaftliche Erforschung der Naturheilverfahren haben bereits einige Früchte getragen. Immer deutlicher zeichnet sich dabei jedoch eine grundsätzliche Problematik ab, die deutlich macht, dass die Entscheidung für oder gegen die Naturheilverfahren letztlich - auch wenn die geforderten wissenschaftlichen Beweise und Grundlagen vorliegen - eine politische Entscheidung bleibt (siehe Pandemie COVID-19, 2020-). Es wird nämlich klar, dass eine solche wissenschaftliche Grundlegung für die Naturheilverfahren eine andere Art von Wissenschaft erfordert als diejenige der Schulmedizin, nicht zuletzt deshalb, weil die beiden Richtungen auf völlig gegensätzlichen Weltbildern beruhen. Die einzige Lösung des Dilemmas bestünde in einem echten Therapie- und Wissenschaftspluralismus7.
Genau betrachtet kann man allerdings auch bei der Schulmedizin nicht davon sprechen, dass sie wissenschaftlich sei. Die unzähligen Detailerkenntnisse über Pflanze, Tier und Mensch, die die biologische Wissenschaft angesammelt hat, sind bis heute weitgehend Stückwerk geblieben. Die Wissenschaft war bisher nicht in der Lage, die Millionen Puzzleteile zu einem Gesamtbild des Lebens zusammenzusetzen. Ein solches einheitliches Gesamtbild, eine wissenschaftliche Theorie des Lebens, eine "Theoretische Biologie", gibt es bis heute nicht, trotz vereinzelter Ansätze in den vergangenen Jahrzehnten (etwa von Bertalanffy, von Uexküll, Waddington, Rothschuh). Ein solches gesamthaftes Verständnis der Lebensvorgänge, das die unzähligen Detailerkenntnisse zu einem Ganzen vereinigt, wäre aber Voraussetzung dafür, dass ein darauf aufgebautes ärztliches Handeln wissenschaftlich genannt werden könnte.
Es wird heute klar, dass ein Verständnis des Lebens auf der Grundlage der in der Schulmedizin verwendeten wissenschaftlichen Konzepte auch nicht möglich sein wird. Aus dem gleichen Grund, weshalb die Schulmedizin immer mehr Patienten enttäuscht, ist sie auch nicht in der Lage, eine rationale theoretische Grundlage für ihre Therapie zu entwickeln. Ihr Bild vom Menschen bleibt zersplittert, deshalb kann sie den Patienten nicht als lebendige Ganzheit behandeln. Genauso wie die Schulmedizin seit jeher die meisten ihrer Erkenntnisse aus der Untersuchung von Leichen gewonnen hat, genauso beruhen die Detailerkenntnisse der modernen biochemischen und molekularbiologischen Forschung auf der mechanistisch orientierten Physik des 19. Jahrhunderts, deren Modelle allenfalls der unbelebten Materie gerecht werden, beim Verständnis lebender Organismen jedoch versagen. Unbeantwortet bleibt die alte Frage, wie denn aus einem vom Zufall zusammengewürfelten Haufen von Molekülen ein sinnvolles, lebendiges Ganzes entstehen soll. Von einer "Bio-logie", einer Lehre vom Lebendigen, kann im Grunde noch nicht die Rede sein: wir haben es (noch) mit einer "Nekrologie" einer Lehre vom Toten, zu tun.
Das neue Bild der Zelle
Nach...