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»Na, jetzt aber los!« Jan schwenkt auf die Straße vor Annies Kiosk ein, von der aus sie noch einmal kurz den tollen Blick auf die Flensburger Förde genießen können. Er wartet, bis er das Ortsschild passiert hat, und gibt dann Gas. »Nicht so schnell!« Katie sieht erschrocken von ihrem Handy hoch. »Wir sind auf der Landstraße, da darf man nur 80 km/h fahren.«
»Ach was«, Jan winkt beruhigend ab, »so viel drüber bin ich ja gar nicht.« Er zwinkert Katie zu: »Und du sagst doch immer, die Dänen sind so entspannt, warum also nicht auch beim Autofahren?«
Katie sieht auf ihre Hände hinunter. Sie kämpft mit sich: Soll sie Jan jetzt im wahrsten Sinne des Wortes bremsen - oder ihn seine eigenen Erfahrungen machen lassen? Doch das könnte ganz schön teuer werden, also versucht sie es mit Humor: »Hej, mein rasanter Freund, entspann du doch mal deinen Fuß auf dem Gaspedal, und wir leisten uns statt eines Bußgeldes lieber 33 Hotdogs, wenn wir an unserem Urlaubsort angekommen sind. Wie wäre das?«
»Oha, so teuer sind die Strafzettel hier?« Jan zieht verwundert die Augenbrauen hoch, fährt jetzt jedoch deutlich gemächlicher. Eigentlich ist er ja eher für flottes Vorankommen, will aber nicht gleich zu Beginn des gemeinsamen Urlaubs Stress bekommen. Obwohl - wer würde ihn auf der dänischen Landstraße schon erwischen? Und ein paar km/h drüber sind doch nicht so schlimm, oder?
Ziiiiisch - gerade als Jan das denkt, werden sie überholt. Und zwar offensichtlich von einem dänischen Fahrzeug, denn das Kennzeichen hat einen gelben Hintergrund mit schwarzen Buchstaben und Ziffern darauf. »He«, beschwert sich Jan sofort bei Katie. »Wieso darf der das und ich nicht?«
»Tsja«, sie zuckt mit den Schultern, »der darf das genauso wenig wie du. Und es gibt Gerechtigkeit im Staate Dänemark: Wenn der erwischt wird, zahlt er genauso viel wie du!«
SPANNENDE KENNZEICHEN
Die Autokennzeichen in Dänemark sind eindeutig vielfältiger und bunter als in Deutschland. Dasjenige, das Jan gesehen hat, mit einem gelben Hintergrund und schwarzen Buchstaben und Zahlen versehen, kennzeichnet ein kommerziell genutztes Auto, also einen Geschäftswagen. Hat das Kennzeichen hingegen einen weißen Hintergrund, eine schwarze Schrift und einen roten Rand, handelt es sich um ein privates Fahrzeug. Die Mischform dieser beiden, das sogenannte »Papageienkennzeichen«, charakterisiert einen Geschäftswagen, der auch privat genutzt wird. Diese Unterscheidungen sind für die Dänen wichtig, haben sie doch Folgen, wenn es darum geht, die Steuern für diese Fahrzeuge festzusetzen.
Eine Krone links auf dem Kennzeichen weist ein Fahrzeug des dänischen Königshauses aus, weiße Schrift auf blauem Hintergrund Diplomaten-Pkws, weiße Schrift auf schwarzem Hintergrund und ein entsprechendes Design Oldtimer und weiße Schrift auf rotem Hintergrund Flughafenfahrzeuge. Es lohnt sich also, beim Autofahren in Dänemark genauer hinzusehen: Aufmerksame Beobachter erfahren so einiges über den Vordermann.
»Falls, Katie, falls!« Jan freut sich diebisch, seine Freundin, die Referendarin und zukünftige Deutschlehrerin, bei einem sprachlichen Lapsus zu erwischen. Überhaupt liebt er den verbalen Schlagabtausch mit ihr - vorausgesetzt, er bleibt auf einer spaßigen Ebene. Und das war in letzter Zeit leider immer seltener der Fall. Was haben sie sich wegen irgendwelcher Kleinigkeiten gestritten! Doch bevor die Stimmung umschlagen kann, lenkt Jan ab: »Die Landschaft hier ist wirklich toll! Und es stehen schon ein paar Schilder weniger am Straßenrand als bei uns, oder?«
Katie lässt sich gerne auf die Frage ein - alles, bloß kein Streit zu Urlaubsbeginn. Sie lächelt Jan an: »Ja, manches lösen die Dänen etwas pragmatischer als wir. Schau mal, die >Haifischzähne<, also die Zacken auf dem Asphalt, da wo die Seitenstraße in die Hauptstraße einmündet: Da steht das >Vorfahrt beachten!< quasi auf der Straße.«
»Das ist echt praktisch«, stimmt Jan ihr zu. »Doch was mache ich jetzt?« Er ist an der Autobahnauffahrt angelangt und fährt gerade an einem Schild vorbei, auf dem sich zwei rote Linien zu einem nach oben zeigenden Pfeil vereinen. »Einfach weiterfahren und einfädeln«, meint Katie. »Hier gilt das Reißverschlussprinzip, an das müssen sich sowohl die halten, die bereits auf der Autobahn sind, als auch die, die auffahren.«
Und es klappt tatsächlich! Mühelos reiht sich Jan in den fließenden Verkehr ein. »Mensch, das ist ja entspannt«, freut er sich. »Kein Stress mit dem Beschleunigungsstreifen!«
»Genau«, gibt ihm Katie recht, »Autofahren in Dänemark ist deutlich hyggeliger als bei uns!«
Eines macht Jan schon mal richtig: Innerhalb einer Ortschaft gilt die Geschwindigkeitsbegrenzung von 50 km/h. Dass er jedoch aufs Gaspedal tritt, nachdem er das weiße Ortsschild mit der schwarzen Schrift und den Häusersilhouetten hinter sich gelassen hat, ist weder gesetzeskonform noch klug. Auf dänischen Landstraßen gilt ein Tempolimit von 80 km/h (mit Anhänger 70 km/h). Auf Autobahnen dürfen prinzipiell 130 km/h gefahren werden (mit Anhänger 80 km/h), die jedoch oftmals auf 110 km/h reduziert sind.
Hier ist Jan in einen äußerst typischen Fettnapf getappt oder vielmehr gerast. Ja, die Dänen fahren tatsächlich entspannt, sind es aber nicht, wenn es um die Verletzung von elementaren Verkehrsregeln geht - insbesondere hinsichtlich Geschwindigkeitsbegrenzungen. Die dänische Polizei ahndet bereits geringe Überschreitungen der zulässigen Höchstgeschwindigkeit, und zwar sowohl bei Einheimischen als auch bei Touristen. Da hilft es auch nicht, auf den überholenden einheimischen Fahrer hinzuweisen - der ist genauso dran, wenn er erwischt wird! Und dass man erwischt wird, ist gar nicht so unwahrscheinlich, denn Kontrollen finden häufig statt. Jan täte also gut daran, Respekt vor den dänischen Bußgeldern zu entwickeln - die haben es nämlich in sich.
Wer bis zu 20 km/h zu flott fährt, ist umgerechnet 160 Euro und mehr los; bei mehr als 20 km/h über dem Tempolimit kann es sein, dass man deutlich mehr zahlen muss, teils bis zu 1.000 Euro. Dank EU-Recht werden die Tickets übrigens auch grenzübergreifend vollstreckt. Bei extremen Geschwindigkeitsüberschreitungen kann sogar der Führerschein aberkannt werden - bei Ausländern bedeutet das unter Umständen ein lebenslanges Fahrverbot in Dänemark. Ebenfalls sehr kostspielig kann es beim Überschreiten der Promillegrenze werden, die in Dänemark 0,5 Promille beträgt. In besonderen Fällen werden den Besitzern sogar die Autos entzogen und öffentlich versteigert. Auch der Gebrauch des Handys am Steuer ist verboten und richtig teuer.
In Dänemark ist das Fahren mit Abblendlicht vorgeschrieben; wer einmal in der Dämmerung oder an einem nebeligen Morgen aufgebrochen ist, dem leuchtet das unmittelbar ein. Bei Stau müssen zudem die Warnblinker eingeschaltet werden, um nachfolgende Fahrzeuge zu warnen. Sitzgurte müssen angelegt werden; Kinder gehören wie bei uns in den sicheren Kindersitz.
Die Verkehrsschilder gleichen den international gültigen und sind in den meisten Fällen selbsterklärend. Um interessante Ausnahmen wird es in Kapitel »Was bedeutet krydsende cyklister?« gehen. Zwei besondere Verkehrszeichen sind Jan und Katie zu Recht aufgefallen: zum einen die »Haifischzähne« bzw. die weißen Dreiecke auf der Straße, die »Vorfahrt gewähren!« bedeuten und das entsprechende Schild am Straßenrand ersetzen. Apropos Vorfahrt: Die haben in Dänemark auch alle Busse beim Einfädeln in den Straßenverkehr nach einer Haltestelle, damit sie ihren Fahrplan einhalten können.
Zum anderen hat Jan das Verkehrsschild mit den zwei roten zusammenlaufenden Pfeilen bemerkt: Es zeigt, wie von Katie richtig erläutert, an, dass man sich einfädeln möge. Es steht hauptsächlich an Autobahnauffahrten, ist aber auch sonst öfter anzutreffen. Das funktioniert in der Regel reibungslos: Wo die Deutschen manchmal noch mit dem »Reißverschluss« kämpfen und auf den letzten Metern drängeln, reiht sich der harmoniebedürftige Däne ganz gelassen ein - ist ja auch viel hyggeliger so. Infolgedessen fließt der Verkehr tatsächlich stetiger im Staate Dänemark, und das Fahren dort wird von vielen als entspannter...
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