Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Zunächst eine ganz persönliche Erfahrung. Wenn ich darüber nachdenke, durch welche physische Funktion ich meinen Körper am deutlichsten flüstern höre und mit der Melodie meines Lebens am Verbundendsten bin, fällt mir als erstes meine Atmung ein. Das ist so, weil sie mir ununterbrochen zuflüstert, wie ich mich gerade durch mein Leben bewege. Immer up-to-date signalisiert sie mir, wie es um meinen somatischen und seelischen Haushalt steht.
Die Atmung ist wie eine mich Erinnernde, die mich immer wieder am Ärmel zupft: "Hey!", mahnt sie. "Höre hin! Nimm mich wahr!" Und die Sache ist, dass sie das immer exakt zum richtigen Zeitpunkt macht. Wenn mich etwas unter Druck setzt, fühle ich mich kurzatmiger und im Brustkorb nicht so frei wie gewohnt. Wenn mir etwas den Atem nehmen will, ist das ein klares Signal, dass ich mich in der Situation schnellstens freiatmen sollte. Und wenn eine Verpflichtung meinen Atem stocken lässt, gibt die Atmung mir den Impuls zu fragen, ob eine Kehrtwende fällig ist.
Doch noch passionierter erinnert sie mich an meine Freiheit! Wenn ich nämlich auf harmonische Weise Luft hole, heißt es, dass ich unbeschwert durch mein Leben wandere und mich seinen Wogen anvertrauen kann. Wenn ich mich im Inneren still fühle und mit mir verbunden bin, fließt auch meine Atmung entspannt, mild und still. Und wenn ich mich physisch belasten möchte, verlasse ich mich auf ihre Flexibilität. Bereitwillig und situationsgerecht passt sie sich an meine Beanspruchungen an. Sie fühlt, wie hoch mein Bedarf an Sauerstoff ist und geht ziemlich großzügig mit diesem um.
Das sind die Momente, in denen die großen und kleinen Wunder geschehen! Wenn wir Menschen unser Bewusstsein wach halten, körperliche Vorgänge wie beispielsweise die Signale der Atmung wahrnehmen und deren Botschaft verstehen, hat das gleich mehrere Effekte: Mit dem bewussten Hinwenden der Aufmerksamkeit zum Atmen holen wir nicht nur sofort leichter, freier und harmonischer Luft; das Atemzentrum im Gehirn erhält zeitgleich einen Impuls und erinnert sich an die Natürlichkeit der Atemfunktion. Und je häufiger es dieses Signal erhält, desto weniger muss es gegensteuern und uns Erinnerungs- oder Warnsignale senden.
Während das auf rein physiologischer Ebene passiert, profitieren wir aber auch im äußeren Leben. Indem wir die Atmung als Verbündete sehen und anerkennen, dass sie uns das Leben im Hier und Jetzt spiegelt, kann sie uns beim Bahnen eines von innen nach außen gelebten Lebens eine wertvolle Hilfe sein. Im "Einklang" mit dem Atem gelingt es uns nicht nur besser, Veränderungen und Kurskorrekturen vorzunehmen, sondern auch, an Weggabelungen die richtig klingende, also die sich am authentischsten anfühlende Richtung zu wählen.
Weil die Atmung so eine treue und dialogbereite Verbündete ist, habe ich die acht BodyWareness-Sequenzen zum Atmen an den Anfang dieses Buches gesetzt. Viel Freude beim Probieren!
Die Atmung baut uns im Handumdrehen eine Brücke zur Innenwelt und lässt uns mit dieser verbunden sein.
Genau deshalb, eben weil die Atmung so beständig, agil und ehrlich funktioniert, ist das stille Beobachten des Atmens auf dem Gebiet des Körperbewusstseins und der Meditation zu einem verbreiteten Handwerkszeug geworden. Und das nutzen wir hier. Doch bevor wir in die acht Atemexperimente einsteigen, gebe ich noch ein paar Anregungen, in welchem inneren Klima das Entschlüsseln der Atemgeheimnisse am besten glückt.
Anstatt die Atemwahrnehmung zu einer regulierten und zielverliebten Sache zu machen, rege ich dazu an, mit dem Atem auf freundlichste und heiterste Weise zu spielen. Etwas wahrzunehmen ist ja weder etwas Ernstes, noch hat es etwas mit Anstrengung oder einem Richtig- und Falsch-Machen zu tun. Das Wahrnehmen innerer Vorgänge ist ein zutiefst entspannter Vorgang, während dem wir uns in einer urteilsfreien Aha-Haltung befinden. Schließlich passiert uns das Atmen seit dem Tag unserer Geburt ohne unser Zutun ganz von selbst.
Sogar dann, wenn wir mit dem Atem direkt experimentieren und seine Möglichkeiten austesten, können wir auf das Einbringen von Anstrengung, Bewertung, Ehrgeiz oder Zielorientierung verzichten Und das ist kein Zufall. Diese Ausrichtung harmoniert mit dem Grundansatz der Somatik, der darin besteht, das Funktionieren des Organismus von innen heraus zu verstehen und an diesem Verständnis die eigenen Handlungen auszurichten. Das entspricht derselben Essenz, die in einem "von innen nach außen" gelebten Leben steckt.
Ganz klar: Darin liegt der essenzielle Unterschied im Vergleich zu "Systemen" oder Theorien, die innere Erfahrungen durch äußere Maßgaben zu erzeugen versuchen. Ich sage nicht, dass diese vollkommen nutzlos sind. Doch wenn wir mit der eigenen Lebensmelodie in Kontakt kommen und eine zu uns selbst passende Lebensweise finden wollen, geht es gar nicht anders, als dass wir uns an der inneren Natürlichkeit des Organismus orientieren und diese ins Leben transferieren.
Und hier hakt sich der "BodyWareness"-Ansatz ein, den ich im Laufe meiner 25 Praxisjahre entwickelt und durch ungezählte Erfahrungen mit Klienten, Kursteilnehmern und Trainees aus den verschiedensten Ländern der Welt ausgefeilt habe. Der Name wurzelt im englischen Begriff "Body Awareness", übersetzt mit Körperbewusstsein. Das Entwickeln eines solchen spielt die Schlüsselrolle, wenn wir dem Geflüster des Körpers lauschen, innere Klänge wahrnehmen und uns dabei an natürlichen Körperfunktionen - wie beispielsweise der Atmung - orientieren möchten. Wer Erfahrungen mit somatischen Methoden wie der Feldenkrais- oder der Trager-Methode, der Alexander-Technik, mit Sensory Awareness oder Hanna-Somatics hat, weiß, dass das praktische Vorgehen sich immer daran orientiert, wie wir unserer Ursprünglichkeit, unserer inneren Natur näherkommen können.
Das alles bringen wir hier zusammen: Die praktischen BodyWareness-Übungen dienen der Verfeinerung des Körperbewusstseins und beleben gleichzeitig die natürlichen biophysischen Funktionen. Auf diese Weise unterstützen sie uns darin, eine harmonische Kongruenz, ja den persönlichen Gleichklang mit unserem Innenleben herzustellen und so in ein von innen nach außen gelebtes Leben einzustimmen.
Zurück zur Atmung: Wenn es jetzt darum geht, die Signale des Atems wahrzunehmen und wertvolle Atemspielräume zu entdecken, geben wir genau diesem somatischen Grundansatz den größtmöglichen Raum.
Für das Ausführen dieser Atemwahrnehmung reichen ein paar ungestörte Minuten. Mit ein wenig Erfahrung kann sie sogar zwischendurch als Mini-Atem-Scan benutzt werden, der das Rückbesinnen auf sich selbst im Handumdrehen unterstützt.
1. Vorbereitung
Sie können sitzen oder liegen, ganz so, wie es sich am besten anfühlt. Auch die Länge der Sequenz kann flexibel gehalten werden. Falls nur ein begrenzter Zeitraum zur Verfügung steht, bietet es sich an, einen Timer zu stellen.
2. Das Hauptatemgebiet abstecken
Schließen Sie die Augen und richten Sie Ihr inneres Augenmerk auf die Atembewegung. Stellen Sie fest, wo sich diese am deutlichsten bemerkbar macht: Wo dehnt sich Ihr Körper beim Einatmen am meisten aus? Nehmen Sie Ihr "Hauptatemgebiet" in seiner Größe, Weite und Tiefe wahr.
3. Leise Atemausläufer
Spüren Sie jetzt, welche Gebiete Ihres Körpers außerdem von der Atmung erreicht werden, jedoch nicht in dem Ausmaß, wie es im Hauptatemgebiet geschieht. Nehmen Sie wahr, bis wohin die Ausläufer Ihrer Atembewegung reichen, in welchen Körperbereichen sie spürbar sind, aber leiser und sanfter.
4. Atemlose Inseln
Nehmen Sie jetzt diejenigen Körperareale wahr, die von der Atembewegung gefühlsmäßig vollkommen unberührt bleiben. Welche sind das?
5. Die Rückreise
Nachdem Sie Ihren Körper auf diese drei Atembereiche abgetastet haben, treten Sie jetzt die Rückreise in der umgekehrten Reihenfolge an: Ausgehend von den "atemlosen Inseln", wo Sie keinerlei Atemaktivität feststellen konnten, spüren Sie erneut in die leiseren "Atemausläufer" hinein und kehren dann zum "Hauptatemgebiet" zurück. Nehmen Sie dessen volle Weite wahr.
Wenn Sie sich ein Bild von Ihrer momentanen Atemgeografie gemacht haben, öffnen Sie langsam die Augen. Gehen Sie ein wenig umher.
Wie atmen Sie? Und wie fühlen Sie...
Dateiformat: ePUBKopierschutz: Wasserzeichen-DRM (Digital Rights Management)
Systemvoraussetzungen:
Das Dateiformat ePUB ist sehr gut für Romane und Sachbücher geeignet - also für „fließenden” Text ohne komplexes Layout. Bei E-Readern oder Smartphones passt sich der Zeilen- und Seitenumbruch automatisch den kleinen Displays an. Mit Wasserzeichen-DRM wird hier ein „weicher” Kopierschutz verwendet. Daher ist technisch zwar alles möglich – sogar eine unzulässige Weitergabe. Aber an sichtbaren und unsichtbaren Stellen wird der Käufer des E-Books als Wasserzeichen hinterlegt, sodass im Falle eines Missbrauchs die Spur zurückverfolgt werden kann.
Weitere Informationen finden Sie in unserer E-Book Hilfe.