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Ich bin mein ganzes Leben lang auf die eine oder andere Weise Künstler gewesen - schon lange bevor ich zu Elton John wurde. Vor Publikum auf einer Bühne zu stehen, dafür lebe ich. Es ist ein elektrisierendes, frustrierendes und letztlich erfüllendes Gefühl. Es ist aufregend, weil man nie weiß, was geschehen wird. Jede Stadt, jeder Veranstaltungsort und jedes Publikum ist anders. Diese Magie, nicht zu wissen, was passiert, macht Liveauftritte so besonders. Ich habe schon als Kind kleinere Auftritte gehabt, aber offiziell auf Tour gegangen bin ich zum ersten Mal mit 18. Das war im März 1965: Mit meiner damaligen Band Bluesology spielte ich in Clubs in ganz England. Damals hieß ich noch Reginald Dwight und war ebenso sehr Fan wie Künstler. Ich hatte lange von der Bühne geträumt. Für mich hatte es etwas Magisches, wenn ein Musiker dort oben stand, ganz in seiner Welt, Songs für ein Livepublikum spielte und den ganzen Saal wie aus dem Nichts mit einer Woge der Energie füllte.
Ich bin in den 1950er-Jahren im englischen Pinner aufgewachsen und verehrte Stars wie Elvis Presley, die Fans mit einem Gespür für Selbstinszenierung und Show in ihren Bann zogen. Das wollte ich auch. Ich war geradezu besessen davon, Konzerte zu besuchen. Meine Liebe für Livemusik entdeckte ich in einem Club namens »Harrow Granada«, wo ich Little Richard, Jerry Lee Lewis, Eddie Cochran und Gene Vincent spielen sah. Little Richard und Jerry Lee Lewis waren meine Idole. Ehrfürchtig stand ich vor der Bühne, wenn sie dort oben mit einer sprühenden Begeisterung umhersprangen, die jeden ihrer Songs viel lebendiger wirken ließen als auf meinem Plattenspieler. Ich hatte Klavier gespielt, seit ich klein war, aber dies war etwas völlig anderes. Ich wollte mit derselben rohen Wucht spielen und singen. Andere Musiker zu bestaunen motivierte mich, eines Tages selbst auf der Bühne zu stehen. Tief in mir drin wusste ich, dass ich auch dazu in der Lage war.
1964 spielte ich als 16-jähriger Schuljunge zum ersten Mal vor echtem Publikum. Mehr als ein Jahr lang saß ich jeden Freitag, Samstag und Sonntag in der Bar des »Northwood Hills Hotel« am Klavier und sang Titel von Jim Reeves, Al Jolson und Cliff Richard. Das Klavier war völlig verstimmt und der Verstärker meines Mikrofons war mickrig, entsprechend mies war der Klang. Doch ich versuchte, das Beste daraus zu machen. Man bezahlte mir ein Pfund pro Nacht. Das war selbst für damalige Verhältnisse nicht viel, doch ich ließ am Ende jedes Abends den Hut herumgehen und besserte so mein Honorar auf. Anfangs spielte ich vor einem leeren Saal, doch mit der Zeit zog ich mehr und mehr Gäste an, bis der Pub jedes Wochenende brechend voll war.
Die Stimmung war mitunter ziemlich wild. Ich musste einige Male durchs Fenster flüchten, weil eine Schlägerei ausbrach. Wenn ich keine Stimmungslieder wie »Roll Out the Barrel« spielte, wurde ich manchmal mit Biergläsern beworfen. Aber der Laden war ein guter Ort, um mein Handwerk zu lernen, und ich verdiente genügend Geld, um mir ein E-Piano von Hohner und einen eigenen Verstärker davon zu kaufen.
Einen ersten Vorgeschmack auf das Tourleben bekam ich, als ich mehrere Jahre lang mit meiner Band Bluesology aufgetreten bin. Das alles begann als Hobby, nachdem ich Stuart Brown - einen Freund meines Cousins - kennengelernt hatte. Wir wollten früh eine Band gründen, was zunächst aber nach hinten losging. Einige Jahre später gründeten wir dann gemeinsam doch Bluesology. Wir wurden zwar nicht die erfolgreichste Band Englands, aber spielten immerhin mit Musikern wie den Ink Spots, Major Lance, Billy Stewart und Patti LaBelle and the Bluebelles. Ich war nicht der Sänger der Band, sondern saß nur am Keyboard. Nicht einmal die Background Vocals ließen sie mich singen! Wir hatten viele Liveauftritte und waren ständig damit beschäftigt, unser Equipment ein- und auszuladen. An einigen Abenden spielten wir sogar zwei Konzerte. 1966 taten wir uns mit dem bekannten britischen Soulsänger Long John Baldry zusammen und wurden seine Begleitband. Wir spielten nun größere Konzerte in größeren Sälen, dennoch war ich nicht glücklich. Ich wollte singen und meine eigene Musik machen. Also verließ ich die Band und ging zurück nach London mit dem Plan, ein ganz neuer Mann zu werden.
Nachdem ich Bluesology 1967 verlassen hatte, dauerte es nicht lange, bis ich als Elton John wiedergeboren wurde. Ich fand, dass mein Name »Reg Dwight« irgendwie nicht nach Rockstar klang, deshalb änderte ich ihn. Dazu kombinierte ich einfach die Namen von zwei meiner ehemaligen Bandmitglieder bei Bluesology: von dem Saxofonisten Elton Dean und von Long John Baldry. Der neue Name blieb. Erst Jahre später ließ ich meinen Namen dann auch offiziell in Elton Hercules John ändern.
Etwa zur selben Zeit, als ich bei Bluesology hinwarf, lernte ich Bernie Taupin kennen, der ein loyaler Mitarbeiter und mein wichtigster Songtexter in all den Jahren werden sollte. Bernie und ich hatten uns beide auf eine Anzeige der Plattenfirma Liberty Records in der Zeitschrift New Musical Express gemeldet, in der nach Songschreibern gesucht wurde. Unser Aufeinandertreffen war Zufall, aber wohl auch Schicksal, denn wir waren von Beginn an musikalische Seelenverwandte. Gemeinsam begannen wir, die ersten Elton-John-Songs zu komponieren, mit ihm als Texter. Bernie war - und ist bis heute - der Bruder, den ich nie hatte.
1969 brachte ich mein erstes Album Empty Sky heraus. Etwa zur selben Zeit begann ich auch als Solokünstler aufzutreten. Den großen Durchbruch hatte ich dann 1970, während meiner ersten Amerika-Tour. Im selben Jahr habe ich den Satz gesagt: »Ich wollte nie Livekünstler werden. Eigentlich wollte ich daheim im stillen Kämmerlein meine Songs schreiben, aber nun habe ich den Spaß meines Lebens!« Heute bin ich froh, dass ich nicht in meinem Kämmerlein geblieben bin. In den folgenden Jahrzehnten habe ich Tausende Konzerte gespielt, in jedem Land, das man sich nur vorstellen kann.
Ich bin viele Male um die Welt gereist und habe meine Songs in die entlegensten Ecken des Globus mitgenommen. Es war ein Leben voller Reisen und Abenteuer und ich habe jede einzelne Minute davon genossen. Als Musiker auf Tour führt man in gewisser Weise ein Nomadenleben, man reist ständig umher und entdeckt Neues. Es gibt nichts Schöneres, als in ein neues Land zu kommen und die Menschen dort und ihre Kultur kennenzulernen. Mein Motto war stets: »Geh hin und mach dir dein eigenes Bild.« Man kann einen Ort nicht anhand von TV-Bildern oder Zeitungsberichten beurteilen. Das Publikum ist von Land zu Land verschieden. Deshalb war es aufregend, an all diesen unterschiedlichen Orten zu spielen, vor allem als ich noch jung war und nichts anderes kannte als meine Heimatstadt Pinner. Es war wie ein wahr gewordener Traum für mich, dass ich meine Songs für so viele Menschen spielen konnte, egal wo sie herkamen, von wo sie abstammten und welches Geschlecht oder welchen Glauben sie hatten. Musik verbindet, besonders dann, wenn man sie gemeinsam live erlebt. Nichts bringt Menschen auf so universelle Weise zusammen.
Über die letzten 50 Jahre habe ich vor gigantischen Zuschauermassen in den größten Hallen der Welt gespielt. Und dabei stets mein absolut Bestes gegeben! Als Livekünstler habe ich alles erreicht. Wenn man so lange auf Tour ist, wie ich es war, und seinem Publikum so viele Jahre lang alles gegeben hat, kommt man irgendwann an einen Punkt, an dem man überlegen muss, was der nächste Schritt sein könnte. Vor einigen Jahren begann ich mir Gedanken darüber zu machen, was für ein Leben ich in Zukunft eigentlich führen möchte. Ich hatte nie wirklich ein Privatleben, doch nun habe ich eine Familie, an die ich denken muss. Ich habe einen tollen Ehemann und zwei wundervolle junge Söhne, mit denen ich mehr Zeit verbringen möchte. Ich freue mich riesig darauf, nun ein neues Kapitel in meinem Leben aufzuschlagen. Ich werde immer der Musiker, der Liveinterpret und der Künstler bleiben. Und die Erinnerungen an meine Welttourneen werde ich stets in mir tragen. All die Abende auf der Bühne, in denen ich meine Songs mit dem Publikum geteilt habe, sind zu einem Teil meiner Persönlichkeit geworden. Was ich während dieser Auftritte von den Fans zurückbekam, hat mich als Mensch für immer verändert.
Deshalb war es wichtig für mich, auf eine große Abschiedstournee zu gehen. Ich wollte nicht klammheimlich aufhören, sondern die Fans noch einmal würdigen, die Jahr für Jahr zu meinen Konzerten gekommen sind und die mir so viel Liebe, Akzeptanz und bedingungslose Unterstützung geschenkt haben. Diese Fans haben meine Karriere erst möglich gemacht - jeder Musiker weiß das. Das Publikum erzeugt jeden Abend eine ganz besondere Energie, und diese Energie treibt mich an, stets mein Bestes zu geben. Trotzdem fiel mir die Entscheidung, dem Tourleben den Rücken zu kehren, leicht und ich bereue sie keine Sekunde. Mit der Farewell-Yellow-Brick-Road-Tour konnte ich auf dem Höhepunkt und auf die richtige Weise...
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