Schweitzer Fachinformationen
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Was heißt das nun für den Alltag mit unserem Hund? Nehmen wir einmal an, Sie gehen mit Ihrem Hund spazieren und setzen voraus, dass Ihr Hund die Grundkommandos wie »Sitz«, »Platz« und den Rückruf bereits gelernt hat und diese unabhängig vom Aufenthaltsort, also sowohl zu Hause in der Wohnung, als auch im Garten zuverlässig ausführt.
Ihr Hund rennt also gerade mit anderen Hunden über eine Wiese und hat dabei sichtlichen Spaß. Genau in diesem Moment rufen Sie ihn, weil sie weitermüssen. Und was passiert? Nichts! Ihr Hund rennt weiter mit den anderen Hunden über die Wiese und ignoriert Ihren Rückruf. Ein paar Minuten später kommt Ihr Hund dann zu Ihnen, und Sie gehen zusammen weiter.
Oder Sie entscheiden sich während des Spaziergangs ein Eis kaufen zu gehen und möchten gerne, dass Ihr Hund in der Zwischenzeit an einer bestimmten Stelle auf Sie wartet. Sie sagen Ihrem Hund also das Kommando »Sitz«, was dieser auch befolgt. Während Sie in der Schlange vor der Eisdiele anstehen, beobachten Sie stolz, dass Ihr Hund trotz Ablenkung durch Passanten sitzen geblieben ist. Kurze Zeit später bemerken Sie aus den Augenwinkeln, dass Ihr Hund nun doch aufgestanden ist, da sich ein paar Meter weiter ein anderer Hund genähert hat. Sie geben Ihrem Hund also noch einmal das Kommando »Sitz« und hoffen, dass dieser sich daraufhin wieder setzt. Da er auch dieses zweite »Sitz« von Ihnen ignoriert, wiederholen Sie das Kommando ein weiteres Mal, diesmal aber in einem wesentlich schärferen Ton. Ihr Hund ignoriert Sie wieder. Er ist bereits im Kontakt mit dem anderen Hund, während Sie gerade Ihr Eis vom Verkäufer erhalten. Dabei nehmen Sie wahr, dass die Hunde sich nett beschnuppern und sich anscheinend mögen. Nachdem Sie Ihr Eis bekommen haben, gehen Sie zu Ihrem Hund und sprechen kurz mit dem anderen Hundehalter über die beiden. Es erfolgt aber keine weitere Korrektur Ihres Hundes. Sein Fehlverhalten wird also ignoriert.
Viele Hundehalter kennen genau dieses Szenario. In beiden Fällen soll der Hund ein bereits gelerntes Kommando zeigen. Auf der Sachebene hat der Hund den Rückruf gehört und weiß, dass er daraufhin zurückkommen soll. Auch das Kommando »Sitz« hat er verstanden und weiß eigentlich, dass er sitzen bleiben soll, bis Sie das Kommando wieder auflösen. Die ablenkenden Reize, in diesem Fall der andere Hund, sind aber zu interessant für Ihren Hund, als dass er in dieser Situation noch auf Sie hört. Entweder konnte Ihr Hund aufgrund von Alter oder Trainingszustand in den oben genannten Situationen die Kommandos nicht befolgen, oder aber er wollte es nicht und hat sich bewusst dazu entschieden, Ihre Anweisungen zu ignorieren.
Das Entscheidende dabei ist aber, dass sowohl das Verhalten des Hundes, als auch Ihre Reaktion darauf, sich unmittelbar auf die Beziehungsebene auswirkt - positiv wie negativ.
In den oben genannten Fällen hat Ihr Hund zum einen entschieden, dass ihm andere Dinge wichtiger sind als Sie, sein Mensch. Zum anderen hat er auch gelernt, dass es keine Konsequenzen gibt, wenn er Ihre Anweisungen ignoriert.
In solchen Fällen, in denen der Hund ein Verhalten grundsätzlich gelernt hat, aber es gerade in den entscheidenden Situationen nicht zeigt oder nicht zeigen möchte, fehlt es in der Regel an der Beziehungsarbeit zwischen Mensch und Hund.
Es sind die Kleinigkeiten im alltäglichen Umgang miteinander, die große Auswirkungen auf die Beziehungsebene haben.
Im genannten Beispiel wäre es daher gut gewesen, wenn der Hundehalter seine Wünsche auch konsequent umgesetzt hätte. Das heißt konkret: Ignoriert Ihr Hund den Rückruf, dann sollten Sie zum Hund gehen, um ihn einzusammeln. Oder Sie geben ihm, beispielsweise mithilfe einer Schleppleine, das soziale Feedback, dass Sie sich nicht ignorieren lassen. Die Schleppleine fungiert hier als Ihr verlängerter Arm. So haben Sie auch aus größerer Entfernung Einfluss auf Ihren Hund.
Auch bei der Aufgabe, sicher in einem Kommando wie »Sitz« zu warten, wäre es konsequent gewesen, zum Hund hinzugehen und ihn wieder an die Stelle zu setzen, an der Sie ihn ursprünglich abgesetzt hatten. Und das direkt in dem Moment, als der Hund aufgestanden ist.
So lernt der Hund eine ganz entscheidende Sache, nämlich die, dass sein Hundehalter in der Lage ist, Dinge die er verlangt auch durchzusetzen. Er lernt, dass der Mensch seiner Kommunikation treu bleibt, also dass Fehlverhalten korrigiert wird. Er erhält ein direktes soziales Feedback.
Seien Sie pingelig als Hundehalter, auch in Situationen, die Sie als »nicht so schlimm« bewerten. Denn durch solche täglich ablaufenden »Kleinigkeiten« auf der Sachebene wird eine langfristig stabile Beziehungsebene geformt.
Dazu ein kleines Gedankenexperiment:
Im eben genannten Fall würden vielleicht viele Hundehalter das Aufstehen und Beschnuppern des anderen Hundes als nicht weiter schlimm ansehen.
Wie wäre es jetzt aber, wenn Ihr Hund vor einer Straße sitzt und der Hund, zu dem er hinmöchte, auf der anderen Straßenseite entlanggeht?
Stellen Sie sich vor, Ihr Hund steht auf und macht sich auf den Weg über die Straße, während Sie einen Lkw heranrauschen sehen.
In diesem Moment würden Sie wahrscheinlich alles geben, um Ihren Hund davon abzuhalten, über die Straße zu laufen. Vielleicht würden Sie schreien, rasend schnell bei Ihrem Hund sein und ihn festhalten oder für den Fall, dass Sie nicht rechtzeitig bei ihm sein können, sogar die Leine nach ihm werfen, um ihn aufzuhalten.
Was auch immer Sie tun: Es wäre Ihnen extrem wichtig, Ihren Hund aufzuhalten und ihn damit zu schützen. Sie wären schnell, konsequent und deutlich. Damit würden auch Ihr Timing und die Intensität passgenauer sein. Kurz gesagt, Sie wären in diesem Fall sehr wahrscheinlich deutlich besser in der direkten Kommunikation mit Ihrem Hund, als Sie es normalerweise sind.
Nun ist es Ihrem Hund grundsätzlich aber egal, ob dort ein anderer Hund kommt oder er dabei ist, über eine Straße zu laufen. Die Auswirkungen Ihres Handelns als Hundehalter sind für ihn immer die gleichen und beeinflussen direkt die Beziehungsebene zwischen Ihnen und Ihrem Hund. Der Hund macht die Lernerfahrung, dass der Hundehalter schnell, konsequent und deutlich reagiert und in der Lage ist, auf Dinge pingelig zu beharren, oder eben nicht.
Es dürfte jedem klar sein, dass es besser ist, solche Dinge in einer Vielzahl »unwichtiger« Situationen zu üben, als in der gefährlichen Straßensituation. Sind Sie in den »unwichtigen« Situationen immer konsequent, so wirkt sich dies auf die Beziehung zwischen Ihnen und Ihrem Hund aus. Damit steigen die Chancen, dass Ihr Hund in der Situation an der Straße direkt beim ersten Mal auf Sie hört (siehe dazu auch hier Kapitel 4 »Kommunikation und soziale Kompetenz«).
Grundvoraussetzung für das konsequente Handeln des Menschen ist jedoch immer, dass der Hund die entsprechenden Übungen und Kommandos überhaupt gelernt hat und sie umsetzen kann. Hier sollte die Schwierigkeit im Training Schritt für Schritt angepasst werden.
Wer etwas verlangt, sollte auch schöne Dinge anbieten können. Es wäre toll, wenn der Mensch seinen Hund motivieren kann, wenn der Hund gerne bei seinem Menschen ist und mit ihm viele interessante Dinge erlebt. Dies bedeutet, dass der Mensch für den Hund wichtig und nicht austauschbar ist und der Hund auch freudige Aktivitäten mit seinem Menschen verbindet.
Hat der Hund allerdings immer nur Spaß mit anderen Artgenossen auf der Hundewiese und wird beim Rückruf angeleint, und es folgt wieder die »langweilige« Zeit, in der er langsam neben seinem Halter an der Leine laufen soll, kann ich so manchen Vierbeiner gut verstehen, der die schöne Zeit mit seinen Artgenossen nicht beenden will.
Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich bin absolut der Meinung, dass ein Hund auch einfach mal langsam und ohne an der Leine zu ziehen, mit seinem Halter unterwegs sein können muss. Es dreht sich nicht immer nur alles um den Hund und das An-der-Leine-Laufen muss natürlich auch funktionieren.
Allerdings sollte kein Hund dauerhaft die Erfahrung machen, dass er interessante Dinge und Spaß immer nur abseits des eigenen Halters erlebt. Das gemeinsame Miteinander mit dem Hundehalter sollte nicht nur darin bestehen, stur und stetig Kommandos zu befolgen, die für den Hund keinen Sinn ergeben.
Für das Beispiel mit dem Rückruf wäre es daher optimal, wenn Sie Ihrem Hund auch etwas Tolles anbieten, wenn er trotz Ablenkung zu Ihnen zurückkommt. Das kann Futter, soziales Lob, wie Streicheln oder Stimmlob, aber auch ein gemeinsames Spiel sein. Was für den Hund eine Belohnung ist, entscheidet der Hund. Hier sind die Charaktere zu unterschiedlich, um eine allgemeingültige Belohnungsform zu empfehlen. Es sollte Ihr Ziel sein, genau das für den eigenen Hund herauszufinden.
Dass wir konsequent sein sollten im...
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