Schweitzer Fachinformationen
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Für Valentina geht ein Traum in Erfüllung: Sie erbt überraschend eine Buchhandlung in London. Der Laden in der Baker Street gehörte ihrer Mutter Eloise, die die Familie vor vielen Jahren verlassen und jeglichen Kontakt abgebrochen hatte. In London angekommen entdeckt Valentina in ihren Lieblingsbüchern »Nachrichten« von ihrer Mutter - und diese enthüllen Unglaubliches.
Valentina muss sich nicht nur mit sorgsam gehüteten Familiengeheimnissen auseinandersetzen, sondern steht plötzlich vor den vielleicht größten Herausforderungen ihres Lebens, doch sie erhält unerwartete Hilfe .
Ein Roman über zwei starke Frauen, die sich vom Schicksal nicht unterkriegen lassen, über die Kraft der Liebe . und der Bücher.
Valentina
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»Es liegt sehr viel mehr Gutes vor uns, als wir hinter uns lassen«, sagt die Fremde, die im Flugzeug neben mir sitzt - eine Frau in den Sechzigern mit fedrigem Pony und einem Haargummi um ihr linkes Handgelenk, das so eng sitzt, dass ich Sorge habe, es könnte ein medizinischer Notfall daraus werden.
In den Jahren, in denen ich viel gereist bin, konnte ich reichlich Erfahrung mit problematischen Sitznachbarn sammeln: der Neunzigjährige, der mich 3781-mal am Bein berührte; das Baby, das lauter schrie als alle anderen Babys; die Frau, die zu viele Mini-Flaschen Rum leerte und an meiner Schulter sabbernd ohnmächtig wurde.
Bei dieser Reise jedoch schien ich an die »Rührselige Rednerin« geraten zu sein. Wir hatten gerade erst abgehoben, als Chatty in Sitz 26B bereits Shakespeare, Marilyn Monroe und, wenn ich mich recht erinnere, Muhammad Ali zitiert hatte.
Mein müder, ausdrucksloser Blick scheint sie zu bekümmern, denn ihre Mundwinkel sacken herab, und sie sieht enttäuscht aus.
»Sie Ärmste«, sagt sie kopfschüttelnd. »Kennen Sie etwa C.S. Lewis nicht? Eine Schande.«
»Ja«, sage ich, schließe die Augen, drücke den Kopf gegen die Rückenlehne und versuche zu schlafen - oder zumindest so zu tun. »Es ist sehr schade.«
Und das ist es wirklich. Sie hat mir soeben vorgeworfen, dass ich ein Zitat von einem meiner Lieblingsautoren nicht erkenne! Gerade allerdings bin ich zu erschöpft, um mich zu rechtfertigen. Aber was ist noch trauriger? Das Zitat selbst.
»Es liegen weitaus bessere Dinge vor uns, als wir hinter uns lassen.«
Meine Augen öffnen sich abrupt, als das Flugzeug über London zu sinken beginnt und ein paar Turbulenzen mich gegen die Rührselige Rednerin drücken, die, wie ich vermute, gleich anfangen wird, Gandhi oder Mutter Teresa zu zitieren.
Ich bin total durcheinander. Was ist, wenn C.S. Lewis tatsächlich unrecht hatte? Was ist, wenn doch nichts Besseres mehr kommt? Was ist, wenn?
Das Flugzeug klappert erneut, als es mit ausgefahrenem Fahrwerk unter eine Wolke rutscht. Einen Augenblick später landen wir mit einem dumpfen Aufschlag in Heathrow.
Ich spähe aus dem Fenster. Das ist also London.
Die Rührselige Rednerin kramt suchend nach ihrem Asthmaspray, während ich den ersten Anblick von England und seinem scheinbar endlosen Grau in mich aufnehme. Eine dicke Schicht Nebel, dunkle Wolken und meine eigene düstere Stimmung verschwimmen ineinander wie auf einem vermasselten Aquarell. Grau in grau in grau.
Seufzend hole ich mein Gepäck aus dem Fach über mir und gehe benommen los. Ich bin fünfunddreißig Jahre alt. Das hier sollte Kapitel dreizehn meines Lebens sein - vielleicht sogar Kapitel sechzehn. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, ganz von vorn beginnen zu müssen oder, schlimmer noch, am Anfang einer mühevollen Neufassung zu stehen.
Kapitel I: Eine geschiedene Amerikanerin in London.
»Miss«, sagt die Rührselige Rednerin und berührt meine Schulter. »Ich glaube, Sie haben Ihr Ihr Buch vergessen.«
Sie reicht es mir, und ich betrachte mit einer Mischung aus Scham und Ablehnung das Cover. Wie man nach einer Scheidung nicht den Verstand verliert. Ich hatte erst zwei Kapitel gelesen, so heimlich wie möglich, und es dann in die Tasche am Sitz vor mir gesteckt, damit der nächste Passagier sich daran freuen konnte. Ganz ehrlich, welcher Therapeut, der einigermaßen richtig im Kopf ist, würde einem Kapitel den Titel geben: »Die beste Art, über jemanden hinwegzukommen, ist, sich unter jemanden zu legen«?
»Sie Ärmste«, sagt die Rührselige Rednerin mit einem leisen Lächeln.
Verleiht dieser vorbildhaften Bürgerin eine Ehrenmedaille!
»Machen Sie gerade eine Scheidung durch?«
Habe ich mich verhört, oder hat sie das Wort »Scheidung« mehrere Dezibel lauter gesprochen? Die beiden Frauen zu unserer Linken schauen herüber. Ihre Gesichter zeigen Mitleid - mit mir.
Ich nicke. »Ja - vor kurzem.« Weitere Augen in der Nähe heften sich auf mich. Ich könnte genauso gut einen Sticker mit der Aufschrift KÜRZLICH GESCHIEDEN auf dem Rücken tragen.
»Meine Liebe, denken Sie immer daran«, sagt meine transatlantische Sitznachbarin, »dass es für jedes Jahr, das Sie zusammen waren, sechs Monate dauert, bis Sie über jemanden hinwegkommen.«
Das hatte ich schon mal gehört - von anderen wohlmeinenden Menschen -, aber in mir löste es immer Verwirrung und eine Art Panik aus. Nick und ich waren zwölf Jahre verheiratet gewesen - müsste ich also diesem Schema zufolge sechs Jahre lang in Traurigkeit und Selbstverachtung versinken? Wer hat diese lächerliche Statistik erstellt, und können wir uns darauf einigen, dass sie erstunken und erlogen ist?
Muss sie doch sein, oder?
Ich schlage einen Haken um ein vor mir gehendes Paar, um zu verhindern, dass die Rührselige Rednerin die unausweichliche Frage stellt: »Verzeihen Sie die Frage . was ist passiert?« Denn dann wäre ich wieder in dieser schrecklichen Ecke, in der ich erklären müsste, dass mein Mann, ein Anwalt, mich für die dreiundzwanzigjährige Anwaltsgehilfin, mit der er sich seit Monaten heimlich traf, verlassen hatte. Und ja, ich hatte ihm tatsächlich geglaubt, dass er immer bis spät in die Nacht arbeitete. Ihr Name? Nun, es ist Missy, die auf Instagram ihre endlos langen Beine und künstlichen Wimpern zur Schau stellt.
Mein eigener Account heißt @booksbyval. Wenn ich Inspirierendes aus den Romanen auf meinem Nachttisch hätte posten sollen, stalkte ich Missy. Schuldig im Sinne der Anklage. Sie fragen sich: Ist sie . attraktiv? Klug? Ja, beides - aber sind Sie nicht auch der Meinung, es sollte verboten sein, dass jemand mit immerwährend pinkfarbenem Schmollmund sein Studium mit summa cum laude abschließt?
Nun sind sie ein Paar. Missy und Nicky. #FürEinanderGeschaffen oder so ähnlich lautete einer ihrer letzten Posts, in dem sie beiläufig auf die neue Liebe in ihrem Leben anspielte: meinen Ehemann, oder besser gesagt, meinen Bald-Ex-Ehemann.
Auf dem Weg zur Passkontrolle fühle ich mich wie ein Zombie, dankbar, dass die Rednerin und ich nun getrennte Wege gehen. Ich scanne meinen Pass in einer Maschine ein, und sie beginnt rot zu blinken und zu piepen. Einen Augenblick später taucht ein Zollbeamter auf, der mir erklärt, ich sei zufällig ausgewählt worden, um genauer unter die Lupe genommen zu werden.
Klar, natürlich ich.
»Miss, Sie müssen mit mir mitkommen«, sagt er und führt mich in einen Raum, wo ich ihm meinen Pass vorlege. »Kommen Sie in Urlaub hierher?«
»Äh -«, stottere ich, während er meine Taschen durchwühlt, die Unterwäsche, die auf der Jeans liegt, und das alte, abgetragene AC/DC-Sweatshirt, von dem ich mich irgendwie nicht trennen kann, obwohl Nick es mir geschenkt hat, im ersten Jahr unserer Beziehung.
»Urlaub?«
Ich schüttele den Kopf. »Nein.«
»Geschäftlich also?«, fährt er fort, während er mit behandschuhten Fingern meine Reisetasche durchstöbert.
»Nein«, sage ich und reibe mir die Stirn. »Geschäftlich auch nicht.«
»Nun, aus welchem Grund denn dann, Miss?«
Ich schlucke schwer, pariere seinen stechenden Blick, der sich anfühlt, als wolle er mich durchbohren. »Meine Mutter ist gestorben«, platzt es schließlich aus mir heraus.
Ein Hauch von Menschlichkeit zeigt sich in seinen Augen - nur ein Schimmer, aber er ist da....
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