Schweitzer Fachinformationen
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Ein nebliger Neujahrsmorgen in den Schleswiger Königswiesen: In einem Gebüsch unweit der Feuerwerks-Reste liegt ein Toter. Offenbar ein Obdachloser, brutal erschlagen. Katja Grewe und Daniel Kowalski von der Kripo Schleswig fragen sich: War es ein Streit im Obdachlosen-Milieu? Eine zufällige Tat von betrunkenen Jugendlichen oder rechtsradikalen Schlägern? Wer könnte ein Interesse am Tod eines Stadtstreichers gehabt haben?
Die Ermittlungen verlaufen schnell im Sande, niemand will etwas gesehen oder gehört haben. Doch da taucht ein weiterer toter Obdachloser auf. Eine Überdosis? Katja und Daniel haben Zweifel und nehmen die Ermittlungen wieder auf. Die Spur führt zu einem Verdächtigen, mit dem sie nie gerechnet hätten - und viel näher, als es ihnen lieb ist.
Sehr norddeutsch und hochspannend - die neue Küstenkrimi-Reihe von Eva Jensen!
Die Kommissare Katja Greve und Daniel Kowalski ermitteln an der Schlei: Daniel ist korrekt, ruhig und methodisch, nicht ohne Humor, dafür aber mit Rosenkranz am Rückspiegel. Katja hingegen impulsiv, unkonventionell, energiegeladen. Doch zusammen sind sie ein richtig gutes Team. Und das ist auch nötig, denn an der idyllischen Ostküste Schleswig-Holsteins wirft das Verbrechen dunkle Schatten ...
Küstenmord - alle Titel in der richtigen Reihenfolge:
1. Das letzte Lied
2. Kein Wort zu viel
3. Einsames Begräbnis
4. Die unsichtbaren Toten
eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung.
Sabine Lischke stand abseits der Tür der Bäckerei. Das Vordach schützte sie vor dem Wind. Ihre Zigarette ließ sich ohne Schwierigkeiten anzünden. Gelegentlich, wenn gerade keine Kunden im Laden waren und die Kolleginnen kurz ohne sie auskamen, gönnte sie sich diese Pause. Eine Zigarettenlänge, vier bis fünf Minuten, mehr nicht.
Sie arbeitete nur an drei Tagen in der Woche in der Bäckerei mit angeschlossenem Café in der Königsstraße - freitags, samstags und sonntags. Sabine war es wichtig, bei den anderen Frauen und dem Chef für einen guten Eindruck zu sorgen. Bisher schien ihr das gelungen zu sein. Die Kolleginnen waren nett zu ihr, unterhielten sich mit ihr über Fernsehsendungen und die Nachrichten, erzählten von ihren Familien, und der Chef hatte ihr zu Weihnachten sogar einen kleinen Bonus gezahlt.
Heute, einen Tag vor Silvester, war besonders viel Betrieb im Laden. Viele Kunden hatten bereits für das Neujahrswochenende eingekauft oder Bestellungen für den nächsten Tag aufgegeben, vor allem Baguettes, Partybrote und natürlich Berliner. Die kamen als Kühlware aus der Zentrale der lokalen Bäckereikette, und Sabines Kollegin Katrin ließ gerade die nächsten Bleche im Ofen auftauen: Berliner, gefüllt mit roter oder gelber Marmelade, mit Puderzucker oder Zuckerguss.
Berliner mit Himbeermarmelade und Zuckerguss. Die Sorte war Sabine am liebsten. Vielleicht würde sie sich am nächsten Tag einen zurücklegen lassen. Es war schließlich nur einmal im Jahr Silvester. Sie inhalierte tief und blies den Rauch hoch zur rot-weiß gestreiften Markise.
Ein Mann näherte sich mit langsamen, schlurfenden Schritten. Unter dem linken Arm trug er mehrere Feuerwerksraketen, eingeschweißt in bunt bedrucktes Plastik; in der rechten Hand hielt er eine Papiertüte. Sein dunkler Mantel war schäbig und schmutzig, das graue Haar so speckig wie der Hut, der Bart zottelig, gelb verfärbt und viel zu lang. Sabine erkannte ihn sofort. Das war Fritz, den die meisten auf der Straße »Herr Fritz« nannten, weil er seinen ehemals feinen dunklen Mantel trug, einen Hut und sogar einen Schlips, als ginge er immer noch jeden Tag ins Büro.
Dabei waren diese Zeiten längst vorbei. Jeder mit Augen im Kopf konnte das erkennen - an den durchgelaufenen Schuhen, an der schmutzigen Hose und der Krawatte, die mittlerweile aussah, als hätte Herr Fritz sie im Rinnstein gefunden. Sein Gesicht war schwammig von Jahrzehnten des Trinkens. Wie die ausschwärmende Brut winziger roter Spinnen verteilten sich Äderchen über seine Nase, die Wangen und das Kinn.
Sabine wusste, dass Ärzte diese sogenannten »Spidernävi« als Anzeichen für eine Lebererkrankung deuteten. Vielleicht wusste Herr Fritz das auch. Aber für ihn hatte es keine Relevanz. Herr Fritz war Alkoholiker, er war obdachlos. Auf der Straße, ohne Geld und feste Bleibe, war einem vieles, worum sich die anderen, die Menschen in ihren Wohnungen und Häusern, täglich sorgten und kümmerten, herzlich egal - das galt auch für die eigene Leber.
Was bei Fritz zuerst da gewesen war, der Suff oder die Wohnungslosigkeit, wusste niemand, vielleicht nicht einmal er selbst. Wie bei den meisten Berbern. Wie bei Henne und Ei.
Herr Fritz schlurfte näher, und unwillkürlich trat Sabine ein paar Schritte zurück in den Schatten der Markise, drückte sich gegen die Scheiben der Bäckerei und versuchte, unsichtbar zu werden und mit dem Aufsteller zu verschmelzen, der fünf Berliner zum Preis von vier anpries. Sie wollte nicht, dass der Mann sie sah oder gar erkannte. Ihre Kolleginnen wussten noch nichts von ihrer Vergangenheit, und so sollte es auch bleiben.
Diese Frauen in ihren schmucken Reihenhäusern hatten keine Ahnung, wie lang und mühsam der Weg von den Pavillons, Parkbänken und Hauseingängen Schleswigs, von Suff und Selbstekel bis hierher gewesen war. Doch sie hatte es geschafft: Sie war trocken, hatte mittlerweile eine kleine Wohnung - ein Zimmer nur mit Kochnische und einem Bad, das man getrost als »Duschklo« bezeichnen konnte. Aber sie hatte einen Stuhl, einen Tisch, ein Bett, und jede Nacht war es dasselbe. Sie putzte regelmäßig das Bad und die Kochnische, wusch ihre Wäsche, im Kühlschrank lagerten etwas Joghurt und Tomaten, und auf dem Fensterbrett stand eine Topfpflanze, um die sie sich kümmerte. Sie hatte den Job in der Bäckerei an drei Tagen in der Woche, zahlte pünktlich ihre Miete und ihre Krankenversicherung.
Wenn sie sich in den kommenden sechs Monaten weiter bewährte, konnte sie im August eine Ausbildung zur Bäckereifachgehilfin beginnen. Hier im Betrieb. Das bedeutete mehr Verantwortung, mehr Geld, vielleicht sogar Aufstiegsmöglichkeiten in einer anderen Filiale. Es war ihre Chance für einen Neuanfang. Mit achtunddreißig.
So eine Chance bekam nicht jeder auf der Straße, und das wollte sie nicht noch auf den letzten Metern vergeigen. Deshalb kam sie pünktlich zur Arbeit und erledigte, ohne zu murren, was von ihr verlangt wurde: Sabine fegte Krümel zusammen, holte Stapel von Brötchentüten aus dem Keller, wusch Tomaten und Salatblätter für die belegten Brote und wischte die Tische in der Café-Ecke. An jedem Dienstag besuchte sie die Treffen der Frauengruppe der Anonymen Alkoholiker, ging zweimal in der Woche zur Therapie und achtete darauf, dass sie immer frisch geduscht und ihre Kleidung sauber war.
Sie hatte sogar wieder begonnen, sich zu schminken. Ganz dezent, nur ein bisschen getönte Tagescreme und Wimperntusche, für mehr reichte das Geld nicht. Doch es war ein weiterer Schritt. Sie wich ihrem Spiegelbild nicht mehr ganz so oft aus.
Einmal in der Woche half Sabine in der Suppenküche der Diakonie. Weniger, um den alten Kumpels den Weg von der Straße zu zeigen, nicht einmal, um sich selbst besser zu fühlen, indem sie vor den Wohnungslosen damit prahlte, dass sie es geschafft hatte. Sie tat es um ihrer selbst willen. Um nicht zu vergessen, woher sie kam und wohin sie niemals und unter keinen Umständen zurückwollte. Außerdem machte es sich gut in ihrem Lebenslauf und in ihrer Beurteilung. Herrn Fritz traf sie dort selten. Aber wenn er in die Suppenküche kam, war er immer freundlich, behandelte sie fast wie eine Dame.
Sabine sog lange an ihrer Zigarette.
Herr Fritz verlangsamte seine schlurfenden Schritte, blieb schließlich stehen, kaum drei Meter von ihr entfernt. Hatte er sie gesehen, vielleicht sogar erkannt? Sie runzelte die Stirn, ihr Herzschlag beschleunigte sich. Unwillkürlich hielt sie den Atem an. Was, wenn er sich nun umdrehte und zu ihr herüberkam? Sie ansprach? Was sollte sie dann tun? Weglaufen? Um Hilfe rufen? Leugnen? Das muss eine Verwechslung sein, ich kenne Sie nicht ...
Doch der Mann achtete gar nicht auf sie. Er rückte das Paket unter seinem Arm zurecht und schlurfte weiter, ganz versunken in sich selbst. Der Geruch von Alkohol, ungewaschener Kleidung und fettigen Haaren wehte zu ihr herüber. In der Tüte klimperten Flaschen. Drei waren es bestimmt, wahrscheinlich Korn, die Eigenmarke aus dem Discounter. Den tranken die alten Kumpels besonders gern, weil er keine fünf Euro kostete und trotzdem die Heizung ersetzte, die Freunde, die Familie, das Selbstwertgefühl, oft sogar die Mahlzeiten.
Auch sie hatte meistens diesen billigen Fusel getrunken. Das Geld für den besseren Schnaps hatte gefehlt. Außerdem zählten auf der Straße andere Werte als Geschmack und Qualität: Alkohol musste so schnell wie möglich das Hirn erreichen, damit die Kälte und das Zittern nachließen und damit man wenigstens für Stunden vergessen konnte, wo und wer man war und was einen hierhergeführt hatte. Die Zeit ... die Tage sind lang, wenn man auf der Straße lebt. Als hätten sie mindestens doppelt so viele Stunden.
Das leise Klirren der Flaschen in der Papiertüte setzte Sabine zu. Jetzt hatte sie Geld. Obwohl schon Monatsende, waren noch beinahe hundert Euro auf ihrem Konto. Die Winterjacke konnte noch warten, so kalt war es gar nicht. Sie müsste sich nicht einmal mehr mit dem billigen Fusel begnügen. Sie könnte sich Besseres kaufen - guten Wodka, Gin oder einen Weinbrand.
Sabine fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen. Ihre Hand zitterte leicht, als sie ihre halb gerauchte Zigarette in dem mit Sand gefüllten Eimer ausdrückte.
Die anderen Frauen bei den Treffen der Anonymen Alkoholiker hatten ihr erzählt, dass die Gier nach Alkohol immer wieder in einem hochkam, dass man auch nach Jahren der Abstinenz davor nicht sicher war, dass sie einen überfallen konnte wie irgendein Scheißkerl in der Nacht, der neben dem bisschen Geld, das man in den Schuhen versteckt hatte, noch mehr wollte, vielleicht sogar alles.
Dieses Verlangen nach Alkohol begleitete einen für den Rest des Lebens. Nach der Schärfe in der Kehle, der Wärme im Bauch, dem wohligen Nebel im Hirn, der alle Erinnerungen verdrängte, sodass man sogar zeitweise glaubte, die Vergangenheit sei nun endgültig gelöscht. Keine Schuldgefühle mehr, keine Scham, keine Anstrengung. Nach einigen Schlucken fühlte man sich gut, frei, leicht. Manchmal hatte man Ideen und Wünsche und Vorstellungen, man schmiedete Pläne. Man fühlte sich, als...
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