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Ceylon, 1935. Louisa Reeve, Tochter eines erfolgreichen Edelsteinhändlers, ist glücklich verheiratet mit dem Geschäftsmann Elliot. Als dieser tödlich verunglückt, erfährt sie nach und nach, dass er ein Doppelleben führte. Eines Tages besucht Louisa die koloniale Zimtplantage Cinnamon Hills, an der ihr Mann Anteile besaß, und lernt den raubeinigen Naturburschen Leo kennen, der mehr über Elliot zu wissen scheint, als er vorgibt. Und während die herrliche Plantage mit Blick auf den Indischen Ozean ihren magischen Zauber entfaltet, gerät Louisas Herz nicht nur wegen Elliots schockierendem Verrat zunehmend in Aufruhr ...
Ceylon, 23. Dezember 1935 In der dreihundert Jahre alten Festungsstadt Galle
Tagsüber herrschten fast dreißig Grad, und selbst jetzt, um sieben Uhr abends, waren es noch fünfundzwanzig. Louisa Reeves schräg geschnittenes Kleid aus silberfarbenem Seidensatin war in Colombo angefertigt worden, nach einem Modell, das sie in der amerikanischen Vogue gesehen hatte. Bis die Zeitschriften bei ihr eintrafen, waren sie schon Monate alt, aber trotzdem, man tat sein Möglichstes. Die Schneider in Galle waren zwar sehr zuverlässig, hatten jedoch keinen Sinn für moderne Kleider, und was sie in die Hand nahmen, geriet in der Ausführung immer ein bisschen singhalesisch. In Colombo dagegen gab es Werkstätten, in denen man jedes Modell kopieren lassen konnte. Bei ihrer Körpergröße von eins fünfundsiebzig stand ihr der elegant fließende, feminine Stil gut und war zweifellos eine Abwechslung zu der Leinenbluse und den bequemen Hosen, die sie gewöhnlich beim Radfahren trug.
Elliot umarmte sie von hinten. »Glücklich?«, flüsterte er ihr ins Ohr, um ihr dann durch die Haare zu streichen.
»Hey, die habe ich stundenlang frisiert.« Sie hatte ihre widerspenstigen blonden Locken in Wasserwellen gelegt und an einer Seite mit einer unechten Saphirspange festgesteckt.
»Geht es dir so weit gut?«, fragte er ernst und besorgt.
Sie griff nach seiner Hand. »Ja, schon, obwohl ich vorhin einmal an Julia denken musste.«
»Wirklich?«
Sie nickte. »Aber es geht mir gut.«
»Schön. Das wird ein wunderbares Weihnachten, und du siehst hinreißend aus.« Er wandte sich zum Gehen. »Wenn es dir wirklich gut geht . Ich sehe nur eben nach dem Wein.«
»Hast du immer noch vor, am zweiten Weihnachtstag segeln zu gehen?«
»Ich denke, ja. Nur für ein paar Stunden. Du hast doch nichts dagegen? Jeremy hat eine nagelneue Jolle, und wir probieren einen dieser neumodischen Trapezgurte aus. Den hat er hier nach einem Muster aus England anfertigen lassen. Genau richtig für Wettfahrten, heißt es.«
Auf dem Weg zur Tür strich er an ihr vorbei, und als sie sein Zedern-Rasierwasser roch, lächelte sie und schaute ihm im Spiegel nach. Selbst nach zwölf Jahren Ehe war er in ihren Augen noch ein wirklich gut aussehender Mann. Er hatte lockige braune Haare, grüne Augen und einen anziehenden Charme. Um die Zuneigung anderer brauchte er sich kaum zu bemühen, sondern gewann schnell Freunde und brachte Leben in jede Gesellschaft. Sie selbst brauchte länger, um jemanden kennenzulernen, und hatte nicht Elliots direkte Art. Sie liebte es aber, aus Leuten schlau zu werden, zu verstehen, wie sie tickten, und wenn sie sich einmal mit jemandem angefreundet hatte, dann wurde daraus eine Freundschaft fürs Leben.
Sie neigte sich aus dem Fenster im obersten Stock und schaute in den blauen Himmel und über das glitzernde türkisfarbene Wasser rings um Galle. Die Gegenwart verblasste, und zurück kehrte der Moment, als sie ihrer Tochter den Namen Julia gegeben hatte. An diesem Fenster hatte sie ihr Kind eine kostbare Stunde lang im Arm gehalten, bis sie vor Tränen blind war. Wann war es gestorben? Vor oder während der Geburt? Leblos geboren werden, was bedeutete das? Diese Fragen verfolgten sie noch immer. Hätte Julia noch einen Tag gelebt, wäre sie in der anglikanischen Allerheiligen-Kirche getauft worden, in der Louisa Elliot geheiratet hatte und selbst getauft worden war.
Auch nach über zwei Jahren ließ das Ereignis sie nicht los. Sie fühlte sich schuldig und dachte, sie hätte vielleicht doch etwas tun oder unterlassen können, und dann wäre es nicht passiert. Louisa schloss die Augen und sah einen schönen sonnigen Tag vor sich. Julia spielte am Strand mit den Hunden Tommy, Bouncer und Zip, dem Kümmerling des Wurfs. Alle hatten ein sandiges, nasses Fell und rochen nach Meerwasser, und ihr kleines Mädchen kreischte vor Vergnügen. Es sammelte Muscheln und rannte und stolperte über die eigenen Füße, weil es seinen kostbaren Fund so unbedingt vorzeigen wollte, nur um ihn Augenblicke später schon wieder vergessen zu haben. Und dann stellte Louisa sich vor, ach, fast fühlte sie es, wie sie ihre Tochter nach dem Baden in die Arme hob und ihre Haare nach Babyshampoo rochen.
Sie holte tief Luft und ließ den Tagtraum vergehen, um in die Gegenwart zurückzukehren.
Ihr blieb nun lediglich, das Personal anzuweisen und stets für frische Blumen zu sorgen. Sie ging auf die Veranda, nahm ein Streichholz und eine Kerze und zündete die Öllampen an, ebenso die Zitronenölkerzen, die die Mücken abhielten. Auf Zehenspitzen schaute sie in einen Lampenschirm, in dem ein Rotohrbülbül sich ein Nest gebaut hatte, um zu prüfen, ob die Glühbirne weisungsgemäß entfernt worden war. Sie hörte das Tschriek-tschriek des Vogels, der es bewachte. »Schon gut, mein Kleiner«, flüsterte sie. »Die Glühbirne wird erst wieder eingeschraubt, wenn eure Jungen flügge geworden sind.« Der Wind hatte rosa Hibiskusblüten auf die Veranda geweht. Louisa saß gern am frühen Morgen dort, schaute in den Garten, der das große Kolonialhaus umgab, und lauschte dem Chor der Dämmerung, wenn alles im ersten Sonnenschein leuchtete.
Sie ging zurück ins Wohnzimmer. An der Decke zwischen den Holzbalken aus dem achtzehnten Jahrhundert verbreiteten verborgene Lampen einen goldenen Schein. Sie hatte den Raum eigenhändig in Orange und die Türrahmen in Türkis gestrichen, eine Gestaltung, die manche Leute erschreckte, zumal wenn sie den traditionellen cremefarbenen Wänden anhingen. Doch Louisa schwärmte für die strahlenden Farben. Zwei Ventilatoren aus dunklem Holz sorgten für Luftbewegung, und in einer Ecke warf eine Zimmerpalme Schattenflecken an die hohe Wand. Das Grammofon spielte I Only Have Eyes for You.
Im Erdgeschoss des Hauses befanden sich die Küche, das Zimmer der stundenweise angestellten Haushälterin, die Wohnräume und die Arbeitszimmer. Die Gästezimmer und zwei Bäder waren im ersten Stock untergebracht, wo auch Louisas Nähzimmer lag, im zweiten Stock ihr gemeinsames Schlafzimmer, ihr Bad und ein luftiges privates Wohnzimmer, ein sonniger, ruhiger Raum, zu dem eine Dachterrasse gehörte. In dem Haus am hinteren Rand des Gartens war die Dienerschaft untergebracht, wobei einige vom Personal bei ihren Familien in Galle wohnten.
Ein wenig später, als die letzten Gäste eintrafen, standen Louisa und Elliot zusammen im Foyer, um sie zu begrüßen. Damit das erleuchtete Haus von draußen einladend wirkte, hatte sie angewiesen, die Lamellenfensterläden an der Vorderseite offen zu lassen. Ihre Gäste sollten an diesem herrlichen Abend glücklich sein, und sie selbst empfand nun eine freudige Erregung.
Einer von Elliots Freunden kam an, Jeremy Pike, der Sohn eines vermögenden Plantagenbesitzers, den Elliot schon aus Colombo kannte, ein gut gekleideter Mann mit einem säuberlich gepflegten Schnurrbart. Er verbrachte oft ein paar Tage im Sommerhaus der Familie in Galle, und Elliot und er gingen häufig zusammen segeln, aber Louisa hatte ihn nie näher kennengelernt. Er war ein Mann, der sich nur in männlicher Gesellschaft wohlfühlte. Nach ihm begrüßten sie ein älteres Ehepaar, Freunde ihres Vaters, das sich über die drückende Hitze beklagte. Unterdessen fuhr ein Teeplantagenbesitzer mit seiner Frau in einem Daimler vor.
»Ah«, sagte Elliot. »Das ist gut. Die Hoopers sind gekommen.«
Louisa sah die schlanke dunkelhaarige Frau in einem violetten Kleid langsam mit ihrem Ehemann auf die Haustür zukommen. Die Frau war sehr hübsch. Das Haar fiel ihr in natürlichen Ringellocken den Rücken hinunter, und ihre Augen passten genau zum Farbton des Kleides. Sie trug einen Säugling, der in einen Spitzenschal eingehüllt war, und als sie ein wenig stolperte, streckte die hinter ihr gehende Kinderfrau sogleich eine stützende Hand aus. Der Mann legte den Arm um die Schultern seiner jungen Frau, und Louisa dachte, wie fürsorglich er doch sei.
Breit lächelnd trat Elliot auf sie zu, um sie willkommen zu heißen. »Laurence und Gwendolyn, wie schön, dass Sie es einrichten konnten.«
Louisa gab dem Mann die Hand, und seine Frau reichte den Säugling an die Kinderfrau weiter, bevor sie Louisa einen Kuss auf die Wange hauchte. »Ich freue mich so sehr, Sie wiederzusehen«, sagte sie.
Louisa lächelte. »Es ist Monate her, seit wir uns in Colombo getroffen haben.«
»Zum Tee im Galle Face Hotel, nicht wahr? Es war wunderbar, übers Meer zu schauen und sich Galle im Dunst der Ferne vorzustellen. Und nun sind wir tatsächlich hier.«
»Da hatten Sie Ihr Kind noch nicht.«
Gwen schüttelte den Kopf. »Gott, nein. Es ist wirklich viel zu lange her.«
»Nun, umso mehr freue ich mich jetzt. Wie gefällt Ihnen Galle?«
»Ganz außerordentlich. Ich war schon einmal hier, kurz nachdem wir nach Ceylon gezogen waren, doch das war vor einer Ewigkeit. Das ist ein so verträumtes Städtchen. Ich kann es kaum erwarten, morgen früh auf Erkundungstour zu gehen.«
»Würden Sie mir erlauben, Sie herumzuführen?«
Gwen nickte. »Wenn Sie die Zeit haben?«
»Reichlich, und ich kenne mich bestens aus.«
»Sie sind hier aufgewachsen, nicht wahr?«
»Ja. Allerdings war ich in England im Internat. Ich bin viel mit dem Fahrrad unterwegs. Wie Sie wahrscheinlich bemerkt haben, liegen wir auf einer Landzunge und sind an drei Seiten von einer Wallanlage umgeben.«
»Die würde ich mir zu gern einmal näher ansehen.«
»Dann ist es abgemacht. Sie sind vermutlich im New Oriental Hotel abgestiegen?«
Gwen...
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