Schweitzer Fachinformationen
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Ein dystopischer Roman voller Spannung und Gefühl - für die Fans von »Die Tribute von Panem«, »Maze Runner« und »Die Bestimmung«!
Nordamerika im Jahr 2335. Vor mehr als 200 Jahren wurde hier der Staat Last Haven als internationales Projekt zur Lösung der Überbevölkerung der Erde gegründet. Als einziger Ort auf der Welt bietet er Sicherheit und Lebensqualität - zumindest denjenigen, die ihren Beitrag zur Gesellschaft leisten. Doch was passiert, wenn man dazu nicht mehr in der Lage ist? Wie schnell es dazu kommen kann, erfährt die 18-jährige Aida am eigenen Leib, als sie sich bei einem Arbeitsunfall verletzt. Auf einmal steht sie selbst auf dem Prüfstand und muss ihren Wert unter Beweis stellen. Zum Glück gibt es da jemanden, der ihr bei ihrem Kampf um einen Platz in der Gesellschaft eng zur Seite steht. Denn Last Haven ist gnadenlos gegenüber allen, die dem Land auf der Tasche liegen...
»Miss Green?«
Ich schrecke aus meinen Gedanken hoch und blicke auf. Zwei Männer in schwarzen Uniformen haben soeben das Foyer betreten und kommen direkt auf mich zu. Ich spanne unwillkürlich meine Muskeln an und nehme eine straffere Haltung ein. Sie sehen streng aus. Einer der beiden ist klein und kahl geschoren, außerdem hat er keine Augenbrauen. Mein Blick bleibt jedoch an dem größeren der beiden hängen. Er scheint noch sehr jung zu sein, bestimmt nicht älter als ich. Obwohl die Uniform ihn erwachsener wirken lässt. Ich fühle mich trotz des fehlenden Altersunterschieds sofort untergeben, wie ich so nervös und beklommen vor ihm sitze. Auf seiner Brust prangt das goldene Emblem von Last Haven, ein Anker, umgeben von einem Ring aus Stacheldraht.
»Sind Sie Miss Green?« Der Kahle hebt fragend die nicht vorhandenen Augenbrauen.
»Ja«, antworte ich zurückhaltend und versuche mich an einem Lächeln, das hoffentlich nicht so gezwungen aussieht, wie es sich anfühlt.
»Dann folgen Sie uns bitte!«
Langsam stehe ich auf. Die beiden Männer nehmen mich in ihre Mitte und eskortieren mich nach draußen. Sie halten mich nicht fest und lassen doch keinen Zweifel daran, dass es sinnlos wäre, ihrer Anweisung nicht Folge zu leisten. Aber das habe ich ohnehin nicht vor. Ich weiß ja, dass mir nichts passieren wird. Dennoch sind meine Hände schweißnass und in meinem Kopf hämmert es wie wild. Ich muss mich regelrecht dazu zwingen, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Anstatt meinem inneren Impuls zu folgen, einfach auf dem Absatz kehrtzumachen und zurück in meine Wohneinheit zu flüchten.
Draußen wartet ein schwarzer Wagen mit abgedunkelten Scheiben auf uns. Der Kahle steigt vorne ein, der Junge bedeutet mir, auf die Rückbank zu klettern und setzt sich neben mich. Mir fallen seine schlanken Hände auf, als er seinen Gurt anlegt und mich auffordert, es ihm gleich zu tun. Solche Hände passen nicht zu jemandem, der bei den Wächtern arbeitet. Weshalb es gleich zwei von ihnen braucht, um mich zu meinem heutigen Termin zu begleiten, ist mir ein Rätsel. Als würde ich versuchen wollen abzuhauen. Als könnte ich es - wohin sollte ich denn?
Die Fahrt beginnt und ich sitze schweigend auf dem Rücksitz. Meine Hände liegen gefaltet im Schoß. Ich bin darauf bedacht, mich so unauffällig wie möglich zu verhalten, was zu funktionieren scheint. Die beiden Wächter tun so, als wäre ich gar nicht da. Wir verlassen das Firmengelände von Techraid. Kaum sind wir auf der Straße, schaltet der Kahle den Autopiloten des Wagens an, gibt eine Adresse ins System ein und lehnt sich zurück. Ich versuche, mich von meiner Nervosität abzulenken, indem ich aus dem Fenster schaue.
Wir bewegen uns in Richtung Landesinnere. Links und rechts der Straße ragen die hohen Mauern der Industriegebäude auf. Hallen, Kräne und Schlote, die im gerade einsetzenden Regen noch trister erscheinen als sonst. Regen. Der erste seit Wochen. Ich kann mir vorstellen, wie die Farmer gerade jubeln! Obwohl - es ist für uns alle ein Grund zu jubeln.
Schon bald sind wir so weit gefahren, dass ich mich nicht mehr auskenne. Kein Wunder, denn, wenn ich mich recht erinnere, habe ich erst einmal in meinem Leben Ring C verlassen. Das war an meinem achten Geburtstag, vor genau zehn Jahren, und mein Ziel ist heute das gleiche Ziel wie damals.
Allmählich verändert sich die Landschaft draußen. Die klobigen Industriebauten weichen immer mehr großen, hellen Bürogebäuden. Die prachtvoller werden, je weiter wir ins Zentrum kommen. Wir sind noch in Ring B, aber es kann nicht mehr lange dauern, bis wir den Regierungsbezirk erreichen. Von den Außengrenzen zum Landesinneren werden die Ringe immer kleiner, das weiß ich noch aus der Schule. Den Aufbau von Last Haven habe ich seit meiner Kindheit genau im Kopf, dafür haben unsere Lehrer gesorgt.
Der äußere Ring des Landes, Ring D, ist der größte von ihnen. Dort befinden sich die landwirtschaftlichen Flächen für die Lebensmittelversorgung der Bevölkerung. Ich war noch nie dort, weiß aber, dass sich die Farmen bis weit über den Horizont erstrecken. Sie sind größer, als ich es mir überhaupt vorstellen kann, und ausgerüstet mit der besten und effizientesten Erntetechnik, die es auf dieser Welt derzeit gibt. Manchmal stelle ich mir vor, wie es sein muss, dort zu leben. Jeden Morgen die klare Luft einzuatmen und die Sonne auf der Haut zu spüren. Aber das sind nur Tagträume. Mein Platz ist woanders.
Bewegt man sich weiter ins Zentrum, durchquert man den Ring C, in dem ich groß geworden bin und aus dem wir gerade kommen. Er besteht ausschließlich aus Industriefläche, die für die Produktion jeglicher Art von Gütern und die Erzeugung von Strom verwendet wird. Ring B, den wir gerade durchfahren, ist unser Verwaltungszentrum. In den Bürogebäuden, die wir passieren, wird geplant, beraten, entwickelt und organisiert. Auch die meisten Forschungseinrichtungen von Last Haven befinden sich hier. Ich selbst jedoch habe keines der Gebäude, an denen wir vorbei fahren, jemals von innen gesehen und werde es auch niemals tun. Unser Ziel ist Ring A, der Regierungsbezirk. »Das Gehirn von Last Haven«, so wird er in den Nachrichten oft genannt. Denn von dort aus wird alles gesteuert, was im Land passiert, und die geistige Elite des Landes hat dort ihren Sitz.
Es ist bereits Mittag, als wir die schweren Stahltore erreichen, die den Zugang zum Regierungsviertel vor unbefugten Besuchern schützen sollen. Ein schwarz uniformierter Pförtner klopft an das Fenster des Wagens und bedeutet meinen Begleitern, die Scheibe herunterzulassen. Der junge Wächter mit den schlanken Händen reicht einen Umschlag nach vorne. Mit gelangweiltem Blick öffnet der Pförtner ihn und prüft gründlich die Papiere, die sich darin befinden. Schweigend mustert er mich für einen Moment, bevor er den Umschlag zurück gibt und uns passieren lässt. Ich fühle mich unbehaglich unter seinem Blick. Wie eine Ware, die man vor der Annahme gründlich begutachten muss. Dabei ist es ja nicht so, dass ich hier sein will!
Mittlerweile regnet es in Strömen und der Scheibenwischer des Wagens hat einige Mühe, mit den herabfallenden Wassermassen fertig zu werden. Ich drücke mein Gesicht näher an die Scheibe, um mehr zu sehen. Ich weiß, dass sich hier die verschiedenen Ministerien befinden, aber ich kenne kaum eines der Gebäude. Bis auf eines natürlich.
Als die hohen steinernen Mauern des Verteidigungsministeriums vor uns auftauchen, weiß ich sofort, was ich vor mir habe. Kein Bauwerk taucht in den Nachrichten öfter auf als dieses. Obwohl ich mir sicher bin, es bei meinem letzten Besuch im Regierungsbezirk mit eigenen Augen gesehen zu haben, bin ich auch heute nicht weniger überwältigt von seiner unfassbaren Größe.
Direkt daneben befindet sich das MediOffice, ein weißes, zweistöckiges Gebäude. Neben den hohen Mauern des Ministeriums wirkt es mehr als schlicht. Wir sind am Ziel. Ich erinnere mich daran, wie ich das letzte Mal hier war. Es war heiß und im Licht der Mittagssonne strahlten die weißen Wände derart hell, dass es einem in den Augen wehtat. Jetzt, im Regen, sieht es grau und trist aus. Unscheinbar, obwohl hier so vieles entschieden wird. Sofort beschleunigt sich mein Puls wieder, und der Hauch von Gelassenheit, den ich mir während der langen Fahrt so mühsam erkämpft habe, ist innerhalb eines Augenblicks verschwunden.
Auch hier müssen wir unsere Papiere zeigen, bevor wir einfahren dürfen. Eine junge Frau mit hochgestecktem roten Haar und adrettem weißen Kittel kommt uns bereits entgegen, als unser Fahrer vor dem Haupteingang des Gebäudes anhält. Sie trägt einen weißen Schirm, den sie schützend auch über mich hält, nachdem ich ausgestiegen bin. Sie wechselt ein paar Worte mit meinen Wächtern, die daraufhin davon fahren und mich bei der fremden Frau zurücklassen. Mit großen Schritten geht sie zurück ins Haus und ich muss mich beeilen, mit ihr mitzuhalten, um nicht nass zu werden. Ein kurzer Moment der Erleichterung darüber, der Gesellschaft der beiden Wächter endlich zu entgehen; doch dieses Gefühl hält nicht lange an.
Die Eingangshalle ist groß und geräumig und trotz des schlechten Wetters in angenehm warmes Licht getaucht. Überall stehen farbenfrohe Blumentöpfe, die mit Palmen und fremdartigen Gewächsen bepflanzt sind. Das Ambiente soll ohne Zweifel eine heimelige und gemütliche Wirkung erzielen. Bei mir funktioniert dieser Trick jedoch nicht.
Die junge Frau legt den Schirm ab und wendet sich mir zu. »Sie sind also Aida Green.« Ich nicke. »Mein Name ist Andrea Weaving. Ich bin die Assistentin von Dr. Henderson, der heute Ihre Gesundheitsprüfung II durchführen wird. Bitte nehmen Sie noch einen Moment Platz, ich werde ihm Ihre Ankunft melden.« Mit einem höflichen Lächeln bedeutet sie mir, auf einem der weißen Lounge-Sessel Platz zu nehmen, die sich rechts vom Empfangstresen in einer Art Wintergarten befinden. Ich folge ihrer Anweisung, lehne mich in dem bequemen Sitz zurück und versuche, mich zu entspannen. In Gedanken wiederhole ich das, was man mir über die kommenden Stunden erzählt hat.
Die Gesundheitsprüfung II ist im Grunde nur eine reine Routineuntersuchung. Jeder Einwohner von Last Haven ist gesetzlich verpflichtet, sich an seinem achtzehnten Geburtstag im MediOffice einzufinden und sich einer umfangreichen Prüfung der eigenen Gesundheit zu unterziehen. Auf diese Weise soll das Wohlbefinden aller sichergestellt werden, indem Krankheiten frühzeitig erkannt und behandelt werden können. Es gibt im Leben eines jeden Einwohners drei große Screenings: die...
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