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Wenn wir von Rätoromanisch sprechen, ist meistens das Rätoromanische Graubündens, das Bündnerromanische, gemeint. Und um dieses geht es in diesem Sprachführer. Falls Sie Französisch oder Italienisch können, werden Sie im Bündnerromanischen einiges Bekannte wiederfinden, so dass Ihnen die Sprache schon nach kurzer Zeit nicht mehr allzu fremd anmuten wird. In der Schweiz wird die Sprache üblicherweise einfach als "Romanisch" bezeichnet, im Bündnerromanischen als romontsch oder rumantsch. Früher wurde diese Sprache auch "Churwelsch" genannt, nach Chur, der Hauptstadt Graubündens. Da diese Sprache für die Mehrheit der Schweizer unverständlich war, wurde der Name volksetymologisch zu "Kauderwelsch" im Sinne einer unverständlichen Sprache. Das Bündnerromanische war also letzten Endes namensgebend für diese Buchreihe!
Im weiteren Sinn umfasst der Begriff "Rätoromanisch" auch das Ladinische der Dolomiten und das Friaulische im Nordosten Italiens. Diese beiden Sprachen sind die nächsten Verwandten des Bündnerromanischen. Ansonsten hat das Bündnerromanische enge Beziehungen zum Französischen und zum Italienischen. Daneben hat es durch jahrhundertelange Beeinflussung auch einige Beziehungen zum Deutschen.
Beim Satzbau und bei der Schreibung ist einiges deutsch beeinflusst und deshalb für uns Deutschsprachige leichter nachvollziehbar als für Französisch- oder Italienischsprecher. Zudem werden in der Umgangssprache viele deutsche Wörter verwendet. Einige deutsche Wörter sind auch in die Schriftsprache vorgedrungen. Viele deutsche Wörter, die Sie hören, werden Sie jedoch in einem bündnerromanischen Wörterbuch vergeblich suchen, aber ohnehin auf Anhieb verstehen. Seltenheitswert haben dagegen die Wörter, die die umgekehrte Richtung genommen haben: Das deutsche Wort "Gletscher" stammt vom gleichbedeutenden bündnerromanischen glatscher, abgeleitet von glatsch "Eis".
Das Bundesamt für Statistik der Schweiz ermittelte im Jahr 2019 eine Sprecherzahl des Bündnerromanischen von rund 36.000. Etwa die Hälfte davon spricht Surselvisch. Entgegen verbreiteter Meinung ist die Sprache zwar im Rückgang begriffen, aber keineswegs am Aussterben, insbesondere nicht in der Surselva.
Die fünf Großdialekte werden im bündnerromanischen Kontext üblicherweise als "Idiome" bezeichnet.
Gesprochen wird Bündnerromanisch nicht in ganz Graubünden. Der Norden ist deutschsprachig (großenteils alemannisch) und im Süden gibt es drei italienischsprachige Gebiete. Aber auch wenn Sie in einem anderen Teil Graubündens einen Ausländerausweis bekommen, wird er die Aufschrift legitimaziun d'esters haben (Surselvisch wäre das legitimaziun d'jasters).
Das Bündnerromanische besteht aus fünf großen Dialekten: dem Surselvischen (sursilvan), dem Sutselvischen (sutsilvan), dem Surmeirischen (surmiran), dem Unterengadinischen (vallader, betont: Valláder) und dem Oberengadinischen (putér). Jeder dieser Dialekte hat seine eigene Schriftsprache. Die beiden engadinischen Dialekte unterscheiden sich allerdings nur mäßig. Sie werden auch als "Ladinisch" zusammengefasst, sollten aber nicht mit dem Ladinischen der Dolomiten verwechselt werden.
Neben diesen fünf Dialekten gibt es seit den 1980er Jahren eine übergeordnete Schriftsprache, das rumantsch grischun, das Amtssprache ist und somit in offiziellen Verlautbarungen verwendet wird. Dies wird allerdings nirgends wirklich gesprochen. Seine Einführung ist unter den Bündnerromanen umstritten.
Im vorliegenden Sprachführer wird nur das Surselvische behandelt. Wenn Sie dieses einigermaßen verstehen, werden Sie auch im geschriebenen rumantsch grischun vieles recht problemlos verstehen. Einen kurzen Überblick über die verschiedenen Dialekte finden Sie im Anhang, damit Sie eine Vorstellung davon bekommen, was Sie außerhalb der Surselva erwartet. Auch regionale Unterschiede innerhalb der Surselva werden dort angesprochen.
Die Romanische Liga oder Lia Rumantscha (surselvisch: Ligia Romontscha) in Chur bemüht sich um den Erhalt der rätoromanischen Sprache. Sie publiziert Bücher in Rätoromanisch und über Rätoromanisch.
Während viele Deutschschweizer es nicht mögen, wenn Deutsche versuchen, Schweizerdeutsch zu radebrechen, stehen die Rätoromanen Versuchen, ihre Sprache zu sprechen, mehrheitlich offen gegenüber. Und wenn Sie ein Wort nicht auf Rätoromanisch wissen, sagen Sie es einfach auf Deutsch. Das tun die Rätoromanisch-Muttersprachler auch, wenn sie über etwas sprechen, das in Graubünden wenig bekannt ist und das sie deshalb eher in Deutsch kennen.
Die Literatur über das Rätoromanische ist in der Regel nicht so sehr an der Umgangssprache ausgerichtet. Sie erfahren beispielsweise in Wörterbüchern das Wort Germania für "Deutschland", während es in der gesprochenen Sprache fast durchgängig dem Wort Tiaratudestga gewichen ist. Hier führe ich Sie in die gesprochene Alltagssprache ein!
Häufig werden Sie in Graubünden den Slogan lesen: Tgi che sa rumantsch, sa dapli. "Wer Rätoromanisch kann, kann (weiß) mehr." (Auf Surselvisch wäre es romontsch statt rumantsch.)
Graubünden ist der einzige offiziell dreisprachige Kanton der Schweiz. Neben dem in diesem Buch behandelten Bündnerromanischen werden Deutsch und Italienisch gesprochen.
In einem großen Teil Graubündens wird heute Deutsch gesprochen. Dabei handelt es sich teilweise um höchstalemannische Dialekte, die mit den Walsern aus dem Wallis eingewandert sind. Man spricht also Walserdeutsch. Wenn Sie ein Buch anschauen, das Ihnen das Schweizerdeutsche vermittelt, dann ist das meistens das Zürichdeutsche. Von diesem unterscheidet sich das Walserdeutsche Graubündens zum Teil beträchtlich. Lautliche Unterschiede sind unter anderem die folgenden: Während man in Zürich myn Brueder für "mein Bruder", Wy (mit langem i) für "Wein", und ghaa für "gehabt" sagt, heißt es in Graubünden miner Brüeder, Wie (mit Doppelvokal) und gchaa (mit ch wie in ach). In Zürich und dem größten Teil des alemannischen Sprachgebietes heißt das Pronomen "sie" sy oder si, in Graubünden aber schi oder unbetont auch nur sch. Auch im Wortschatz gibt es Unterschiede: So heißt "Schwein" in Zürich Sou, ähnlich auch in den meisten anderen Teilen des alemannischen Sprachgebietes, in Graubünden dagegen Schwie.
Im Süden Graubündens gibt es drei Gebiete, in denen Italienisch gesprochen wird: das Misox (Mesocco) an der Grenze zum Tessin mit Mesolcinatal und Calancatal, das Bergell (Bregaglia) und das Puschlav (Valposchiavo). Wie im Tessin und den angrenzenden Gebieten Norditaliens handelt es sich hier um lombardische Dialekte. Auffällig im Lombardischen ist das Auftreten der Laute ö und ü wie im Engadinischen: crös "Kreuz". Entsprechende Ortsnamen in Norditalien verleiten manchmal zur irrtümlichen Annahme, dort würde Rätoromanisch gesprochen. Auch sonst sind einige Parallelen zum Bündnerromanischen zu finden. So heißt "Ziege" auf Lombardisch caura oder ciaura tschaura ähnlich wie im Surselvischen, "Milch" heißt lombardisch lac latsch, surselvisch latg latj. In der Stadt Poschiavo können Sie lombardische Straßenschilder finden, und die erinnern Sie möglicherweise an das Rätoromanische.
Wie weit die aus dem Deutschen übernommenen Wörter dem Schriftdeutschen entsprechen oder aber schweizerdeutsch eingefärbt...
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