Schweitzer Fachinformationen
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In Zeiten niedriger Zinsen benötigen Sparer und Investoren andere Anlageformen. Aktien können eine lohenden Alternative sein. Sofern man weiß, wie die Börse funktioniert, kann man sich angeblich sogar hinlegen und schlafen.
Vom Börsenguru André Kostolany stammt der folgende Ausspruch: "Kaufen Sie Aktien, nehmen Sie Schlaftabletten und schauen Sie die Papiere nicht mehr an." Sind Aktien wirklich so sicher und sinnvoll? Eindeutig ist: Die Deutschen gelten als extrem sparfreudiges Volk. Allerdings wird recht einseitig gespart. Es dominiert der Wunsch nach Sicherheit. So lassen sich in Deutschland seit Jahrzehnten Lebensversicherungen mit den Werbeargumenten »Sicherheit« und »Absicherung« bestens verkaufen. Rein statistisch betrachtet besitzt jeder Deutsche im Durchschnitt mehr als 1,1 Lebensversicherungen. In der Disziplin »Lebensversicherungsverträge pro Einwohner« liegt Deutschland seit vielen Jahren einsam an der Spitze. Die Versicherungskonzerne freuen sich Jahr für Jahr über Beitragszahlungen in Höhe zweistelliger Milliardenbeträge. Ebenfalls sehr beliebt sind andere Sparformen wie Bausparverträge oder Sparbücher. Mit dieser konservativen Anlagestrategie sind die Deutschen in den vergangenen Jahrzehnten auch relativ gut über die Runden gekommen.
Mit »offensiveren« Sparformen hatten die Deutschen dagegen weniger Glück. Im Aktienboom rund um die Jahrtausendwende stieg die Zahl der Aktien und Aktienfondsbesitzer fast explosionsartig von 5,6 auf 12,9 Millionen. Der folgende Kurseinbruch mit dem mehrjährigen Crash hat das Vertrauen in die Anlageform Aktie nachhaltig erschüttert. Selbst der relativ solide deutsche Leitindex DAX musste einen Rückschlag von über 8.000 auf 2.200 Punkte hinnehmen. Die Verluste im Börsensegment »Neuer Markt« waren noch viel höher. Wer eine »Volksaktie« wie die Deutsche Telekom für 100 Euro gekauft und dann kurze Zeit später für 10 Euro verkauft hat, wird erst einmal die Finger von Aktien lassen.
Der Niedergang der Aktienkultur begann also vor gut zwölf Jahren und dauert noch immer an. Die Zahl der Aktionäre und AktienfondsBesitzer ist von 12,9 (2001) über 10,8 (2005) bis auf 8,7 Millionen (2011) gesunken und konnte sich angesichts der anhaltenden Niedrigzinsen in der EuroZone im Jahr 2015 nur leicht auf 9,0 Millionen erhöhen. Dies entspricht nur etwa 11 Prozent der Bevölkerung. In England - traditionell ein »Börsenland« - besitzt fast jeder vierte Einwohner Aktien oder Aktienfonds. Quoten über 20 Prozent werden aber nicht nur im angelsächsischen Bereich erreicht. In Schweden besitzt fast jeder fünfte Einwohner Aktien - und Schweden ist nicht als »Zockerland« bekannt.
Die Zurückhaltung der deutschen Sparer hat natürlich auch Folgen bei den Besitzverhältnissen. Vor 15 Jahren kontrollierten heimische Anleger rund zwei Drittel der DAXAktien. Heute sind es weniger als die Hälfte. Die Mehrheit ist in der Hand ausländischer Investoren. Für den Aktienmarkt spielt es keine große Rolle, woher das Kapital stammt. Die großen Mittelzuflüsse aus dem Ausland haben dazu geführt, dass der DAX im Jahr 2015 ein neues Allzeithoch erreichen konnte.
Die deutschen Anleger haben vom Aufschwung jedoch kaum profitiert - sie haben den Aktienmarkt vorher verlassen. Angesichts der großen Herausforderungen im Bereich der privaten Altersvorsorge wahrscheinlich die falsche Entscheidung. Mehrere Gründe sprechen dafür, dass die traditionell konservative Anlagestrategie nicht mehr zu den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts passt. Exemplarisch möchten wir nur zwei Punkte nennen: das strukturell niedrige Zinsniveau und die demografische Entwicklung, die eine Versorgungslücke auslöst.
Nach der Pleite der USBank Lehman Brothers im Herbst 2008 wurde in einer Panikreaktion weltweit Kapital aus dem Markt gezogen. Cash war König! Da plötzlich das »Schmiermittel« für die Weltwirtschaft fehlte, senkten die Notenbanken weltweit die Zinsen, um schnell wieder Geld verfügbar zu machen. In den wichtigen Wirtschaftsregionen USA, Europa und Japan liegen die Leitzinsen noch heute - ca. acht Jahre nach der LehmanPleite - bei 0 bis 1 Prozent.
Die Flucht in sichere Anlageformen und das niedrige Zinsniveau sorgten dafür, dass die Durchschnittsrendite der deutschen Staatsanleihen Mitte 2016 in den negativen Bereich rutschte - ein Zustand, der vorher noch nie dagewesen war. Ausgesprochen niedrig sind die Renditen, wenn das Geld nur kurzfristig angelegt werden soll. Wer im Jahr 2016 sein Geld relativ sicher beim Bund parken wollte und in kurzlaufende Bundespapiere investierte, musste ebenfalls negative Renditen hinnehmen - hat also dafür bezahlt, Geld beim Staat parken zu dürfen.
Diese Zinspolitik hat Auswirkungen auf die Lebensversicherungen. Denn die legen ihr Geld natürlich auch am Kapitalmarkt an. Die Renditen bei Kapitallebensversicherungen werden weiter sinken. Der ausgewiesene Garantiezins ist von 4,00 Prozent im Jahr 2000 auf nur noch 1,25 Prozent im Jahr 2015 gesunken und wird ab Januar 2017 noch weiter auf 0,9 Prozent gekürzt. Der Trend geht weiter. Der Grund ist einfach: Über 60 Prozent der über 800 Mrd. Euro, die die Lebensversicherungen für ihre Kunden anlegen, stecken in festverzinslichen Wertpapieren (auf die Details gehen wir in einem späteren Kapitel ein). Wenn diese Anleihen aber nur 0 bis 3 Prozent Rendite abwerfen, kann die Gesamtrendite nicht bei über 3 Prozent liegen. Schließlich fallen auch noch Verwaltungskosten an, und die Eigentümer der Versicherungskonzerne wollen auch noch bedient werden (die Aktionäre der Allianz erhalten zum Beispiel eine attraktive Dividende).
Da eine kurzfristige Zinswende nicht in Sicht ist, werden die Durchschnittsrenditen der Versicherungen voraussichtlich weiter fallen. Die Frage lautet: Welche Neukunden investieren dann noch in Lebensversicherungen? Noch trösten die Versicherungskonzerne ihre Kunden damit, dass das Zinstief bald überwunden wird. Doch die Hoffnung trügt. Eine radikale Zinserhöhung ist dauerhaft nicht in Sicht. Sie müssen nur die Zinsentwicklung im weltweit wichtigsten Markt - den USA - seit 1980 betrachten. In der Tendenz sinkt das Zinsniveau seit über 30 Jahren! 1980 hat die amerikanische Notenbank die letzte große Schlacht gegen die Inflation geschlagen. Die Zinsen stiegen in den zweistelligen Bereich. Die Renditen der fünfjährigen USStaatsanleihen kletterten auf 12 bis 16 Prozent. 1990 lag die Rendite noch bei rund 8 Prozent, im Jahr 2000 bei 6 Prozent, 2010 bei rund 3 Prozent und seit 2012 bei unter 1 Prozent. Es gibt immer wieder Schwankungen, aber die langfristige Tendenz zeigt eindeutig nach unten.
Wenn Sie eine Erklärung dafür suchen, müssen Sie nur auf eine einzige Statistik schauen: die Staatsverschuldung. Seit der Aufhebung des Goldstandards (der Bindung des Dollars an Gold) Anfang der 70erJahre steigt die Verschuldung in den USA. Erst langsam, dann immer schneller. Seit Ausbruch der Finanzkrise kann das Tempo nur noch als rasant bezeichnet werden. Die USStaatsverschuldung erreicht im Herbst 2016 einen Rekordwert von rund 19,5 Billionen Dollar. Kombinieren Sie jetzt einfach die beiden Statistiken: Würden die Zinsen in den USA auf das Niveau von 1980 steigen, müssten die USA pro Jahr über 3 Billionen Dollar Zinsen zahlen. Eine utopische Zahl.
Daher unsere Schlussfolgerung: Da die formal mehr oder weniger unabhängigen Notenbanken die Schuldenproblematik kennen, werden sie das Zinsniveau so niedrig wie möglich halten, damit die Zinslast noch zu schultern ist. Wenn die Konjunktur wieder gut läuft, wird es Zinserhöhungen geben, diese werden aber deutlich geringer ausfallen als in früheren Aufschwungphasen. In schwachen Konjunkturphasen wird das Zinsniveau dagegen möglichst lange im Bereich von 0 bis 1 Prozent gehalten, damit nicht zusätzlicher Druck auf die ohnehin katastrophalen Staatsfinanzen entsteht. Selbst die Abschaffung von Bargeld wird aktuell schon diskutiert, um den Weg für negative Zinsen frei zu machen.
Fazit: Das Zinsniveau sinkt in der Tendenz. Das ist Gift für die konservativ agierenden deutschen Lebensversicherungen, die vorwiegend in Staatsanleihen investieren (wobei die Frage erlaubt sein muss, ob Staatsanleihen angesichts der Schuldenkrise in den USA, in der EU oder in Japan noch als »konservativ« gelten können).
Je länger das aktuelle Zinstief anhält, desto größer ist die Gefahr, dass es in der Versicherungsbranche zu Turbulenzen kommt. Es ist ein offenes Geheimnis, dass einige Versicherungen schon jetzt von den Reserven leben - diese sind aber endlich. Die Lebensversicherungen verlieren an Attraktivität. Es wird eine Marktbereinigung geben. Die Folgen für die Besitzer der Policen sind offen. Laufende Verträge sollten nicht voreilig gekündigt werden, aber »frisches« Kapital kann strategisch sinnvoller angelegt werden.
Auch für konservative Sparer gilt daher: Legen Sie Ihr Geld an der Börse an. In diesem Buch erfahren Sie, welche Möglichkeiten es gibt, das Geld an der Börse zu investieren, um die RenditeChancen zu optimieren. Das Spektrum ist riesig und reicht von Aktien, Fonds, DiscountZertifikaten über Wandelanleihen bis hin zu Gold als »Notgroschen« in der Krise.
Die demografische Entwicklung sorgt dafür, dass wir immer länger arbeiten...
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