Interessante Details über Shona (Schona) - eine Bantu-Sprache in Zimbabwe (Simbabwe)

4

Die Anfangsgeschichte des geschriebenen Shona

Shona ist durchaus eine alte Sprache: Man vermutet, dass schon im Jahre 900 nach Christus Shona (der Sammel-Name existiert wohl erst seit gut 100 bis 150 Jahren) im Gebiet des heutigen Zimbabwe gesprochen wurde. Aber niemals bis in die Neuzeit ist diese Sprache, wie übrigens sehr viele afrikanische Sprachen, niedergeschrieben worden bzw. in Schriftzeichen gefasst worden. Es war immer eine Tradition des Mündlichen.

Eine der auffälligen Momente der Shona-Geschichte ist die Tatsache, dass die Shona-Gruppen oder -Völker niemals unter einer Führerschaft in einem Staatsgebilde vereint waren - deshalb auch gab es nie einen Namen für die Gesamtgruppe der Shona-Sprecher. 10 Allerdings gab es innerhalb von tausend Jahren 4 Staatsgebilde, die aber immer nur Teile der als Shona bezeichneten Gruppen umfassten. Niemals in der Vergangenheit (bis zu ersten losen Ansätzen in den 40ern) wurde auch versucht, die einzelnen Bruchstücke von Informationen zu einer umfassenden Geschichte der Shona-Völker zusammenzubringen. Erst 1960 beauftragte das Southern Rhodesian Native Affairs Department, später Ministry of Internal Affairs, einen D. P. Abraham damit, ein »Handbook to the Bantu Chieftaincies of Southern Rhodesia« zu erstellen. 11 So weit zur Geschichtsschreibung.

Die Missionare waren neben Händlern und Jägern die ersten »Eroberer« des heutigen Zimbabwe und kamen schon 31 Jahre vor der bekannten Pioneers Column: Die ersten Missionare gehörten zur London Missionary Society. Sie gründeten Missionen in Inyathi (nördlich von Bulwayo) 1859 und Hope Fountain (Bulawayo) 1870. Die Jesuiten folgten 1879 mit einer Mission in Empandeni. Bis zum Jahr 1890 hatten sie aber keinerlei Erfolg in der Bekehrung zum Christentum.

Im späten 19. Jahrhunderts waren es kurioser- bzw. logischerweise Missionare, die begannen, Dialekte des Shona, wie sie sie in ihrem jeweiligen Missionsgebiet vorfanden, niederzuschreiben. Die wichtigsten für das Gebiet des heutigen Zimbabwe waren Anglikaner, Wesley-Methodisten, Katholiken, Holländisch Reformierte Kirche, Heilsarmee. 12 Dieser Verschriftlichungsvorgang durch die weißen Eindringlinge, zumeist Missionare, ist übrigens kennzeichnend für alle Bantu-Sprachen.

Swahili war die einzige Bantu-Sprache, die von den Sprechern der Sprache selbst verschriftlicht wurde. Sie wurde von Muslimen in arabischer Schrift erfasst, früheste erhaltene Dokumente datieren vom Anfang des 18. Jahrhunderts.13

Der bekannte Eroberer Cecil Rhodes ermunterte Missionare übrigens zu ihrer Arbeit, weil er sich so verstärkte Unterstützung für seine kolonialen Pläne erhoffte. Die Missionen bekamen große Landzuweisungen von der BSAC, der British South African Company. (Seit 1889 wurde das Land praktisch von der BSCA regiert, die zu diesem Zweck eine Royal Charter von der Britischen Krone bekommen hatte und das Gebiet in Absprache mit der englischen Krone verwaltete.)

Der Rhodesia Herald beschrieb die erwünschte Rolle von Missionaren 1895 wie folgt:

»... to create a moral order, to make Rhodesia safe for the shopkeeper, the farmer and the labour recruiter and to make it easier for masters to deal with the boys.« 14

Missionare wurden hauptsächlich aus einem einzigen Grund zu Sprachforschern - sie wollten den vermeintlich »Wilden« und »Unzivilisierten« das Wort Gottes und die Bibel näherbringen, sie christianisieren. Das ging aber nur, wenn Übersetzungen der Bibel vorlagen und die Predigten in der Sprache der Zielgruppe gehalten wurden. Die Missionare lebten ja inmitten der Ziel-Bevölkerung und hatten sich, auch in den Schritt für Schritt etablierten Missionsschulen, mit den einheimischen Sprachen ständig auseinanderzusetzen.

Somit ist es kein Wunder, dass gerade Missionare zur Verschriftlichung des Shona beigetragen haben. In Zimbabwe waren es ganz wesentlich Engländer, Amerikaner und Buren aus Südafrika. Dies ist sowohl für die theologischen Auseinandersetzungen im Land als auch für die kulturellen Werte bedeutsam, die diese Personen - aus ihrem Kulturkreis kommend - nach Zimbabwe hineintrugen. Und bevor die Missionare sich an die Arbeit machten, gab es kaum Informationen über die heute so genannte Sprache Shona.

Im Jahre 1609 schreibt ein Dominikaner namens Dos Santos einen Bericht über die Shona in Sofala1, wo schon mal ein oder das andere Wort der Sprache auftaucht. Das erste dokumentierte Shona findet sich in einem Buch des Jahres 1854. Der Reisende Charles J. Anderson präsentierte der Royal Geographic Society in London ein Papier: »Explorations in South Africa, with Route from Walfisch Bay to Lake Ngami, And Ascent of the Tiogé River«, worin Worte eines Shona-Dialekts aus dem heutigen Nyanga-Gebiet zu finden sind.

Zwei Jahre danach, 1856, wird ein Vokabular des Shona-Dialekts Ndau (der ja ins heutige Mosambik hineinreicht) abgedruckt - und zwar in W. H. I. Bleeks Buch »Languages of Mozambique«. Auch der Missionar Moffat, Schwiegervater von Livingstone und im Betchuana- und Ndebele-Gebiet tätig, soll um diese Zeit eine erste kleine 14-seitige Wortliste von Shona-Vokabular angefertigt haben, die allerdings als verschwunden gilt.

Im folgenden einige Gründungsdaten und Orte wichtiger Missionsstationen 15:

1881 Jesuits

Empandeni (bei Plumtree)

1892 Roman Catholic Jesuits

Chishawasha (bei Harare)

1892 South African Dutch Reformed

Morgenster (Zimuto, bei Masvingo)

1893 America Board Mission

Chikore (bei Chipinge)

1896 British Methodist

Waddilove (Nenguo)

1896 Catholic Mariannhill Fathers

Triashill (bei Rusape)

1897 Anglican Community of the St. Augustine's

Resurrection (bei Penhalonga, bei Mutare)

In Südafrika gab es schon, da schon länger von Weißen besiedelt, viel eher Missionen, und somit liegen dort schon wesentlich früher erste Arbeiten zu Sprachen wie Xhosa oder Zulu vor. In Westafrika begannen Missionare (wie im Kongo-Gebiet) sogar schon im 17. Jahrhundert mit ersten Aufzeichnungen von afrikanischen Sprachen. Die Missionen wurden Zentren für die Erforschung der einzelnen Dialekte - eine Arbeit, die sich natürlich oft auf die nähere Umgebung der Mission konzentrierte. In Zimbabwe waren anfangs folgende Missionen wichtig 16:

Zezuru

Chisahwasha, bei Harare + Waddilove (+ Epworth, bei Harare)

Ndau

Chikore, bei Chipinge + Mount Selinda, bei Chipinge (+ Rusitu bei Melsetter)

Manyika

St. Augustine's, bei Penhalonga, bei Mutare + Old Umtali, gleich Mutare + Triashill, bei Rusape

Karanga

Morgenster, bei Masvingo (+ Mukaro + Pamushana)

Kalanga

Dombodema, bei Plumtree

Korekore

?

Ein Beispiel für diese Arbeit wäre der Österreicher Father Andrew Hartmann, der 1893 An Outline Grammar of the Mashona Language herausgab - allerdings nur für einen Shona-Dialekt, in diesem Fall Zezuru.

Rev. John White, ein Mitbegründer der methodistischen Missionsarbeit, und zwar in der Mission Waddilove, gab sogar 1907 erstmals das gesamte Neue Testament in einer übersetzten Fassung (ebenfalls in Zezuru) heraus. White hatte zusammen mit Jonas, dem Sohn von Chief Ciremba (Epworth), schon 1897 begonnen, das Markus-Evangelium zu übersetzen. 17 Er nutzte dazu die Reisen zu den methodistischen Missionaren im Land, genauer: die Pausen für die Ochsen, dieweil er unter einem Baum oder unter dem Ochsenwagen Schatten vor der brennenden Sonne suchte. Er übersetzte in den folgenden Jahren weitere Teile des Neuen Testaments und erarbeitete zudem ein Methodist Shona Hymn-Book, das 1903 beendet, aber erst fünf Jahre später veröffentlicht wurde.

Beide Autoren benutzten von Anfang an das römisch-lateinische Alphabet, andere wiederum brachten neue Zeichen. Auch in der Art, Wörter als Einheiten zu trennen, unterschieden sich die Pioniere des geschriebenen Shona beträchtlich. Edward Biehler, Jesuit, der sich ebenfalls mit dem Zezuru-Dialekt beschäftigte, und zwar in der Mission Chishwasha bei Harare, hatte ein solches andersgeartetes System. Somit gab es schon innerhalb einer Shona-Dialektgruppe, dem später so benannten Zezuru, genug Anlass zur Sprachverwirrung. Noch schlimmer wurde die Situation, wenn man sich ganz Rhodesien betrachtet. Im folgenden eine Auflistung...