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Drei Minuten, nachdem das Flugzeug von der Startbahn abgehoben hatte, wusste FBI-Agent John Shepherd, dass er verloren sein würde, wenn er nicht sofort handelte.
Neben John saß ein Mann Anfang vierzig, der einen Anzug und ein knallgrünes Hemd trug. »Mann, dieser Flug ist aber ganz schön vollgepackt.« Er streckte ihm seine Hand entgegen. »Steve Fox. Motivationstrainer, Leadership Consultant und gelegentlicher Autor. Das heißt, wenn ich mich dazu motivieren kann, etwas zu schreiben.« Er lachte über seinen eigenen Scherz. »Und warum reisen Sie in die Windy City? Geschäftlich oder zum Vergnügen?«
Yep. Steve mit dem knallgrünen Hemd redete gern.
Nicht dass es für John ungewöhnlich war, neben einem geschwätzigen Passagier zu sitzen. Er hatte akzeptiert, dass es sich in seinem Gewerbe um eine Art Berufsrisiko handelte. Gelegentlich bemerkte jemand die FBI-Marke, die an seinem Hosenbund hing - bewusst dort platziert, falls jemand ebenfalls die Glock 22 an seiner rechten Hüfte unter seinem Jackett sehen sollte - denn das warf unweigerlich Fragen auf.
FBI? Cool! Beschatten Sie jemanden hier in diesem Flugzeug? Den Kerl auf 10C? Es ist der Kerl auf 10C, oder? Er war ganz schön schnippisch, als die Stewardess ihm mit seinem Handgepäck helfen wollte. Das haben Sie gesehen, oder? Oh, denken Sie, dass er da Drogen drin hat? Oder was Schlimmeres? Oh mein Gott, es ist aber keine Bombe, oder? Puh. Ein FBI-Agent also . wie ist das so?
Aber heute Abend hatte John gehofft, dass er nach einer fast achtmonatigen verdeckten Ermittlung ein paar ruhige Minuten haben würde, um ein wenig abzuschalten, bevor das Flugzeug in Chicago landete.
Außerdem brauchte er ein wenig Zeit, um darüber nachzudenken, wie er die Sache mit seiner Freundin Alicia wieder auf Kurs bringen konnte.
»Ich wohne in Chicago«, beantwortete er Steves Frage. Dann nahm er seinen Kopfhörer aus der Aktentasche, stöpselte sie in die Armlehne ein und lächelte entschuldigend. »Ich habe ein bisschen Flugangst. Es hilft mir, wenn ich der Flugkontrolle zuhöre.« Die Lüge ging ihm leicht über die Lippen - als verdeckter Ermittler war er äußerst geübt in der Kunst, anderen irgendeinen Schwachsinn zu erzählen.
»Wissen Sie, was noch gut dagegen hilft?« Steve grinste. »Wodka. Viel davon.« Er ging zu einem anderen Thema über, als er seinen Kopf drehte und die Frau musterte, die auf der anderen Seite vom Gang saß. Sie hatte ihren E-Reader in der Hand und warf ihm einen unmissverständlichen Blick zu, der besagte: Denk nicht mal dran, Kumpel.
Steve seufzte resigniert und kramte seinen Laptop hervor.
Nachdem der Schwätzer erfolgreich abgewürgt worden war, wandte sich John zum Fenster und sah zu, wie die hellen Lichter von Detroit in der Ferne verblassten. Wenn er Glück hatte, war es für lange Zeit das letzte Mal, dass er diese Stadt zu sehen bekommen würde - hoffentlich erst dann, wenn er vor Gericht über seine Ermittlung ausgesagt hatte. Nicht dass er etwas gegen Detroit hatte. Tatsächlich hatte er sogar drei Jahre dort gelebt, als er nach seinem Abschluss an der FBI-Akademie in Quantico eine Stelle in der Außenstelle Detroit bekommen hatte.
Eigentlich hatte John gar nicht vorgehabt, für das FBI zu arbeiten. Um genau zu sein, hatte er lange überhaupt keinen Karriereplan gehabt. Nach seinem Abschluss an der Universität von Wisconsin war er in die Armee eingetreten - nicht nur, um seinen Studienkredit abzubezahlen, sondern auch, um sich ein wenig mehr Zeit zu verschaffen, um zu überlegen, was er mit seinem Leben machen wollte.
Wie sich herausstellte, war es die beste Entscheidung gewesen, die er hätte treffen können.
Das Leben beim Militär hatte zu ihm gepasst. Er war immer schon ziemlich sportlich gewesen und das hatte ihm bei den körperlichen Herausforderungen eines Berufssoldaten geholfen. Doch in der Armee zu sein, erforderte auch mentale Stärke, Entschlossenheit und Disziplin. Also hatte er sich stärker angestrengt als jemals zuvor, und nach der Grundausbildung und der individuellen Weiterbildung hatte er die Luftlandeschule drangehängt und sich dann freiwillig für das RASP, das Ranger-Programm, gemeldet.
Acht Wochen später war er voller Stolz Mitglied im 75th Ranger Regiment geworden. Und es war in Fort Benning gewesen, wo sein Bataillon stationiert gewesen war, dass ihn Sean Piser, ein Anwerber des FBI-Geiselrettungsteams, kontaktiert hatte.
»Wir sind die einzige Vollzeit-Antiterroreinheit des Bundes«, hatte ihm Piser gesagt, als sie sich in einer Bar auf der Basis getroffen hatten. »Unser Team kann innerhalb von vier Stunden bei jeder Geiselnahme, jeder größeren kriminellen Bedrohung und jedem terroristischen Zwischenfall überall in den Staaten sein. Unser Motto lautet Servare Vitas, was >Leben retten< bedeutet - und genau das tun wir. Und wir sind knallhart.«
John, der in seinem Kampfanzug in der Bar gesessen hatte, war zugegebenermaßen ziemlich anmaßend gewesen. »Bei allem Respekt, Sir, ich bin ein Ranger. Wenn es mein Ziel gewesen wäre, meinem Lebenslauf >knallhart< hinzuzufügen, hätte ich das wohl inzwischen erreicht.«
Piser hatte ihn schräg angesehen. »Ich habe gehört, dass Sie erwägen, in die Strafverfolgung zu wechseln, wenn Sie Ihren Einsatz diesen Sommer beendet haben.« Nun war er es, der anmaßend klang. »Wir sind das FBI, Shepherd. Sie wollen beruflich böse Jungs fangen? Da sind wir die verdammte Königsklasse. Also sollten Sie sich vielleicht anhören, was ich zu sagen habe.«
Eine Durchsage aus dem Cockpit riss John aus seinen Gedanken.
»Guten Abend, meine Damen und Herren. Im Namen der Besatzung heißen wir Sie an Bord willkommen. Wie es aussieht, wird es ein ruhiger Flug nach Chicago, mit einer pünktlichen Ankunft um zweiundzwanzig Uhr zwanzig.«
John warf einen Blick auf seine Uhr. Sie würden in einer halben Stunde landen, was bedeutete, dass er nicht mehr viel Zeit hatte, um die Logistik seiner aktuellen Mission zu klären: Operation Schönwetter.
Es war nur ein Arbeitstitel.
Eigentlich hatte er vorgehabt, erst morgen nach Hause zu kommen, da ein paar Agenten der Außenstelle Detroit das Ende der Ermittlung mit ein paar Drinks feiern wollten - einer Ermittlung, die zur Verhaftung von siebenundzwanzig Verdächtigen geführt hatte, einschließlich eines Staatssenators. Aber vor zwei Tagen, als er das letzte Mal mit Alicia telefoniert hatte, war sie ihm ungewohnt kühl vorgekommen. Eigentlich hatte sie schon den ganzen letzten Monat kühl gewirkt, doch bei ihrer letzten Unterhaltung ganz besonders. Also hatte er entschieden, einen früheren Flug zu nehmen und sie zu überraschen, um wieder ihre Gunst zu gewinnen.
Natürlich war er sich darüber im Klaren gewesen, dass Alicia über die vielen Reisen, die er als Teil der Ermittlung absolvieren musste, nicht gerade begeistert war. Und er konnte es verstehen, denn er war in letzter Zeit wirklich viel fort gewesen. Offiziell arbeitete er jetzt in der Außenstelle Chicago, nachdem er sich vor zwei Jahren aufgrund der Lungenkrebserkrankung seiner Mutter in seine Heimatstadt hatte versetzen lassen. Aber er war nach Detroit zurückbeordert worden, um eine seiner früheren Tarnidentitäten wiederaufleben zu lassen. Sie hatte zu einer großangelegten verdeckten Ermittlung gehört, um eine kriminelle Vereinigung auffliegen zu lassen, die mit Geldwäsche, Drogen- und Waffenhandel sowie Auftragsmorden zu tun hatte. Auch wenn es auf dem Papier nur ein Teilzeitauftrag gewesen war, hatte er die letzten acht Monate zwischen zwei bis fünf Tage die Woche in Detroit verbracht.
Der Job selbst war interessant - er arbeitete nun seit drei Jahren als verdeckter Ermittler und liebte die Herausforderung neuer Rollen sowie den Adrenalinrausch, wenn er wusste, dass er etwas gegen die bösen Jungs in die Hand bekommen hatte. Aber was Beziehungen anging, war es natürlich keine ideale Situation.
Er war gegenüber Alicia immer ehrlich gewesen, was seinen Lebensstil anging. Und als er die verdeckte Ermittlung in Detroit übernommen hatte, war sie wegen der Situation wirklich großartig gewesen. Wenn er nicht in der Stadt gewesen war, hatten sie sich ein paarmal am Tag geschrieben, jeden Abend telefoniert und heißen Wiedersehenssex gehabt, sobald er durch die Tür ihrer Wohnung gekommen war. Aber als deutlich wurde, dass seine Reisen in absehbarer Zeit nicht weniger werden würden, hatte sich Alicias Begeisterung darüber, einen »Teilzeitfreund« zu haben, wie sie es mal genannt hatte, merklich abgekühlt.
»Es wird nicht mehr allzu lange dauern. Dann bin ich so viel daheim, dass du nach Möglichkeiten suchen wirst, mich loszuwerden«, hatte John gescherzt. Er hatte versucht, die Unterhaltung unbeschwert zu halten, trotz seines Frusts darüber, dass sie das Thema schon wieder angeschnitten hatte. Er hatte gerade sein unter falschem Namen gemietetes Apartment verlassen wollen, um sich mit einem Typen zu treffen, der ihm nicht nur illegale Schusswaffen verkaufen würde, sondern auch angedeutet hatte, gegen eine Gebühr einen Auftragsmord übernehmen zu wollen. Die Verbrecher, mit denen er zu tun hatte, waren bewaffnet und zweifellos gefährlich, und da er sie mit jedem Wort, das aus seinem Mund kam, anlog, war es sehr wichtig, dass er voll konzentriert blieb.
»Ja klar. Wie oft habe ich das dieses Jahr schon gehört?«, hatte Alicia sarkastisch gefragt.
Er hatte ein paar harte Tage und lange Nächte gehabt und eigentlich nur die Stimme seiner Freundin hören wollen,...
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