Chrimson Lake ist zwar keine dauerhafte, aber wo starke, tiefe Töne erforderlich sind, dennoch sehr brauchbare Farbe, und umsomehr in Combinationen mit anderen Farben von Tiefe des Tons zu empfehlen, als sie in diesem Fall in Bezug auf Haltbarkeit wenig gefährdet ist. In zarten Tönen dagegen ist sie gänzlich zu meiden, da solche schon nach kurzer Zeit erblassen. Ihr eigentliches Feld sind die dunkelsten Stellen und die warmen, tiefen Drucker in Architektur, Felsen, Baumstämmen etc. Ueberall überhaupt, wo starke, tiefe und warme Farbe verlangt wird, findet sie ausgezeichnete Verwendung. Besonders häufig benutzt man sie in dicker Mischung mit Brown Pink und French Blue für diese Zwecke; und mit Burnt Sienna mit oder ohne Zusatz von French Blue, erhält man eine sehr kräftige, heiße Farbe für Rindvieh, Pferde etc., wie auch für Draperien.
Indian Red.
W. & N. 1 2 S. & C. 35
Dieses etwas deckende, tiefe, gebrochene Roth, welches angeblich in Bengalen aus sehr reinem, natürlichem Eisenoxyd bereitet wird, ist eine sehr starke Farbe und dient in Combination mit Indigo oder Cobalt namentlich für dunkle, neutrale Schatten, fernes Gebirg, schwere Regen- und Gewitterwolken, sowie für die tieftönigen Wolken bei Sonnenuntergängen, bei welch letzteren sie überdies weitere Anwendung findet. Für die genannten Zwecke ist sie sehr werthvoll; für andere dagegen kann sie durch Brown Madder ersetzt werden.
In Ton und Schwere stehen dem Indian Red nahe das Persian Red, sowie das aus geglühtem Eisenvitriol erhaltene Mars Red. Ersteres fällt mehr in's Braune, letzteres mehr in's Rothe. Noch mehr nach Braun und nebenbei noch nach Violett neigt Caput mortuum, welches aus den Rückständen bei Fabrikation der Nordhäuser Schwefelsäure gewonnen wird.
Brown Madder.
W. & N. 1 45 S. & C. 75
Brown Madder ist ein permanentes Krapp-Präparat von sehr tiefer und dunkler, ins Braune fallender Farbe, welches besonders in gesättigten, tiefen Tönen des Vordergrundes und in allen dunklen Stellen äußerst brauchbar ist. Mit Cobalt oder French Blue gemischt erhält man sehr zarte Töne für Wolken, Ferne und Schatten von etwas tieferem Charakter als diejenigen, welche mit Rose Madder erhalten werden. Sehr schöne Schattentöne für Gebäude, Boote, Felsen, Steine etc. erhält man aus der Mischung mit Raw Umber und Cobalt, welche, bedingt durch luftigen Ton, schon bei Vielen zur Lieblingsmischung geworden ist. Dünne Lasuren von Brown Madder über Grün geben letzterem nicht selten einen sehr feinen Ton, was bei der schwierigen Wiedergabe feiner grüner Töne sehr werthvoll ist. Schönfeld's Brauner Krapp ist im Tone nicht identisch mit dem englischen Brown Madder, sondern gehört zu den braunen Farben, während letzterem seither Schönfeld's Madder-Braun entsprach, welcher Unterschied jetzt wegfällt, da diese Firma den braunen Krapp als entbehrliches Präparat fallen läßt.
Purple Madder.
W. & N. 5 14 S. & C. 1
Der Purpur Krapp ist permanent, von feinem, tiefem Ton und gebrochener, schon etwas in's Blaue fallender Farbe. In leichten wie tiefen Tönen ist er gleich nützlich, obgleich nicht gerade unentbehrlich. Für röthlichgraue Schatten in Architekturen paßt er in Combination mit Blau oder Schwarz und Gelb, welche Combinationen auch sehr natürliche Töne für alte, verwitterte Strohdächer liefern. Als sehr schöne Schattenfarbe kann ich namentlich Indigo, Purple Madder und Raw Sienna in Mischung empfehlen und als schöne tiefe und durchsichtige Combination für Interieurs und dunkle Ecken etc.: Purple Madder, Burnt Sienna und Brown Pink. Für Lasuren über Grün gilt das bei Brown Madder gesagte.
In den Farbenkatalogen kommen noch eine große Anzahl entbehrlicher rother, theils guter, haltbarer - wie verschiedene weitere Krapp- und Zinnober-Präparate - theils aber auch sehr flüchtiger Farben vor. Zu warnen ist namentlich vor einigen zu letzterer Klasse gehörenden, wie: Carmine, Purple Lake, Pure Scarlet, Scarlet Lake, Indian Purple, von welchen jedoch letztere Farbe in tieferen Tönen wie Chrimson Lake verwendet werden.
Was die übrigen Krappfarben betrifft, so kommen solche zwar für die Landschaft nicht in Betracht, sie können aber zum Theil für besondere Effekte in Staffage, in Stillleben, besonders für Draperien, wo ein recht tiefes Roth erwünscht ist, Anwendung finden, da sie mit großer Tiefe hohe Pracht vereinigen. Hierher gehören in erster Linie Schönfeld's Rothbrauner Krapp (75 ) von sehr tiefer, leuchtender, zwischen Brown Madder und gebranntem Karmin stehender Farbe; sodann der noch leuchtendere, etwas hellere und ein wenig röthere Rubens Madder (W. & N. 1.45. S. & C. 0.75.)
Eine Farbe von äußerst feinem Ton ist der ganz hell rosenrothe Pink Madder von gleichem Preise, welcher auch für zarte, frische Fleischtöne paßt. Weniger tief im Ton als die beiden erstgenannten sind Schönfeld's Dunkler Krapp, welcher sich dem Chrimson Lake nähert, sowie der zwischen letzterem und dem gebrannten Karmin stehende Krappkarmin, Madder Carmine, während Schönfeld's Braunrother Krapp sich im Tone auffallend den Eisenfarben (Light Red etc.) nähert, deren Van Dyk Red - dunkler, geglühter Eisenvitriol - dagegen sich wieder entschieden dem rothbraunen Krapp nähert, jedoch etwas brauneren Ton und stumpfere Farbe zeigt. Aehnlich in der Farbe verhält sich das etwas röthere, aber nicht haltbare Pompejanischroth Schönfeld's.
An die Eingangs genannten tieftönigen Krappfarben reiht sich noch Burnt Carmine, gebrannter Carmin (W. & N. 3. 10. - S. & C. 1. -), eine glühende Farbe von großer Tiefe für Draperien und dunkle Drucker und hier wenig gefährdet, sobald noch eine dauerhafte Farbe in die Mischung tritt.
Hier lassen sich auch am Besten einige Farben von ungewöhnlichem, ins Gelbe fallendem, feinem Tone einreihen, welche auch als Orange gelten könnten und an Figürlichem gelegentliche Verwendung finden dürften. Es sind Red Lead, Mennig, und Jaune Capucin (S. & C. 75 ), erstere etwas gelber, letztere etwas mehr ins Rothe fallend, sehr transparent, aber nicht ganz dauerhaft.
Blau.
Allgemeines. Blau ist ruhig, kalt und lichtschwach. Es tritt zurück, stimmt alle warmen Töne herab und ist an der Bildung aller gebrochenen Farben und kalten Töne betheiligt. Es ist dem Auge angenehm und gibt der Landschaft im Allgemeinen eine poetische Stimmung, doch bemerke man, daß kräftiges Blau bei häufigerem Vorkommen sehr störend auf die Landschaft einwirkt. Wo immer zarte, ruhige Töne anzugeben sind, kommt Blau in Anwendung und ebenso verdanken dunkle, düstere Töne ihren Eindruck feiner Gegenwart. Durch Contrast macht Blau alles übrige heiter. Mit Gelb, von welchem es sofort verändert wird, bildet es Grün, mit wenig Roth Purpur. An der Bildung von Orange nimmt es nicht Theil, daher dies seine Complementärfarbe ist. Nebeneinander gesetzt bringen beide eine ziemlich starke Wirkung hervor.
In Folge seiner Lichtschwäche ist Blau die Farbe der Ferne, auf welcher Modellirung und Luftperspektive vorzugsweise beruhen.
Ultramarine.
W. & N. 21 77 Vierteltafeln 5 61
NB. Es ist hier das ächte, aus Lasurstein bereitete gemeint. Das in den französischen Farben vorkommende und von Schönfeld fabricirte "Ultramarin" gehört unter die folgende Farbe, da dies künstliche, nach der chemischen Analyse des ächten Ultramarin verfertigte Fabrikate sind.
In Reinheit der Farbe und Transparenz wird das ächte Ultramarin, welches selbstverständlich dauerhaft ist, von keiner anderen Farbe erreicht, allein ungeachtet dieser Vorzüge stehen zwei sehr gewichtige Eigenschaften seiner allgemeineren Anwendung entgegen. Die erste ist der Preis, die zweite seine schwierige Behandlung, da es große Neigung zu einem feinkörnigen Niederschlage zeigt, von welcher selbst die feinste Zubereitung es nicht gänzlich zu befreien vermag, und seine Anwendung aus diesem Grunde große Vorsicht und Gewandtheit verlangt. Ein dünner Auftrag über Cobalt gibt der Luft eine beträchtliche Tiefe und der Ferne überhaupt einen leuchtenden Charakter. In Werken von hoher Vollendung und wo in Draperien große Pracht erfordert wird, ist seine Anwendung zu empfehlen; für weniger wichtige Fälle aber ersetze man es durch French Blue.
Die bei der Bereitung des Ultramarin bleibenden Rückstände liefern eine sehr schöne blaugraue Farbe von feinem, wärmerem Ton, und, je nach dem Grade der Auslaugung, verschiedener Schattirung, welche als "Ultramarin-Ash" - W. & N. 5 14 S. & C. 3 - im Handel vorkommt. Sie ist bei Luft und Ferne in gewissen Fällen recht erwünscht, im Ganzen aber entbehrlich.
French Blue.
W. & N. 3 8 S. & C. 75 (Ultramarin.)
Diese schöne, unentbehrliche, kräftige, permanente, im Ton dem ächten Ultramarin sehr ähnliche Farbe, welche nach der Analyse des letzteren...