Schweitzer Fachinformationen
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Der Wald ist für uns nicht ausschließlich Holzlieferant und darf auch nicht auf seine Nutzfunktion reduziert werden. Er bietet uns weit mehr als nur diese eine Ressource, nämlich genauso Schutz, Erholung und Lebensraum.
Wenn wir über Waldfunktionen sprechen, dann geht es um Leistungen, die der Wald für uns und die Umwelt erbringt. Grob lassen sich die Funktionen in Schutz-, Nutz-, Erholungs- und Lebensraumfunktion unterteilen. Hinter den Funktionen stehen unterschiedliche Interessengruppen. Unser Wald ist in seinen Leistungen als Gesamtheit zu sehen. Als den Wald formende Kraft ist die Forstwirtschaft maßgeblich. Hier ist es wichtig, den Wald nicht nur in seiner Nutzfunktion zu betrachten, sondern auch die anderen Funktionen miteinzubeziehen. Mein Verständnis von Forstwirtschaft entspricht der sogenannten multifunktionalen Forstwirtschaft. Das bedeutet, dass mein Ansatz, den Wald zu formen, alle Funktionen gleichermaßen berücksichtigt. Wald ist für mich weder ausschließlich Holzlieferant noch reiner Naturraum. Bei jeder Entscheidung, die ich im Forstbetrieb treffe, wäge ich alle Bereiche ab und überlege mir, wie ich die beste Lösung finden kann, die allen Funktionen möglichst umfassend gerecht wird. Anfänglich war ich besorgt, dass mir der Spagat zwischen den einzelnen Funktionen nicht gelingen könnte oder ich häufig Entweder-oder-Entscheidungen würde treffen müssen. Mit den Jahren jedoch habe ich die Erfahrung gemacht, dass ich mit den Stellschrauben, an denen ich drehen kann, häufig positive Effekte für mehrere Bereiche gleichzeitig erzielen kann, die verschiedenen Zielsetzungen sich also nicht im Wege stehen, sondern auch gegenseitig befördern können. Beispielsweise profitiert die Wuchsfähigkeit eines Waldes maßgeblich von der Beschaffenheit des Bodens. Achte ich bei meiner Arbeitsstrategie auf den Bodenschutz, die Verminderung von Erosion und eine mögliche Anreicherung von Nährstoffen, kann ich erreichen, dass der begründete Wald besser wächst.
Alle Waldfunktionen auf einen Blick
Schutzfunktion
Nutzfunktion
Erholungsfunktion
Lebensraumfunktion
Der klassische Schutzwald im Gebirge schützt die Menschen vor allem vor Lawinenabgängen.
Geht es um die Begriffe »Wald« und »Schutz« in Kombination, muss man genau zwischen Schutzwald und den Schutzfunktionen des Waldes unterscheiden. Leider werden beide Begriffe häufig synonym verwendet oder vertauscht, obwohl sie klar abgrenzbar sind. Was unter den Begriff »Schutzwald« fällt, ist in § 12 Abs. 1 BWaldG geregelt. Hier wird beschrieben, dass Waldflächen zu Schutzwald erklärt werden können, wenn diese die Allgemeinheit vor Gefahren oder Beeinträchtigungen bewahren. Im Schutzwald gelten dann besondere Regeln für die Forstwirtschaft, die ein bestimmtes Handeln vorschreiben oder einschränken. Als Gründe für die Erklärung zum Schutzwald werden insbesondere der Schutz vor Immissionen, Erosion (durch Wind und Wasser), Austrocknung, schädlichem Oberflächenabfluss und Lawinen genannt. Weitere Auslegungen zum Schutzwald obliegen den Ländern.
Vom Begriff »Schutzwald« klar abzugrenzen sind die »Schutzfunktionen« des Waldes. Denn auch Wald, der nicht gesetzlicher Schutzwald nach § 12 BWaldG ist, kann wichtige Schutzfunktionen erfüllen. Der Bereich der Schutzfunktionen ist weiter gefächert und erstreckt sich auch auf Bereiche wie z. B. den Sichtschutz. Die Schutzfunktionen des Waldes stellen eine wichtige Grundlage dar, um wiederum den Wald selbst zu schützen. Die Schutzfunktionen sind in Waldfunktionenkarten festgehalten und können dort für jedes Gebiet eingesehen werden. Die Waldfunktionenkarten stellen eine Orientierungsgrundlage zur Waldbewirtschaftung dar. Im Folgenden werden die wichtigsten Schutzfunktionen des Waldes näher betrachtet.
Wissenswertes
Schutzwald und Schutzfunktionen des Waldes sind nicht das Gleiche!
Der Boden ist neben dem Klima der wichtigste Produktionsfaktor des Waldes. Er ist naturgegeben und bestimmt, wie gut (d. h., wie schnell bzw. hoch) Pflanzen an einem Ort wachsen können. Zudem besitzt der Boden eine natürliche Puffer- und Schadstoff-Filterfunktion. Aus diesem Grund ist es wichtig, die Produktionskraft des Bodens zu erhalten. Gefahren für die Bodenfruchtbarkeit bestehen häufig bei mangelndem Bewuchs und Hanglagen. Ein starker Bewuchs, insbesondere Wald, besitzt eine hohe Oberflächenrauigkeit und senkt daher die Windgeschwindigkeit. So wird ein Verwehen wichtiger, nährstoffhaltiger Böden verhindert. Stärkere Regenereignisse, die besonders an Hanglagen eine Rolle spielen, bergen eine weitere Erosionsgefahr. Bodenpartikel werden bei nur spärlicher Vegetation vom Regen weggespült. Partikel, die einmal verweht oder abgetragen wurden, sind unwiederbringlich verloren. Aber auch die Bewegung ganzer Erdmassen, z. B. bei Murenabgängen, kann durch einen gesunden Wald gemindert werden. Die raue Oberfläche, die bremsende Wirkung des Kronendachs und die Armierung des Bodens durch das kräftige Wurzelwerk sorgen dafür, dass das Erdreich auch bei Starkregen zusammengehalten wird. Insbesondere Hangrutsche bergen ein großes Gefahrenpotenzial für Siedlungen und Straßen. Aus diesem Grund hat die Sanierung der Schutzwälder vor allem im Gebirge oberste Priorität. Denn nur eine durchgehende und gesunde Bewaldung oberhalb von Siedlungen und Straßen bietet einen umfänglichen Schutz.
Eine weitere Bodenschutzfunktion erfüllt der Wald in Bezug auf die oberste Schicht des Bodens, den Humus. Humus entsteht aus abgestorbener organischer Substanz, also toten Pflanzen und auch Tieren, die von Mikroorganismen umgesetzt werden. Der entstehende Humus verbleibt als dunkle Schicht, in der Wasser und Nährstoffe gespeichert werden. Humus fungiert zudem als wichtiger Kohlenstoffspeicher. Wald sorgt durch sein Eigenklima und einen permanenten Nachschub an organischer Substanz für den Erhalt bzw. den Aufbau einer Humusschicht. Freiflächen beispielsweise fehlt die Masse an abgestorbener Biomasse, was zusammen mit einer höheren Temperatur zu einem Humusschwund führen kann. Da sich der neue Aufbau dickerer Humusschichten über mehrere Jahrhunderte erstrecken kann, ist die Bewahrung der Humusauflagen ein wichtiges Ziel.
Wasser ist unbestritten eine unserer wichtigsten Lebensgrundlagen. Das Wasser für unser Leben muss durchgehend und in einer hohen Qualität verfügbar sein. Beides unterstützt der Wald. Regen trifft auf die Baumkronen, später auf den Boden und versickert dort. Pflanzen und andere Organismen nehmen das Wasser zusammen mit Nähr- und Mineralstoffen auf. Im weiteren Verlauf wird das Wasser zuerst im Oberboden gespeichert, ist die Wasserspeicherkapazität des Oberbodens ausgereizt, sickert es weiter und gelangt schließlich ins Grundwasser. Beim Passieren der Bodenschichten werden dem Regenwasser Schadstoffe entzogen und z. B. Säureeinträge durch chemische Prozesse gepuffert. Der Wald wirkt somit wie eine natürliche Reinigungsanlage für das Wasser. Die Bäume benötigen zur Durchführung der Fotosynthese eine permanente Wasserzufuhr, entziehen dem Boden daher gleichmäßig Wasser. Der Wasserbedarf des Waldökosystems, die damit verbundenen Prozesse und die Speicherkapazität im Boden verzögern Hochwasserspitzen, verringern Oberflächenabfluss und ermöglichen eine gleichmäßigere Abgabe von Wasser an die Umgebung. Im Gegensatz dazu kommt es beispielsweise bei einem Hochwasser quasi auf einen Schlag zu großen Wassermengen, die vom Boden jedoch nicht aufgenommen werden können. Wald spielt aus den vorgenannten Gründen in Wasserschutzgebieten eine besondere Rolle. Die Forstwirtschaft wird zu den Landnutzungsformen gezählt, die mit dem Trinkwasserschutz am besten vereinbar sind. Quellfassungen für Trinkwasser befinden sich häufig im Wald. Die Umgebung dieser Fassungen ist in unterschiedliche Zonen unterteilt, in denen zum Schutz der Wasserqualität die Intensität sowie die Art und Weise der Landnutzung geregelt ist.
Wälder sind wertvolle Kohlenstoffspeicher und sorgen für die Einbringung von sauberer Luft in stadtnahe Gebiete.
Wald beeinflusst maßgeblich das Klima, sowohl global betrachtet, besonders als Kohlenstoffspeicher, als auch auf die den Wald umgebenden Standorte bezogen. Die Windgeschwindigkeit wird gebremst, in Bezug auf Kaltluftfronten hat Wald einen schützenden Barriereeffekt. Durch das Eigenklima wirkt Wald besonders im Sommer kühlend. Temperaturunterschiede bringen Luft in Bewegung. Warme Luft dehnt sich aus und steigt auf, kalte Luft hingegen komprimiert sich und sinkt ab. Durch diesen Effekt fördert Wald als kühlende Komponente den Luftaustausch in Städten, die sich aufgrund der Versiegelung besonders stark aufheizen. Stadtnahe Waldgebiete tragen entscheidend zur Einbringung sauberer und frischer Luft bei. Aus diesem Grund gilt es, solchen Wald besonders zu schützen, weshalb häufig Wälder in Stadtnähe zu Bannwald mit besonderem Schutz im Sinne des Gesetzes (z. B. Art. 11 BayWaldG) erklärt werden. Bannwälder gelten als unersetzlich für das jeweilige Gebiet und sind aus diesem Grund verstärkt z. B. vor Rodung, im Zuge etwa von Bauprojekten, geschützt.
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