Schweitzer Fachinformationen
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Ein Mörder geht um - und es liegt an zwei pfiffigen Rentnern, in zu finden
Lothar E. Schuknecht, Oberstaatsanwalt a. D. hat eine Mission: Ein anonymer Briefeschreiber hat angekündigt, die Verantwortlichen eines Brandes zu richten. Schon gibt es erste Todesfälle im sonst so beschaulichen Biblinghausen. Klammheimlich beginnt Schuknecht zu ermitteln. Wie verdächtig er sich selbst damit macht, merkt er nicht. Besonders Veronika Dornbusch-Bommelbeck, pensionierte Grundschullehrerin und Betreiberin eines Tante-Emma-Ladens, ahnt, dass im Dorf etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Und schaltet sich zu Schuknechts Entsetzen in den Fall ein ...
Die unermüdlichen Senioren Veronika Dornbusch-Bommelbeck und Lothar E. Schuknecht ermitteln in ihrem ersten Fall
Der Himmel fährt schlingernd Karussell. Die Dhünntalsperre ist ein uferloses graues Loch. Hügel und Höhenzüge verschwimmen im Nebel. Bäume torkeln die Hänge hinab.
Da stimmt doch etwas nicht! So trist sieht das Bergische Land bei Biblinghausen nicht mal nach einer Woche Dauerregen aus.
Mal kurz am Rädchen drehen.
Aha. So stellt man den Feldstecher scharf.
Schon schaut die Welt freundlicher aus. Idyllisch wie eine Märklin-Landschaft. Der Wald ist sommergrün, der Himmel himmelblau, das Wasser schimmert silbern, die Sonne leuchtet abendrot, und alle Bäume stehen stramm. Fantastisch dieser Fernblick! Reicht bis zum fernen Südufer gegenüber und zu einer Aussichtsbank. Man erkennt sogar den Papierkorb daneben.
Igitt, der quillt ja über vor Müll! Irgendwer hat seine Grillreste unsachgemäß entsorgt. Ragt da ein abgenagter Hammelschlegel aus dem Gitterkorb? Oder ist es ein Ferkelgerippe? Was glauben die Leute eigentlich, wer ihre Kadaver hier abholt? In Naturschutzgebieten verkehrt die städtische Müllabfuhr nicht nach Abfallkalender. Die Hammelkeule schillert grün. Muss schrecklich stinken, allerdings nicht für das Liebespaar, das auf der Bank daneben in hemmungslose Knutscherei versunken ist. Der Mann hat helles Haar und alle Hände voll zu tun. Mehr ist von ihm nicht zu erkennen. Die Frau auf seinem Schoß verdeckt den Rest. Mit ihren Haaren, ihrem Körper, ihren Küssen. Sie ist blond, jung und äußerst biegsam.
So was! Das ist ja die Blondine vom Sternerestaurant Amselhof, Jean-Lucs Kellnerin. Und wer ist der Kerl? Auf keinen Fall Mâıtre Jean-Luc. Der hat schwarzes Haar und - wie man in Biblinghausen munkelt - eine dunkle Vergangenheit. Na, sein blonder Schatz scheint auch nicht ohne zu sein. Das ist höchst interessant, aber momentan unwichtig. Hier geht es nicht um gefährliche Liebschaften.
Hier geht es um Mord!
Oder Totschlag. Das muss später das Gericht entscheiden. Eins von beidem wird es in jedem Fall werden.
Darum heißt es jetzt: Zielperson finden und zuschlagen. Kurzer Schwenk zum nahen Westufer. Über Wasser, Wasser, noch mehr Wasser, einen Hang hinauf zu einem einsamen Bungalow. Ziemlich einfallsloser Klotz, aber von der Terrasse muss man eine sensationelle Aussicht haben. Für exklusive Grundstücke hatte Bauherr Schöpper immer einen Blick und als Gemeinderat von Biblinghausen die richtigen Kontakte.
Die Terrassentür schwingt auf. Der neue Besitzer tritt ins Freie.
Kurz das Fernglas nachstellen. Glück muss man haben. Das ist der Gesuchte: Oberstaatsanwalt Lothar E. Schuknecht.
Er trägt Schwarz und, wie es ausschaut, seine übliche Leichenbittermiene. Und das an einem lauschigen Sommerabend. Sauertopf! Oder ist der in Trauer? Nein, dafür ist der Anzug zu salopp und . ein Pyjama! Richtig lummelig sieht der aus.
Oh, jetzt entkorkt Schuknecht eine Flasche Wein. Stellt sie auf seinen Verandatisch. Er geht wieder in den Bungalow und kehrt mit einem Wälzer von Buch zurück. Begleitet von spitzen Jaultönen aus seinem Wohnzimmer. Hat der Mann eine Katze? Wenn ja, muss die rollig sein, oder er schlägt sie. Zuzutrauen ist es ihm.
Der Staatsanwalt im Schlafanzug nimmt in einem Korbstuhl Platz, lehnt sich zurück. Hm, sieht sehr entspannt aus. Scheint sich rundum wohlzufühlen. Und unbeobachtet.
Wenn der wüsste!
Weiß er aber nicht.
Besuch erwartet der offensichtlich nicht.
Wen auch?
Dieser selbstgefällige Griesgram und Schnüffler will in Biblinghausen mit niemandem etwas zu tun haben. Ein erneuter Blick durch den Feldstecher untermauert die Vermutung, dass er allein ist. Schuknecht gießt ein einzelnes Weinglas voll, trinkt aber nicht, sondern versinkt in der Betrachtung des Glases. Darin schillert es köstlich rot. So köstlich, dass man Durst bekommt. Warum trinkt der nicht?
Schuknecht legt die Fingerspitzen seiner Hände so zusammen, dass sie ein Dreieck bilden. Affektierte Geste! Will der den Wein erst segnen? Oh, schließt er jetzt auch noch die Augen?
Kurzes Scharfstellen. Tatsächlich, die Augen sind fest zu.
Will der ein Nickerchen halten? Oder betet der? Schwer vorstellbar. Und wenn, dann sicherlich zum Patron aller Miesepeter. Wird ihm nichts nutzen. Die Gelegenheit ist zu günstig, um sie zu verpassen.
Kurzer Blick auf die Uhr. Die Zeit passt auch. Halb neun, gleich wird's dunkel. Nicht zappenduster, aber dunkel genug, um sich unbemerkt von der Seite an den Bungalow heranzuschleichen. Es gibt da einen Trampelpfad mitten durchs Gebüsch. Den kennt kein Schwein. Der schon gar nicht. Schließlich ist Schuknecht nicht von hier.
Jetzt aber los.
Rascher Seitenblick zum Komplizen. Der schläft mal wieder. Na, ist eben ein alter Herr.
»He, aufwachen, Kumpel! Höchste Zeit, dass wir zuschlagen! Hörst du nicht? Aufwachen!«
Ein knurrender, unwilliger Laut ist die Antwort.
»Mach schon, und verzieh nicht so das Maul! Eine Viertelstunde, und wir haben die Sache erledigt. Hey, was soll das? Nimm die Pfoten von dem Ding. Wird's bald? Ich trage das. Du machst nur Unsinn damit.«
Ein unwilliges Grollen ist die Antwort.
»Freundchen! Ich warne dich, mit so etwas spielt man nicht. Hast du eine Ahnung, was mich das gekostet hat?«
Kurzes Gerangel. Metallisches Blitzen. Ein leiser Fluch, ein Winseln. Schon ist geklärt, wer hier das Kommando hat und die tragende Rolle spielt.
»Verdammt, das hätte ins Auge gehen können, Bürschchen! Bei aller Liebe, als Komplize bist du eine glatte Null! Hör auf, so zu wimmern, ich hab dich nicht hart angefasst.« Pause. »Oder hab ich dich hart angefasst?«
Vorwurfsvoller Blick von unten.
»Ist ja gut, tut mir leid. Tut mir ehrlich leid, aber wir sind nicht zum Vergnügen hier. Wenn wir zuhause sind, kriegst du deinen Anteil, verstanden? Ziemlich fetter Anteil. Mehr als gut für dich ist.«
Noch vorwurfsvollerer Blick gepaart mit einer Leidensmiene.
»Okay, okay, meinen Anteil kannst du auch haben. Hauptsache, wir erwischen diesen Schuknecht.«
Endlich. Schweigen im Wald. Sogar dieser penetrante Specht hat sein Tagwerk eingestellt. Durch die Verandatür kräuseln sich dünn wie Rauchfäden die Töne einer japanischen Shakuhachi-Flöte in den Spätsommerabend. Kein esoterisches Synthesizer-Geschwurbel, sondern Tony Scotts feinsinniger Jazz-Klassiker Music for Zen Meditation von 1964. Töne wie hingetupft, äußerst entspannend. Oberstaatsanwalt Lothar E. Schuknecht beendet zufrieden eine kleine Meditation. Auf dem Terrassentisch atmet ein vorzüglicher Rotwein.
So lässt es sich leben. Zumal es seit einer Woche nicht geregnet hat. Was in dieser Einöde namens Bergisches Land, das genaugenommen aus mittelmäßigen Hügeln besteht, einem Wunder gleichkommt. Ihre irreführende Benennung verdankt die Gegend den Herzögen von Berg, ihren Ruf als Idylle allein dem Niedergang der traditionellen Handwerksbetriebe und der Metallindustrie. Jahrhundertelang haben sie die hiesige Luft und sämtliches Wasser verpestet und den Mischwaldbestand zwecks Brennstoffgewinnung geplündert. Bereits im Spätmittelalter wurden örtliche Bäche und Flüsse von Gerbern, Blaufärbern und Bleichern in stinkende Kloaken verwandelt. Nicht weit von hier gab es vor etwas mehr als hundert Jahren auch noch geheime Pulvermühlen, deren gelegentliche Explosionen die Arbeiter Beine, Arme oder das Leben kosteten. Von Salpeterverätzungen ganz zu schweigen. In Lumpen-und Papiermühlen fingen sich ganze Frauengenerationen - manche noch Kinder - die Tuberkulose ein. In Hammermühlen ging es ihren Männern nicht besser, Richtung Wuppertal schufteten sich Hutbandweber und Seilmacher zu Tode. Mit anderen Worten: Ländliche Idylle herrschte hier selten. Auch nicht für die Bauern. Und kulturell gesehen ist das Bergische nach Schuknechts Dafürhalten bedauerlich unterentwickelt.
Sentimentale Naturbetrachtung, findet der Oberstaatsanwalt a. D., ist dafür keine Entschädigung. Sinnloses Herumwandern auf morastigen Waldpfaden erst recht nicht. Schadet dem Schuhwerk, auf das er viel Wert legt.
Zugegeben: Es ist dennoch vergnüglich, hier auf der Terrasse zu sitzen. Aber zum Vergnügen ist er nicht vor zwei Monaten hergezogen. Nein, das ganz sicher nicht.
Schuknechts Blick streift sein Darn Jian, das griffbereit am Tischbein lehnt. Die untergehende Sonne entlockt der Stahlklinge des Schwerts glühende Lichtreflexe. Soeben hat er mit dem Darn Jian seine Tai-Chi-Übungen vollzogen. Eine verkürzte Version des Pekingstils, zweiunddreißig ineinander überfließende Bewegungsfolgen aus der Nahkampfpraxis, die Seele, Geist und Körper in Harmonie und in Kontakt mit dem Chi bringen, der überall fließenden Lebensenergie. Die möchte er sich mit seinen fast siebzig Jahren noch ein Weilchen erhalten. Darum das Schwert. Ein scharfes, zweischneidiges, tödliches Schwert.
Vergnügen, Heiterkeit oder gar Ausgelassenheit wären bei Übungen mit dieser Waffe fehl am Platz. Überhaupt sind derartige Gefühlszustände geeignet, seinen Verstand zu trüben, auf den er angesichts seines Vorhabens und auf seinen vielleicht letzten Lebensmetern nicht verzichten kann.
Ebenso wenig wie auf sein abendliches Glas Rotwein. Man muss auch entspannen können. Sich der passiven, weiblichen, feuchten Yin-Energie hingeben, um im entscheidenden Moment mit aktiver, männlicher Yang-Energie zuschlagen zu können.
Wobei man mit einem Tai-Chi-Schwert nie dumpf draufhaut, sondern geschmeidige, schneidende Bewegungen vollführt. Heutzutage üblicherweise in Richtung eines unsichtbaren Gegners. Tai-Chi - ob mit bloßer Hand, Stock, Fächer oder Schwert praktiziert - dient in erster Linie der Selbstschulung, der Zähmung des inneren...
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