Schweitzer Fachinformationen
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Ihre Haut nahm eine bläuliche Färbung an.
Ihr Fleisch wurde starr - was perfekt war.
Ihre Augen blickten durch das Eis nach oben, obwohl sie nichts mehr sahen, leider, denn so würde sie nicht zu würdigen wissen, wie viel Liebe, Hingabe und Überlegung er in sein Werk steckte.
Ihr Atem brachte das Eis über ihrer Nase nicht länger zum Schmelzen, auch ihr Mund blieb zum Glück geschlossen, die perfekten Lippen, nunmehr von einem dunkleren Blau . wie Schneewittchen, dachte er, nur nicht in einem gläsernen Sarg, sondern in einem Sarg aus Eis. Sorgfältig verteilte er einen weiteren Eimer Wasser über die gefrorene Schicht.
Eiskristalle bildeten sich über ihrem nackten, jugendlichen Körper, glitzerten und funkelten im gedämpften Licht seiner Höhle.
Es sah schön aus.
Wunderschön.
Perfekt.
Tot.
Summend fing er an zu meißeln. Aus dem batteriebetriebenen Radio ertönte Weihnachtsmusik und erfüllte sein ganz privates, geheimes Refugium. Er arbeitete sorgfältig, genau bis ins kleinste Detail. Perfektion, das war sein Ziel. Absolute Perfektion würde er erreichen.
Die Temperatur in seiner unterirdischen »Werkstatt« lag konstant bei minus 1,1 Grad Celsius, knapp unter dem Gefrierpunkt; sein Atem bildete bei der Arbeit weiße Wölkchen. Obwohl gerade ein Schneesturm über diesen Teil der Bitterroot Mountains hinwegfegte, war die Luft hier unten, tief in den Höhlen, unbewegt; nicht der kleinste Luftzug war zu spüren.
Er trug einen Neoprenanzug, Handschuhe, Stiefel und eine Skimaske, auch wenn er sich insgeheim wünschte, nackt zu arbeiten. Es wäre herrlich zu spüren, wie ihm die Kälte ins Fleisch schnitt, sich lebendiger zu fühlen, doch das würde warten müssen. Er durfte nicht leichtsinnig werden, durfte nicht zulassen, dass ein winziger Hautpartikel, ein Haar oder auch nur ein Schweißtropfen sein Werk beeinträchtigte.
Doch es ging nicht nur um die perfekte Schönheit, es gab auch noch das Problem mit der DNA, sobald die Polizei sich einschaltete. Lange würde das nicht mehr dauern, denn sein Kunstwerk war beinahe fertig. Hier noch ein bisschen schnitzen, dort noch ein bisschen schleifen.
»Oh, the weather outside is frightful«, sang er zur Musik mit. Seine Stimme hallte durch die durch Gänge miteinander verbundenen Höhlen, die tief unten in den Gebirgsausläufern der Bitterroot Mountains versteckt lagen. Eine natürliche Quelle lieferte ihm das Wasser, das er für seine Arbeit brauchte, batteriebetriebene Lampen spendeten bläuliches Licht. Wenn er es heller haben wollte, schaltete er zusätzliche Scheinwerfer an.
Weiter hinten in der riesigen Höhle ertönte ein jämmerliches Wimmern. Er runzelte die Stirn. Warum starb diese Frau nicht endlich? Er hatte ihr eine Dosis Beruhigungsmittel verabreicht, die einen Elefanten umgehauen hätte, und trotzdem schwankte sie noch immer zwischen Leben und Tod. Stöhnte. Mit gefurchten Augenbrauen schlug er den Hammer auf den Meißel, der rutschte ab und schnitt durch den Handschuh in den Finger. »Verdammt!« Ein einzelner Blutstropfen rollte über das Eis und gefror. Anstatt ihn wegzuwischen, meißelte er die Stelle aus, um sicherzugehen, dass sein perfektes Kunstwerk nicht ruiniert wurde.
Als er damit fertig war, schwitzte er. »Hab Geduld«, schärfte er sich ein, als er die Kerbe vorsichtig, nach und nach, mit klarem Wasser aus der Quelle füllte, um den Makel unsichtbar zu machen.
»Perfekt«, murmelte er, endlich zufrieden.
Er blickte auf sein Kunstwerk hinab, betrachtete die nackte Frau, umschlossen von Eis, dann beugte er sich vor, gerade so weit, um ihr über eine eisige Brustwarze zu lecken. Seine Zunge kribbelte, die Kälte im Mund bereitete ihm pure, heiße Lust, und er malte sich aus, wie er seinen Körper an ihrem eiskalten Fleisch reiben würde. Sein Schwanz zuckte.
Er glitt mit der Zunge über das Eis, stellte sich ihren salzigen Geschmack vor, nahm ihre harte Brustwarze in den Mund. Er wollte seine Zähne darin versenken, nur ein wenig, bis sich Lust und Schmerz vermischten. Seine Phantasie entlockte ihm ein leises Stöhnen.
Vor seinem inneren Auge sah er eine weitere schöne Frau, deren Haar ungebändigt hinter ihr herwehte, während sie lief, lachend, ihre Stimme hallte durch den Winterwald. Die schuppigen Stämme der Kiefern waren voller Schnee, zwischen den langen Nadeln hingen dünne Eiszapfen.
Er rannte durch den dicken Pulverschnee, jagte ihr hinterher, sah erregt zu, wie sie ihre Kleidung abwarf, Stück für Stück, Mantel, Bluse, Rock, Schal, bis sie in BH und Höschen dastand und wieder vor ihm davonlief.
Bald schloss er zu ihr auf und fing an, seine eigene Kleidung abzustreifen, Stiefel, Jacke, Jeans, dann fummelte er mit klammen Fingern an den Knöpfen seines Hemds, die sich nur schwer öffnen ließen. Der Abstand zu ihr wurde größer, und er musste angestrengt rennen, um sie einzuholen.
Er malte sich aus, was er mit ihr anstellen würde, wie er in sie stoßen, den vom Himmel rieselnden Schnee auf ihrer nackten Haut zum Schmelzen bringen würde.
Doch er hielt sein Messer in der Hand. Das Messer mit dem Griff, der aus dem Geweih des Hirsches gefertigt war, den er vor drei Jahren getötet hatte. Er erinnerte sich genau daran, wie er das Tier erlegt hatte, mit einem einzigen Pfeil .
Jetzt hatte er sie fast eingeholt . sein Herz pochte, seine Finger schlossen sich um den Griff des Messers.
Sie wirbelte herum, als er nur noch einen halben Schritt hinter ihr war, ihre Augen glänzten wie zwei Eiskristalle, die Wangen leuchteten gerötet von der frostigen Winterluft. Ein neckisches Lächeln umspielte ihre perfekten Lippen. Lippen wie die eines Engels.
Dann sah sie das Messer.
Ihr Lächeln verblasste. In ihrem schönen Gesicht spiegelte sich Erschrecken, dann Entsetzen wider. Sie stolperte, stürzte beinahe, dann lief sie weiter, schneller als zuvor, wobei sie noch mehr Schnee aufwirbelte. Jetzt hatte ihre Flucht nichts Spielerisches mehr, jetzt rannte sie aus nackter Angst.
Mit geblähten Nasenflügeln nahm er die Verfolgung auf, war mit ein paar Schritten bei ihr, bekam mit der freien Hand ihr offenes Haar zu fassen und dann .
Verschwommen.
Alles, woran er sich erinnerte, war die Wunde, aus der warmes rotes Blut auf den blendend weißen Schnee spritzte.
Nein! Abrupt kehrte er in die Gegenwart zurück. Er durfte es nicht zulassen, dass ihn derlei Gedanken von der Arbeit ablenkten.
Das Eis um die Brustwarze schmolz in seinem Mund. Seine Erektion war nun steinhart und drückte gegen den engen Neoprenanzug. Er richtete sich auf und verspürte einen Anflug von Abscheu wegen seiner Schwäche. Mit aller Kraft zwang er seinen stets bereiten Schwanz, wieder abzuschwellen.
Was war nur in ihn gefahren?
Er blickte auf die nackte Frau hinab und betrachtete die Stelle, an der sein Mund das Eis geschmolzen und jede Menge DNA-Spuren hinterlassen hatte. Das war nicht klug, ganz und gar nicht, und bestimmt nicht das, was man von einem Menschen mit dem IQ eines Genies erwartete.
Rasch fing er an, auch diesen Fleck aus dem Eis zu meißeln.
Im hinteren Teil der Höhle fing die Schlampe erneut an zu stöhnen. Er biss die Zähne zusammen. Sie würde noch früh genug sterben, und ihr makelloser Körper würde keinerlei Anzeichen von Gewaltanwendung aufweisen, kein Hämatom, keine Schnittwunde, nichts. Dann würde er auch sie in einen eisigen Sarg stecken und ein weiteres perfektes Kunstwerk erschaffen.
Ein Blick auf die Armbanduhr sagte ihm, dass ihm noch genug Zeit blieb, um die begonnene Arbeit zu Ende zu bringen. Seine Frau erwartete ihn nicht vor einer Stunde zurück. Jede Menge Zeit.
Er holte Wasser aus der Quelle und goss es über sein Werk. Es ist noch nicht ganz fertig, dachte er, als er in die weit aufgerissenen Augen der eingefrorenen Frau blickte.
Doch es würde nicht mehr lange dauern.
Dankbar, dass das Stöhnen aus dem hinteren Teil der Höhle endlich verstummt war und er sich wieder konzentrieren konnte, schöpfte er wieder und wieder Wasser, wobei er leise das Lied im Radio mitsang: »Let it snow, let it snow .«
». let it .« Klick!
Selena Alvarez drückte auf die Schlummertaste ihres Radioweckers, dann stellte sie ihn, ohne zu überlegen, ganz aus und rollte sich aus dem Bett. Mein Gott, sie hasste das Lied. Überhaupt hatte sie mit Weihnachten rein gar nichts am Hut.
Und das hatte seine Gründe.
Nicht, dass sie jetzt wieder darüber nachdenken wollte.
Das wollte sie nie.
Obwohl es draußen noch stockdunkel war, teilte ihr die leuchtend rote Digitalanzeige mit, dass es halb fünf war, die Zeit, zu der sie für gewöhnlich aufstand und langsam in Fahrt kam. Die meiste Zeit des Jahres nahm sie jeden einzelnen Tag in Angriff, als stellte er eine besondere Herausforderung dar, doch sobald sich der Herbst dem Ende näherte und der November in den Dezember überging, verspürte sie den ewig gleichen Überdruss, der die Vorweihnachtszeit begleitete, die mangelnde Begeisterung, die ihr die Kraft raubte und ihre Stimmung trübte. Im Winter schwand ihre übliche Ich-stelle-mich-dem-Leben-Haltung, und sie musste sich doppelt zusammenreißen, um sich nicht hängen zu lassen.
»Dummkopf«, murmelte sie und streckte sich.
Sie kannte natürlich den Grund für diesen alljährlichen Stimmungswechsel, doch sie sprach nie darüber, nicht einmal mit ihrer Partnerin. Schon gar nicht mit ihrer Partnerin. Pescoli würde sie doch nicht verstehen.
Und Alvarez würde jetzt ganz bestimmt nicht darüber...
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