Schweitzer Fachinformationen
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KAPITEL 2
Am Abend darauf trafen sich die fünf Ladenbesitzerinnen der Valerie Lane wie jeden Mittwoch in Laurie's Tea Corner, um sich auszutauschen, sich den neuesten Klatsch und Tratsch zu erzählen und Tee miteinander zu trinken. Natürlich hielt Laurie die Türen offen für jeden, der sich dazugesellen wollte, genauso wie Valerie Bonham es damals gemacht hatte.
»Schaut mal, was ich euch Leckeres bringe«, sagte Keira, die Besitzerin der Chocolaterie nebenan, als sie als Letzte Lauries Laden betrat. Keira war neunundzwanzig und hatte ihr Geschäft bereits vor fünf Jahren in der Valerie Lane eröffnet. Sie war ein Fels in der Brandung für die anderen und versorgte sie nicht nur mit Schokolade, sondern hatte immer auch ein offenes Ohr und eine große Portion Geduld. Sie setzte sich an den Fenstertisch zu Ruby aus dem Antiquitätenladen, die mal wieder ein Outfit trug, das aus einer anderen Zeit zu stammen schien. Auch Susan aus dem Wollgeschäft und Orchid aus dem Geschenkartikelladen hatten schon einen Platz gefunden. Neben der quirligen Orchid wirkte Susan wie ein graues Mäuschen, so unscheinbar und still saß die Vierunddreißigjährige da in ihrer grauen Jeans und dem schwarzen T-Shirt. Ihr schwarzes Haar, das sie zu einem schlichten Dutt gebunden hatte, und das ungeschminkte Gesicht taten ein Übriges.
»Was ist denn das?«, fragte Laurie und stellte einen Teller bereit, auf dem Keira die kleinen runden Köstlichkeiten aus einer der hübschen Schachteln verteilen konnte, in denen sie ihre selbst hergestellten Pralinen, Trüffeln und sonstigen Süßigkeiten verkaufte. Die weiße Schachtel mit den goldenen Verzierungen war wie sie selbst: von außen schlicht, mit ein paar kleinen, geschmackvollen Schnörkeln, innen drin jedoch steckte ganz viel Liebe.
»Eingelegte Kirschen, umhüllt von köstlicher Schokolade - Vollmilch und weiße. Probiert!«
Das ließen die Frauen sich nicht zweimal sagen. Sie alle waren immer ganz begierig darauf, Keiras neueste Kreationen zu testen.
»Wow, sind die lecker!«, sagte Orchid, die nach Ruby mit ihren fünfundzwanzig Jahren die Zweitjüngste war und auf die anderen mit ihrer fröhlichen Unbeschwertheit oft noch wie ein Teenager wirkte.
»Köstlich«, bestätigte Susan.
Auch Ruby, die nie viel sprach, nickte zustimmend.
»Ich muss sagen, ich mag die mit der weißen Schokolade sogar fast noch ein bisschen lieber«, sagte Laurie und betrachtete dabei Keira. Es kam ihr so vor, als ob ihre Freundin schon wieder ein wenig zugenommen hätte. Aber war das ein Wunder, wenn man den ganzen Tag Schokolade vor der Nase hatte? Egal, Laurie mochte sie genau so, wie sie war, denn sie war einfach wunderbar.
»Im Laden habe ich auch noch welche mit Zartbitterschokolade, aber da ich ja weiß, dass ihr die alle nicht mögt, habe ich davon keine mitgebracht.«
»Und? Verkaufen die sich gut?«, fragte Orchid.
»Unglaublich gut. Ich biete sie erst seit Montag an und habe schon Nachschub machen müssen.«
»Kannst du mir ein paar zurücklegen?«, fragte Laurie. »Ich würde sie gerne am Wochenende zum Tee reichen, als kleines Extra.« Am Wochenende kamen immer ein paar ganz liebe Stammgäste vorbei, ältere Herrschaften, denen Laurie gerne eine besondere Freude machte.
»Natürlich.« Keira nickte begeistert.
Genau so machten die Ladeninhaberinnen der Valerie Lane das. Wo sie nur konnten, unterstützten sie einander, zumal sie doch wussten, wie schwer es war, gegen die großen Geschäfte in der Cornmarket Street anzutreten. Bei Keira kauften sie allerlei Süßkram, und das immer und immer wieder. Zu Susan gingen sie, wenn ihnen nach Häkeln oder Stricken war, vor allem in der kalten Jahreszeit. Bei Orchid besorgten sie alle Arten von Präsenten. Und bei Laurie deckten sie sich mit Tee ein. Nur bei Ruby schauten sie nicht so häufig vorbei, was aber leider an den Preisen der Antiquitäten lag und nicht an ihr selbst.
Laurie sah in die Runde. »Was für einen Tee wollen wir heute trinken? Zu den Kirschen würde ein Früchtetee gut passen oder . wartet! Ich habe diesen neuen wunderbaren schwarzen Tee mit Kirscharoma. Was haltet ihr davon?«
Davon hielten alle sehr viel.
»Ich denke, wir alle vertrauen deinem Urteil, vor allem und besonders, was Tee angeht«, sagte Keira.
»Stimmt«, bestätigte Susan. »Durch dich haben wir schon so viele außergewöhnliche Sorten kennengelernt.«
Orchid knabberte an einer Schokokirsche und nickte. »Oh ja. Wahre Geschmacksexplosionen sozusagen.«
Laurie freute sich über die Komplimente. Sie wusste aber auch, dass ihre Freundinnen nicht nur wegen des Tees an jedem Mittwochabend in die Tea Corner kamen. Vielmehr freuten sie sich darauf, dass sie zusammen lachen und sich manchmal auch ausheulen konnten. Wie das eben so war. Jeder hatte sein Päckchen zu tragen, manchmal war es leicht, und man trug es mit Schwung und Gelassenheit, manchmal war es aber auch verdammt schwer, und man war froh, sich auf so besondere Freundinnen verlassen zu können, die einem beim Tragen halfen, wenn es allein nicht mehr ging.
Und so saßen die fünf auch an diesem Mittwochabend an einem der hübschen metallenen Tische, die in der Tea Corner aufgestellt waren, und tranken Tee. Vier weiße Tische gab es, und Laurie hätte gerne dazu passende Metallstühle gehabt. Aber viele ihrer Kunden waren schon ein wenig älter, und da Komfort vor Optik ging, hatte sie sich für dunkle Stühle aus Kirschholz und hübsche weiße Sitzkissen entschieden, als sie vor sechs Jahren beschlossen hatte, in dem Laden, der wohl bemerkt ein Geschäft und kein Café war, dennoch einen Ausschank anzubieten.
»Was gibt es Neues?«, fragte Laurie jetzt.
»Das Kleid ist da!«, platzte Orchid heraus und strich sich das blonde Haar zurück.
Jeder wusste sofort, von welchem Kleid die Rede war, denn Orchid sprach seit Wochen von nichts anderem als von der Hochzeit ihrer Schwester, auf der sie die Brautjungfer spielen sollte. Obwohl sie der Neuzugang unter ihnen war - sie hatte ihren Laden erst vor gut einem Jahr eröffnet -, hatte es manchmal den Anschein, als wüssten sie alle von Orchid weit mehr als von jeder anderen. Sie erzählte so oft und so viel von sich selbst, was jedoch keinesfalls bedeutete, dass Orchid selbstverliebt war und glaubte, sie wäre der Mittelpunkt der Welt. Nein, sie war einfach eine richtige Plappertasche, und genau deshalb hatten die anderen sie ja auch so lieb gewonnen. Einen derart offenen, fröhlichen Menschen musste man einfach ins Herz schließen.
»Und?«
Orchid verzog das Gesicht.
»Okay, das sagt alles«, meinte Laurie.
»Gefällt es dir nicht?«, fragte Susan.
»Ich habe ja schon bei der Anprobe gesehen, dass es knallpink ist und einen Rüschenbesatz hat, aber da sind jetzt auf einmal so unglaublich viele Rüschen dran, dass ich aussehe wie . wie . Ihr habt doch diese kleinen rosa Schwäne gesehen, die ich im Laden verkaufe, oder?«
»Die du letzten Monat im Schaufenster stehen hattest?«, wollte Keira wissen.
»Ja, genau die.«
»Du willst sagen, du siehst in dem Kleid aus wie ein rosa Schwan?«, fragte Laurie.
»Nein, ich will sagen, ich sehe darin aus, als hätte ich zehn dieser Schwäne zum Frühstück verdrückt.«
»So schlimm kann es gar nicht sein. Außerdem siehst du in allem umwerfend aus, egal, was du trägst«, sagte Ruby.
»Bist du lieb. Aber ich sag's euch, es ist so schlimm. Eigentlich noch viel schlimmer. Kennt eine von euch vielleicht jemanden, der gegen Bezahlung bei mir einbricht und das Kleid stielt?«
Alle lachten. Es gab kaum einen Mittwochabend, an dem nicht ausgiebig gelacht wurde, dachte Laurie. Sie teilten alle denselben verrückten Humor, und nicht selten flossen dabei sogar Tränen vor lauter Lachen.
Laurie schüttelte vergnügt den Kopf. »Du spinnst, Süße. Ich wette mit dir, dass dir am Samstag das Kleid so was von egal sein wird, wenn du erst mal neben deiner Schwester stehst, die ihrem Liebsten das Jawort gibt.« Unwillkürlich musste sie wieder an den Traum denken, wo sie selbst mit Barry vor dem Traualtar stand.
»Ja, die Trauung wird bestimmt total schön werden. Und die Fotos, auf denen ich zu sehen bin, muss ich dann irgendwie vernichten.«
»Nein, die wollen wir doch sehen!«, sagte Keira und griff nach einer weiteren schokolierten Kirsche.
»Was wird es denn für Musik geben?«, fragte Susan. Sie liebte Hochzeiten, auch wenn sie immer wieder beteuerte, dass sie den Männern bereits abgeschworen hätte. Ihr Hund Terry war das einzige männliche Wesen in ihrem Leben, und so sollte es auch bleiben.
»Oh mein Gott, das ist ja überhaupt das Allercoolste! Phoebe hat einen Gospelchor engagiert.«
»Gospelmusik? Ich hätte nicht gedacht, dass deine Schwester auf Kirchenmusik steht.« Laurie hatte Phoebe ein paarmal in Orchid's Gift Shop gesehen, und sie hatte in ihrer stylischen Löcherjeans und mit dem blauen Nagellack ziemlich lässig gewirkt.
»Tut sie auch nicht, zumindest nicht auf die üblichen Lieder wie Oh Happy Day oder Amazing Grace. Deswegen lässt sie den Chor auch ihre Lieblingssongs singen, jedenfalls alle, die zu einer Hochzeit passen: Tom Odells Grow Old with Me, James Morrisons Higher Than Here und Sam Smiths Stay With Me. Sie hat dem Chorleiter bereits die Songtexte und die Noten gegeben.« Sie grinste. »Ich glaube nicht, dass die oft so was singen müssen.«
»Ich finde, das ist eine wundervolle Idee«, sagte Ruby und lächelte. »Wenn ich einmal heirate .« Sie verstummte.
Die vier Freundinnen sahen sie an.
»Dann?«, wollte Keira wissen.
»Ach, nichts.«
Sie alle wussten, dass Ruby sich seit dem Tod ihrer Mutter um ihren...
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