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Zum Forschungsstand den Wortschatz der Luft betreffend ist einleitend Folgendes zu sagen: Dieser Wortschatz wurde bisher als Ganzes wie auch systematisch nicht erforscht. In Wörterbüchern ist er je nach Ansatz und Zielgruppe nur in Teilen erfasst. Hervorzuheben ist, dass F. Dornseiff in seinem Werk "Der deutsche Wortschatz nach Sachgruppen"7 ein alphabetisches Kapitel des Wortschatzes der Luftfahrt angelegt hat, was kein Forschungsergebnis ist, aber als Basis für eine Beschäftigung mit dem Wortfeld dienen kann. Mit der Aufnahme des Wortschatzes der Luftfahrt ist angezeigt, welche Relevanz dieser auch für den Alltag hat. Hier zur Illustration eine Abbildung zu "Flugzeug":
Abbildung 1: aus Dornseiff, F.: Wortschatz und Bezeichnungslehre
In den einleitenden Bemerkungen zum "Deutschen Wortschatz nach Sachgruppen" erklärt F. Dornseiff: "[... S]einen eigentlichen Ort in einem System der Sprachwissenschaft erhält der "Wortschatz nach Sachgruppen" erst durch den Begriff der Bezeichnungslehre, Onomasiologie, Onomastik".8 In der vorliegenden Arbeit wird ein semasiologisch-onomasiologischer Ansatz verfolgt, d.h., die Einzellexeme werden nach ihrer Herkunft und ihrer Bedeutung, auch nach Bedeutungswandel, befragt und dann einander gegenübergestellt, um auch feststellen zu können, in welcher Relation sie zueinander stehen (Synonyme, Antonyme usw.). Da es primär um Wörter im Lexikon und im Gebrauch geht (insbesondere in Bezug auf Erstbelege), bilden Wörterbücher den Ausgangspunkt der Studie und stehen gleichzeitig im Mittelpunkt der Betrachtung.
Insgesamt macht der Anteil der bei F. Dornseiff genannten und für die vorliegende Arbeit relevanten Lexeme nur einen kleineren Teil aus:9
1. Substantive
Aerodynamik, Aeronautik, Airport, Autopilot, Ballon, Doppeldecker, Fallschirm, Fliegerei, Fliegerei, Flug, Flugboot, Flugfeld, Fluggast, Flughafen, Flugplatz, Flugverkehr, Flugzeug, Hangar, Heißluftballon, Hubschrauber, Landung, Luftbrücke, Luftfahrt, Luftflotte, Luftschiff, Luftschiffer, Luftverkehrsabkommen, Pilot, Propeller, Segelflugzeug, Start, Tragfläche, Wasserflugzeug, Zeppelin
2. Verben
abfliegen, aufsteigen, auschecken, blind fliegen, fahren, fliegen, gleiten, landen, starten
3. Adjektive
aerodynamisch
Weitere Lexeme der Luftfahrt, die in dieser Studie behandelt werden, aber bei F. Dornseiff nicht erfasst sind, sind
Aeronaut, Aero-Hyrdoplan, Aeroplan, Aerosstatik, Amphibie, Amphibium, Aviatik, Ballonschiffahrt sowie die folgenden, die militärische Luftfahrt betreffenden Lexeme: Drachenflieger, Drehflügelflugzeug, Dreidecker, Fesselballon, Flieg, Flieger, Fliegzeug, Flugpost, Flugschiff, Flugwesen, Gleitflieger, Gleitflugzeug, Gyroplan, Luftball, Luftballon, Luftpost, Luftschraube, Luftschutz und Mongolfière.
Bei den substantivischen Lexemen, die F. Dornseiff nennt, die aber nicht in die vorliegende Studie aufgenommen worden sind, handelt es sich um Flugmaschine, Düsenjet und Ferienflieger. Dies sind Komposita (Zusammensetzungen), die lediglich Erweiterungen des Basiswortschatzes und daher nicht von grundlegender Bedeutung sind. Entsprechendes gilt für Komposita mit dem Zweitelement Hubschrauber, nämlich Polizeihubschrauber u.a. Von den Antriebsgeräten sind aus Sicht des Verfassers nur Propeller und Tragfläche von Belang. Aus dem Feld der Fluggeräte sind Drachen und fliegende Untertasse von der näheren Betrachtung ausgeschlossen, ebenso wie die Bezeichnungen, die bei F. Dornseiff unter dem Oberbegriff Fluggesellschaften versammelt sind.
F. Dornseiff hat, wie auch die Abbildung und das soeben Genannte zeigen, den Wortschatz der Luftfahrt als Sachgruppe mit Untergruppen erfasst.10 Allerdings fasst er den relevanten Wortschatz lediglich summarisch unter dem Schlagwort Flugzeug, an Stelle dessen präziser Luftfahrt hätte gewählt werden können, zusammen. Zu bedenken ist, dass Dornseiffs Anspruch darin besteht, dass das "Wort Träger kognitiver Einheiten [ist] und der Darstellung von Sachverhalten dient."11 Weiter betont er, dass "der Wortschatz als eine integrative Komponente des Sprachsystems" anzusehen sei und eine "integrative Funktion" habe. Schließlich führt er aus, dass das "Wort Träger des Begriffs"12 sei und die "Bewertungsfunktion als Grundfunktionen des Wortes" gelte. Diese Funktion führe zur "Erkenntnis der Gegenstände"13. Die Ziele Dornseiffs sind also deutlich andere als die, die mit der vorliegenden Arbeit verfolgt werden.
Auch in einschlägigen allgemeinen und etymologischen bzw. Herkunftswörterbüchern werden die zentralen Bezeichnungen für Gegenstände der Luftfahrt als Stichwörter aufgeführt und lexikalisch erschlossen, wobei aber beispielsweise das zentrale Lexem Flugzeug nicht in der Erstauflage des "Deutschen Wörterbuchs" (DWB)14 von Jacob und Wilhelm Grimm zu finden ist und auch nicht in der Erstausgabe des Duden von 188015, obwohl es zur jeweiligen Bearbeitungszeit bereits bekannt und in Gebrauch war.16 Im zehnbändigen Duden von 1999 gibt es einen Artikel zum Lexem Flugzeug mit der Erläuterung
1909 von dem deutschen Oberstleutnant und Schriftleiter der Zeitschrift "Luftflotte" Hermann Moedebeck gebildet nach Fahrzeug; Luftfahrzeug, das während des Fluges durch den aerodynamischen Auftrieb feststehender bzw. umlaufender Flügel getragen wird.17
Für die Entwicklung des Wortschatzes im Sachbezirk der Luftfahrt ist in besonderem Maße zu bedenken, ob die Bezeichnungen entsprechender Gegenstände vor oder nach ihrer Entwicklung gebraucht worden sind oder überhaupt vorhanden waren. Nach Prüfung der einschlägigen Literatur lässt sich als vorläufiges Zwischenergebnis formulieren: Für "Luftfahrzeuge leichter als Luft" (Luftschiffe) sind diese zeitgleich in den Sprachschatz aufgenommen worden, für die Bezeichnungen von "Luftfahrzeugen schwerer als Luft" (Flugzeuge) waren diese Wörter bereits belegt, obwohl es die entsprechenden Gegenstände noch nicht gab. So ist das Wort Flugzeug lange vor der Entwicklung des Fluggerätes bezeugt. Ein Erstbeleg ist trügerisch:18 M. Bauers frühes Werk von 1765 wird als Flugzeughandschrift [Hervorhebung J.I.] bezeichnet.19 Das bedeutet, dass sie später diesem Sachbereich zugeordnet worden ist. Das Lexem ist in dem vom Herausgeber vergebenen Titel der Schrift das Wort in der obigen Zusammensetzung belegt; von Melchior Bauer selbst wurde es noch nicht gebraucht. Das beschriebene und durch Zeichnungen belegte Fluggerät wird von ihm als "Wagen, auf welchem das menschliche Geschlecht in der Luft schweben kann"20 bezeichnet. Später wird der Titel und damit auch das Lexem zitiert, so von P. Supf 193521 wie auch in einschlägigen biographischen Werken.
Ein sehr früher, wenn nicht der erste Beleg ist bei A.W. Zachariae in seinem 1823 erschienenen Buch "Geschichte der Luftschwimmkunst"22 bezeugt, wo es der Autor als Bezeichnung für das für das Fliegen wichtige Teilgerät gebraucht, im zweiten Fall dann als Bezeichnung für das Gesamtgerät. In der Folgezeit, nämlich im 19. Jahrhundert bzw. Anfang des 20. Jahrhunderts, wurden dann derartige Fluggeräte entwickelt, was zum Teil zu lebhaften Diskussionen unter Wissenschaftlern aber auch Laien führte, welche Bezeichnung für jenes Luftfahrtzeug die treffendste sei. Man einigte sich schließlich auf Flugzeug statt Flugmaschine oder Aeroplan. Das geschah auf dem Deutschen Luftfahrertag von 1913;23 auch einigte man sich auf die Bezeichnung Luftfahrt als Oberbegriff für Luftschifffahrt und Flugwesen.
Fragestellungen, die im Folgenden beantwortet werden sollen, sind 1. Inwieweit wurde der Wortschatz bisher sprachwissenschaftlich erforscht? 2. In welchem Maße wurde der Wortschatz in allgemeinen und oder technischen Wörterbüchern verzeichnet? 3. Inwieweit haben Fremd- oder Lehnwörter den deutschen Wortschatz beeinflusst oder überlagert? 4. Ist der Wortschatz der Luftfahrt eine Fachsprache oder ein integraler Bestandteil der Gemeinsprache? 5. Inwiefern wären Aussagen in Allgemeinen Wörterbüchern und in Herkunftswörterbüchern...
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