Schweitzer Fachinformationen
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Isaiah Quintabe, der geniale Privatdetektiv ohne Lizenz, der meistens für die einfachen Leute in Long Beach, L.A., Probleme löst, stößt auf das Wrack des Autos, mit dem vor Jahren sein Bruder Marcus getötet worden war Schnell ist ihm klar: Es war kein Unfall, sondern Mord. Gleichzeitig meldet sich die damalige Freundin seines Bruders - ihre Halbschwester in Las Vegas steckt in Schwierigkeiten. Hoffnungslos spielsüchtig hatte die mit ihrem Freund versucht, die 14K-Triade zu erpressen. IQ und sein Sidekick Dodson machen sich auf nach Las Vegas, um die Situation zu entschärfen. Gleichzeitig regt sich der Verdacht, dass IQs toter Bruder Marcus vielleicht doch kein Heiliger war und Verbindungen zu dem ruandischen Gangster Seb Habimana hatte. IQ muss an mehreren Fronten gleichzeitig kämpfen, denn zudem haben sich noch ein übler Kredithai und die Locos Surenos 13, eine mächtige Gang, an seine Fersen geheftet. Schwerstarbeit für IQ und Dodson, die zur Hochform auflaufen. Und im Hintergrund lauert ein düstrer Feind .
Isaiah war siebzehn Jahre alt, als sein großer Bruder Marcus bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam. Er brach die Schule ab und verbrachte Monate mit der Suche nach dem flüchtigen Fahrer des Honda Accord, der Marcus völlig zerschunden auf dem Gehweg hatte liegen lassen, während seine Lebenskraft in den Gully rann. Marcus war Isaiahs Mentor, Freund und Vorbild gewesen, die einzige Familie, die er jemals hatte. Sein Alles.
Acht Jahre später entdeckte Isaiah zufällig bei TK auf dem Schrottplatz einen Accord. Es war schon fast dunkel. Er ging zu Fuß die alte Rennstrecke zwischen den Schrottwagen ab, sie erinnerten ihn an die Fotos vom Bürgerkrieg, die er in der Bibliothek gesehen hatte. Tote Soldaten auf einem Schlachtfeld. Verzerrte Leichen mit Chromzahnfratzen, die aus kaputten Augen auf Hunderttausende von Meilen zurückstarrten. Kein Lüftchen wehte im schwindenden Licht, nur eine einsame Krähe saß auf einem Reifenberg und krächzte traurig. Als wäre sie die letzte auf Erden. Isaiah kam um eine Ecke gebogen, und da war er. Der Anblick der Mordwaffe löste eine lähmende Flut von Schmerz und Erinnerungen aus; Marcus' Lächeln, das ihn gewärmt und getröstet hatte, seine zuversichtliche Stimme, sein liebevoller Blick eine strahlende und vielversprechende Zukunft für Isaiah voraussahen. Als die Erinnerungen endlich wieder verebbten, putzte Isaiah sich die Nase, wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und spürte eine weitere Welle von Emotionen anrollen, Wut und Entschlossenheit verschmolzen darin. Er überlegte, warum er die Suche aufgegeben hatte, und stellte sich den Fahrer vor, der irgendwo da draußen lebte und nicht einmal mehr daran dachte, dass er den besten Menschen der Welt auf dem Gewissen hatte.
Isaiah verließ den Schrottplatz und sagte sich, dass das alles lange her war und er es hinter sich lassen sollte. Die Suche hatte ihn schon einmal beinahe das Leben gekostet und völlig aus der Bahn geworfen.
Kummer und Leid von damals waren inzwischen vernarbt, und es hatte keinen Sinn, mit einem Messer in der alten Wunde zu wühlen.
In jener Nacht setzte Isaiah sich auf die Stufen vor dem Haus und teilte sich einen Energieriegel mit seinem Hund. Als Welpe hatte der reinrassige Pitbull einem Auftragskiller gehört. Nachdem Isaiah den Kerl ins Gefängnis gebracht hatte, nahm er den Hund zu sich und nannte ihn Ruffin nach David Ruffin, Marcus' Lieblingssänger. Mit zehn Wochen war Ruffin süß, witzig und zwölf Pfund schwer. Neun Monate später wog er schon stolze siebenundfünfzig Pfund und war ein schiefergrauer Halbstarker mit bernsteinfarbenen Augen, die ihm ein sehr wildes Aussehen verliehen. Niemand fand ihn mehr süß oder witzig. An der Leine konnte er sein Herrchen wie einen Bollerwagen die Straße entlangziehen. Isaiah wurde bewusst, dass er sich etwas vorgemacht hatte. Er war nie über Marcus' Tod hinweggekommen. Wenn es jemals eine bedeutungslose Formulierung gegeben hatte, dann war das die vom »darüber hinwegkommen«. Trauer ist kein Ort, den man hinter sich lässt. Sie wird Teil von dir. Sie verändert die Art, wie du siehst, fühlst und denkst, und immer mal wieder passiert es, dass du dich nicht an den Schmerz erinnerst, sondern ihn erneut durchlebst; der Kummer ist so real und herzzerreißend, als würde alles noch einmal geschehen.
Ruffin folgte Isaiah ins Haus, durch den Flur und in das zweite Zimmer, das er als Büro nutzte. Eine Hitzewelle war über Long Beach hereingebrochen, und drinnen war es stickig und heiß. Der Raum war spartanisch eingerichtet, wirkte wie vergessen, obwohl Isaiah ihn ständig benutzte. Darin befanden sich ein altes Lehrerpult, ein quietschender Drehstuhl, zwei Aktenschränke, auf dem Boden stapelten sich Kisten mit Platten, und ein zwei Meter langer Klapptisch ohne was drauf stand in der Mitte. Kein Schnickschnack, nichts Persönliches, abgesehen von zwei Schnappschüssen an der Wand. Einer zeigte Marcus und Isaiah, wie sie vor der Kamera Grimassen schnitten. Auf dem anderen war Mrs Marquez zu sehen, die ein Huhn an den Füßen hielt, während das arme Ding hilflos flatterte. Isaiah hatte den Vogel als Bezahlung für seine Dienste akzeptiert, nur um ihn aus ihren Fängen zu befreien. Sie hatte ihn Alejandro genannt, nach ihrem pendejo von einem Ex-Mann. Als der Auftragskiller kam, um Isaiah abzuknallen, erwischte er den Vogel, und es blieb nur eine Wolke aus Federn von ihm übrig.
Isaiah stellte eine der Kisten auf den Tisch, legte eine Mappe mit bereits gesammelten Informationen daneben. Über die Fahrzeugidentifizierungsnummer hatte er einen Fred Bellows als den Besitzer des Wagens ermitteln können. Auf dessen Facebookseite war ein dicker, weißer Mittvierziger zu sehen, mit einem Gesicht wie ein nicht durchgebackener Keks und einer Hose, die ihm bis zum dritten Knopf seines blau, braun und gelb karierten Hemds reichte. Seine Frau sah aus wie seine Zwillingsschwester, und auch die drei Kinder hatten bereits deutliche Bauchansätze. Fred wohnte in Wrigley Heights, einer hübschen Gegend im Norden von Hurston, wo Marcus und Isaiah früher gelebt hatten.
Isaiah nahm ein paar Fotos aus dem Ordner und verteilte sie auf dem Tisch. Es waren Bilder von dem Accord, die er auf dem Schrottplatz aufgenommen hatte. Die Scheinwerfer vorne waren zertrümmert, über dem Stoßdämpfer befanden sich ein paar Dellen, und an ein paar Stellen war die Farbe ab. Es wirkte falsch und unmöglich, dass Marcus tot, aber der Wagen kaum beschädigt war. Ein riesiger Bombenkrater oder ein von einem Blitz gespaltener Mammutbaum wären überzeugender gewesen.
Die Sitze und das Armaturenbrett waren aus dem Wageninneren herausgerissen worden, aber Isaiah hatte alles Mögliche auf dem Boden gefunden. Da waren vier ausgedrückte Zigarettenstummel, Marlboros, vier leere Dosen Carta Blanca, eine zerknitterte weiße Tüte und zerknülltes Sandwichpapier. Isaiah legte alles auf den Tisch. Das Sandwichpapier strich er glatt. Sogar ein Stück vom Sandwich war noch da, verschrumpelt und mumifiziert, einige wenige verhutzelte Jalapeñoringe, die Knitterfalten voller Krümel. Das Papier stammte von Kayos Subway. Das Logo war draufgedruckt: eine regenbogenfarbene Zielscheibe, die von einer Faust mit einem Sandwich durchschlagen wird.
Isaiah hatte die Google Earth-Karte von East Long Beach auswendig im Kopf, kannte in der Gegend sämtliche Bandenreviere, Crackhäuser, Puffs, Bars, Clubs, Billardsäle, Drogenecken, Straßenstriche, Tatorte, Sexualstraftäter, leerstehenden Gebäude, Schnapsläden und Parks. Alle Orte, an denen Kriminelle sich aufhielten und Straftaten verübten. Isaiah suchte Kayo auf seiner Karte. Vom McLarin Park aus gesehen befand sich der Laden direkt gegenüber auf der anderen Straßenseite. Markus und er hatten unmittelbar vor dem Unfall noch Basketball im Park gespielt. Isaiah hörte das leise ping seines inneren Echolots.
Die weiße Tüte war genau wie alle anderen Imbisstüten. Unbenutzte Servietten, ein Tütchen Senf und eine Quittung für ein dreißig Zentimeter langes Sub-Sandwich mit Pommes. Das Datum war das des Unfalls, Uhrzeit 17:02. Marcus war um zirka 18 Uhr überfahren worden. Ping ping. Fred wäre zweifelsohne in der Lage gewesen, sich vier Carta Blanca hinter die Binde zu kippen, aber er sah eher nach Budweiser oder Coors aus und auch nicht so, als würde er die leeren Dosen einfach in den Wagen schmeißen, er hatte immerhin Familie. Sie stammten von dem, der Marcus überfahren hatte. Zwei Häuser weiter von Kayo war ein A&J Liquor. Der Fahrer hatte sich also ein Sandwich und ein paar Bier geholt, sich in den Wagen gesetzt, getrunken und geraucht - aber eine Stunde lang? Mit einem Grand Slam Breakfast bei Denny's konnte man sich so lange beschäftigen, aber der Typ hier hatte sein Sandwich ja nicht mal aufgegessen. Wahrscheinlich hatte er auf etwas gewartet und nur gegessen, weil Kayo nun mal da war. Nach ein paar Bissen hatte er den Rest liegenlassen, lieber Zigaretten geraucht und alle fünfzehn Minuten ein Bier getrunken, was bedeutete, dass er entweder kettenrauchender Alkoholiker oder nervös war. Sehr nervös. Ping ping ping.
Nachdem Isaiah und Marcus Basketball gespielt hatten, waren sie auf der McLarin in nördlicher Richtung zur Bethesda gegangen, in die Baldwin abgebogen und dann zwei Straßenecken weiter in die Anaheim, wo Marcus in dem Moment, in dem er den Bordstein verließ, von dem Accord...
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