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Lady Lydia Alfreton verfasste einst ein skandalöses Manuskript und wird nun damit erpresst. Um das geforderte Geld aufzutreiben, geht sie in ihrer Verzweiflung auf eine Wette mit dem arroganten Duke of Penthurst ein - der Einsatz: ihre Jungfräuligkeit. Als sie beim Kartenspiel verliert, ist der Schock groß. Denn neben dem Erpresser, der damit droht, ihren Ruf zu zerstören, kommt nun noch ein zweites Problem hinzu: ein Duke, der entschlossen ist, ihre Wettschuld einzufordern ...
September 1799
Lydia starrte auf die Kaskade aus Seide und Musselin, die über Sarahs Arm hinabfiel. Sie nahm die Farben der Stoffe kaum wahr, einzig ihr Tastsinn schien ihr noch zu gehorchen. Hart und kantig spürte sie in ihrer Hand den Brief, den sie zerknüllt hatte.
»Welches wünschen Sie, Milady?« Sarah deutete auf das Musselinkleid. »Der Earl mochte dieses blaue immer besonders gern. Da er zugegen sein wird, wäre es eine gute Wahl.«
Das fragliche Kleid hätte einem jungen Mädchen während seiner ersten Saison gut zu Gesicht gestanden, doch zu Lydia mit ihren fast vierundzwanzig Jahren passte es keinesfalls. Ihrem Bruder, dem Earl of Southwaite, gefiel sie in diesem Kleid, denn er sah immer noch das junge Mädchen in ihr. Und das würde er so lange tun, bis sie eines Tages heiratete. Jedoch nahm die Wahrscheinlichkeit, dass es jemals dazu kommen würde, mit jedem Jahr ab, das verging.
Gott sei Dank.
Sie schloss kurz die Augen, um sich zu sammeln, und strich den zerknitterten Brief auf ihrem Schoß glatt.
Die Tinte war verschmiert, doch die Worte waren noch lesbar. Abermals kroch Lydia ein kaltes Schaudern den Rücken hinauf. Diesmal jedoch, statt nur Vorbote eines Schocks zu sein, kollidierte das Frösteln mit der glühenden Hitze ihrer Empörung, während die Bedeutung der Worte erneut in ihr Bewusstsein drang.
Es liegt in Ihrem eigenen Interesse, sich heute Abend bei Mrs Burton mit mir zu treffen, um über gewisse empörende Nachrichten Ihre Person betreffend zu sprechen, die mir zu Ohren gekommen sind. Wenn wir uns beraten, davon bin ich überzeugt, können wir Ihnen einen großen Skandal ersparen.
Ihr Diener
Algernon Trilby
Der Schuft hatte ihr die Ankündigung einer Erpressung geschickt. Was für ein Unsinn. Gäbe es in ihrer Vergangenheit doch irgendetwas, das interessant genug war, um so etwas heraufzubeschwören! Dieser Dummkopf hatte sich wahrscheinlich einfach geirrt.
Sie stellte sich vor, dass der fade Mr Trilby diesen Brief irrtümlich an sie adressierte und versehentlich dem wahren Opfer seiner Erpressung eine Einladung zu einer seiner langweiligen Zaubervorstellungen geschickt hatte. Hätte sie sich nicht für Taschenspielertricks interessiert, sie hätte ihn niemals gut genug kennengelernt, um seine Aufmerksamkeit zu erregen.
Die Zofe raschelte mit den beiden Kleidern. Ihre halbmondförmigen, vor verzweifelter Ungeduld hochgezogenen Augenbrauen reichten bis fast an ihren Haaransatz.
»Keines von beiden«, winkte Lydia ab. Sie stand auf, verließ das Ankleidezimmer und setzte sich an den kleinen Schreibtisch in ihrem Schlafgemach. Eilig schrieb sie einige Zeilen nieder und rief nach Sarah, noch bevor sie damit fertig war.
»Sorge dafür, dass einer der Diener dies zu Cassandra bringt. Und dann bereite mein grünes Abendkleid vor.«
»Das grünseidene? Sie meinten doch, Lady Ambury habe gesagt, es sei ein zwangloses Dinner.«
»Ich gehe nicht zu ihrem Dinner. Ich habe abgesagt.«
»Das ist recht plötzlich.«
»Plötzlich, aber notwendig. Heute Abend muss ich zu Mrs Burton.«
Um Sarahs Mund zuckte es missbilligend. Lydia nahm diese Vertraulichkeit hin, weil sie und Sarah schon als Kinder in Crownhill miteinander gespielt hatten, dem Landsitz ihrer Familie, auf dem Sarahs Vater noch immer als Stallknecht diente.
»Sprich einfach aus, was du denkst«, sagte Lydia, die sich bereits wieder auf dem Weg zum Ankleidezimmer befand. »Ich ertrage es nicht, wenn du das Gesicht verziehst, anstatt etwas mit Worten zu sagen.«
Sarah war ihr langsam gefolgt und legte die beiden Kleider ab. »Gewiss können Sie auf einen Abend am Spieltisch verzichten, um ihn stattdessen mit Ihrer Familie und guten Freunden zu verbringen. Ich glaube, Lady Ambury und Lady Southwaite haben dieses Dinner mit großer Sorgfalt geplant.«
Lydia durchwühlte ihre Schmuckschatulle. »Und das bedeutet, dass sie irgendeinen Mann eingeladen haben, dessen Bekanntschaft ich machen soll. Noch ein Grund mehr, lieber zu Mrs Burton zu gehen. Cassandra wird ihre Tante mitbringen, um das Geschlechterverhältnis bei Tisch auszugleichen, oder Emma nimmt eine von unseren Tanten mit. Meine Abwesenheit wird keine ernstlichen Unannehmlichkeiten nach sich ziehen.«
Sarah öffnete einen Schrank und nahm das grüne Seidenkleid heraus. »Sie wollen doch nur, dass Sie ihn kennenlernen, falls Sie mit Ihrer Vermutung überhaupt recht haben. Ein unverbindliches Bekanntmachen ist doch noch keine Zumutung. Und was Mrs Burton betrifft - wie viel Spaß können Sie dort schon haben, nachdem Ihr Bruder Sie um dieses Versprechen gebeten hat?«
»Southwaite hat mich um nichts gebeten. Er hat es von mir verlangt.« Die Erinnerung an das Gespräch mit ihrem Bruder war so frisch, dass diese Kränkung noch immer schmerzte.
»Er will doch nur Ihr Bestes«, murmelte Sarah.
Natürlich wollte er das. Jeder wollte das. Southwaite und seine Frau Emma, Cassandra und ihre beiden Tanten, alle wollten, was sie für das Beste für sie hielten. Das galt sogar für Sarah.
»Er wusste, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis das Glück Sie verlässt«, fuhr Sarah fort.
Was jedoch - sehr zur Enttäuschung ihres Bruders - noch immer nicht geschehen war . Ihre unheimliche Fähigkeit, stets als Gewinnerin den Spieltisch zu verlassen, kam all jenen unmoralisch vor, die glaubten, dass man erntet, was man sät. Den unbedeutenden Ruhm, den das Glück beim Spiel ihr eingebracht hatte, bewerteten sie als skandalös. Also hatte Southwaite, nachdem er vergeblich auf ihre Strafe in Form eines großen Verlustes gewartet hatte, sich eingemischt, um dafür zu sorgen, dass es einen solchen Verlust niemals geben würde. Sollte sie je mehr als fünfzig Pfund an einem Abend aufs Spiel setzen, würde er ihr das Taschengeld streichen und dafür sorgen, dass jedes Spielkasino in der Stadt davon erfuhr.
»Vielleicht war er auch besorgt, dass Sie allzu sehr von der Spielleidenschaft gepackt werden.« Sarahs Blick war weiterhin auf das grüne Kleid geheftet, das sie nach Beschädigungen absuchte. »Es ist bekannt, dass manchen Leuten so etwas widerfährt. Das geht so weit, dass sie sich nicht vom Spieltisch fernhalten können, ungefähr so, wie ein Trinker die Finger nicht vom Gin lassen kann.« Sie griff nach ihrem Nähkorb. »Sie lassen sich andere Vergnügungen entgehen, sogar Abende im Freundes- und Familienkreis, um sich in diese Spielhöllen zu begeben. Und auch wenn sie ihre Gewinne sinnvoll einzusetzen verstehen, kann doch der Nervenkitzel selbst allzu verlockend sein.«
Lydia beobachtete im Spiegel, wie Sarah sich auf Nadel und Faden konzentrierte. Als kleine Mädchen hatten sie zusammen im Schmutz gespielt, und noch heute waren sie eher Freundinnen als Herrin und Zofe. Lydia hatte ihren beiden Tanten getrotzt und darauf bestanden, dass Sarah an ihrer Seite blieb, obwohl das für das Mädchen zwei Jahre der Ausbildung und Anleitung durch eine erfahrenere Bedienstete bedeutet hatte.
Sarahs indirekter Tadel jedoch gefiel Lydia überhaupt nicht. Es gab zu viele Menschen, die sich berechtigt fühlten, sie zu ermahnen, mit ihr zu schimpfen und sie zu manipulieren. Sie war doch eine erwachsene Frau, um Himmels willen!
»Befürchtest du, dass ich zu diesen Personen gehöre, Sarah? Trunken vor Aufregung? Unfähig, mich zurückzuhalten? Dass das Spiel für mich Nervenkitzel ist und nicht Mittel zum Zweck?«
»Nein, Milady. Ich würde niemals .« Sie errötete.
Natürlich würde sie. Sie hatte es gerade getan. »Sei beruhigt, denn ich habe meine Pläne für heute Abend nicht geändert, um spielen zu können.«
»Ja, Milady.«
»Die Wahrheit ist - und versprich mir, es niemandem zu sagen -, dass ich zu Mrs Burton gehe, um mich dort mit einem Mann zu treffen.«
Erneut blickte sie in den Spiegel und nahm befriedigt zur Kenntnis, dass Sarah vor Schock und Neugier die Augen aufgerissen hatte.
»Jetzt bring bitte diesen Brief nach unten und hilf mir, mich fertig zu machen.«
Clayton Galbraith, Duke of Penthurst, war der Ansicht, dass kein Mann, egal, welchen gesellschaftlichen Ranges, von sich behaupten konnte, einen guten Charakter zu haben, wenn er den älteren Mitgliedern seiner Familie gegenüber nicht Geduld und Höflichkeit an den Tag legte. Darum rang er um Gelassenheit, während er seiner Tante Rosalyn zusah, die an einem der Tische in Mrs Burtons Spielsalon ihr Glück versuchte.
Rosalyn hatte ihn gebeten, sie zu begleiten. Er wartete noch darauf, dass sie ihm den Grund dafür verriet. Bisher schien es so, als hätte sie seine Gesellschaft nur gesucht, um ihm den Klatsch und Tratsch eines ganzen Monats mitzuteilen.
Doch dafür hätte sie ihn nicht in diesen Salon schleifen müssen, schließlich wohnte sie in seinem Haus, und das schon ihr ganzes Leben lang. Sie hatte nie geheiratet, denn für die Tochter eines Dukes bedeutete eine Heirat oftmals einen Verlust an Ansehen und gesellschaftlichem Rang, wie sie gern erklärte. Er vermutete den wahren Grund darin, dass eine Heirat sie aus der herzöglichen Residenz geführt und es ihr erschwert hätte, sich in die Angelegenheiten ihrer Bewohner einzumischen. Da der Duke inzwischen die einzige Person war, die noch dort lebte, war er damit gemeint.
Ihr modisches Abendkleid von der Farbe eines zugefrorenen Sees passte gut zu ihrer sehr hellen Haut, dem grauen Haar, den dunklen Augen und ihrer majestätischen Haltung. Zwischen in gedämpftem Ton...
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