Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Dieses Buch gibt es in zwei Versionen: mit und ohne Farbschnitt. Sobald die Farbschnitt-Ausgabe ausverkauft ist, liefern wir die Ausgabe ohne Farbschnitt aus.
Nachdem sie viele Jahre mit ihrem Bruder Henry in einem Kinderheim verbracht hat, geht es Anna Price jetzt gut im Leben. Sie ist eine geachtete Lehrerin und führt ein perfektes Leben mit einem schönen Haus am Meer und einem treuen Ehemann, den sie liebt. Bis eines Tages DI Walker ihr mitteilt, dass ihr Bruder ein Serienmörder ist. Seine letzten Morde hat er an ganz bestimmten Tagen begangen, einer davon ist Annas Geburtstag. Keine zwei Tage entfernt. Die Polizei braucht Annas Hilfe, um Henry rechtzeitig zu fassen. Denn er spielt ein altes »Katz-und-Maus-Spiel« aus Kindertagen, das nur Anna kennt. Doch warum? Will er, dass sie ihn findet? Oder ist sie sein nächstes Opfer?
Der Gestank von Rauch dringt mir in die Nase und brennt in meiner Kehle, aber ich atme tief ein und aus, als ich mich auf die Glasbalustrade des Balkons lehne und beobachte, wie die Möwen über die Dächer in Richtung Meer fliegen. Mein Seidennachthemd flattert sanft in der Brise und verschafft meinen Schenkeln eine gewisse Kühle, die mit der Morgensonne in Wettstreit liegt, deren Strahlen mein Gesicht wärmen. Ich schließe die Augen und genieße den Augenblick.
»Seeluft zu atmen, wäre sicher besser.« Ross tritt hinter mich. Ich kann die Kippe einfach nicht vor ihm verbergen. Vermutlich hat er sie schon unten gerochen. Seit über einem Jahr habe ich keine mehr geraucht, aber ich habe immer ein paar versteckt - natürlich nur für den Notfall.
»Erwischt.« Ich drehe mich nicht um. Ich habe keine Lust, die Enttäuschung auf seinem Gesicht zu sehen.
»Erinnerst du dich noch daran, wie wir kurz nach unserem Einzug Stunden auf diesem Balkon verbracht und auf Ness Cove geschaut haben? Wie wir vom Rauschen der Wellen wie hypnotisiert waren?«, fragt er und schlingt die Arme um meine Hüfte.
»Ja, und ich liebe es noch immer. Aber heute kann die salzige Luft auf meinen Lippen es nicht mit dem hier aufnehmen.« Ich halte die Zigarette hoch. »Nikotin ist besser für meine Nerven.«
»Aaah . Jaja. Heute kommen die Ergebnisse von der Prüfungskommission, nicht wahr?« Er lässt mich wieder los.
»Jep«, sage ich, drücke die Zigarette aus und stecke die Kippe in einen Topf mit Stiefmütterchen. Eine ordentliche Reihe von Blumentöpfen aus Terrakotta und Pflanzbehältern aus Aluminium reiht sich den ganzen Balkon entlang auf. Das ist unser >Garten<. Wenigstens ist er leicht zu pflegen. »Ich weiß, es ist nicht das erste Mal, dass ich in meinem Job begutachtet werde, aber .«
». aber jedes Mal zweifelt man wieder an sich selbst«, beendet Ross den Satz. »Ich weiß. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, dass es beim letzten Mal genauso war.«
Diesmal, in der Nacht vor dem Prüfungsbericht, hat Ross mich ein wenig abgelenkt, indem er mich zu einem Überraschungsessen bei unserem Lieblingsitaliener in Teignmouth eingeladen hat. Im Colosseum feiern wir jedes Jahr unseren Hochzeitstag, und die Eigentümer waren immer so warmherzig und freundlich zu uns, ich fühle mich dort richtig wohl, vor allem, wenn mir alles zu viel wird. Vermutlich hätte ich vorhersehen können, wie gestresst ich auch diesmal sein würde, ich hätte genauso gut auch direkt selbst einen Tisch buchen können.
»Tut mir leid«, sage ich. »Ich weiß, es ist nicht leicht mit mir, wenn ich eine Prüfung habe und die Ergebnisse noch nicht kenne.«
»Sei doch nicht albern«, erwidert Ross. »Das ist doch nur so, weil der Job dir so am Herzen liegt. Ich würde mir eher Sorgen machen, wenn die Prüfung dich kaltlassen würde.«
Ross hat natürlich recht. Ich habe hart gearbeitet, um diese Lehrerstelle an der Privatschule in Staverton, einem Dorf in der Nähe, zu bekommen. Anfangs hatte ich ein schlechtes Gewissen, weil ich da mit Kindern arbeite, deren Eltern sich den Luxus einer privaten, exklusiven Bildung leisten können, etwas ganz anderes als die Erziehung, die ich genossen habe. Dabei hatte ich mir fest vorgenommen, etwas für benachteiligte Kinder zu tun. Ich wollte sie in ihrem Leben unterstützen, genau wie ich es mir immer für meinen Bruder und mich erhofft habe. Doch dann schlichen sich Zweifel in meinen Kopf wie Gift, und die schreckliche Angst, nicht gut genug zu sein, drohte mich zu überwältigen. Falls ich versagen sollte, würde ich diese Kinder im Stich lassen müssen, genauso wie ich im Stich gelassen wurde? Wie sollte ich damit klarkommen? Mir wurde bewusst, dass die Vorstellung, ich könnte über Elend und glückliche Zukunft eines Kindes entscheiden, einfach viel zu viel Druck für mich bedeutete. Die Last der Verantwortung würde mich umbringen.
Dann lernte ich Serena kennen, eine Lehrerin an der Seabrook Prep School, und das genau zur richtigen Zeit. Sie zeigte mir einen Weg auf, wie ich als Lehrerin etwas bewirken und mir das Leben gleichzeitig erleichtern konnte.
Ross schlingt wieder die Arme um mich, ich entspanne mich und lasse mich gegen seine Brust fallen.
»Du hast nicht den geringsten Grund, nervös zu sein. Du bist eine fantastische Lehrerin. Die Kids können von Glück sagen, dass sie dich haben.«
»Das hoffe ich zumindest. Ich liebe sie wie meine eigenen .« Ich verstumme sofort, als ich spüre, wie sich jetzt Ross verspannt - nur leicht zwar, aber ich bemerke es sofort und zucke innerlich zusammen. Einen unangenehmen Augenblick lang erwarte ich, dass er etwas sagt, doch dann schmiegt er das Gesicht in meinen Nacken, atmet meinen Duft ein, küsst mich, und meine aufkeimende Panik verfliegt wieder.
»Ich mache dir einen Kaffee«, sagt er und löst sich von mir. »Oder hättest du lieber einen Wodka?« Sein tiefes, kehliges Lachen versichert mir, dass er sich meine flapsige Bemerkung nicht zu Herzen genommen hat. Ich will das Thema >Kinder< nicht wieder aufwärmen, vor allem nicht, nachdem wir es letztes Jahr begraben haben.
»Ein Kaffee reicht. Danke. Das harte Zeug spare ich mir für heute Abend auf.«
Nach einem letzten Blick auf Ness Cove verlasse ich den Balkon und schließe die Tür hinter mir, nachdem ich dem Universum wie immer für alles gedankt habe, was ich besitze. Denn das alles ist meilenweit von dem entfernt, was ich als Kind hatte, und noch viel weiter entfernt von der Zukunft, von der ich sicher glaubte, dass sie mir drohte - von der Zukunft, von der ich annahm, dass ich sie verdient hätte.
Ich brauche mehrere Versuche, um meine Ärmel zuzuknöpfen, doch nach ein paar rasselnden Atemzügen habe ich mich ein wenig beruhigt und trete einen Schritt zurück, um mein Erscheinungsbild im Spiegel zu überprüfen. Smart, chic und elegant. Ein Drittel davon stimmt sogar. Smart bin ich. Der Rest könnte eine Illusion sein, eine Verzerrung der Realität. Aber solange es das ist, was die Eltern, Mr. Beaumont, der Direktor, und die Schulinspektoren glauben, habe ich einen guten Job gemacht. Seit meinem zehnten Lebensjahr bin ich dem Prinzip >Durch Schein zum Sein< gefolgt, und es hat mich nie wirklich auf den falschen Weg geführt. Jetzt lächele ich mein Spiegelbild an, zupfe einen losen roten Faden von meinem Top und streiche schließlich mit beiden Händen meinen Nadelstreifenrock glatt. Ross hat recht: Alles andere als eine gute Bewertung ist unvorstellbar.
»Wie wär's mit ein paar Verlorenen Eiern?«, fragt Ross, als ich die Küche betrete. Seine Anzugjacke hängt über einer Stuhllehne, und die Ärmel seines weißen Hemdes hat er hochgekrempelt, während er Eier aufschlägt und in kochendes Wasser gleiten lässt. Ich schüttele den Kopf. Allein bei der Vorstellung wird mir schon schlecht.
»Nein, danke. Auf dem Weg zur Arbeit hole ich mir einen Bagel aus der Bäckerei.« Das werde ich natürlich nicht tun, aber das muss Ross ja nicht wissen. Er schaut mich mit zusammengekniffenen Augen an, und das verrät mir, dass er meine Lüge durchschaut hat. Ich lache leise. »Wow! Dir kann ich heute wohl gar nichts vormachen.«
»Wirst du das jemals können?« Ein scharfer Unterton liegt in seiner Stimme, und ich runzele die Stirn. Ich will gerade näher darauf eingehen, als es an der Tür klingelt. Ich schaue Ross fragend an.
»Das könnte Yasmin sein«, sagt er. »Sie wollte mir heute Morgen ein neues Immobilienportfolio vorbeibringen, damit ich nicht extra ins Büro muss.« Ross verlässt die Küche, und ich höre, wie die Haustür geöffnet wird. Eine Männerstimme hallt durch den Flur. Es ist also nicht Yasmin. Ross' Immobilienfirma, The Right Price, liegt in Shaldon, direkt bei uns um die Ecke. Dort arbeiten nur vier Angestellte, und zwei davon kenne ich: Oscar, den stillen Gesellschafter, und Yasmin, die Bürohilfe. Die beiden anderen sind Makler, die Ross mir noch vorstellen muss. Ich beuge mich vor, um meinen Becher in die Spülmaschine zu stellen, und ich schnappe unwillkürlich nach Luft, als ich mich wieder aufrichte und plötzlich einen großen, kräftigen Mann vor mir sehe. Er trägt einen Anzug, in dem er tatsächlich wie ein Makler aussieht.
»Oh . Hi . Sie sind doch sicher einer von Ross' Kollegen.«
Mir fällt Ross' angespannter Gesichtsausdruck auf, als er hinter dem Mann hervorlugt, und mir ist sofort klar, dass unser Besuch kein Kollege ist.
»Guten Morgen, Mrs. Price. Ich bin Detective Inspector Walker von der Kriminalpolizei für Devon und Cornwall.« Er duckt sich unter einem der Deckenbalken hindurch, streckt die Hand aus und präsentiert mir ein Ledermäppchen mit seiner Dienstmarke. Ich starre das Ding an. Dann schüttele ich ihm die Hand. Sie ist groß wie eine Schaufel, und meine Finger verschwinden fast vollständig darin. Mein Herz setzt einen Schlag lang aus, als wollte es mich vor dem warnen, was da kommt.
»Stimmt etwas nicht?«, frage ich. Mein Puls rast. Der Detective Inspector schaut mich an, nicht Ross. Aber, so schließe ich, wäre jemand verletzt worden oder gar gestorben, dann wären sie zu zweit gekommen. Zumindest läuft das im Fernsehen so. Außerdem ist Ross mein einziger naher Verwandter, und Ross geht es definitiv gut. Dann kribbeln meine Beine.
Nein, da gibt es noch jemanden .
»Können wir uns setzen, Mrs. Price?« DI Walkers Tonfall ist befehlsgewohnt, seine Worte nicht wirklich eine Frage, sondern eher ein Befehl.
Dann setzt Ross sich wieder in Bewegung. Auch er war durch den unerwarteten Besuch kurz wie...
Dateiformat: ePUBKopierschutz: ohne DRM (Digital Rights Management)
Systemvoraussetzungen:
Das Dateiformat ePUB ist sehr gut für Romane und Sachbücher geeignet – also für „glatten” Text ohne komplexes Layout. Bei E-Readern oder Smartphones passt sich der Zeilen- und Seitenumbruch automatisch den kleinen Displays an. Ein Kopierschutz bzw. Digital Rights Management wird bei diesem E-Book nicht eingesetzt.
Weitere Informationen finden Sie in unserer E-Book Hilfe.
Dateiformat: ePUBKopierschutz: Wasserzeichen-DRM (Digital Rights Management)
Das Dateiformat ePUB ist sehr gut für Romane und Sachbücher geeignet - also für „fließenden” Text ohne komplexes Layout. Bei E-Readern oder Smartphones passt sich der Zeilen- und Seitenumbruch automatisch den kleinen Displays an. Mit Wasserzeichen-DRM wird hier ein „weicher” Kopierschutz verwendet. Daher ist technisch zwar alles möglich – sogar eine unzulässige Weitergabe. Aber an sichtbaren und unsichtbaren Stellen wird der Käufer des E-Books als Wasserzeichen hinterlegt, sodass im Falle eines Missbrauchs die Spur zurückverfolgt werden kann.