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Wie Abacus entstand, fast in Konkurs ging und dann doch rasch den Durchbruch im Schweizer Markt schaffte. Und was das mit Fischstäbchen, Squash und mechanischen Buchungsmaschinen zu tun hatte.
Die Storys aus den ersten Monaten und Jahren der Firmengeschichte erzählen die Abacus-Gründer gern, oft und konsistent. Und die Journalistinnen und Journalisten diverser Zeitungen und Zeitschriften haben sie ihnen immer wieder abgekauft. Die «Studentenbude», wahlweise auch «Studenten-WG», kommt immer vor. Oder der Witz mit der Garage: In den 1980er-Jahren musste ein Software-Start-up nach kalifornischem Beispiel nämlich unbedingt in einer Garage (so wie es eben die Herren Hewlett und Packard1 getan hatten) gegründet worden sein. «We didn't start in a garage because we couldn't afford a garage» kam in der Kundenzeitschrift Flexilines des US-Partners Data Access Corporation natürlich gut an. Noch Jahrzehnte nach der Gründung von Abacus hiess es in der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) vom 6. September 2002: «, erinnert sich Hintermann. »
Die Abacus Research AG wurde am 21. Januar 1985 von Claudio Hintermann, Eliano Ramelli und Thomas Köberl gegründet - Daniel Senn, der vierte im Bunde, kam etwas später dazu. Mit an Bord war der erste und bisher einzige Investor, der Berner Treuhänder Georges Winkler. Dass die drei eine Software-Firma gründeten, sei Zufall gewesen, es hätte auch etwas anderes sein können, behauptet Hintermann heute. Denn primär ging es den drei Freunden - alle Absolventen der Hochschule St. Gallen (HSG) - darum, ihr Studentenleben zu verlängern, etwas Eigenes auszuprobieren und nicht wie alle anderen ihre Karriere durch eine Anstellung in einem Grossunternehmen zu starten. Lieber wollten sie weiterhin tagsüber ins Kino gehen, anstatt sich geregelten Arbeitszeiten zu unterwerfen.
Die Geschichte begann jedoch bereits früher. Etwa 1974 im Kollegium Sarnen, wo Hintermann und Ramelli die einzigen Tessiner und damit Italienischsprachigen waren. Sie absolvierten dort die Handelsmatur und gingen dann zusammen nach St. Gallen an die HSG, wo sie Thomas Köberl kennenlernten. «Wir trafen uns am ersten Abend im ersten Semester am Küchentisch von Mama Rüegg im Studentenhaus. Ich lernte Claudio als vielseitig interessierten Menschen kennen. Er interessierte sich für Filme und Musik, weniger fürs Studium. Die Vorlesungen besuchte er nicht. Deshalb war ich ganz nützlich, denn ich ging hin, schrieb mit und Claudio erklärte mir dann, was ich da notiert hatte. Eine Win-win-Situation», so Köberl mit dem für ihn typischen Unterstatement. Köberl, den die Zeitschrift Bilanz später als einen der «Masterminds» hinter Abacus beschrieb, stellt sein Licht bis heute unter den Scheffel.
Die drei blieben zusammen und schlossen 1983 ihr Studium an der HSG ab. Die Diplomarbeit schrieben sie auf einem Apple-Heimcomputer. Ein Luxus, den Ramelli ermöglicht hatte. Er hatte seinen Schwager, der im Tessin eine Fensterfabrik besass, überredet, ihnen einen solchen zu beschaffen. Als Gegenleistung sollten er und Hintermann ihm eine Lösung für die Fensterproduktion und eine Buchhaltung programmieren. «Programmieren brachten wir uns selbst bei», erzählt Hintermann, der neben dem Studium als Verkäufer beim St. Galler PC-Händler Computerschiff gearbeitet hatte. Auch mit Buchhaltung kannten sich Ramelli und Hintermann aus. Als Studentenjob hatten sie mit einer mechanischen Buchungsmaschine von Ruf für eine Graubündner Meliorationsgesellschaft die Geschäftsvorgänge der letzten zehn Jahre nachgebucht.
«Wir wussten nicht genau, was wir nach dem Studium tun sollten», so Köberl. Hintermann und Ramelli wussten nicht nur nicht, was sie mit ihrem Leben anfangen sollten, sie waren auch pleite. Gut, dass der Vermieter ihnen zwischendurch die Miete stundete. Ausserdem brauchte Ramelli Geld, denn er wollte im Ausland endlich richtig Englisch lernen. Daraus ist bis heute nichts geworden. Hintermann: «Wir wollten zusammen etwas machen. Wir hätten auch Spargeln anpflanzen können.» Spargelbauern wurden sie nie, dafür völlig erfolglose Sportartikelhändler: Nach einem Praktikumsaufenthalt von Hintermann und Köberl in England, importierten sie Squash-Schläger eines berühmten pakistanischen Spielers namens Khan in die Schweiz. Von den Sportgeräten wurde kein einziges verkauft. Ein bisschen erfolgreicher war der Versuch, mit Software Geld zu verdienen. Sie schrieben 1984 ein Programm für eine Wechselstube in Schaffhausen (Ramelli: «Das war ziemlich schnell erledigt»). Im St. Galler PC-Shop Computerschiff ergatterte Hintermann einen weiteren Auftrag: eine Wertschriftenbuchhaltung mit einfacher Fibu.2 «Wir offerierten die Lösung für 10 000 Franken und spekulierten damit, sie mehrfach verkaufen zu können.» Computerschiff wollte aber die Rechte an der Software, der Deal kam nicht zustande. Geblieben war die Idee, eine Fibu zu schreiben und vielfach zu verkaufen.
Die Idee, eine PC-Software-Firma zu gründen, lag Anfang der 1980er-Jahre in der Luft. Personal Computer waren in der Schweiz zwar noch selten, aber die Vorstellung, für wenig Geld eine Maschine kaufen zu können, die sich bis vor Kurzem nur grosse Firmen leisten konnten, war verlockend.3 Programmieren war zum verbreiteten Hobby, aber auch zur Geschäftsidee von technikaffinen Schülern und Studenten geworden. 1984 gab es schon eine ganze Reihe Buchhaltungsprogramme für PCs, doch Hintermann war überzeugt, dass sie eine bessere Lösung konstruieren könnten. Hintermann: «Ich schaute das Zeugs an und fand es Schrott. Das Problem war, dass die Leute zwar programmieren konnten, aber die Materie nicht verstanden. Eliano und ich verstanden sie. Ich erklärte der Kundschaft im Computerschiff die Programme. Dabei sah ich, wie es funktionierte und was gut und was schlecht war.»
Beat Völke, Controlling & Reporting, bei Abacus seit 1992
Es sollte also eine Software-Firma werden. Ramelli und Hintermann hatten einen Plan: Bis Dezember 1984 sollte die Fibu programmiert sein, danach wollten sie in kurzer Zeit tausend Stück verkaufen und später vielleicht noch ein paar kleine Änderungen vornehmen. Es fehlten nur noch die PCs, auf denen die beiden die Programme schreiben konnten. Ramelli erinnert sich: «Claudio konnte zwei PCs von Büro Witzig organisieren, die eben erst ins PC-Geschäft eingestiegen waren. Die Firma stellte uns zwei Geräte zur Verfügung. Und wir begannen zu programmieren. Tag und Nacht.» Bei den ersten Versionen der Finanz-Software half auch ein gewisser Beat Bussmann4 mit, wie man auf dem Screenshot des Startbildschirms der Abacus-Version 3.20 vom 14.3.1985 sieht.
Im September 1984 gewannen die beiden den ersten Kunden, einen Treuhänder. Kurz darauf folgte mit der heutigen sia abrasives ein weiterer Kunde. Doch den beiden fehlte jemand, der in der zukünftigen Firma nicht nur für Handbücher und Marketing-Auftritte sorgte, sondern auch Strategie und Konstanz in die Firma brachte. Logisch, dass dies Thomas Köberl sein sollte. Dieser absolvierte 1984 ein Praktikum in Paris. Hintermann, der dringend eine Auszeit vom Programmieren brauchte, beschloss, seine Schwester in Kalifornien zu besuchen und auf dem Hinweg beim Studien- und WG-Freund in Paris vorbeizuschauen. Köberl: «Claudio brauchte jemanden, der ein bisschen geordneter vorging. Das war schon in der WG so. Er kochte gut, und ich war der, der die Küche danach aufräumte. Claudio schwärmte mir vor, dass er bereits positive Rückmeldungen von ersten Anwendern habe. Und dass sie im ersten Jahr bestimmt tausend Programme verkaufen würden.» Köberl sagte zu. «Nach dem Studium ist der ideale Zeitpunkt, um eine Firma zu starten. Wir hatten ja nichts zu verlieren und gingen ziemlich entspannt in das Abenteuer», so Köberl rückblickend.
Die drei waren also ein Team, hatten ein mehr oder weniger fertiges Produkt und einen Plan. Aber das Geld und das Know-how, um eine Firma zu gründen, fehlten. Wieder half der Zufall in Kombination mit Hintermanns Fähigkeit, Menschen zu überzeugen. Er lernte über dessen Bruder den Berner Treuhänder Georges Winkler kennen. Dieser war überzeugt vom Potenzial der Personal Computer und der Idee, die Buchhaltungsarbeit mit Computerhilfe zu automatisieren. Ein erstes Projekt für ein PC-Buchhaltungsprogramm hatte für Winkler mit einer Enttäuschung geendet, denn der Programmierer hatte sich samt Software in seine griechische Heimat abgesetzt, wie sein Sohn, der heutige Abacus-Verwaltungsrat Peter Winkler, bei einem Mittagessen erzählte. Winkler liess sich das Programm der Sankt Galler zeigen und beschloss, zusammen mit Hintermann, Köberl und Ramelli eine Firma zu gründen. Er steuerte 47 000 der nötigen 50 000 Franken Eigenkapital bei und garantierte den drei Gründern, dass sie ihm ihren Aktienanteil später zum Nominalwert abkaufen konnten.
Im Januar 1985 gründeten die vier die Abacus Research AG. Kurz darauf ging Ramelli mit seiner Freundin in die Ferien («Sie hat bezahlt»). Hintermann: «Ich blieb allein in der Wohnung zurück und programmierte Tag und Nacht. Ich musste Tag und Nacht...
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