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Hier ist weder von Erzgruben und Hochöfen noch von vergangenen Zeiten der Industrialisierung die Rede, der Handlungsort liegt auch nicht zwischen Liverpool und Manchester, sondern in den Alpen. Eine »eiserne« Geschichte der besonderen Art, die nichts mit der Eisenbahn, dennoch aber viel mit Fortbewegung zu tun hat. Einer speziellen Art mithin: am Drahtseil, auf der Eisenleiter im steilen Fels.
Ein kurzer Blick zurück kann da nicht schaden, denn bekanntlich soll man aus der Geschichte lernen. Uns lehrt die »Ferrata-Historie« vor allem, dass es nur wenig Neues gibt unter der (Alpen-)Sonne: Bereits im 19. Jahrhundert wurde in Bayern, in Tirol, am Dachstein und in der Wiener Gegend emsig gehämmert und gebohrt. Es war die Zeit der Erschließung, und neben dem Hüttenbau galt es, im alpinen Gelände neue Wege anzulegen. So erhielt mancher Dreitausender seinen gesicherten Anstieg. Relikte aus jener Epoche, als es noch jede Menge alpines Neuland gab, kann man beispielsweise am Hohen Dachstein bewundern; andere Routen, wie der »Stüdlgrat« am Großglockner, sind längst wieder verfallen.
Um echte Klettersteige handelte es sich dabei ohnehin nicht, die wurden weder in Tirol noch in den Dolomiten »erfunden«, sondern weitab der großen Alpengipfel. Die Wiener waren es, die in ihren Hausbergen mehrere Kletterrouten ausbauten, schwierige Führen mit Eisen gangbar machten: der Weg als Ziel .
Um die Jahrhundertwende entstanden auch einige mittlerweile berühmte Wege, der »Heilbronner« in den Allgäuer Alpen beispielsweise oder der »Eggersteig« im Wilden Kaiser. Dabei wurden auch bereits kritische Stimmen laut. Als der Grat vom Hochblassen zur Zugspitze - heute als »Jubiläumsweg« bekannt - gesichert werden sollte, sprach man von einer Entweihung der Bergnatur. Und Julius Kugy, Pionier in den Julischen Alpen, war sehr verstimmt, als er von der Absicht erfuhr, »seine« Nordwand-route am Montasch (Jôf di Montasio) in einen Klettersteig zu verwandeln.
In den Schreckensjahren 1915-1917 war vor allem der Krieg Baumeister in den Südalpen. Die Soldaten auf beiden Seiten der Front lieferten - eher unfreiwillig - ihren Beitrag zum Wegenetz. Viele dieser Steige sind längst verfallen, andere zu Touristenattraktionen geworden. Man denke nur an den legendären »Alpinisteig« in den Sextener Dolomiten oder an die »Alta via Bepi Zac«, die ehemaligen Frontsteigen südlich der Marmolada folgt.
Einen Markstein in der kleinen »Storia del ferro« bildet das Jahr 1936: Damals begann die Società degli Alpinisti Trentini« (SAT) mit dem Bau des vielleicht schönsten Höhenweges der Alpen, der »Via delle Bocchette«. Heute, ein Vierteljahrhundert nach Fertigstellung des letzten Teilstücks (»Sentiero Benini«), lässt sich die gesamte Brentagruppe auf gesicherten Steigen durchwandern - ein Traumpfad für jeden Bergfreund!
In den sechziger Jahren setzte dann der eigentliche »Ferrata-Boom« ein. Besonderen Fleiß legten die Cortineser Bergführer an den Tag - die Dolomiten entwickelten sich zum Mekka der Klettersteigler. Heute gibt es zwischen Eisack und Piave etwa 100 gesicherte Routen! Doch auch in anderen Regionen der italienischen Ostalpen wurde mehr und mehr gehämmert, gebohrt und montiert: am Gardasee, in den Monti Lessini, in den Karnischen und Julischen Alpen, am Comer See. Und wenig später waren auch diesseits des Alpenhauptkamms entsprechende Aktivitäten zu registrieren: In Tirol entstand in den siebziger und achtziger Jahren eine ganze Reihe mittlerweile schon fast »klassischer« Klettersteige: »Schlicker«, »Arlberger«, »Kaiser Max«.
Ein absoluter Klettersteig-Klassiker: die »Via delle Bocchette«
Dolomitenzauber. Unterwegs am Gipfelklettersteig des Agnèr; am Horizont die Pala-Nordkette
Artist oder Bergsteiger? Am »Gemmi-Klettersteig«
Nur nach Westen mochte sich das »Virus« Klettersteig nicht so recht ausbreiten. Die Schweiz, dem »echten« Bergsteigen besonders verbunden, blieb zunächst verlässliches Bollwerk - bis 1993. Da wurde der erste Klettersteig Helvetiens eingeweiht. Zu diesem Zeitpunkt war noch weiter westlich die »Révolution française« bereits in vollem Gang. Inzwischen gibt es in den Bergen Savoyens, des Dauphiné, in der Haute Provence und in den Seealpen über hundert Klettersteige - »Via ferrata« heißt das in bestem Französisch. Es handelt sich dabei mehrheitlich um Sportklettersteige, talnah, sehr spektakulär im Verlauf, aber komfortabel gesichert, mit allerlei Gags wie Seilbrücken garniert. Der Berg nur noch als Gerüst, als Sportgerät, der Gipfel nichts mehr wert?
Dieser Trend hat sich seit der Jahrhundertwende auch in den Ostalpen durchgesetzt, vor allem in Österreich, wo immer schwierigere Routen entstehen, aus dem klassischen Klettersteig da und dort ein »Hochseilgarten im Steilfels« geworden ist. Erst in den letzten Jahren ist zu beobachten, dass auch wieder Steige entstehen, die an klassische Vorbilder erinnern: Klettersteiggehen, um die Berge, die Natur zu erleben.
Auf den Vie ferrate, den »Eisenwegen«, braucht man zwar weder Schweißbrenner noch Drahtzange, aber in jedem Fall die richtige Ausrüstung. Das ist einerseits mehr, als Bergwanderer in ihrem Rucksack haben, aber erheblich weniger, als der Kletterer zum Einstieg schleppt (nur kein Neid!). Geht man beispielsweise auf die Marmolada, ist der Ballast natürlich ungleich größer als beim Training am kurzen Sportklettersteig. Da wird dann der Biwaksack verstaut, werden Pickel und Leichtsteigeisen aufgepackt. Lampe und Handschuhe sind ohnehin im Rucksack.
Auch das »Outfit« (so nennt sich das heute) hängt weitgehend von der Jahreszeit und vom Tourenziel ab. Klar, dass im Sommer das Beinkleid eher kurz ausfällt (die Zeiten der Kniebundhose sind lange vorbei .), dass die Trinkflasche dafür etwas größer sein darf. Auf dem »Kaiser-Max-Steig« etwa braucht man kein großes Gepäck, dafür aber die richtigen Schuhe. Und da bieten mehrere Hersteller seit neuestem spezielle Klettersteigmodelle an: biegsam und mit besonders griffigem Profil, um ein Höchstmaß an Reibung zu gewährleisten, aber mit stabilem Absatz. Bei klassischen Vie ferrate in hochalpinem Gelände leistet ein (nicht zu schwerer) Bergschuh beste Dienste. Für talnahe Sportklettersteige à la française eignen sich auch Laufschuhe mit Profilsohle.
Also wichtig: unten die richtigen Schuhe - und oben eine Kopfbedeckung, für alle Fälle. Auf Gratrouten darf man ja durchaus auf das Schweiß treibende Utensil verzichten (ein fesches Stirnband gefällt ohnehin besser), doch in Rinnen und Schluchten, unter Felswänden und auf Bändern, weiß man den Helm schon zu schätzen. Und dann sind da noch jene Bergkameraden, die sich gerne als »Abräumer« betätigen.
Gesichert, versichert - oder aus Eisen?
Klettersteig, Via ferrata, gesicherter oder gar versicherter Steig? Die Verwirrung ist offensichtlich. Handelt es sich bei der »Steiganlage« (noch eine Bezeichnung) denn nun um einen Klettersteig (obwohl der »Steig« das Klettern verhindert) oder um einen versicherten Steig? Letzteres darf wohl ausgeschlossen werden, zumal sich kaum jemand finden wird, der die fälligen Prämien zu bezahlen bereit ist. Doch gesichert ist der Steig ja eigentlich auch nicht, wo er doch erst durch das Anbringen von Drahtseilen und Leitern überhaupt zum »Steig« wird. Mir scheint, die Franzosen haben recht: »Via ferrata« (nicht etwa »Voie ferrée«) heißt es neuerdings zwischen Rhone und Mittelmeer in bestem Französisch, und ich kann diese Wahl nur weiterempfehlen: ein Fremdwort zwar, aber es benennt den Kern der Sache - das Eisen. Allerdings, um Straßen handelt es sich dabei ja auch wieder nicht .
Was Hänschen nicht lernt.
Natürlich will auch Klettersteiggehen gelernt sein, wie überhaupt der »Umgang« mit der (Berg-)Natur. Alpenvereine und Kletterschulen bieten gute Ausbildungsmöglichkeiten, für die Theorie gibt's bewährte Lehrschriften, z. B. beim Bruckmann Verlag »Outdoor-Praxis - Klettersteiggehen« von Eugen E. Hüsler (2011).
Das wichtigste Ausrüstungsteil des Klettersteiglers! An seinem Set hängt er - und damit im Falle eines Sturzes auch sein Leben. Moderne Qualitätssets sind nicht billig, garantieren dem Bergsteiger aber ein hohes Maß an Sicherheit. In den letzten Jahren sind die Sets in einigen entscheidenden Punkten weiterentwickelt worden - sehr zum Vorteil der Benutzer: keine Knoten mehr an den Karabinern, kinderleichtes...
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