Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Unser Start und unsere Anreise sind - wie so oft - etwas holprig: Ich bin zwar kurz nach sieben Uhr auf den Beinen und habe meine Ausrüstung komplett, aber ich bin mir noch nicht so recht im Klaren, ob ich nur meinen 45-Liter-Rucksack mitnehmen will oder Christines zum Pilgerwagen passende deutlich größere (und wasserdichte) Packtasche. Ich entscheide mich für letztere, was bedeutet, dass mein halbleerer Rucksack in die Packtasche kommt, dazu mein Schlafsack, eine dünne und eine dicke Fleecejacke und unsere feste wie flüssige Verpflegung. Diese Entscheidung ist eindeutig richtig und bewährt sich so.
Wir nehmen die S 1 am Bahnhof Poppenbüttel um 9:28 Uhr. Das Umsteigen in den RE 8 von Hamburg Hbf nach Lübeck-Travemünde Strand klappt - trotz leichter Verspätung der S 1 - gut. Allerdings sitzen wir zunächst in der hinteren Zughälfte, die nur bis Lübeck Hbf fährt, und müssen somit dort in den vorderen Zugteil wechseln. Aber auch dies ist kein Problem. Um 11:26 Uhr sind wir in Travemünde Strand. Der Zug hält hier an seiner Endstation.
Das Bahnhofsgebäude Strand ist schon seit vielen Jahren nicht mehr im Besitz der Deutschen Bahn. Mehrere private Besitzer bzw. Investoren haben bereits erfolglos versucht, eine sinnvolle und wirtschaftliche Nachnutzung zu realisieren.
Direkt gegenüber entdecke ich eine Bäckerei, in der ich für uns drei Schrippen und ein Rosinenbrötchen kaufe. Kito liegt derweilen auf dem Pilgerwagen und bewacht ihn.
Bahnhof Travemünde Strand
Ostsee & Strand in Travemünde
Travemünde, Vorderreihe
Von hier bis zur Strandpromenade und zur Ostsee sind es nur rund 250 Meter. An der Promenade lasse ich Kito frei herumlaufen. Das mag und genießt er. An der Touristinformation bekommen wir unsere ersten Pilgerstempel dieser Reise. Wir folgen der Straße Vorderreihe entlang der Wasserlinie bis zur Priwallfähre und erreichen wenig später die St. Lorenz Kirche. Sie wurde 1235 erstmals erwähnt. Nachdem sie 1522 beim Stadtbrand zerstört worden war, wurde sie 1537/38 als langgestreckte Backstein-Saalkirche wiederaufgebaut.
2022 hatten wir leider Pech gehabt. Damals war sie verschlossen gewesen. Heute jedoch ist sie geöffnet, so dass Kito und ich sie besichtigen können. Die erste Kirche auf einer Pilgerreise ist für mich immer wieder etwas Besonderes. Schön sind hier auch die erst 1990 wieder freigelegten alten (ursprünglichen) Malereien der Holzdecke, die lange Zeit hinter einer Zwischendecke verborgen waren.
St. Lorenz Kirche Travemünde, alte Deckenmalereien
St. Lorenz Kirche Travemünde von der Torstraße aus gesehen
Da die St. Lorenz Kirche keinen Pilgerstempel ausliegen, lasse ich unsere Pilgerpässe nebenan beim Verein für Heimatgeschichte der Hansestadt Lübeck Ortsteil Travemünde, kurz: Heimatverein Travemünde e.V., der in der Torstraße 1 das Seebadmuseum Travemünde betreibt, stempeln.
Der Hanseatenweg, dem wir heute folgen, ist kein historischer Pilgerweg, sondern ein Wanderweg und Radweg, der die Hansestädte Osnabrück, Bremen, Hamburg und Stettin verbindet. Er wurde ab 2006 durch den Regionalverband Nord der Naturfreunde Deutschlands realisiert und soll an die Bedeutung der Hanse im Mittelalter und der frühen Neuzeit erinnern. Während sein niedersächsischer Wegabschnitt seit langem nicht mehr betreut wird und die Wegzeichen verfallen, ist der östliche Abschnitt ab Hamburg gut gepflegt und mit Karten dokumentiert. Er führt von Hamburg über Lübeck, die mecklenburgischen Hansestädte Wismar und Rostock, die vorpommerschen Hansestädte Stralsund und Greifswald bis zur hinterpommerschen Hansestadt Stettin. Östlich von Greifswald führt ein Abzweiger über die Hansestadt Wolgast und die Insel Usedom nach Swinemünde.
Markierungszeichen des Hanseatenwegs an Bäumen und auf Hinweistafeln ist eine weiße stilisierte Hansekogge.
Es ist inzwischen 12:15 Uhr, als wir weitergehen. Der Hanseatenweg folgt eigentlich dem Ufer der Trave, aber der schönen alten Häuser wegen gehen wir von der St. Lorenz Kirche aus die Torstraße, die nach gut 200 Metern dann Travemünder Landstraße heißt. Weitere 120 Meter später biegen wir halbrechts in den Teutendorfer Weg ab, überqueren auf ihm die Bahnschienen und wechseln danach sofort nach links in die Ivendorfer Landstraße, die rechts von einem Geh-/Radweg begleitet wird.
Wir orientieren uns nicht nur am von Pastor Bernd Lohse erstellten Kartenset, sondern zugleich auch an Detlef Gehrings Wegbeschreibung von 2019 (im Anhang seines Buchs "Via Baltica, Band 2, Von Lübeck nach Wedel), in der der Autor, den ich persönlich sehr schätze, auch immer wieder auf Diskrepanzen zwischen dem Verlauf des Hanseatenwegs und dem im Kartenset vorgegebenen Weg aufmerksam macht.
Das Wetter ist heute traumhaft, vor allem für Anfang März: Der Himmel ist wolkenlos. Die Sonne scheint pausenlos bis zu einem herrlichen Sonnenuntergang gegen 18:10 Uhr. Und das Thermometer klettert bis auf 14 °C. Das bedeutet für uns beide zugleich "viel trinken!".
Eigentlich hätten wir in Ivendorf bereits direkt hinter dem Campingplatz nach rechts in den Frankenkrogweg abbiegen können, aber wir bleiben noch ein wenig auf der Ivendorfer Landstraße und biegen erst 450 Meter später nach rechts in die Ovendorfer Straße ein. Sie ist nur als Radwegroute markiert, nicht jedoch als Hanseatenweg. Aber das liegt daran, dass der von Pastor Lohse erstellte Kurs des Kartensets halt nicht zu 100 Prozent dem Hanseatenweg folgt.
Den Hofladen des Hofs Thorn (Ovendorfer Straße 25, www.hof-thorn.de) in der 200 Jahre alten Fachwerkscheune lassen wir links liegen. Sie wäre aber im Sommer auch eine geeignete erste Rastgelegenheit. Der weitere Verlauf der Ovendorfer Straße zwischen Ivendorfs Ortsende und Ovendorf hat keinen Geh-/Radweg. Heute ist hier jedoch kaum Verkehr, so dass uns dies nicht stört. Auf einer Brücke überqueren wir die B 75 und passieren kurz danach das Heidelbeerfeld des Hofs Thorn, dessen Saison aber erst im Juli/August ansteht.
In Ovendorf biegt unser Weg gleich nach wenigen Metern nach links in die Straße Am Mühlenberg ab, die bald darauf nach dem Ortsausgang ihren Namen in Pöppendorfer Hauptstraße ändert. Ihr folgen wir insgesamt einen Kilometer und biegen dann in Pöppendorf nach rechts in die Straße Am Ringwall ab.
Blick vom Pöppendorfer Ringwall auf den Redder in Richtung Großsteingrab
Der Pöppendorfer Ringwall, den wir nach 300 Metern erreichen, ist ein erstes Highlight dieses Tages und einer der besterhaltenen und ansehnlichsten slawischen Burgwälle in Ostholstein. Er wurde im 8. Jahrhundert auf einer Anhöhe neben einer feuchten Niederung von den Wagriern, einem von vier Stämmen der Obodriten, errichtet und war vermutlich ein Fürstensitz mit einer dazu gehörenden Siedlung, die sich gleich im Südwesten der Burg befand. Die Burg hat einen Durchmesser von etwa 100 Metern und eine Höhe von 8-12 Metern. Möglicherweise - darauf lassen jedenfalls Keramikscherben schließen - befindet sich unter der Burg im Wallinneren eine Megalithanlage aus der Jungsteinzeit. Um das Jahr 1000 wurde die Pöppendorfer Wallburg aufgegeben, möglicherweise zugunsten der zu jener Zeit entstandenen Königsresidenz Liubice, die an der Mündung der Schwartau in die Trave lag und die Vorgängersiedlung Lübecks ist.
Oben auf dem Ringwall legen wir unsere erste ausgiebige Rast ein. Nachdem wir wieder aufgebrochen sind, erreichen wir über einen Redder (eine beidseits von Knicks gesäumte Straße) nach 650 Metern das Waldhusener bzw. Pöppendorfer Großsteingrab. Diese Megalithanlage der Trichterbecherkultur entstand zwischen 3500 und 2800 v. Chr.; sie hat eine Länge von etwa 6 m und mit dem vorspringenden Zugang eine Breite von etwa 3,7 m. Das Grab besteht aus großen Findlingen, zwölf Tragsteinen und vier Decksteinen. Zehn Trägersteine und drei große Decksteine bilden die Kammer, zwei Trägersteine und ein kleinerer Deckstein bilden den Gang auf der südlichen Seite. Der das Großsteingrab einst bedeckende Erdhügel wurde 1844 abgetragen. Seine ursprüngliche Größe wird heutzutage durch einen im Abstand von etwa 3,5 m um das Großsteingrab angelegten Kreis aus 59 kleinen Findlingen widergegeben.
Erst 300 Meter hinter diesem Großsteingrab biegt der Hanseatenweg halblinks in einen Waldweg des Waldhusener Forsts ab. Bis hier - gut sieben Kilometer ab unserem Start - war der Weg sicherlich ein guter Radweg, aber kein wirklich mitreißender Wander- bzw. Pilgerweg.
Pöppendorfer bzw. Waldhusener Großsteingrab, Blick aus Südwest
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