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"Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus angezogen. Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht männlich und weiblich, denn ihr alle seid eins in Christus Jesus." (Gal 3,27-28)
Wohl kein Text des Neuen Testaments wird in der Diskussion um die Stellung der Frauen in der Kirche und ihre Zulassung zu den Weiheämtern öfter zitiert als diese Worte aus dem Brief des Apostels Paulus an die Galater. Auch in diesem Buch führen viele Autoren sie an: um ihrem Ruf nach Reformen und nach Anerkennung der Forderungen so vieler Frauen Nachdruck zu verleihen und um an die biblische Grundlage für das Thema Geschlechtergerechtigkeit zu erinnern. Denn "eins sein" - daran besteht für sie kein Zweifel - muss als "gleichrangig" verstanden werden, als Ausdruck der gleichen Würde und daraus resultierend der gleichen Rechte von Männern und Frauen: weil Gerechtigkeit sein soll. Es geht darum, die biblischen Texte und das Handeln Jesu in der Begegnung mit Frauen ernster zu nehmen und beides geradezu als Aufforderung zu verstehen, die Ämter in der Kirche für alle gleichermaßen zu öffnen.
War nicht das Christentum von seinen Anfängen und seinem Wesen her eine Avantgarde? War nicht in ihm, konkret in Genesis 1, die gleiche Würde der Frau und damit die Gleichberechtigung der Frauen trotz und neben den historisch bedingten jeweiligen gesellschaftlichen Verengungen und Ausprägungen immer schon angelegt? Paulus lässt im Galaterbrief keinen Zweifel daran, dass er mit der Einebnung der gesellschaftlichen Rangunterschiede in der christlichen Gemeinde neue Maßstäbe setzt. Wäre angesichts der derzeitigen Rückschritte in Sachen politischer und sozialer Frauenemanzipation in verschiedensten Gesellschaften der Welt die Kirche also nicht gerade heute in besonderem Maße dazu aufgerufen, ein deutliches Zeichen zu setzen?
In der Realität sind wir davon nach wie vor weit entfernt, vor allem seit Papst Johannes Paul II. seine Basta-Entscheidung fällte und der Frauenweihe und sogar jeder weiteren Diskussion darüber 1994 eine endgültige Absage erteilte: Die Kirche habe nicht die Vollmacht, Frauen zur Priesterweihe zuzulassen (Ordinatio sacerdotalis Nr. 4). Die Rede von einer "wesenhaften Gleichberechtigung von Mann und Frau" - wie in den Papst-Zitaten im Vorwort dieses Buches - hat demnach mit Gleichberechtigung, wie wir sie sonst verstehen, nichts zu tun; die kirchenrechtlich hierarchische Ordnung wird dadurch nicht angefochten. Sprache kann verführerisch sein, doppelbödig, irreführend. Auch da, wo bereits Papst Paul VI. und dann wieder Johannes Paul II. von der "Würde und Berufung der Frau" im berüchtigten Singular schreiben und das Lehramt am Ende doch der Platzanweiser bleibt. Wie gerne würden wir doch die Päpste beim Wort nehmen, wenn nicht vieles das Gegenteil dessen bedeuten würde, was man/frau landläufig darunter versteht.
Wie anders und wie befreiend klingt da, was Michael Wüstenberg in diesem Buch zum Thema Vollmacht schreibt: "Es war gerade die Vollmacht, das Unerwartete zu tun, mit der Jesus Menschen zum Staunen brachte und den Glauben als überzeugende, attraktive Alternative aufzeigte. Petrus und überhaupt den Nachfolgenden Jesu wurde unmissverständlich Vollmacht verliehen: Die Gewalt, nicht alles festzubinden, sondern unerwartete Lösungen für anstehende Fragen zu finden."
Inzwischen gibt es eine breite Koalition von immer mehr Männern der Kirche, die deutlich Position zum Thema Geschlechtergerechtigkeit beziehen. Wie an jenem denkwürdigen Abend des 6. Juni 2021, an dem Kardinal Reinhard Marx dem Papst seinen Rücktritt anbot, um - wie er sagte - persönliche Verantwortung für das eigene und das systemische Versagen der Kirche im Umgang mit den vielen Fällen sexualisierter Gewalt zu übernehmen. Damals sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, in zwei Interviews: "Wann endlich werden die Frauen Dienste und Ämter in der Kirche übernehmen? . Es geht um fundamentale Reformen, nicht um Schönheitsreparaturen" (ZDF-Interview am 4.6.2021). Und eine Stunde später in der ARD: "Wir müssen in der Frage der Gleichberechtigung der Frauen auf allen Ebenen des kirchlichen Lebens vorankommen. Und das wird nicht enden an der Grenze des sakramentalen Amtes."
Solche Worte lassen aufhorchen und zeigen, wie viel sich gerade im letzten Jahr getan hat, wie vieles - nicht zuletzt auch durch den Synodalen Weg - in Bewegung gekommen ist, und wie sehr die Fragen nach Frauenberufungen und Frauenweihe derzeit neu ausgelotet werden. Aufhorchen lassen dabei auch Stimmen, die darauf hinweisen, dass es nicht allein um die Gerechtigkeit für Frauen, sondern um den gleichberechtigten Zugang zu den Ämtern für alle geht. Auch für jene Katholik*innen, die sich mit ihrer sexuellen Identität nicht in das überkommene binäre Mann-Frau-Geschlechtersystem einordnen lassen.
Vor einem Jahr, genauer am 1. Februar 2021, erschien das Buch "Weil Gott es so will - Frauen erzählen von ihrer Berufung zur Diakonin und Priesterin"; inzwischen liegt es bereits in fünfter Auflage vor. 150 authentische, bewegende, erschütternde und aufrüttelnde Lebenszeugnisse sind darin gesammelt. Leidensgeschichten von Frauen aus vier Generationen und aus dem gesamten deutschsprachigen Raum. Der rote Faden, der sich durch alle diese Berichte zieht: die Erfahrung von Diskriminierung und Ausgrenzung, von mangelnder Teilhabe und Mitverantwortung, von Ohnmacht, Ungerechtigkeit und Entwürdigung. Jahre-, zum Teil jahrzehntelanger Kampf, um die eigene Berufung leben zu können, um die Anerkennung der den Frauen geschenkten Charismen und Begabungen. "Daher muss heute der Beginn des Reiches Gottes durch eine Vielfalt von Charismen und Ämtern, durch Männer und Frauen, durch Verheiratete und Ehelose zeichenhaft realisiert werden", schreibt einer der Männer in diesem Buch. Und ein anderer fügt hinzu: "Wenn ich ein Amt ausübe, das Frauen verschlossen ist, diskriminiere auch ich Frauen strukturell . Es wird Zeit, dass wir die Fülle Gottes zulassen, wenn wir uns nicht weiter am Evangelium und den Frauen versündigen wollen."
Schon bald nach Erscheinen des Buches "Weil Gott es so will" erreichte die Herausgeberin eine Flut von Zuschriften und Dankesbekundungen. Viele, sehr viele Frauen erkannten sich selbst und ihre Geschichte in den 150 Lebenszeugnissen wieder. Sie waren überwältigt davon, dass ihre Erfahrungen endlich aus der (kirchlichen) Tabuzone herausgeholt worden waren und sie es nun auch selbst wagen konnten, über ihre Berufung zur Diakonin oder Priesterin zu sprechen. Auch eine große Anzahl von (Kirchen-)Männern schrieb der Herausgeberin, solidarisierte sich mit den Frauen und gestand offen ein, dass auch sie an der ungeheuren Verschwendung an weiblichen Begabungen und Charismen leiden und die Frauen im Dienst der Verkündigung ebenso wie in der Sakramentenspendung schmerzlich vermissen. Am Juniatag 2021, dem 17. Mai, ertönte dann im Kloster Fahr ein vielstimmiger Chor geweihter und nicht-geweihter Männer: "Du fehlst uns Schwester, Du fehlst uns!"
Viele Männer gaben den Frauen nun spürbaren Rückenwind. Es entstand eine breite Koalition reformwilliger und reformbereiter Männer der Kirche. Manche - auch Bischöfe - bekannten, dass die Lektüre des "Frauenbuches" ihr Denken tiefgreifend verändert habe, dass sie sich künftig in der Frauenfrage stärker engagieren und erst dann darin nachlassen würden, wenn fundamentale Reformen angegangen und die strukturelle Diskriminierung der Frauen in der Kirche beseitigt sei.
Im Sommer 2021 sprach Professorin Johanna Rahner anlässlich einer Frauenkonferenz des Bistums Rottenburg-Stuttgart dann das aus, was uns am Ende dazu motiviert hat, dieses Projekt "(Kirchen-)Männerbuch" in Angriff zu nehmen. Johanna Rahner sagte: "Wir müssen über Diskriminierung von Frauen sprechen und es sind nicht die Frauen, die das ändern können."
So entstand dieses Buch als Pendant und als komplementäre Antwort auf "Weil Gott es so will". Die hier gesammelten Stimmen von mehr als 100 Männern mehrerer Generationen und unterschiedlicher Positionen - engagierter Laien, Lehrer und Hochschullehrer, Diakone, Ordensleute, Priester und Bischöfe - sind exemplarisch und stehen repräsentativ für das Ganze. Es sind leidenschaftliche und auch eher nüchterne Texte dabei, wohldurchdachte Plädoyers ebenso wie erfahrungsgesättigte Lebenszeugnisse, pragmatische Ansätze ebenso wie tief spirituelle Betrachtungen, deutschsprachige genauso wie internationale Blickwinkel und Perspektiven. Gerade diese Fülle und Vielfalt lässt erahnen, wie groß und weit das Katholische sein kann und wie der (Heilige) Geist und die Geistkraft wehen, wenn man/frau sich ihnen öffnet.
Nicht wenige der Autoren bewundern die Frauen dafür, dass sie überhaupt noch kämpfen und nicht schon längst resigniert haben. Sie sprechen von ihrer unerfüllten Sehnsucht nach Geschlechtergerechtigkeit und von ihrem eigenen Leiden daran, dass Frauen in der Kirche noch immer diskriminiert und ausgegrenzt werden. Sie setzen sich ganz offen für einen kritischen Umgang mit ihren eigenen männlichen Privilegien ein, bekennen sich zu eigenem lange Zeit allzu klerikalen und hierarchischen Denken und schildern dann ihre persönlich so bereichernden Erfahrungen im Miteinander der Geschlechter in ihrem pastoralen Alltag. Sie plädieren dafür, dass Frauenberufungen vorurteils- und angstfrei geprüft und anerkannt werden, anstatt sie unzulässiger Subjektivität zu verdächtigen und achtlos zur Seite zu legen.
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