Schweitzer Fachinformationen
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CeCe
»Verdammt, Baby, es fühlt sich an, als hätte ich dich seit Ewigkeiten nicht gesehen«, ruft meine Mutter Jolene, genannt Mama Jo, mir durch die Küche zu. Wie ein Wirbelwind stürmt sie ins Wohnzimmer und vertreibt sofort meine düstere Stimmung. Skinny-Jeans, barfuß, mit einem rosa Schal zurückgebundene Farrah-Fawcett-Mähne und ein Brooks & Dunn-T-Shirt, das von ihrer Schulter gerutscht ist.
»Lass dich ansehen.« Sie strahlt mich an und wirft sich in meine Arme.
Wade, mein ältester und grummeligster Bruder, schiebt sich mit unserem alten Golden Retriever Harley durch die Eingangstür. Harley schnüffelt an mir, als sei ich sein Lieblingsmensch. Jetzt bin ich ordentlich mit Hundehaaren und Sabber bedeckt, aber er ist der knuffigste Hund der Welt, also verzeihe ich ihm und kraule ihn hinter den Ohren.
»CeCe Rae«, grüßt mich Wade mit seiner rauen, ruhigen Stimme, zieht kurz an meinem Pferdeschwanz, und wie immer nennt er auch meinen zweiten Vornamen.
»Sergeant«, antworte ich automatisch.
Er trägt eine schwere Last auf seinen Schultern - zum Beispiel unsere Ranch, aber das wird mir jetzt erst richtig klar. Er sieht genauso aus wie mein Dad, und ich muss ihn nur ansehen, um das Gefühl zu haben, dass mein Dad noch hier ist.
Ich lasse Harley los und umarme Wade ganz fest, der es stoisch über sich ergehen lässt. Er ist nicht so der Typ für gefühlvolle Gesten, aber irgendwo unter seiner harten Schale ist ein Herz, das weiß ich genau.
»Ich hol deine Taschen, Mama hat Stardust für dich vorbereitet.« Er meint eine der fünf winzigen Holzhütten, die sonst Aushilfen bewohnen. Sie sind alle nach Willie Nelsons Alben benannt. Spirit, Stardust, Blue Eyes, Legend und Bluegrass.
»Ich hab neue Bettwäsche für dich besorgt, und es ist alles sauber und frisch, Darling. Sogar die Essensvorräte sind aufgefüllt.«
»Danke, Mama«, sage ich, während sie mir eine verirrte Haarsträhne hinters Ohr streicht und mein Gesicht in ihre Hände nimmt, um mich anzusehen.
Auch mit 58 ist Jolene Ashby wunderschön und voller Energie und lässt sich von niemandem etwas gefallen. Sie ist ein echter Freigeist. Ich strebe jeden Tag danach, mehr wie sie zu sein.
»Du siehst aus, als hättest du geweint, Baby.«
»Mhm«, antworte ich ausweichend.
»Und wie oft hat dieser nichtsnutzige Wichser dich angerufen?«
Ich lache über ihre Bezeichnung meines Ex-Verlobten und setze mich auf die Sofakante im Wohnzimmer. Die Hände in die Hüfte gestemmt sieht sie mich erwartungsvoll an. Aber ich seufze nur, weil ich noch nicht in der Verfassung bin, über Andrew zu sprechen.
»Gebt ihr mir noch diesen einen Abend? Morgen erzähl ich euch alles, jedes kleine Detail. Versprochen. Ich will jetzt einfach nur die frische Luft genießen, auspacken und mich mit einem Buch in meiner Hütte verstecken.«
Da taucht Ginger aus der Küche hinten im Haus auf, als hätten meine Zu-Hause-bleiben-Pläne sie herbeibeschworen.
»Oh, nein, sicher nicht.« Die Absätze ihrer Stiefel klappern auf den Boden, bis sie mit einem Glas von Mama Jos süßem Eistee ins Wohnzimmer kommt. »Ich hab schon allen erzählt, dass du zu Hause bist. Sangria-Sonntag zu verpassen, kommt nicht infrage. Du kannst morgen schlafen, heute ist keine Zeit für Trübsal.«
»Wer ist allen?« Ich stöhne.
Sie strahlt mich mit einem hinreißenden, perfekten Lächeln an, ihre hübschen karamellfarbenen Augen funkeln schelmisch, und ihre natürlichen braunen Locken umrahmen ihr Gesicht. Sie war schon immer eines der schönsten Mädchen, die ich je gesehen habe.
»Na, die Mädels, natürlich. Schließlich ist Ladies-Night.« Sie fasst mein Handgelenk. »Jetzt müssen wir dich erstmal füttern und uns dann fertig machen. Ich mache dich zur heißesten Single-Frau.« Hilfesuchend sehe ich meine Mom an, aber die hebt nur die Arme, als wolle sie nichts damit zu tun haben.
»Ist auf jeden Fall besser, als mit deinem Vibrator zu Hause zu bleiben.« Sie kichert. »Mutter!«, rufe ich, als sie sich mit Ginger vor Lachen biegt. Diese gottverdammte Stadt.
Zwei Stunden später haben Mama Jo und Ginger ein Outfit kreiert, das ich unter keinen Umständen zu einem anderen Zeitpunkt in der Öffentlichkeit tragen würde. Aber, wie sie es so treffend ausdrücken: Da die ganze Stadt jetzt weiß, dass ich Sexspielzeug habe, kann ich auch dazu stehen.
Der Raum platzt aus allen Nähten, so viele Kleidungsstücke sind überall verteilt. Meine Hütte ist klein, aber fast eine Mini-Wohnung, und sie ist eine meiner Lieblingshütten, weil sie ein Panoramafenster über dem Spülbecken hat, von dem aus man eine unserer weiten Pferdekoppeln überblickt. Und in der Ferne liegt Sugarland Mountain in all seiner Schönheit.
Mom hat alles so hergerichtet, als hätte ich schon immer hier gewohnt - mit hübschen Kerzen, dekorativen Kissen und Zeitschriften auf dem Couchtisch. Die Hütte hat nur ein Schlafzimmer und ein Badezimmer mit dunklen Wänden, aber sie ist genau richtig, um neu anfangen zu können.
Früher lebten mehrere Pferdetrainer bei uns, vor allem in der Zeit, als Dad noch Derbys ritt. In den letzten zehn Jahren hat Wade das Team angeführt, sodass zwei dieser Hütten nun meistens leer stehen, da Cole mit meinem Lieblingsmädchen - meiner siebenjährigen Nichte Mabel - in der Stadt wohnt.
Ich betrachte mich in dem großen Spiegel, den wir extra für diese improvisierte Modenschau ins Wohnzimmer gestellt haben.
Seufzend frage ich mich, ob ich das wirklich anziehen möchte: ein dunkler Jeansminirock, an dem ich ständig herumziehe, damit er wenigstens bis zur Mitte der Oberschenkel reicht und ein rotes, spitzenbesetztes Trägertop von Ginger, in das meine Brüste kaum reinpassen.
Ich habe schon recht früh eine sehr weibliche Figur bekommen, was Segen und Fluch zugleich war, aber zumindest bin ich inzwischen in meine Kurven hineingewachsen. Ich drapiere meine Halskette und schmücke meine Ohren mit den goldenen Kreolen, die Ginger mir gegeben hat. Außerdem hat sie mein langes Haar zu einer betonharten Fülle an dezenten blonden Wellen und Locken gestylt. Ich hatte noch nie so viel Haarspray auf meinem Kopf, nicht mal beim Abschlussball.
»Da fehlt aber noch was«, sagt Ginger und kaut auf ihrer Unterlippe. »Zieh die Sandalen aus!«, befiehlt sie mit frisch lackiertem, erhobenem Zeigefinger.
»Ich hab noch keine anderen ausgepackt .«
»Misch dich nicht in meinen kreativen Prozess ein. Zieh sie einfach aus!«
Sie streift ihre elfenbeinfarbenen Cowboystiefel von den Füßen und wirft sie mir zu. Schon seit der siebten Klasse teilen wir uns Schuhe.
»Gut«, sagt sie. »Zieh erst die an.« Ein Paar elfenbeinfarbene Strümpfe kommen angeflogen.
»Ich soll deine Babys anziehen?«, frage ich. Nur sehr selten trennt sie sich von ihren innig geliebten Stiefeln.
»Ja, du brauchst sie heute Abend dringender als ich.«
Ich tue, was mir gesagt wurde, schlüpfe in die Stiefel und drehe mich um, um das Ergebnis zu sehen.
»Oh ja! Genau wie Dolly, Baby. Wenn Dolly kleinere Titten hätte.« Sie zwinkert mir zu, und ich werfe ein Sofakissen nach ihr.
»Genau wie Dolly«, murmle ich und betrachte mein Spiegelbild. Ginger küsst Mama Jo auf die Wange und dreht sich zu mir um.
»Alles klar, jetzt gibt's ordentlich Sangria und unvernünftige Entscheidungen!« Schnell schlüpft sie in meine Sandalen, hakt sich bei mir ein und zieht mich zur Türe hinaus.
Die Sonne geht gerade unter, als wir ins Auto steigen und meiner Mom winken, die noch auf der Veranda vor meiner Hütte steht.
»Bis später, Mom«, rufe ich aus dem Fenster.
»Viel Spaß, Mädels! Brecht ein paar Herzen, aber nicht das Gesetz.«
Ich kichere und schüttle den Kopf in ihre Richtung, als wir den Wagen starten und Jason Aldeans Country Stimme aus den Lautsprechern für uns singt. Ich bin so weit weg von Seattle, und zum ersten Mal, seit ich entschieden habe, Andrew zu verlassen, fühle ich mich wirklich frei.
Die Stimmung im Horse and Barrel ist durch Frauen aus der ganzen Stadt aufgeheizt, und unter die mischen sich die wenigen, tapferen Männer, die nicht auf ihr Bier nach dem Abendessen verzichten wollen. Seit ich denken kann, sind Sangria-Abende in Laurel Creek Tradition.
Der Abend gehört den Mädels, aus der Vintage-Soundanlage tönt die beste Countrymusik, wir tanzen, tratschen und genießen die günstigen Drinks, besonders die hausgemachte Sangria. In der Stadt wissen alle, dass man montags keine herausragende Kundenbetreuung von Frauen aus Laurel Creek erwarten sollte. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie noch ein wenig verkatert sind, ist ziemlich hoch. Der Laden ist brechend voll, und meine Mädels und ich sitzen eingepfercht in einer Ecke der einzigen echten Cowboy-Bar, die Laurel Creek zu bieten hat. Ich war schon einige Jahre nicht mehr hier, aber eine wirkliche Veränderung kann ich nicht erkennen - abgesehen vom neuen Holzboden. Ich schaue mich um und betrachte die antiken Emailleschilder, die die gesamte Wand hinter der Bühne bedecken, auf der freitags und samstags Hausbands spielen.
An der rustikalen, dunklen Holzwand sind Leuchten aus alten Jack-Daniels-Flaschen angebracht. Kronleuchter tauchen gemütliche Sitzecken in ein warmes Licht, und in der Mitte des weitläufigen Raums erstreckt sich eine große Tanzfläche. An der Ostwand steht die Bar mit Neonlichtern und unserem...
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