Schweitzer Fachinformationen
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Dieses Buch gibt es in zwei Versionen: mit und ohne Farbschnitt. Sobald die Farbschnitt-Ausgabe ausverkauft ist, liefern wir die Ausgabe ohne Farbschnitt aus.
Sora ist die rechtmäßige Erbin eines koreanischen Firmenimperiums, das einer Familie gehört, die seit Jahrhunderten über magische Kräfte verfügt und damit zu Reichtum und Macht gelangte: dem Clan der Diebe. Aber sie ist für ihre Familie eine große Enttäuschung, denn sie ist offenbar magielos. Daher lebt sie fernab der glitzernden Metropole Busan auf der Insel Jeju, wo sie ein kleines Café führt und sich um ihre kranke Mutter kümmert. Bis sie eines Tages einen versiegelten Brief mit einer Einladung erhält, der ihr gesamtes Leben auf den Kopf stellt. Sie trifft auf Menschen, die sie nie wiedersehen wollte, und auf einen attraktiven gefangenen Gott, der ihre Hilfe so sehr braucht wie sie seine.
Ein K-Drama zwischen zwei Buchdeckeln: Thea Hong schreibt über alte Legenden und das moderne Südkorea
Auftakt einer mitreißenden Romantasy-Dilogie mit koreanischem Setting
Regel Nr. 82 aus dem Buch der Diebe: Gewalt ist nie eine Lösung. Sie ist die Lösung.
Von diesem Moment habe ich immer geträumt. Schon als Kind stellte ich mir meine triumphale Rückkehr vor: die verlorene Tochter, die von ihrem Vater mit offenen Armen empfangen wird und für immer glücklich im Kreise ihrer Familie lebt. Ein Happy End wie im Bilderbuch.
Was für ein Bullshit.
Alles, was ich fühlte, als ich nach Busan zurückkam, war eine Welle der Ablehnung, gefolgt von Verwirrung und hilfloser Wut.
Eine Wut, die mir wie ein Eisblock im Magen lag und das Blut in meinen Adern gefrieren ließ, während wir die lange Auffahrt zum Hauptgebäude hinauffuhren.
Der Stammsitz meiner Familie lag in der Nähe des Ahopsan-Waldes und stand den historischen Königspalästen in Seoul in nichts nach. Neunhundertneunundneunzig - so viele Zimmer hatte der Gebäudekomplex des Hong-Clans, und es waren nur deshalb keine eintausend, weil diese Zahl den Königen vorbehalten war.
Ich hatte mich geirrt, dachte ich, als ich durch das getönte Fenster der Limousine blickte und die eleganten Kiefern an uns vorbeiziehen sah. In meiner Erinnerung war dies ein warmer Ort gewesen, mein Zuhause, meine Zuflucht. Aber davon war nichts mehr übrig. Was ich heute sah, war eine abstoßende Zurschaustellung verschwenderischen Reichtums und Macht. Die Limousine glitt lautlos an perfekt gepflegten Blumenwiesen vorbei, deren Unterhalt wahrscheinlich höher war als die Jahreseinnahmen unseres Cafés. Und war das dort oben auf den Dächern etwa verdammtes Gold?
Meine Fingernägel gruben sich in die Handflächen und hinterließen kleine Halbmonde in der Haut. Ein wenig mehr Druck, und ich würde Blut sehen.
Ich hatte jede Münze zusammengekratzt, mich über jedes Stück Kuchen gefreut, das im Café übrig geblieben war - und auf diesen Dächern klebte genug Geld, um meiner Mutter für die nächsten Jahrzehnte einen Platz im besten Krankenhaus Koreas zu sichern? Von mir aus konnte die ganze Sippe unter ihrem Reichtum begraben werden - aber natürlich erst, nachdem ich mir meinen Anteil gesichert hatte.
Was hatte sich mein Vater bei dieser Farce eigentlich gedacht? Warum las man mir seit der Minute, in der ich das Flugzeug bestiegen hatte, jeden Wunsch von den Augen und behandelte mich, als wäre ich ein Mitglied der königlichen Familie? Oder schlimmer noch: als hätte man Angst vor mir? Es war wie in einer seltsamen Parallelwelt. Natürlich hatte ich einen gewissen Luxus erwartet, mein Vater musste schließlich sein Gesicht wahren. Eine verwahrloste Tochter, die via Touristenklasse und Bus zu Besuch kam, passte nun mal nicht ins Bild des Patriarchen Hong. Aber ich hatte nun wirklich nicht damit gerechnet, dass er deshalb gleich das ganze Flugzeug charterte und mir eine persönliche Stylistin zur Seite stellte, die mir ein komplettes Makeover verpasste und einen schicken Koffer voller Kleider mitbrachte. Natürlich ohne Preisschilder - aber als ich die eingenähten Markennamen sah, wurde mir schwindelig.
»Agassi, junge Dame, Sie haben die perfekte Figur«, hatte die Stylistin geschwärmt, und ich wusste, dass sie es nett meinte. Aber wer nur wenig Nahrung und viel Stress in sich hineinfrisst, bleibt schlank. Ich rechnete mir aus, wie viel Geld ich verdienen würde, wenn ich die Designerklamotten wieder verkaufen könnte.
Vier Monate, dachte ich. Ja, es würde wehtun, sich von diesen Kleidern zu trennen, aber vom Erlös könnten wir bestimmt vier Monate leben. Es war fast obszön, wie viel Geld sich in diesem kleinen Koffer befand.
Ich zwang mich, mich zu entspannen, und schloss für einen Moment die Augen. Die weichen Sitze der perfekt temperierten Limousine und das leise Surren des Motors machten mich schläfrig. Obwohl der Flug von Jeju nach Busan nicht einmal eine Stunde gedauert hatte, spürte ich, wie sich meine Anspannung allmählich in Müdigkeit verwandelte. Ich griff nach der kühlen Wasserflasche vor mir und hielt sie an meine Wange, um wach zu bleiben. Ich durfte auf keinen Fall nachlässig werden. Meine Mutter war naiv genug zu glauben, dass die Einladung ein Friedensangebot war, aber ich machte mir keine Illusionen. Ich war auf dem Weg ins Feindesland und rechnete jeden Moment mit dem Schlimmsten.
Der Wagen hielt und jemand öffnete mir die Tür.
»Willkommen, Sora Agassi.«
Die in Hanbok gekleideten Bediensteten des Clans standen mit gesenkten Köpfen und gefalteten Händen Spalier. Ich stieg mit wackligen Beinen aus dem Auto und schirmte die Augen mit der Hand ab, als mich das grelle Sonnenlicht blendete. Umrahmt von bambusbewachsenen Hügeln lag das große Anwesen meiner Familie wie ein Relikt aus längst vergangenen Tagen inmitten unberührter Natur. Als wäre die Zeit seit Jahrhunderten stehen geblieben, war kein Stadtlärm zu hören. Nur friedliche Stille, unterbrochen vom Zwitschern der Vögel und dem Rauschen des Windes.
Was Geld und Magie alles erkaufen können, dachte ich und senkte die Hand, als ich mich an das Licht gewöhnt hatte.
»Ich hoffe, Sie hatten eine gute Reise, Sora Agassi.« Ein hagerer, freundlich lächelnder Mann mit silbergrauem Haar verbeugte sich. »Hier, eine Erfrischung.«
Automatisch nahm ich ein kleines Tuch für meine Hände, das mit kaltem, parfümiertem Wasser getränkt worden war.
»Ah.« Als er mir das benutzte Tuch abnahm, erkannte ich ihn wieder.
Muyeol, die rechte Hand meines Vaters und verantwortlich für das Anwesen. Ein ehemaliger Auftragsmörder und im achten Grad mit meinem Vater verwandt. Ich erinnerte mich an die Bonbons, die er mir heimlich zugesteckt hatte. An die blutrünstigen Gutenachtgeschichten, die er mir erzählt hatte, mit dem Hinweis, dass ich als Erbin des Clans die Verantwortung hätte, den Clan genauso weise zu führen wie mein Vater. Ich hatte ihm vertraut. Und wie so viele andere hier hatte er mich bitter enttäuscht.
»Bitte folgen Sie mir, Sora Agassi. Der Patriarch bittet Sie zu einem Gespräch und einem gemeinsamen Abendessen.« Muyeol behandelte mich, als wäre ich tatsächlich die lang erwartete Tochter des Hauses, und ich war zu benommen, um etwas zu erwidern.
Ich zögerte, als ich die breiten Stufen sah, die zum imposanten Hauptgebäude hinaufführten, und bemerkte nur beiläufig, wie Muyeol einen anderen Bediensteten anwies, mein Gepäck hineinzutragen.
Es tat mehr weh, hier zu sein, als es sollte.
»Bitte, Sora Agassi.«
Ich versuchte, die ungebetenen Gedanken abzuschütteln und Muyeol zu folgen - vergeblich. Ich erinnerte mich an jede Stufe. An jedes Knarren der Holzbretter. An jede Biegung und an das Geräusch der Schiebetüren, die sich wie von Geisterhand vor mir öffneten und hinter mir schlossen.
Und jede Erinnerung stach wie eine Nadel in mein Herz. Eine Nadel war vielleicht nicht so schlimm, aber Hunderte? Tausende?
Wie hatte ich glauben können, dass ich diese Löcher in mir jemals wieder füllen würde? Ich fühlte mich wie ein altes, durchstochenes Nadelkissen, das nur noch mit Mühe zusammengehalten wurde. In meiner Erinnerung hörte ich mich lachen und sah mich vor Freude quietschend durch die Gänge rennen. Damals hatte ich noch nicht gewusst, wie austauschbar ich doch war. Und wie sehr Erinnerungen schmerzen konnten.
»Hallo, Schwester.«
Es war eine sanfte Stimme, durchdrungen von reiner Bosheit - eine Stimme, die ich seit Jahren nicht mehr gehört und doch nie vergessen hatte.
Meine Halbschwester wartete vor dem Arbeitszimmer meines Vaters auf uns, und ich schätzte mich glücklich, von Vaters vertrautem Diener begleitet zu werden. Wer weiß, welche Demütigung ich sonst erlitten hätte? Schließlich war es dasselbe Mädchen - nein, inzwischen war sie schon eine Frau -, das mir als Kind giftige Schlangen ins Bett gelegt und sich köstlich darüber amüsiert hatte, wie ich mit ihnen um mein Leben kämpfte. Jia war alles, was ich nicht war: Sie besaß so viel Mana, dass sie es nur mit Mühe in sich zurückhalten konnte. Selbst ich, die ich kein Mana besaß, konnte diese unglaubliche Kraft spüren.
Sie war noch mächtiger geworden, dachte ich und ließ zu, dass mein Neid wie eine Welle über mir zusammenschlug. Es hatte keinen Sinn zu leugnen, wie sehr ich mich danach sehnte, das zu besitzen, was Jia im Überfluss besaß: Mana.
Wenn ich nur einen Bruchteil ihrer Kraft besessen hätte, hätten meine Mutter und ich Busan nie verlassen müssen. Diese Emotionen, die mich zu verschlingen drohten, konnte ich gerade nicht gebrauchen.
Jia klang, als wollte sie sich bei dem Wort »Schwester« übergeben, und ausnahmsweise war ich mit ihr einer Meinung. Aber das hier musste warten. Ich hatte Wichtigeres zu tun - zum Beispiel Geld von meinem Vater zu erpressen. Ich hatte Prioritäten, und ein dickes Bankkonto war mir wichtiger als die kurze Befriedigung, Jia in einen Wutanfall zu treiben.
Sie schürzte ihre vollen Lippen und kam mit kleinen, bedächtigen Schritten auf mich zu. Sie hatte den milchig-weißen Teint und das glänzende Haar von jemandem, der sich seine natürliche Schönheit erkauft hatte - und einen perfekt geschnittenen Pony, den ich ihr am liebsten vom Kopf gerissen hätte.
Aber ihr puppenhaftes Aussehen täuschte mich nicht. Ich wusste, dass sie die Kraft hatte, mich auf der Stelle zu töten. Zum Glück gab es Zeugen, die sie daran hindern würden.
»Warum ist sie hier?« Jia stellte sich Muyeol in den Weg, doch er verlangsamte seine Schritte nicht, sodass sie unbeholfen und mit einem empörten Laut zur Seite treten...
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