Schweitzer Fachinformationen
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Rundum-Schutz-Paket. Seine Gedanken sprangen zu Versicherungsfragen. Er hatte die Police der Gebäudeversicherung irgendwo dabei; war der Schadensfall wirklich nicht abgedeckt?
Rundum-Schutz-Paket, Papiertaschentücher, Pfefferminz, Pepcid-Dual: Es war wie bei der Spielshow Pyramide - was hat ein Versicherungsvertreter in seiner Schreibtischschublade?
»Was tun Sie da«, sagt die weinende Frau und schreckt ihn damit auf, »beobachten Sie mich beim Schlafen?«
»Ich war in Gedanken.«
»Sie haben geglotzt; ich habe Sie beobachtet.«
»Wie wollen Sie mich beobachtet haben? Sie hatten die Augen zu. Haben Sie Ihre Familie angerufen?«
Sie schüttelt den Kopf.
»Gehen Sie nicht einfach«, sagt er aus heiterem Himmel. »Auch wenn die nicht wissen, was sie an Ihnen haben, Sie müssen es versuchen. Stellen Sie Regeln auf. Abendessen um halb sieben. Sie kochen, die anderen spülen. Bleiben Sie hart.« Indem er ihr sagt, was sie tun muss, sagt er sich selbst, was er tun muss. »Verstanden?«
Sie nickt.
»Mein Flug geht früh; schlafen Sie gut«, sagt er und macht sich auf den Weg ins Schlafzimmer.
»Wenn es okay ist, bleibe ich auf dem Sofa; ich habe seit fünfundzwanzig Jahren nicht mehr allein geschlafen.«
»Wo immer Sie sich am wohlsten fühlen.«
Perspektive. Am Morgen fährt er zum Haus zurück, er hat vor, nachzusehen, wie es mit dem Loch vorangeht, mal reinzugehen, nach dem Rechten zu sehen. Von draußen ist sein Haus eine Schachtel, eine Schachtel mit Fenstern und schöner Aussicht. Er fährt darauf zu, drosselt im Vorüberfahren das Tempo, und dann gibt er wieder Gas. Oben auf dem Hügel wendet er den Wagen und braust hinunter, am Haus mit dem Pferd vorbei, am Filmstar vorbei, an seinem eigenen Haus vorbei, bis ganz nach unten - es zieht ihn zu Anhil.
»Ich werde Sie zum Flughafen fahren.«
»Wer soll auf den Laden aufpassen?«
»Ich rufe meinen Bruder an; er wird rüberkommen, und ich werde Sie fahren, und dann nehme ich Ihren Wagen, solange Sie weg sind. Ich werde guten Gebrauch von ihm machen.«
Während sie darauf warten, dass der Bruder kommt, serviert Anhil Richard Frühstück - sein Müsli, seine laktosefreie Milch und eine Tasse heißes Wasser mit Zitrone -, damit er im Flugzeug die Nase frei hat.
»Vielen Dank für das Auto«, sagt Anhil, als er ihn am Flughafen absetzt.
»Ich schenke es Ihnen nicht, es ist nur geliehen.«
»Ich verstehe«, sagt Anhil. »Das wäre zu viel verlangt.«
Er nimmt in der Holzklasse auf seinem Sitz platz, setzt die Kopfhörer auf und fühlt sich wohl, beinahe schon vergnügt, als ihm der Gedanke kommt, dass ihm die Flucht gelungen, dass er noch mal davongekommen ist. Er trinkt sein Gratiswasser und isst seine Gratissalzstangen. Es geht ihm bestens, bis das Flugzeug landet, bis er in seinen Mietwagen steigt, bis er am brüderlichen Haus vorfährt, und dann ist es, als sei er kleiner und kleiner geworden, seit er am Morgen aufgewacht ist, geschrumpft beim Zähneputzen, als er den Reißverschluss seines Koffers zuzog, als er das Hotel verließ, während er am Flughafen durchleuchtet wurde, eingelaufen, als er im Flugzeug seine Tasche ins Gepäckfach stellte und den Sicherheitsgurt anlegte, noch mehr verzwergt im Mietwagen, wo er den Sitz nach vorn zog und staunte, dass er die Pedale erreichte und übers Lenkrad schauen konnte. Kleiner und kleiner, sodass er, als er am Haus seines Bruders ankommt, bestenfalls eins zwanzig groß ist, wieder ein Kind ist.
Er hält an, benutzt den Eiskratzer im Auto, um die Salzstangenkrümel abzubürsten, und geht hinein. Der Hund bellt ihn an. »Hör auf zu bellen«, sagt er, und der Hund hört auf. Er geht in die Küche, holt sich ein Glas Wasser, bleibt an der Spüle stehen und trinkt es, dann spült er das Glas, trocknet es ab, stellt es in der Schrank zurück, geht ins Fernsehzimmer und setzt sich. Er sitzt auf der Sofakante, als sei es ein Wartezimmer, eine Durchgangsstation, als sei er auf dem Weg nach irgendwo anders hierhergekommen. Ihm kommt der Gedanke, abzuhauen. Wenn er aufsteht und geht, wenn er nichts anrührt, wird niemand wissen, dass er hier war, dass er gekommen und gegangen ist. Wenn er es richtig anstellt, könnte er verschwinden, ohne dass jemand bemerken würde, dass er dagewesen war. Er könnte seine Tasche wieder ins Auto packen, den Schlüssel wieder unter die Matte tun und in ein Hotel gehen, das für genau diesen Zweck vorgesehen ist - mit dem Unbehagen über das Ungewohnte fertigzuwerden. Der Hund springt aufs Sofa, dreht sich einmal im Kreis, legt sich hin, den Kopf auf Richards Oberschenkel, und schluckt. Richard bleibt ein paar Minuten sitzen, dann legt er sich neben den Hund und bettet den Kopf auf das klumpige, karierte Sofa voller Krümel, voller Hundehaare, erfüllt von der fleischigen Witterung des Lebendigen. Er schläft.
Eins der Kinder kommt nach Hause. Ein Mädchen, das genau wie seine Mutter aussieht, gescheit, mit offenem Gesichtsausdruck. Sie ist ein junges Ding kurz vor dem Aufblühen, noch nicht befangen, hat noch keine Schere im Kopf.
»Was fehlt dir denn?«, fragt sie.
»Was meinst du?«
»Sie haben gesagt, wenn du herkommst, wäre irgendwas nicht in Ordnung - andernfalls würdest du nicht kommen. Musst du sterben? Bist du pleite? Bist du gerade in dieser Dingsda?«
»Welcher Dingsda?«
»Men-o-pause?«
»Männer haben keine Menopause.«
»Wieso heißt es dann Männ-o-pause?«
»Ich weiß nicht.«
»Und warum bist du dann hier?«
»Ich weiß nicht, ich hatte das Gefühl, ich müsste herkommen, ich müsste alle wiedersehen. Hast du nie das Gefühl, jemanden wiedersehen zu müssen, nur um dich zu vergewissern, dass er noch da ist?«
»Hast du einen Nervenzusammenbruch? So was reden Leute zusammen, wenn sie einen Nervenzusammenbruch haben. Liegt es am Nervenzusammenbruch, dass man sich über so was Gedanken macht, oder kriegt man den Nervenzusammenbruch, weil man sich darüber Gedanken macht?«
»Das ist immer die Frage. Wie alt bist du?«
»Fast zwölf.«
Es ist Donnerstagabend; Merediths Mutter ist da, die beiden Mädchen, und ein sechsjähriger Junge, von dessen Existenz Richard nichts wusste. Das Abendessen ist eine hervorragend abgestimmte Gemeinschaftsproduktion, raus aus dem Kühlschrank, rein in den Ofen und dann auf den Tisch; alle helfen mit.
Nach dem Abendessen steigen alle ins Familienauto, einen beigen Minivan; er sitzt in der zweiten Reihe, auf dem Captain's Seat, auf dem er sich fühlt wie bei dem einen Mal, als er beim Hochseefischen war.
»Alle Mann an Bord?«, fragt sein Bruder.
Die Schwiegermutter hat eine Vernissage in einem Coffee Shop in der Nachbarschaft, Bilder, die sie seit ihrem Schlaganfall gemalt hat. Nachdem sie ein Leben lang alles mit der rechten Hand gemacht hat, ist sie nun auf die linke angewiesen und schleppt ihre rechte Körperhälfte mit sich wie einen siamesischen Zwilling, aus dem die Luft raus ist.
Freunde der Familie haben sich im Bean N'Brew eingefunden. Sie nehmen die Malerei der Schwiegermutter ernst. Sie stellen Fragen: Wie lange malen Sie schon? Malen Sie jeden Tag? Haben Sie es je mit Gouachen versucht? Alle sind stolz. Niemand erwähnt, dass die Bilder wie Malen-nach-Zahlen aussehen. Sie machen Komplimente: Ich liebe Ihre Farbkomposition, Sie haben so einen satten Pinselstrich.
»Ich hatte schon immer eine Leidenschaft für Farben«, sagt die Schwiegermutter mit verwaschener Aussprache. »Jeder kann malen«, sagt sie zu ihm, »sogar du.«
Mit dem gleichen Enthusiasmus stellen sie Richard ihren Freunden vor.
»Mein Bruder«, sagt sein Bruder und haut ihm auf den Rücken.
»Ich dachte immer, du wärst ein Einzelkind.«
»Älter oder jünger?«
Weil er promoviert, zuerst geheiratet und zuerst ein Baby bekommen hatte, hatten sein Bruder und Richard schon vor langem die Plätze getauscht: Richard wurde vom Älteren zum Jüngeren zurückgestuft und büßte dabei alles ein, was er ihm möglicherweise vorausgehabt hatte.
»Älter«, sagt Ted und gibt ihm den Titel zurück.
»Also - was führt dich nach Boston - Geschäfte?«, fragt der Bruder, als sie wieder zu Hause sind.
Schweigen. Er hat vergessen, sich eine Geschichte zurechtzulegen.
»Alles in Ordnung?«, fragt der Bruder.
»Ich glaube schon«, sagt Richard. »Und bei dir?«
»Gut. Alles ist gut. Wenigstens glaube ich, dass alles gut ist; ich hatte so viel im Kopf.«
Sein Bruder Ted ist Physiker, ein Erfinder, ein Visionär, der sich durch nichts aufhalten lässt. Als Richard jünger war, fragten die Leute immer: »Was hat dein Bruder erfunden?«, und Richard sagte: »Die Welt.«
»Bringen wir dich mal für die Nacht unter«, sagt der Bruder und führt Richard nach oben in Barths Zimmer.
»Ich habe keine Erinnerung daran, ein Kind zu sein«, sagt Richard, als er sich in dem Zimmer umsieht, das mit den Memorabilien eines Jungenlebens vollgestopft ist.
»Du warst ernst.«
»Und was warst du - unernst?«
»Ich war ein Bastler, habe ständig Sachen aus Balsaholz gebaut.«
»Daran erinnere ich mich - der Geruch von Flugzeugkleber. Hatten wir Spielsachen?«
»Ich glaube, du hattest eine Registrierkasse . eine rote von Tom Thumb.«
Sein Bruder geht zum Wäscheschrank, um ein sauberes Laken, Handtücher und ein...
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