Schweitzer Fachinformationen
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Der Wald ist Rückzugsort und Abenteuerplatz zugleich.
Ein Aufenthalt im Wald ist heilsam. Schon immer zog es Menschen zur Erholung in den Wald oder in den nächsten Park. Abgeschottet von der oft hektischen und lärmenden Außenwelt, ist der Wald ein Ort, um zur Ruhe zu kommen und Kraft zu tanken. Speziell an heißen Sommertagen erfrischt die Waldluft ungemein. Doch es locken nicht nur angenehme Temperaturen, frischer Sauerstoff und eine erhöhte Luftfeuchtigkeit. Der Mensch fühlt sich auch auf einer tieferen Ebene vom Wald angezogen. Und ja, der Wald ist außerdem geheimnisvoll. Es gibt vieles zu entdecken, Abenteuer zu erleben, Gebiete auszukundschaften. Deshalb wollen wir den Wald, seine Pflanzen und Tiere in diesem Kapitel etwas besser kennenlernen. Tauch ein in den Waldorganismus, erfahre mehr über die Sprache der Bäume, komm zum Speeddatingevent mit 8 spannenden Baumarten, lass dich in Waldknigge ausbilden, wandere mit Willi dem Weidmann auf den Spuren der Wildtiere - und lande bei dir selbst.
Der Mensch braucht die Natur. Warum und wie sehr, versucht die Biophilia-Hypothese zu beschreiben. "Biophilia" bedeutet aus dem Griechischen übersetzt so viel wie "Liebe zum Leben" oder "Liebe zur lebendigen Welt". Der Begriff Biophilie wurde bereits gegen Mitte des 20. Jahrhunderts verwendet. Biophilie beschreibt das menschliche Bedürfnis, sich mit allem Lebendigen zu verbinden, zu wachsen und Wachstum zu fördern. Seien es nun Pflanzen, soziale Beziehungen oder die eigenen Ideen. Dahinter werden evolutionäre Gründe vermutet.
Kennst du das Gefühl, Sehnsucht nach Grün und frischer Luft zu haben? Einfach "raus" zu wollen, zu atmen, zu spüren, zu leben? In unserem heutigen Lebensalltag haben wir oft zu wenig davon, vom Grün, von der Luft, vom freien Lebensgefühl. Kein Wunder! Der Mensch lebt erst seit ca. 200 Jahren in der Umwelt, wie wir sie kennen, fast restlos erschlossen und industrialisiert. Das ist quasi ein Wimpernschlag in der Evolutionsgeschichte. Davor hat er ca. 15.000 Jahre lang Ackerbau betrieben und sich noch früher vermutlich ca. 300.000 Jahre lang in der wilden Natur bewegt und sich mit ihr entwickelt. Er hat gelernt, Dinge zu lieben, die ihm das Überleben sichern.
In der modernen Umwelt keimt die Sehnsucht nach der wilden Natur wieder auf. Die Erfüllung des Bedürfnisses, sich mit der Natur zu verbinden, das der Biophilie entspringt, ist ein genauso wichtiger Baustein für unser Wohlbefinden wie gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung und harmonische soziale Beziehungen. Eine Verbindung zur Natur kannst du auf vielen Wegen aufbauen: Indem du einen Garten bepflanzt und pflegst, dir dein Obst und Gemüse selbst anbaust oder auf einem landwirtschaftlichen Betrieb mithilfst. Du kannst mit Wertschätzung Pflanzen aus der Natur sammeln und verarbeiten, versuchen Wasser und Nahrung in der Natur zu finden oder am Lagerfeuer die Sterne beobachten. Vielleicht magst du barfuß behutsam über den Waldboden schlendern, in der Hängematte im Wald deine Seele baumeln lassen oder es ganz einfach genießen, die aromatische Waldluft einzuatmen und dem Rauschen der Bäume zu lauschen.
Auf dem Land aufgewachsen, beobachtete ich als Kind unsere betagten Nachbarn, die gemächlich mit dem Spazierstock über Feldwege in den Wald hinein verschwanden und mit zufriedenen Gesichtern wieder heimkehrten. Auch meine Oma, die sich über viele Dinge herzlich aufzuregen pflegte, ging regelmäßig spazieren und kam - zumindest etwas - beruhigter wieder zurück. Bei gemütlichen Sonntagsspaziergängen mit den Eltern und Geschwistern verfielen wir oft in tiefergehende Gespräche, als sie bei Kuchen und Kaffee am Küchentisch üblich waren.
Auch wenn es den Nachbarn, der Großmutter oder uns nicht bewusst war, die heilsame Kraft der Natur und des Waldes hat hier gewirkt. Was alle diese Spaziergänge gemeinsam hatten? Es waren Spaziergänge ohne Ziel. Es ging darum, sich zu bewegen, frische Luft zu schnappen, abzuschalten, Zeit miteinander oder alleine in der Natur zu verbringen. Sich auf sich selbst oder aufeinander zu konzentrieren und dabei die Landschaft und die magische Ausstrahlung des Waldes auf sich wirken zu lassen.
Durch den Wald streifen ohne Ziel? Fühl dich frei!
In der Ruhe des Waldes kannst du ganz du selbst sein.
Du siehst: Bewegung im Wald hat eine positive Wirkung auf uns. Was die meisten Menschen vorher wahrscheinlich eher instinktiv machten, wenn sie das Bedürfnis danach hatten, lebt heute unter dem Begriff "Waldbaden" neu auf. Das Bedürfnis, im Wald zu sein und sich bewusst mit ihm zu verbinden, wird beim Waldbaden gestillt. In Japan wird seit Jahrzehnten an der Wirkung des Waldes auf die menschliche Gesundheit geforscht. "Shinrin yoku", was sich mit "Eintauchen in die Waldatmosphäre" übersetzen lässt, hat dort mittlerweile einen Status als medizinische Anwendung erreicht.
Beim Waldbaden geht es nicht darum, strikten Regeln und Anweisungen zu folgen. Im Gegenteil, es geht darum, in sich hinein zu horchen, zu spüren, neutral wahrzunehmen und sich treiben zu lassen. Die wichtigsten Voraussetzungen dafür sind: ein ruhiger Wald, Neugierde, Offenheit und Ruhe. Alles andere ergibt sich von selbst. Um es mit den Worten von Dr. Qing Li, einem der wichtigsten Experten und Forscher zum Thema Waldbaden, zu sagen: "Die Kunst des Waldbadens ist die Kunst, sich durch alle Sinne mit der Natur zu verbinden." Mehr dazu findest du im Kapitel "Willkommen bei Doktor Wald: frei sein, bei dir sein" ab Seite 59.
Zuallererst wollen wir uns nämlich mit folgenden Fragen auseinandersetzen: Wer ist eigentlich dieser Wald? Was steckt in ihm? Wie ist er aufgebaut? Begeben wir uns auf die Spuren des Waldes .
Horche in dich hinein, sei ein Baum unter vielen.
Der Wald ist ein faszinierender Kosmos für sich.
Der Wald ist eines der vielfältigsten Ökosysteme. So komplex und perfekt, dass es fast wie ein Wunder erscheint. Durch die Lebensgemeinschaft von Mikroorganismen, Kleinstlebewesen wie Insekten, kleinen, mittleren und größeren Säugetieren, Pilzen, Moosen, krautigen Pflanzen, Sträuchern und Bäumen entsteht ein geschlossener Kreislauf zwischen Nährstoffproduzenten, Nährstoffkonsumenten und abbauenden Lebewesen.
Grüne Pflanzen erzeugen, mit Hilfe von Nährstoffen aus dem Boden und Sonnenenergie, aus Kohlenstoffdioxid (CO2) aus der Luft und Wasser, Sauerstoff und organische Verbindungen, wie z. B. Zucker. Sie sind Produzenten.
Pflanzenfresser in unterschiedlicher Größe, angefangen von der Raupe über manche Vögel und viele Säugetiere vom Eichhörnchen bis zum Reh, laben sich an dem satten Grün. Fleischfressende Tiere wie der Bussard oder der Wolf wiederum ernähren sich von Pflanzenfressern. Zusammen mit den Allesfressern, wie dem Fuchs, dem Dachs, dem Marder oder dem Wildschwein, bilden sie die Gruppe der Konsumenten.
Die wohl artenreichste Gruppe im Ökosystem sind die Kleinstlebewesen und Mikroorganismen, welche organisches Material wie totes Laub, abgestorbenes Holz, Kot oder tote Tiere wieder zu für Pflanzen verfügbaren Nährstoffen abbauen. Sie leben am oder im Waldboden. Käfer, Würmer, Maden, Schnecken, Ameisen und Milben sind Destruenten (Zersetzer), sie zerkleinern die grobe Biomasse. Pilze und Bakterien zerlegen das zerkleinerte organische Material dann in anorganische Nährstoffe. Sie sind Reduzenten. Eine Handvoll Waldboden enthält Milliarden solcher Mikroorganismen.
Durch diese ausgeklügelten Lebensgemeinschaften erhält sich ein gesunder Wald selbst. Er produziert laufend ausreichend Nährstoffe für seine Bewohner. Vielleicht ist das auch ein Grund, warum uns der Wald so fasziniert? Ein ökologisches Paradies, das nichts braucht als sich selbst - wenn es in Ruhe gelassen wird.
Wenn du versuchst, dir die vier Jahreszeiten bildlich vorzustellen, wird vielleicht rasch das Bild eines Laubbaumes vor deinem inneren Auge auftauchen. Kein anderes Lebewesen führt dir so eindrücklich den ewigen Kreislauf des Werdens und Vergehens vor Augen wie ein Baum. Er steht Zeit seines Lebens am selben Platz, vielleicht direkt vor deiner Nase. Vom Keimling wächst er zu einem jungen Spross heran, der seine Äste immer weiter in den Himmel streckt und seine Wurzeln immer tiefer in der Erde ausbreitet, bis er zu einem stattlichen Baum herangewachsen ist.
Kein Wunder also, dass sich im menschlichen Sprachgebrauch viele Analogien zu Bäumen finden, wenn es um tiefgreifende Bedürfnisse des Lebens geht. Wenn wir uns haltlos fühlen, möchten wir uns "wieder verwurzeln". Wir möchten "in uns ruhen", unsere...
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