Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Vogelgezwitscher, blühende Wiesen und die ersten warmen Tage - Frühlingsgefühle in Schweden!
Im kalten Stockholmer Winter träumt Annika vom Frühling. Denn die junge Frau führt ein einsames Leben - bis sie die lebenslustige Milla kennenlernt, die voller Tatendrang steckt. Doch Milla hat Krebs. Daher ist sie für all die verrückten Unternehmungen, die sie sich noch vorgenommen hat, auf Hilfe angewiesen - Annikas Hilfe. So landen die beiden Frauen schließlich auf der kleinen Insel Torsö, wo Milla ein letztes Mal ihre Jugendliebe Jonas küssen will. Und endlich lernt auch Annika, das Leben zu genießen. Denn irgendwo ist immer Frühling ...
Ein herzerwärmender Roman über Freundschaft und Lebensträume.
eBooks von beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.
Annika klickte die Webcam des Flughafens weg und startete den Flugradar, um den Weg der Maschine zu verfolgen. In dreieinhalb Stunden sollte sie auf dem Flughafen El Prat in Barcelona landen.
Entspannt lehnte sie sich zurück und schaute auf den Monitor. Ein winziges, stilisiertes Flugzeug schob sich millimeterweise über die Landkarte Richtung Süden. Sie schloss die Augen, reiste der Maschine in Gedanken voraus und sah sich über La Rambla spazieren. Sonne auf der Haut, Seeluft auf den Lippen .
»Alter Kacker!«
Annika riss die Augen auf und zog instinktiv die Hände vom Schreibtisch.
Keine Sekunde zu früh! Magnus' kräftiger Schnabel traf statt ihrer Finger die Schreibtischplatte.
»Hu!«, machte Magnus, als hätte ihn seine Beißattacke selbst überrascht.
Annika lachte, obwohl sie genau wusste, dass sie das schlechte Benehmen des Papageis damit weiter anstachelte.
»Böser Vogel!«, sagte sie tadelnd.
Das verstand Magnus. Er sträubte die Federn, ließ die Lider hängen und schien ganz genau zu wissen, dass er jetzt so verschlagen aussah, wie er es manchmal auch war.
Vorsichtshalber rutschte Annika auf ihrem Bürostuhl ein Stück zurück.
»Ist ja gut«, versuchte sie ihn zu besänftigen.
Er hob den Schwanz, schwenkte ihn kurz hin und her und ließ einen grün-weißen Klecks auf ihren Schreibtisch fallen.
»Du Ferkel!«
»Alter Kacker!«, bestätigte Magnus.
»Genau!« Annika stand auf, um die Küchenrolle zu holen.
Als sie zurück ins Wohnzimmer kam, war Magnus auf seine Voliere geflogen. Er kletterte gerne darauf herum, weigerte sich aber, sich darin einsperren zu lassen. Seit die Nachbarn sich über das durchdringende Geschrei beschwert hatten, das er jedes Mal anstimmte, wenn Annika die Käfigtür hinter ihm schloss, ließ sie es bleiben. Mit den Nachbarn hatte sie seither keine Probleme mehr, bis auf Herrn Hansson von nebenan. Vor ihm hatte Annika regelrecht Angst. Er war laut, ungepflegt und roch meistens nach Alkohol. Bevor sie ihre Wohnung verließ, lauschte sie immer erst kurz an der Tür, um möglichst jede Begegnung mit ihm zu vermeiden.
Magnus hockte jetzt auf dem Ast, den sie auf dem Volierendach befestigt hatte. Ein Bein hatte er unter das Gefieder gezogen. Er schien müde zu sein.
Annika betrachtete den Papagei mit einem Lächeln und dachte daran, wie Magnus ihr vor etwas mehr als einem Jahr zugeflogen war. Die ersten Schneeflocken waren vom Himmel geschwebt, als er plötzlich auf dem Balkongeländer gesessen hatte. Völlig erschöpft, durchgefroren und laut schreiend, weil ihn das weiße, umherwirbelnde Zeug in Panik versetzte.
Alarmiert durch das Gekreische hatte Annika die Balkontür geöffnet und selbst erschrocken aufgeschrien, als ein dunkler Schatten an ihr vorbeisegelte, schwerfällig auf dem Tisch landete und einen grün-weißen Klecks hinterließ.
»Magnus! Alter Kacker!«, hatte er sich vorgestellt und gleich seinen weiteren Wortschatz vorgeführt: »Komm mal her! Guter, guter Junge! Komm, komm, komm!«
Mit diesen Worten war er über den Tisch gewatschelt und von da aus auf eine Stuhllehne gesprungen, während er die Umgebung - und vor allem Annika - aufmerksam musterte.
Plötzlich hatte er die Flügel wieder ausgebreitet. »Tschüss, mein Schatz, sei lieb!«
Annika war erleichtert gewesen, hatte die Balkontür weit aufgerissen und gehofft, dass der Vogel tatsächlich verschwand und zurück nach Hause flog.
Vielleicht war es der Schnee gewesen, der immer noch vom Himmel fiel. Vielleicht hatte der Vogel auch einfach keine Lust auf die Kälte da draußen gehabt. Jedenfalls hörte er auf zu flattern, machte es sich auf einem Bein gemütlich und zog das andere unter sein Gefieder.
»Lecker!«, hatte er gesagt. Es klang wie ein Befehl, und er hörte nicht mehr damit auf. »Lecker, lecker, lecker, lecker .«
Annika konnte kaum fassen, dass seit ihrer ersten Begegnung mit Magnus schon so viel Zeit vergangen war. Anfangs hatte sie noch versucht, die rechtmäßigen Besitzer zu finden, aber sie schienen ihren Papagei nicht zu vermissen. Es gab keine Suchmeldungen, und es meldete sich auch niemand auf ihre eigenen Aushänge.
»Lecker, lecker!«, rief Magnus. Seine fordernde Stimme riss Annika aus ihren Erinnerungen.
Sie gehorchte sofort, alles andere war zwecklos. Sie stand auf und holte ihm eine Walnuss. Damit war er erst einmal beschäftigt.
Sie selbst setzte sich wieder vor ihren Computer und beobachtete eine ganze Weile das stilisierte Flugzeug auf seinem Weg Richtung Süden. Dabei versuchte sie sich vorzustellen, wie so ein Flug ablief.
Annika war noch nie geflogen. Jedenfalls nicht real. Virtuell war sie Vielfliegerin, ihr Monitor war ihr Fenster in die weite Welt.
Irgendwann wurde es ihr zu langweilig, auf das stilisierte Flugzeug zu starren, das sich millimeterweise über die Landkarte schob, und sie konzentrierte sich wieder auf das Ziel der Reise.
Das ist das Gute an meinen virtuellen Reisen, redete sie sich ein. Ich muss nicht stundenlang im Flugzeug sitzen. Ich kann aussteigen, wann und wo ich will.
Meistens entschied sie sich für Barcelona, ihre Traumstadt, seit sie in einer Illustrierten darüber gelesen hatte. Annika erinnerte sich noch gut an den Tag, an dem sie in der Vårdcentral, dem Ärztezentrum in Älvdalen, auf ihre Mutter gewartet hatte. Das Wiedersehen mit ihren ehemaligen Kollegen war schmerzhaft gewesen, weil sie gerne in der Vårdcentral gearbeitet und nicht ganz freiwillig damit aufgehört hatte.
Annika hatte im Wartebereich gesessen, die Schuldgefühle lagen ihr schwer im Magen, und die Sehnsucht nach einem eigenständigen Leben schnürte ihr die Kehle zu.
Ihre Mutter hatte ihr die Schuld an ihren Herzbeschwerden gegeben, weil Annika kurz davor davon gesprochen hatte, ihr Heimatdorf zu verlassen. Tagelang hatte sie dieses Gespräch vor dem Spiegel geprobt und sich die richtigen Worte zurechtgelegt. Sie hatte ihren ganzen Mut dafür aufbringen müssen - und es sofort bereut, als sie das gequälte Gesicht ihrer Mutter gesehen hatte.
Auf der Fahrt zur Vårdcentral hatte ihre Mutter kein Wort mit ihr gesprochen. Erst als sie zur Untersuchung aufgerufen wurde, hatte sie kurz und knapp befohlen: »Du wartest hier!«
Um sich abzulenken, hatte Annika eine der Illustrierten aufgeschlagen, die auf dem Tisch herumlagen. Einfach irgendwo mittendrin. Dabei war sie auf einer Doppelseite über Barcelona gelandet. Die Fotos fesselten sie, die Beschreibungen dazu weckten ihre Sehnsucht. Barcelona versprach alles, wonach sie sich sehnte: Reisen, Abenteuer, Freiheit .
. Und dann war ihre Mutter zurückgekommen. Mit leidendem Gesichtsausdruck und vorwurfsvollen Worten.
Wie so oft, wenn sie an ihre Mutter dachte, seufzte Annika unwillkürlich auf. Sie schämte sich, weil sie unfähig war, echte Trauer zu empfinden. Die Schuldgefühle, die ihre Mutter ihr zeitlebens eingeimpft hatte, waren auch nach deren Tod nicht verschwunden. Und immer noch hatte sie die vorwurfsvolle Stimme im Ohr: Ich habe immer alles für dich getan. Und du .
Annika schlug beide Hände vors Gesicht, als ihr bewusst wurde, dass sie nach dem Tod ihrer Mutter durchaus etwas empfunden hatte: Erleichterung! Ein Gefühl grenzenloser Freiheit! Endlich konnte sie das Dorf ihrer Kindheit verlassen.
Eigentlich war es nicht einmal ein richtiges Dorf mit einer Dorfgemeinschaft, in der sich die Menschen verbunden fühlen. Der Ort bestand nur aus einigen verstreuten Häusern und Höfen irgendwo im Wald hinter Älvdalen.
Barcelona blieb Annikas Traumstadt. Doch wie die meisten ihrer Träume war auch dieser unerreichbar.
Aber Stockholm war ja auch nicht schlecht. Vielleicht säße sie jetzt noch in diesem kleinen roten Haus bei Älvdalen, wenn sie nicht zufällig auf das Stellenangebot gestoßen wäre. Sie hatte es geschafft, nach Stockholm zu ziehen, und fühlte sich dabei unglaublich verwegen und abenteuerlustig.
Die Stelle in der Krankenhausverwaltung verdankte sie ihren ausgezeichneten Computerkenntnissen und ihrer Erfahrung aus der Vårdcentral in Älvdalen, in der sie bis zum Tod ihres Vaters als Sachbearbeiterin angestellt gewesen war. Auch dort war sie für die Patientenabrechnungen verantwortlich gewesen.
In der Vårdcentral hatte Annika sich wohlgefühlt, und sie hatte sich zum ersten Mal richtig verliebt. Alles war gut gewesen. Sie hatte an das Glück geglaubt, an die Liebe. Aber dann war alles anders gekommen. Das Schicksal hatte nicht zugelassen, dass sie glücklich wurde.
Vielmehr hat Mama es nicht zugelassen, dachte Annika. Sie schüttelte leicht den Kopf, um diesen Gedanken zu verdrängen. Es war vorbei, nie wieder konnte ihre Mutter sich in ihr Leben einmischen und ihr Schuldgefühle verursachen.
Ich habe alles für dich getan!, glaubte sie wieder ihre Stimme zu hören.
»Du hast mir die Luft zum Atmen genommen«, antwortete Annika.
Ich war immer für dich da!
Annika wollte nichts mehr hören, presste beide Hände gegen ihre Ohren, aber die Stimme in ihrem Kopf brachte sie damit nicht zum Verstummen.
Sie sah wieder auf den Bildschirm. Ihr Flugzeug verließ gerade den schwedischen Luftraum.
Warum willst du weg?
Die Stimme war heute besonders hartnäckig.
Ich habe alles für dich getan! Ich war immer für dich da!
Annikas Finger hackten wie wild auf die Tastatur ein. Sie musste etwas finden, was sie endlich auf andere Gedanken brachte. Was diese Stimme und vor allem die Schuldgefühle vertrieb.
Sie spielte kurz mit dem Gedanken, nach draußen zu gehen. Einfach...
Dateiformat: ePUBKopierschutz: Wasserzeichen-DRM (Digital Rights Management)
Systemvoraussetzungen:
Das Dateiformat ePUB ist sehr gut für Romane und Sachbücher geeignet - also für „fließenden” Text ohne komplexes Layout. Bei E-Readern oder Smartphones passt sich der Zeilen- und Seitenumbruch automatisch den kleinen Displays an. Mit Wasserzeichen-DRM wird hier ein „weicher” Kopierschutz verwendet. Daher ist technisch zwar alles möglich – sogar eine unzulässige Weitergabe. Aber an sichtbaren und unsichtbaren Stellen wird der Käufer des E-Books als Wasserzeichen hinterlegt, sodass im Falle eines Missbrauchs die Spur zurückverfolgt werden kann.
Weitere Informationen finden Sie in unserer E-Book Hilfe.